Endlich wieder unterwegs! Nachdem wir den Herbst mal wieder für wichtige Arbeiten am LKW, wie den Einbau einer Trockentrenntoilette von Nature’s Head und dem Abarbeiten der Mängelliste von der Dekra - der Prüfer war diesmal aber auch ein richtiger Vollpfosten - genutzt haben, hatten wir aber auch Zeit für Familie, allen voran für die Hochzeit unserer Tochter! Danach kämpften wir beide längere Zeit mit einer hartnäckigen Grippe und so verschob sich der Abfahrtstermin immer weiter nach hinten. Da wir aber spätestens Ende Februar wieder zu Hause sein wollen, denn ein paar Skitouren müssen schon sein, streichen wir die tunesische Option und sehen uns mal Italien im Winter und ohne andere Touristen an.
Die Fähre nach Dänemark legt pünktlich um acht Uhr ab. Ein letzter Blick zurück auf Kristiansand und die vielen, kleinen, vorgelagerten Inseln. Es zeigt sich keine Wolke am Horizont, wahrscheinlich wird es ein recht warmer Tag heute. Hätte es nicht die letzten Wochen auch so sein können? Dank der Klimaanlage ist es zapfig kalt im Innenraum und außen bläst ein so ein kräftiger Wind, dass sich kaum jemand raus wagt. Aber wir sind eh so müde, so dass wir von den dreieinhalb Stunden das meiste verschlafen. Von Hirtshals wollen wir heute nicht mehr so weit fahren und steuern einen Parkplatz beim zur Zeit wohl berühmtesten Leuchtturm des Landes an. Den Rubjerg Knud Fyr. Berühmt deshalb, weil er nur mehr acht Meter von der steilen Abbruchkante entfernt steht und nun 80 Meter weit ins Landesinnere mit Hilfe von extra verlegten Schienen umziehen muss. Ende Oktober findet das große Spektakel statt. Kaum auszudenken wie viele Leute es dann hierher verschlägt, wenn heute schon der Parkplatz mehr als gut belegt ist. Bei für uns ungewohnt hohen Temperaturen stapfen wir die Dünen hinauf, schauen über die wirklich steile Kante, von der die Fluten jedes Jahr ein Stückchen wegnehmen. Verschwitzt fahren wir dann weiter nach Blokhus, wo es einen kleinen Badesee mit einem verstecktem Miniparkplatz und eine kleinen Badestrand gibt. Da können wir es mit einem Buch und ab und zu einer Schwimmeinlage im erfrischenden Wasser sehr gut aushalten.
Da direkt am Parkplatz der Finnskogveden vorbeigeht und wir auch dringend mal wieder etwas Auslauf brauchen, gehen wir auf dem schmalen Pfad hinauf bis zu einem wunderschön gelegenen See mit einer Unterstandshütte. Da die Wacholder- und Blaubeersträucher schwer vom Regen dicht über dem Weg hängen, sind wir schon bald bis zu den Knien nass. Aber egal, wir sehen viele Elchspuren und Hinterlassenschaften und wir haben ja die Hoffnung einen Elch zu sehen noch nicht aufgegeben. Aber wird wieder nix! Kaum an der Hütte angekommen, spüren wir schon die ersten Tropfen, also drehen wir um und schaffen es dem Regen davonzulaufen. Auf der Weiterfahrt entlang großer Getreidefelder und einem Kartoffelfeld nach dem anderen, machen wir an einer aufgegebenen Sprungschanze Pause, bevor wir in Hamar am Spätnachmittag beim Freilichtmuseum ankommen. Hier sind über 60 Gebäude in einem großen Park am Ufer des Mjøsasees aufgestellt. Und das Beste: es kostet keinen Eintritt! Vor dem nächsten Schauer besichtigen wir einige der wirklich schönen Häuser und staunen über die gewaltige Glaskonstruktion, die sich über die Ruine der ehemaligen Domkirche spannt. Einen Vorteil hat das schlechte Wetter: es geht niemand zum Baden, so dass wir auf dem Parkplatz vom Badestrand noch einen guten Platz zum Schlafen finden.
Komischerweise hat der See über Nacht ganz schön abgekühlt, so dass das morgendliche Bad etwas kürzer ausfällt, aber es hat gut getan wie immer. Wir starten erst mal nach Särna zum Einkaufen und danach in den westlich gelegenen Nationalpark Fulufjället. Ohje, der große Parkplatz ist fast total belegt. Nur mit Mühe finden wir noch einen Platz für den LKW, an dem man auch die Leiter rausziehen kann. Vorbei an einem „Badeplatz für Hunde“ schauen wir uns zuerst das Naturum an, ein modernes Holzgebäude, in dem vor allem für Kinder die Flora und Fauna des NP anschaulich erklärt werden. Ja, auch wir haben viel dazu gelernt. Anschließend gehen wir die Wasserfallrunde, ein ca. vier Kilometer langer sehr gut ausgebauter Wanderweg zu Schwedens höchstem Wasserfall mit gut 90 m Fallhöhe. Ich weiß nicht, wo die ganzen Leute vom Parkplatz abgeblieben sind, hier sind sie auf jeden Fall nicht. Klar, hinten am Wasserfall stehen schon einige rum, aber wir haben es uns schlimmer vorgestellt. Wir machen ein paar Fotos, doch leider steht die Sonne recht ungünstig. Beim Rückweg entdecken wir alte, z. T. abgestorbene, Kiefern, deren Stamm ganz ins sich verdreht ist. Hmm, ich habe mir wohl irgendwelche Darmbakterien oder -viren eingefangen, so dass wir nur mehr wenige Kilometer zu einen Stellplatz am Fluss fahren mit einem ordentlichen Toilettenhäuschen! Das ist nun mein bevorzugter Aufenthaltsort für den Rest des Tages, während es sich Wolfgang im lichten Schatten der Kiefern gut gehen lässt.
Um halb drei nach „alter“ Zeit sind wir heute erst ins Bett gekommen. Kein Wunder, dass wir erst um elf Uhr schwedischer Zeit aufstehen. Und der Regen, der auch schon die Restnacht aufs Dachfenster getrommelt hat, animiert auch nicht gerade zum Aufbruch. Um Vorwärtszukommen fahren wir auf der Schnellstraße Richtung Süden über Örnsköldsvik an die Höga Kusten. Diese, auf deutsch Hohe Küste, wird so genannt, weil hier sich hier im Gegensatz zum finnischen Gegenüber die Küstenberge auf gute 200 Meter erheben. Zudem findet eine Landhebung statt und zwar um beachtliche 8 - 10 mm pro Jahr. Wir merken uns schon vor, dass wir in ca. 2000 Jahren keine Fähre mehr brauchen um von Finnland nach Schweden zu gelangen. An einem kleinen Badestrand mit schon gewohnter Ausstattung richten wir uns ein. Gut, dass Wolfgang sofort das Feuer entfacht, so werden unsere Würstel noch vor dem nächsten Regenguss fertig!
An unserem ersten Morgen in Finnland haben wir verschlafen! Aber das darf auch mal sein. Über Joensuu, wo wir noch wichtige Dinge wie Brezen beim Lidl kaufen, geht es über eine Schnellstraße, die wir uns heute gönnen, etwas nördlich in den Koli-Nationalpark. Bis jetzt war immer blauer Himmel und angenehme 21°, doch kaum parken wir an einem Parkplatz am Ufer des Pielinen-Sees bei einem Skilift ein, wird es grau und es fängt zu regnen an. Da wir aber schon auf Bewegen eingestellt sind, ziehen wir regendichte Klamotten an und packen noch die Schirme ein. Um halb fünf marschieren wir los. Für die gesamte Runde brauchen wir dann doch dreieinhalb Stunden. Es geht immer wieder steil hinauf, dann wieder steil runter u.s.w. Während sich unser Mückenspray im Auto ausruht, verlieren wir leider im Kampf gegen diese Biester. Wir überschreiten diverse Koli, kommen an Grill- und Unterstandsplätzen vorbei, gehen über Bohlen durch morastigen Grund. Die tolle Aussicht von den felsigen „Gipfeln“ können wir nur erahnen. Der Ukko-Koli mit 347 m ist die höchste Erhebung von Nordkarelien. Für uns geht es nun nur noch bergab. Trotz der vielen Mückenstiche und immer wieder ein bisschen Regen war es eine tolle Wanderung.
Um halb zwölf kommen wir bei der „Waiting Area“ in Narva an. Beim Haus 1 erwerben wir die Registrierung unseres LKWs für die Öffnung der Schranke an der Grenze. Beim Haus 2 warten wir dann bis unser Kennzeichen auf dem Display erscheint und dann muss man innerhalb von 20 Minuten an der eigentlichen Grenze zu Russland erscheinen. Der estnische Beamte ist wohl auf unser Haus neugierig und schaut sich ein bisschen die Schrankinhalte und unseren „Keller“ an. Doch dann sind wir fertig, müssen aber hier warten, weil auf russischer Seite zu viel los ist. Kaum dürfen wir fahren, stehen wir schon wieder. Diesmal auf der Brücke zwischen den beiden Festungen von Narva und Ivangorod und auch etwas länger. Endlich geht es weiter. Natürlich bekommen wir nur ein russisches Formular zum Ausfüllen. Aber wir sind ja vorbereitet und haben uns zu Hause noch ein englisches ausgedruckt, so dass wir nur einen klitzekleinen Fehler gemacht haben! Der junge russische Zöllner kann nur ein englisches Wort: Open! Okay, wir öffnen alles, was er will. Nur dumm, dass er nicht gut klettern kann, denn als er in die Alukiste auf dem Fahrerhaus reinschaut, kommt er fast nicht mehr runter und kracht dann fast auf den Teer. Das ist ihm sichtlich peinlich und die Durchsuchung ist nun auch schon beendet. In Ivangorod erledigen wir schnell den Rest: Geld abheben, SIM-Karte besorgen (4,15€ für 20 GB und 600 Minuten), einkaufen und Tanken. Und das ist ja mal wirklich erfreulich! Kein Wunder bei einem Spritpreis von 61 ct. Wir fahren Richtung Norden an einen See. Die Landschaft wird weiter, aber die Orte werden immer kleiner, bis hin zu einzelnen Häuschen. Alles sehr einfache, kleine Holzhäuser. Nur wenige Bewohner konnten sich neue Fenster leisten und ein frischer Anstrich wird auch überbewertet. Doch in den Gärten gedeihen vorwiegend Kartoffeln, Kohl und in kleinen Gewächshäusern sehen wir schon recht große Tomatenpflanzen. Die Straße wird zu einer engen, sandigen und sehr welligen Piste. Und nachdem wir schon eine geraume Weile Richtung See geschaukelt sind, stehen wir plötzlich vor einer Schranke. Leider liegen so viele Baumstämme rum, so dass das Wendemanöver etwas dauert! Wir schreiben den See ab und bleiben auf einer Lichtung im Wald stehen. Dort machen wir ein Lagerfeuer und dann kommt endlich mal wieder unser Potjie zum Einsatz. Das ist wirklich super: man stellt ihn befüllt in die Glut, 40 Minuten später ist der Eintopf fertig und man hat kaum was zum Spülen. Dadurch, dass es eigentlich nicht mehr richtig dunkel wird, verschätzen wir uns immer mit der Zeit und kommen auch heute nicht vor zwölf ins Bett.
Bevor es nach Estland reingeht, laufen wir noch die sogenannte Nordmole bei Ainazi ab. Dieser knapp 700 m lange Steinwall markiert ziemlich genau die Grenze zwischen Lettland und Estland. Pärnu lassen wir links liegen und steuern den winzigen Hafen von Kavaru an. Er hat für fünf kleine Fischerboote Liegeplätze, einen Topgrill, überdachte Sitzgelegenheit und einen kleinen Spielplatz. Wir sind gerade mit dem Grillen der Würstel fertig, als es hinter uns ziemlich schwarz wird und rasch ein kräftiger Wind aufkommt. Die Familie mit dem kleinen Mädchen schwingt sich bald auf ihre Räder und wir verziehen uns in den Lkw, bevor der Sturm loslegt.
Heute geht es von Virtsu aus mit der Fähre nach Muhu, die drittgrößte estnische Insel. Wir lassen den LKW auf dem Parkplatz des Freilichtmuseums in Koguva stehen und machen uns mit den Rädern auf den Weg einen Teil der Insel zu erkunden. In Koguva gibt es einen winzigen Fischereihafen, direkt daneben ein gut aussehendes Boutiquehotel und ein kleines Café. Und ansonsten noch viele alte Steinhäuser, die sich vor dem Wind hinter bemooste Steinmauern ducken. Die Gärten sind wie immer riesig und der Rasen ist auch wie immer tiptop gemäht. Das ganze Dorf ist ein einziges Museum, da sparen wir uns den Eintritt. Auf kleinen Straßen mit kaum Verkehr radeln wir zu einer Windmühle, klappern eine historische Verteidigungsanlage ab, die zuletzt im 1. Weltkrieg hart von den Deutschen und Russen umkämpft war. Das nächste Ziel ist ein Leuchtturm im Norden der Insel. Der Weg dorthin ist mit etwas Seitenwind noch ganz in Ordnung. Der Leuchtturm ein Flopp - ein verrostetes Eisengestell im Gestrüpp - und der Rückweg hat es dann in sich. Strammer Gegenwind! Aber wir wollten uns ja mal wieder sportlich betätigen!
Ein mickriges Schild am Straßenrand zeigt uns an, dass wir uns nun in Lettland befinden. Es gibt hier kaum mehr diese kleinen, putzigen Holzhäuser, Stein und Ziegel ist wieder angesagt. Nicht geändert haben sich die Automarken: an erster Stelle Volvo, gerne in groß und Allrad, gefolgt von den drei deutschen auch in groß und Allrad, dann gibt es noch Skoda im Angebot und ein kleiner Rest Japaner etwas kleiner und ohne Allrad. Hier legt man halt Wert auf dicke Schlitten, denn die stehen dann vor einer höchstens mittelprächtigen Bude. In der Kleinstadt Bauska schauen wir uns dazu passend ein Automuseum an. Dort stehen ein paar schöne deutsche Oldtimer, diverse protzige Russenkarossen und man glaubt es nicht auch drei lettische Fahrzeuge. Nicht mal Wolfgang wusste, dass es einen lettischen Fahrzeughersteller gab. Da es regnet, fahren wir gleich weiter zum nächsten Highlight, zum Schloß Mežotne. Über eine schwimmende Brücke gelangt man über einen Fluss zum Schloß. Eine sehr glitschige Angelegenheit heute! Zudem wurde genau zwischen Brücke und Gebäude gebaggert, überall ist Batz, puh, das hätten wir uns sparen können. Bisschen schlecht gelaunt fahren wir nach Tervete weiter. Der Platz an einem Badesee ist schön, aber leider wieder batzig. Am Abend, wir können es kaum glauben, kommt die Sonne kurz raus und wir drehen noch eine Runde am See entlang.
Unsere erste Anlaufstelle in Litauen ist nahe des kleinen Ortes Veisiejai im gleichnamigen Nationalpark ein idyllisch gelegener Parkplatz an einem kleinen See mit Picknickplatz und Plumpsklo. Eine kurze Regenpause haben wir dazu genutzt uns die Füße zu vertreten und sind auf den Wanderwegen am See rumgelaufen. Leider haben zwanzig Meter über eine Wiese gereicht, dass wir nasse Socken bekommen haben. Wir entdecken ein paar Ferienhäuser mit vielen Storchennestern. Doch als sie uns sehen, fliegen sie auf und davon.
Hurra, es geht wieder auf Reisen! Sechs Monate waren wir nun zu Hause. Der Grund waren Krankheiten, kleine OPs an Mensch und Maschine, Skitouren dank des vielen Schnees und zu guter Letzt die Geburt unseres dritten Enkels August. Da wir nicht so lange Zeit haben, entschließen wir uns zu einer Tour rund um die Ostsee entgegen des Uhrzeigersinns.