Italien 11.12. - 31.12.2019

Endlich wieder unterwegs! Nachdem wir den Herbst mal wieder für wichtige Arbeiten am LKW, wie den Einbau einer Trockentrenntoilette von Nature’s Head und dem Abarbeiten der Mängelliste von der Dekra - der Prüfer war diesmal aber auch ein richtiger Vollpfosten -  genutzt haben, hatten wir aber auch Zeit für Familie, allen voran für die Hochzeit unserer Tochter! Danach kämpften wir beide längere Zeit mit einer hartnäckigen Grippe und so verschob sich der Abfahrtstermin immer weiter nach hinten. Da wir aber spätestens Ende Februar wieder zu Hause sein wollen, denn ein paar Skitouren müssen schon sein, streichen wir die tunesische Option und sehen uns mal Italien im Winter und ohne andere Touristen an.

Ein Blick auf die Mauttabelle bei der österreichischen Asfinag zeigt uns 55 € von Kufstein bis zum Brenner an, da beschließen wir sofort über den Achensee und die alte Römerstraße bis zur italienischen Grenze zu fahren. Viel schöner und ganz umsonst. Südlich von Bozen wissen wir bei Margreid einen kleinen Parkplatz, wo wir bei knapp unter null Grad dank guter Heizung eine ruhige Nacht verbringen.

 

 

Bei Schneeregen und alles Grau in Grau geht’s über Trento und durch das Val Sugana aus den Dolomiten raus. Wir schlendern durch das wirklich schöne Städtchen Bassano del Grappa. In den Gassen gibt es noch die kleinen Läden mit Haushaltswaren, Schlafanzügen, Schmuck, Grappe und nicht zu vergessen die Füllfederhalter von Montegrappa, wofür man schon mal einen guten vierstelligen Betrag hinblättern muss! Und bei den Buden des Christkindlmarktes sind erstaunlicherweise kaum Fress- und Saufstände dabei, sondern viel Handwerkliches und Selbstgemachten zum Thema Weihnachten. Leider wird es kalt und dunkel und da sehen wir zu, dass wir noch nach Padua kommen und in der Nähe des Bahnhofs einen Stellplatz finden. 

Es hat die Nacht durch geregnet bzw. geschneit, so dass sich rings um den LKW eine Riesenpfütze gebildet hat. Da hab ich mir sozusagen den Grundstein für nasse Füße gelegt! Trotz Verlaufen schaffen wir es in ca. 20 Minuten in die Altstadt. Wir statten der Universität einen Besuch ab und stellen uns vor, dass vielleicht Galileo Galilei genau diese Treppe auch schon mal raufgegangen ist. Dank der vielen Arkaden sind wir nur halb durchnässt als wir auf die Piazza dei Signori gelangen. Die Bewohner Paduas eilen geschäftig von Laden zu Laden für ihre Weihnachtsbesorgungen, in der Markthalle im Palazzo della Ragione geht es zu wie in einem Bienenstock. Die aufgehängten Schinken, Würste und Käse riechen köstlich! Doch typisch italienisch muss man für jeden noch so kleinen Laden eine Nummer ziehen. Doch für uns geht’s weiter durch die Gassen, immer wieder Schirm auf, Schirm zu. Dank der langsamen Software bei Vodafone, wo wir eine SIM-Karte kaufen, sind unsere Jacken dann fast wieder trocken. Hat alles seine Vor- und Nachteile! In einer Bar stärken wir uns, bevor wir den einstmals größten Saal weltweit besichtigen. Im ersten Stock des Palazzo della Ragione erstreckt er sich über eine Länge von 82 m und einer Breite von 27 m. Das Dach erinnert an einen Schiffsrumpf und an den Wänden erstreckt sich ein Freskenbogen aus 333 Bildern, die das astrologische Jahr abbilden. Das hat uns schon sehr beeindruckt! Zwei Miniöfchen „erwärmen“ den Saal. Wir benutzen sie um unsere Handschuhe zu trocknen, bevor es wieder ins Freie geht. Irgendwann spüre ich meine nassen und eiskalten Füße nicht mehr und wir hasten zurück zum Auto, wechseln Socken und Schuhe und fahren über unzählige Kreisverkehre aus Padua hinaus nach Chioggia. Der angedachte Parkplatz stellt sich als WoMo-Stellplatz heraus, mit Schranke und Automat zum Bezahlen. Was soll ich sagen, wir schaffen es nicht die ausgegebene Plastikkarte mit dem entsprechenden Betrag von sechs Euro aufzuladen. Weder mit Scheinen noch mit Bankkarte. Auch eine hilfsbereite Italienerin kapituliert. Völlig durchfroren stellen wir uns dann eben vor dem Zaun und Schranke hin, was ja viel günstiger ist.

Gut, dass wir zu dumm zum Bezahlen waren gestern, denn das italienische WoMo, das gestern schon auf dem Platz stand, konnte heute nicht mehr rausfahren. Diverse Bedienstete kommen und gehen, aber erst nach 1,5 Stunden gelingt es ihnen die Schranke zu öffnen! Bei strahlendem Sonnenschein spazieren wir an der Lagune entlang nach Chioggia rein. Mit seinen drei Kanälen bekam es den Beinamen „Klein-Venedig“. Es ist alles kleiner hier, die Pallazzi, die Brücken, die Kanäle, aber eben auch die Preise. Hier bekommt man noch einen Cappuccino für 1,40 €, da werfen die in Venedig nicht mal die Maschine an! Heute freut sich jeder über die Sonne, Wäsche wird zwischen den Häusern aufgehängt, man kann endlich wieder Sonnenbrille tragen, jeder eilt geschäftig umher oder steht im Freien bei einem Glas Wein oder einem Spritz. Da bekommen wir so richtig gute Laune! Doch um Punkt ein Uhr werden die Kinder von der Schule abgeholt, die Läden schließen und die Leute gehen nach Hause, wo die Mamma mit dem Mittagessen wartet. Auch wir fahren weiter nach Mesola, ein kleiner Ort im Podelta. Bei einem abendlichen Spaziergang ins Dorf staunen wir, dass es mindestens vier Bars gibt, wovon wir eine gleich mal näher unter die Lupe nehmen. Bei Wein und Chips gehen wir unserer Lieblingsbeschäftigung nach, dem Beobachten von Leuten.

 

 

Bei dem tollen Wetter - Sonne und 15° - fahren wir nur ganze 30 km und parken in Porto Garibaldi direkt am Strand. Das geht wohl auch nur ganz außerhalb der Saison. Am weiten Strand sieht man die Überbleibsel des letzten Sturms: jede Menge Treibholz und eingewehte Abfalltonnen. Und eines weiß ich genau, im Sommer würden mich keine zehn Pferde hierher bringen. Ein scheußliches Hotel neben dem anderen und mit Sicherheit hunderte von Sonnenschirmen mit je zwei Liegestühlen in Reih und Glied für viel Geld zu mieten. Mit einer kleinen Fähre setzen wir über einen Kanal über, genießen cremiges Eis und flanieren an der Mole auf und ab. Wie auch die Italiener, nur nicht ganz so aufgebrezelt!

Von hier ist es nicht weit hinauf nach San Marino, der kleinsten Republik der Welt. Mit diversen Aufzügen gelangen wir hinauf in die Altstadt. Ein eigens abgestellter Polizist „hilft“ uns über einen Zebrastreifen zu einem der Stadttore. Die Gassen sind mit Kopfsteinpflaster belegt und links und rechts ist ein Schmuckladen oder eine Parfümerie nach der anderen. Stimmt nicht ganz, denn auf einmal kommt ein Waffengeschäft mit Pistolen, Revolvern und Maschinengewehren in der Auslage. Na, das ist doch mal was anderes! Bei der Festung oben führt ein kleiner Weg zu den drei Türmen. Wir haben von überall einen prächtigen Ausblick auf die hügelige Landschaft rundherum. Leider ist es ziemlich diesig, so dass wir die Adria nur erahnen können, dafür trifft der ein oder andere Sonnenstrahl auf ein kleines Dorf unter uns.  Der Stellplatz ist uns hier zu teuer, darum tanken wir noch und installieren uns dann unten am Ufer des Marecchia-Flusses.

 

 

Dem Marecchia folgen wir in südwestlicher Richtung, bis wir zu einem Parkplatz in den Alpi della Luna, einem kleinen Gebirgszug im Apennin, kommen. Wir brauchen dringend mal wieder etwas Bewegung und laufen ein Stück dem europäischen Fernwanderweg E1 entlang. Landschaftlich schön, zwischen Eichen und Buchen steil rauf und runter, aber so was von batzig. Die dicke Laubschicht verdeckt glatte Steine darunter und so schlittern wir nur so dahin. Leider machen unsere Hinterteile auch direkten Kontakt mit dem Batz! Gott sei Dank ist es auch schon drei Uhr und so dürfen wir umdrehen und zirkeln vorsichtig wieder zurück zum Hiasl. Über eine sehr kurvige Bergstraße gelangen wir ins Tibertal und in Città di Castello fahren wir auf einen WoMo-Stellplatz, der direkt vor einem Tor ins centro storico liegt. Dort sind die Gassen und Plätze weihnachtlich geschmückt und beleuchtet und die Leute eilen auch hier wieder von einem Laden zum nächsten um dann mit Tüten bepackt auf einen Cafè oder Wein in die nächste Bar zu eilen. Wir machen das auch, nur ohne Tüten!

Weil’s gestern ja schon dunkel war, schauen wir uns heute die City noch mal bei Tageslicht an und sie gefällt uns noch genauso. Hier sind alle Kirchen geöffnet und uns gefallen die sparsam ausstaffierten Kirchenschiffe sehr. So gegen ein Uhr schließen die Geschäfte und es wird leer, so dass wir zu einer ehemaligen Tabakfabrik außerhalb der Altstadt gehen und uns dort eine Skulptur von Alberto Burri ansehen. Na ja. Das Fabrikgebäude hat mich mehr beeindruckt. Für uns geht’s nun weiter durch die umbrische Hügellandschaft mit zahlreichen kleinen Orten und Bauernhöfen, das  bisschen Laub an den Bäumen leuchtet orange und ab und zu sieht man schon die ersten Olivenbäume. Unser Ziel ist Gubbio: Mittelalter pur! Innerhalb der Stadtmauer durften keine neuzeitlichen Gebäude errichtet werden und so gibt es hier nur drei- bis vierstöckige Steinhäuser mit vielen steilen Gassen und Plätze, an denen prächtige Palazzi liegen. Wir gehen hinauf bis zum Dom, der auf seiner Längsseite in den steilen Fels hineingebaut wurde. Von einem kleinen Garten haben wir eine tolle Sicht über die Ziegeldächer auf die umliegenden Berge. Bis wir wieder unten sind, ist es mal wieder dunkel und Durst haben wir auch. Also betreten wir eine winzige Enoteca und lassen uns einen umbrischen Wein  mit Käsebaguette schmecken. Für Weihnachten erstehen wir gleich noch ein Fläschchen! Und dann sehen wir den größten Weihnachtsbaum der Welt: Über dem ganzen Berg erstreckt sich ein 400 m großer Lichterbaum bis hinauf zur Basilika San Ubaldo. Angeblich ist er bis nach Perugia zu sehen.

Nach so viel Kultur brauchen wir wieder ein bisschen Natur und treiben den Hiasl über eine kurvenreiche Straße hinauf in den Nationalpark Monte Cucco. Bei jeder Abzweigung wird die Straße enger, aber kaum schlechter, was angesichts der maroden italienischen Straßen auch gar nicht mehr gehen würde. Hinter dem kleinen Nest Pascelupo fängt die auserwählte Tour an. Man kann das Auto hier stehen lassen oder den steilen, ausgewaschenen Weg runter fahren. Wir wählen natürlich zweites! Dumm nur, dass es nur eine Möglichkeit zum Wenden gibt. Und die ist vielleicht gerade noch für einen PKW ausreichend, aber für uns eher nicht. Dicke Äste schaben auf den Seiten und am Dach entlang und trotz unseres kurzen Radstands gelingt es nicht ohne mehrmaligen Vor- und Zurückstoßens in der winzigen Ausbuchtung zu wenden. Tja, und da muss dann unser rechtes Rücklicht dran glauben. Die vier Birnchen brennen zwar noch, aber es ist halt kein rotes oder oranges Glas mehr da! Und dann fängt es auch noch zu regnen an. Die Lust auf Wandern ist nun komplett weg, so dass wir erst mal in die nächste Stadt nach Fabriano fahren. Auch da bleiben wir nicht - schlechte Wetterprognose - sondern biegen nach Süden in die Sibillinischen Berge ab. Schon in Muccia sehen wir auffallend viele Bagger und kaputte Häuser. Ich frage mal schnell Herrn Google und wirklich, vor eineinhalb Jahren war hier ein schweres Erdbeben, das viele Menschenleben kostete und zahlreiche Gebäude zerstörte. Doch ganz schlimm hat es wohl Visso erwischt, unser Ziel. Der Ort zählte einst zu den schönsten Dörfern Italiens und ist nun eine Geisterstadt. Das Dorf wurde vollständig evakuiert und ist von allen Seiten abgesperrt. Die privaten Häuser sind noch im gleichen Zustand, wie am Tag des Bebens, nur Kirchen und öffentliche Gebäude wurden gestützt soweit es noch möglich ist. Ein so trostloser Anblick. Mit einem mulmigen Gefühl gehen wir an den Ruinen vorbei. Laut Internet wurden von der Regierung und Hilfsorganisationen viele Milliarden bereitgestellt, doch bei der Bevölkerung ist noch immer nichts angekommen. Es ist von Mafia und Korruption die Rede. Für die Leute, die nicht ganz weggegangen sind, wurden Containersiedlungen errichtet, auch Läden, Bars und sogar die Polizei sind in Containern untergebracht.

Zum Glück finden wir eine nicht abgesperrte Treppe um hinauf zum Castello zu gelangen. Dort beginnt unsere Wanderung durch Eichen- und Buchenwälder und unzähligen Wacholderbüschen hinauf und hinüber zum Santuario Macereto. Es ist heute relativ warm, es regnet nicht, die Sonne scheint und wir haben immer wieder prächtige Ausblicke auf die verschneiten Monte Sibillini. Auch das Kloster ist wegen Einsturzgefahr gesperrt, so dass wir nur eine kurze Pause im offenen Waschhaus machen, wo wir etwas vom Wind geschützt stehen. Uii, es ist schon drei Uhr, Zeit für die Rückkehr, denn zuerst müssen wir wieder ein paar Höhenmeter in die Scharte hinauf. Fünf Stunden und 18 km später erreichen wir gerade noch vor dem Dunkelwerden unser mobiles Zuhause.

 

In der Nacht hat es so richtig zu schütten angefangen. Da hat Wolfgang enorme Lust aus dem Lkw hinten Werkzeug hervorzuholen. Unser Kühlschrank hat sich in der Nacht aufgehängt und wir wollen ihn ausbauen um an den Kompressor zu kommen und ihn auch mal durchmessen. Tja, kein Schmutz oder so, aber zu viel Spannungsverlust in der Leitung. Bis jetzt hatten wir da keine Probleme, aber nun, bei so gut wie keinen Solarertrag und vielen Verbrauchern, machen sich nicht volle Batterien bemerkbar. Mit stürmischem Regen fahren wir nach Spoleto zu einem Baumarkt, aber da gibt es keine dickeren Kabel, als die, die eh schon verbaut sind. Auch wegen unseres Rücklichts werden wir nicht fündig. Was macht man dann bei dem schlechten Wetter? Genau, ab in einen Waschsalon und danach ein gemütlicher Abend zu Hause. 

So gegen Mittag scheint es etwas weniger zu regnen und so brechen wir zu einem Spaziergang in die Stadt auf. Wie immer geht es durch enge, steile Kopfsteinplastergassen hinauf zum höchsten Punkt mit Dom, Rathaus und einem Museum. In einer Kirche ist eine Krippenausstellung mit zum Teil sehr aufwendigen Krippen, oft sind ganze Dörfer (natürlich im italienischen Stil) nachgebildet, sämtliche Handwerker sind vertreten und in manchen ist Maria noch schwanger! Als wir wieder rausgehen, hat es sich schon wieder eingeregnet und da nehmen wir gerne eine der drei Linien von Rollbändern in Anspruch, die unterirdisch verlegt wurden und mit diversen Haltestellen versehen sind. Kostet nix und wir werden nicht nass. Trotz Sonntag sind viele Läden geöffnet und die Leute kaufen noch die letzten Geschenke. Wir beschließen noch nach L’Aquila weiter zu fahren und sehen auf dem Weg dorthin ein altes Dorf oben auf einem Hügel plaziert. Die Autofahrer hinter uns freuen sich auch, denn wegen der kurvigen Strecke konnten sie nicht überholen und wir wollten auch nicht immer rechts ranfahren! Beim letzten Parkplatz lassen wir das Auto stehen und laufen eine steile Straße hinauf in die Altstadt von Contigliano. Es ist relativ gut erhalten und wohl auch zu einem großen Teil bewohnt, wenn man den Pflanzen und dem Weihnachtsschmuck glaubt. Ach, jetzt beginnt schon wieder die Dämmerung - ein Nachteil in dieser Reisezeit - und so bringen wir die letzten 60 km über einen Pass rauf und runter nach L’Aquila hinter uns, wo wir auf einen etwas schiefen Stellplatz einparken. 

Als erstes fahren wir heute zu einer IVECO-Werkstatt, die laut www um acht Uhr aufmacht. Doch die macht heute und wohl auch die nächsten Tage gar nicht auf. Auch in einer kleinen Autowerkstatt schafft es der Mechaniker nicht, von irgendwo ein Rücklicht für uns aufzutreiben. Das werden wir wahrscheinlich auf 7. Januar vertagen müssen. Danach stürzen wir uns mit gefühlt allen Einheimischen in einen Supermarkt und sind froh, als wir geraume Zeit später mit allem, was wir wollten, endlich wieder draußen sind. Vom anschließenden Stadtbummel sind wir enttäuscht. Der Domplatz wurde so einigermaßen hergerichtet, macht aber einen sehr verschlafenen Eindruck. Viele Schaufenster sind verrammelt und von den Straßen ringsum sind die meisten abgesperrt. Da kann auch der riesige künstliche Weihnachtsbaum und die Schlittschuhbahn nicht darüber hinwegtrösten. Ja, wir wussten von dem Erdbeben, aber es war am 6.4.2006. Wir gehen in die Basilica di San Bernardino mit den Gebeinen des Stifters und wollen eigentlich den Brunnen mit den 99 wasserspeienden Masken besuchen. Aber der Weg entlang Absperrgittern, Planen, Schutthalden, Ruinen und Kränen hat uns dann so genervt, dass wir nur noch über das Castello zurück zum Auto sind. Es geht noch ein paar Minuten in die Berge rauf, in den kleinen Ort San Stefano di Sessano. Dort finden wir einen ruhigen Platz neben dem alten Friedhof. Bei einem nächtlichen Spaziergang durch das malerische Dorf entdecken wir dann noch eine winzige Bar mit lecker Rotwein!

Schon früher haben wir an Heilig Abend mit den Kindern eine Wanderung gemacht, damit die Zeit bis zur Bescherung nicht zu lange ist. Und so machen wir es auch heute nur ohne Kinder und ohne Bescherung. Als wir am Nachmittag nun zum dritten Mal durchs Dorf gehen, kennt man uns schon, aber der Ausgangspunkt zum Monte Cafanello ist halt genau am anderen Ende. Es geht sehr steil direkt am Grat hinauf zum Gipfel, von wo wir einen Wahnsinnsblick aufs Gran Sasso Massiv und die Berge im Süden und Osten haben. Einfach traumhaft! Genau so schön ist am Abend die Skype-Konferenz mit unseren Kindern und Enkel. Dann wird es etwas unangenehmer, als wir nämlich entdecken, dass die Forellen noch nicht ausgenommen sind, aber das können wir dann mit Taschenlampe im Freien noch ganz gut erledigen. Noch blöder wird es, als auf einmal die gesamte Elektronik zum Spinnen anfängt. Das Licht wird dunkel und fängt zu flattern, obwohl wir nur LEDs haben?, die Heizung und der Kühlschrank verabschieden sich und der CD-Spieler hat ziemliche Aussetzer. Die Batterien sind noch zu 85 % voll, doch die Spannung fällt auf einmal auf 10,5 V ab. Wolfgang schaut die Kabel hinter unserer „Schaltzentrale“ nach und entdeckt eine Scheuerstelle beim Radio, die wohl auf Masse gekommen ist. Wir müssen den Motor anlassen, um wenigstens auf 12 V zu kommen.

 

 

Mist, heute Morgen ist das gleiche wie gestern Abend. Es ist saukalt und zu wenig Spannung für die Heizung. Also dasselbe Spiel wie gestern. Nach dem Frühstück fahren wir nun zu einem Wanderparkplatz, der voll in der Sonne liegt. Und während wir wieder in der tollen Gegend zum Lago Pessenata rumstiefeln, leistet unsere Solaranlage trotz  schlechtem Einstrahlwinkel volle Arbeit und wir können dem Abend entspannt entgegensehen! Aus unserer geplanten Tour mit dem LKW hinauf zum Campo imperatore wird leider nichts, da die Straße nach 1,7 km wegen Schnee gesperrt ist. Totaler Schwachsinn, denn es liegt dort, wie wir heute gesehen haben, nur in homöopathischen Dosen Schnee! Okay, dann versuchen wir es morgen und bleiben heute mal wieder vor einem Friedhof bei Castel del Monte auf einem Logenplatz über Nacht.

Die Dörfer hier überbieten sich mit ihrem mittelalterlichen Gassengewirr und den verschachtelten Häusern. Obwohl wir jetzt schon viele davon gesehen haben, haben wir immer noch Spaß daran treppauf, treppab, durch enge Durchschlupfe zwischen den Häusern Neues zu entdecken. Mal einen kleinen Brunnen oder eine hübsche Türe oder einen tollen Türklopfer oder … Über eine enge Bergstrecke mit Gott sei Dank wenig Gegenverkehr schrauben wir uns hinauf zum Campo imperatore. (Für Geschichtsinteressierte: Mussolini wurde hier von den Fieseler Störchen „befreit“ und nach Saló verfrachtet.) Diese weite, karge Hochebene mit den hohen Bergen im Hintergrund wird auch als „Klein-Tibet der Abruzzen“ bezeichnet. Zu Recht, wie ich finde, obwohl ich Tibet nur von Bildern kenne. Leider wird auch hier unsere Fahrt wieder von einer Schranke beendet. Natürlich wegen Schnee, der aber erst noch kommen muss! Na dann halt nicht. So rollen wir wieder langsam hinunter und finden bei Navelli einen ebenen Übernachtungsplatz, den wir uns später mit einer vorbeiziehenden Schafherde teilen.

Ich habe mir eine ziemliche Erkältung angelacht und darum muss ich etwas kürzer treten. Wir machen zuerst einen gemütlichen Spaziergang durch Navelli, ein total verschachteltes, aber relativ bewohntes Dorf am Hang gelegen und unten entdecken wir eine IVECO-Werkstatt! Uii, da müssen wir uns sputen, denn es ist schon zwölf Uhr und den Italienern ist ihre Mittagspause heilig. Als wir bald darauf dort sind, machen sie uns zuerst auch Hoffnung auf ein Rücklicht, aber leider passt es von den Anschlüssen überhaupt nicht. Da müsste Wolfgang zu viel dran rumbasteln. Ob wir da je noch eins bekommen? Wir brauchen noch was zum Essen und fahren dazu aus den Bergen raus, in ein weites Tal mit viel Olivenbäumen. Kurz nach Popoli stoppen wir bei einem Supermarkt und wenige Kilometer später stehen wir in Sulmona auf einem Parkplatz direkt an der Mauer zur Altstadt. Sulmona ist durch zwei Dinge bekannt (also zumindest bei den Einheimischen und bei Leuten mit Reiseführern): erstens Geburtsstadt von Ovid und zweitens Herstellung von Confetti. Nein, nicht die Papierschnipsel, sondern Süßigkeiten aus Mandeln, Schokolade und Zuckerglasur mit zum Teil schreienden Farben. Doch auch sonst sind wir von der Stadt angetan. Eine schöne, aber doch zurückhaltende Barockkirche, eine belebte Einkaufsstraße, kleine Parks, nette Plätze u.v.m.

 

Es regnet und die Berge ringsum sind weiß, soweit es die schlechte Sicht erkennen lässt. Und wir wollen weiter Richtung Süden und da gibt es drei Pässe. Wir wählen den mittleren mit 1400 m Passhöhe. Ab 600 m ist die Straße schneebedeckt und wir schrauben uns langsam die Berge rauf. Die uns entgegenkommenden Autos fahren in Schlangenlinien hinunter. Tja, die haben wohl alle nur Sommerreifen. Und das macht uns etwas Angst, nicht wegen uns, sondern, dass uns da einer reinkracht. Auf ca. 800 m halten wir an und beratschlagen, was wir machen sollen. Die Entscheidung wird uns dann gleich abgenommen, denn mittlerweile haben die Carabinieri die Straße gesperrt! Also zurück nach Sulmona und über den östlichen Pass hinüber nach Castel del Sangro. Leider haben wir von den Bergen wegen des Schneefalls kaum was gesehen, aber das Zinnober, das die Italiener veranstaltet haben, war allein schon die Fahrt wert. Am schlimmsten sind die, die mit ihren Pseudo-SUVs kilometerlang mit Schneeketten auf Teer gefahren sind. Mit 10 -15 km/h! Wir haben noch nie so viele Leute beim Schneekettenmontieren gesehen, wie hier. Die ganz Schlauen haben das gleich im Tunnel erledigt, damit sie nicht nass werden! Und ein paar haben wohl gemeint, dass wir die Stauverursacher sind und uns überholt und sind dann ganz entsetzt, dass vor uns die lange Schlange ist. Wir sind froh, als wir endlich den Blinker setzen können und zum Lago Barrea hinauf und weiter bis zu einem Parkplatz bei Civitella Alfedena fahren dürfen. Als wir dann später dick eingemummelt ins Dorf rauf stiefeln, sind wir überrascht, dass hier außer uns noch andere Touristen (italienische) da sind. Im ganzen Ort ist mit Pappmaché-Figuren die Heilige Nacht dargestellt. Verschiedene Handwerker, Herbergen, Schafhirten und zum Schluss die Krippe mit Maria, Josef und Jesus und die heiligen drei Könige. Untermalt ist alles mit einer stimmungsvollen Weihnachtsmusik. Kein Bayern 3 Gedudel! Das hat uns sehr gut gefallen und der Rotwein in der einzigen offenen Bar ist auch nicht schlecht.

Nach einer eisigen Nacht ist wieder blauer Himmel angesagt. Heute wollen wir eine Wanderung zu ein paar Wasserfällen machen. Durch Buchen- und Eichenwälder führt der teils verschneite, teils eisige Weg mal rauf, mal runter nach La Camoscia. Leider waren auch ein paar Batzpassagen und eine heikle Flussüberquerung dabei. Aber ist alles gut gegangen. In La Camoscia gibt es eine kleine Bar und dort treffen wir auch auf andere Wanderer, die die Straße raufgegangen sind. Wir laufen noch die 10 Minuten zu den sehr unspektakulären Wasserfällen rauf und gönnen uns dann für 2,40 € zwei Cappuccino. Da kann man nichts sagen, oder? Für den Rückweg finden wir einen Pfad ohne Morast und in der Bar im Dorf lassen wir uns noch mal den Rotwein schmecken, bevor wir im Halbdunkel den steilen Weg zum LKW runterstolpern.

 

 

Es gefällt uns hier in der Gegend so gut, dass wir eigentlich gar nicht weiterwollen. Also suchen wir in der Nähe ein neues Ziel aus. Es geht  nach San Vincenzo, nicht weit zu fahren, mit einem kleinen Stausee und Parkplatz in Ortsnähe. Aber dort angekommen, merken wir, dass es bei jedem Platz so batzig ist, dass wir gar keine Lust zum Aussteigen haben. Zudem ist auch noch ein eisiger Wind aufgekommen. Na gut, dann erledigen wir eben heute schon den Sylvestereinkauf in Isernia und machen uns am Nachmittag noch auf nach Roccamandolfi. Das ist ein unscheinbares Dorf am Talschluss einer Schlucht. Nur mit Mühe finden wir einen halbwegs ebenen Platz zum Übernachten. Später klopft ein Mann an, der ganz überrascht ist hier Touristen zu sehen. Er ist in München geboren, aber seine Eltern kommen von hier und er kennt die Gegend sonst nur im Sommer, wo er mit seinen Großeltern noch mit Eseln und Pferden hinauf zu deren Hof in die Berge gegangen ist. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Hans-Peter Möckert (Donnerstag, 02 Januar 2020 08:58)

    Einfach klasse der Bericht.

  • #2

    Barni (Donnerstag, 02 Januar 2020 13:10)

    Hallo ihr zwei,mit grosser Freude habe ich diesen Bericht gelesen,sehr unterhaltsam. An einige Ortschaften haben auch wir sehr schöne Erinnerungen.
    Weiterhin gute Unfallfreie Fahrt in Richtung Süden und alles Gute fürs 2020.
    Barni und Rita

  • #3

    Sylvi und Ludwig (Samstag, 04 Januar 2020 09:05)

    Hallo Ihr zwei, wir beneiden euch für die schönen Erlebnisse. Tolle Fotos. Hoffentlich kriegt Ihr eure Strom-Probleme in Griff. Gute Fahrt weiterhin.