Unser Pössl bekommt eine zweite Chance! Es geht ab in den Norden Deutschlands. Erste Station nach einer Regenfahrt und 7° ist Marienbad in Tschechien. Dort sind die wunderschön restaurierten Prachtbauten aus der Jugendstilepoche toll zum Ansehen, doch uns zieht es zur Kolonade Maxim Gorki, eine riesige, an den Seiten offene Halle mit viel Eisenstreben, kleinen Cafés darin und an einer Längsseite die Wandelhalle mit drei Heilwasserquellen. Es riecht brutal nach Schwefel und da halten wir uns mit dem Probieren dezent zurück. Wir laufen trotz Regen noch durch den hübsch angelegten Kurpark und schauen noch in die Eingangshalle eines vornehmen Hotels. Allerdings ist alles wie aus der Zeit gefallen und nur alte Leute, haha!
So, jetzt ist es soweit: der Hiasl hat Nachwuchs bekommen! Und zwar einen Citroën Jumper mit klassischem Kastenwagenausbau, sechs Meter lang mit Querbetten – das sind wir so gewöhnt - der Fa. Pössl. Von uns kam noch hinzu: Radträger mit 50 kg Nutzlast, Büttner Solaranlage mit 220 WP und eine LiFePo4 Untersitzbatterie mit 200 Ah. Die Kassettentoilette wurde durch eine Komposttoilette ersetzt und im „Kofferraum“ wurde ein Vollauszug für Euroboxen gebaut.
Kurz nach der Grenze zu Bulgarien stellen wir uns bei Krapets etwas erhöht an den Strand. Wir müssen uns mal wieder ein bisschen erholen, gehen schwimmen, spazieren am Strand entlang und fahren mit dem Rad in die nächste Stadt Shabla zum Geldautomaten. Um die Hauptstraße mit den türkischen Lkw-Fahrern zu vermeiden, versuchen wir es über Umwege auf Feldwegen. Aber die sind mehr Feld als Weg, zurück bevorzugen wir dann doch Teer! Auf dem Weg zum nächsten Strand kommen wir durch Kavarna, wo wir uns auf dem Markt mit frischem Obst und Gemüse eindecken. Am Heros-Beach bei Topola finden wir einen kleinen Parkplatz nur wenige Meter runter zum Schwarzen Meer. Das Wasser ist glasklar und hat laut meinem Bratenthermometer 20°, also alles bestens, wenn wir nur einen Sonnenschirm hätten! Aber der Lkw schmeißt ja meist genug Schatten. Die Abende verbringen wir in einer netten Strandbar mit kaltem Weißwein und Bier.
Jetzt geht es weg vom Meer mit einem kurzen Abstecher zum Felsenkloster Aladija, wo man am Parkplatz bestes Wasser bunkern kann, zuerst auf übler Schlaglochstraße, dann auf Autobahn nach Prowadia. Nun führt uns eine sehr steile und enge Schotterstraße hinauf zur Ovech-Festung. Da sind wir natürlich die einzigen! Am frühen Abend steigen wir hinauf und genießen die Aussicht zwischen Steingräbern, Zisternen und alten Karrenspuren.
Unser nächstes Ziel ist das Hochplateau über Shumen, wo das schon von weitem sichtbare „Monument zur Gründung des bulgarischen Staates“ steht. Ein gewaltiger Betonbau mit riesigen, groben Steinfiguren, Köpfen, Pferden, Inschriften und dunkle, große Mosaiken wegen der Christianisierung. Muss man mal gesehen haben. Allerdings ist es so heiß, dass wir nur von einem Schatten in den nächsten flüchten.
An einem See werde ich von einer älteren Dame zum Kirschenpflücken in ihrem Garten eingeladen. Sie spricht ganz gut deutsch, weil sie in der Rente fünf Jahre in Deutschland als Pflegerin gearbeitet hat. Mit zwei großen Schüsseln Kirschen und einem guten Gespräch werde ich herzlich von ihr verabschiedet. In Velika Tarnovo, der alten Hauptstadt, laufen wir durch die Stadt auf der Suche nach Brot, werden aber nicht fündig und kehren stattdessen in einer Bar ein, wo es ein eiskaltes Bier und einen warmen Wein gibt. Tja, das ist heute nichts, aber wir werden später noch mit einer netten Lichtshow an der Festung belohnt!
Durch schöne Berglandschaft fahren wir rauf auf den Shipka-Pass, trinken schnell einen Cappuccino, aber hinauf zum Monument ist es uns zu heiß. Macht nichts, wir waren eh schon mal da. Und der nächste Betonklotz wartet ja schon auf uns. Auf dem Gipfel des Buzludzha steht das Ufo-ähnliche Riesenmonument der Kommunisten. Der Zerfall ist sehr deutlich zu sehen, Zutritt ist verboten, was auch von einem Posten überwacht wird. Am Abend treffen noch zwei Reisepaare ein, Italiener, die aus Indien kommen und Birgit und Max aus Bayern, die im Iran waren. Es wird ein netter Abend! Hier oben ist die Hitze besser verträglich und wir bleiben noch, machen Spaziergänge und lesen. Wir bekommen noch ein spektakuläres Gewitter mit extremem Starkregen und einem heftig schaukelndem Lkw. Ich bin froh, als es vorbei ist!
Über Kazanlak fahren wir durchs Rosental, das uns aber enttäuscht. Denn die wenig verbliebenen Rosenfelder sind schon fast verblüht und der Rest sind wie immer Getreide- oder Sonnenblumenfelder. An einem Fluss, ca, 30 km vor Plovdiv, bleiben wir über Nacht, aber die 30 cm Wasser taugen nicht wirklich zum Abkühlen. Am nächsten Vormittag regnet es, aber dadurch wird es nur schwül. In Plovdiv hat sich in den letzten acht Jahren nicht viel verändert. Es gefällt uns noch genauso gut, die Freßmeile hat sich vergrößert. Aber in der Fußgängerzone gibt es so gut wie keine Leerstände, trotz der Malls außen rum.
Die extreme Hitze macht uns immer mehr zu schaffen, so dass wir kaum was unternehmen. Die Erdpyramiden von Stob nur von unten und zum Rila-Kloster auch mit dem Auto, nicht wie geplant mit dem Rad. Ja, da sind wir nicht allein, aber die Masse verläuft sich und das Kloster ist einfach traumhaft schön. Das WC ist allerdings ein olfaktorisches Erlebnis! Die Mekitsa (Auszogne) mit Zucker und noch heiß gegessen entschädigen dafür. Bis zur rumänischen Grenze suchen wir uns immer Seen zum Übernachten, so können wir uns wenigstens beim Baden abkühlen.
Eine lange heiße Fahrt durch riesige Getreidefelder und den ewig langen Dörfern führt uns nach Craiova, denn wir brauchen unbedingt einen Waschsalon. Schön kühl da drinnen! Den Lkw parken wir dann neben einem Fußballstadion und gehen am Abend noch in die Stadt zum Essen. Für mich gibt es Sarmale (rumänische Krautwickerl) mit saurer Sahne und Kartoffeln. Sehr lecker! Zu einem Absacker noch in eine Kneipe mit Wasserventilatoren! Das ist dann einigermaßen verträglich. Es ist 23:00 und es hat noch immer 30°.
Nördlich von Hunedoara befinden sich die „Giardini di Zoe“, ein parkähnlicher angelegter Garten auf einem kupierten Gelände, der von einem Italiener gebaut wurde und sich so seine italienische Heimat nahebrachte. Statuen, Springbrunnen, mit Buchs gesäumte Pfade, Rosen, viele Sommerblüher, einfach sehr schön! Im kleinen Café gibt es für uns ein kühles Eis.
In Arad kapitulieren wir dann vollends vor der Hitze, flüchten in der wohl schönen Stadt mit ihren Prachtbauten in diverse Cafés, ein Thermometer zeigt 41° an. Erträglich wird es erst am Stadtrand auf einem Klosterparkplatz, nachdem ein Gewitter mit ordentlich Regen niedergeht. Überall ist Stromausfall, nur bei den Hubers nicht!
Bei Borş, nähe der ungarischen Grenze, finden wir noch ein Plätzchen an einem Fluss zum Erholen. Mir hat es die abenteuerliche Hängebrücke angetan, Wolfgang beobachtet die diversen Möglichkeiten der Flussquerung, zu Fuß, Huckepack, mit Pferdekarren.
Nun wieder schnellstmögliche Ungarndurchquerung und wieder in die Slowakei. Diesmal führt uns der Weg durch die niedere Tatra, über kleine Pässe und durch schmucke Dörfer. Doch wir wollen an den Mikulasc-Stausee. Endlich wieder Wasser. Um den radeln wir dann großzügig rum, entdecken noch mal eine Artikularkirche, noch schöner als die in Hronsek und ergattern in einer Marina ein sauteures Steckerleis. Leider habe ich mir beim Baden im See einen spitzen Stein eingetreten. Ich habe ihn zwar rausoperiert, kann aber nicht auftreten. Somit fällt die Stadtbesichtigung von Kromeriŝž aus und wir radeln stattdessen an der Moravia entlang. Bei einem kleinen Kiosk gibt es sehr gute, selbst gemachte Erdbeerlimonade!
Heute haben wir die längste Fahrstrecke dieser Reise: 275 km! Nur ein Stopp zum Baden und dann auf den bekannten Platz in Písek bei den Sportstätten. Von da ist es auch nur ein Katzensprung auf die Halbinsel in der Otava, wo es einen netten Biergarten gibt. Und dann folgt die heißeste Nacht der Reise: Wolfgang verbringt sie auf der Treppe draußen in der Hoffnung auf einen Luftzug. Eigentlich haben wir nur mehr 115 km nach Hause, aber wir machen heute noch die letzte Radtour vorbei an den vielen Seen und durch die hübschen Dörfer, auch der Biergarten muss noch mal besucht werden, bevor wir morgen dann endgültig heimfahren!
Kurzes Fazit: Es hat uns sehr gut gefallen, wir haben viele neue Orte und Sachen entdeckt, aber auch bekanntes. In den besuchten Ländern – bis auf Ungarn – kann man sich sehr gut versorgen, lecker und preiswert Essen gehen und vor allem Trinken. Die Landschaft ist überall toll, klar gibt es Industrien, aber da muss man ja nicht bleiben und das Müllproblem hat man weitgehend im Griff. Freistehen ist gar kein Problem , wir waren nicht einmal auf einem Campingplatz, sog. Stellplätze gibt es eh nicht. Wir können es nur empfehlen!
In Rumänien angekommen entern wir erst mal einen Carrefour um leckere Lebensmittel einzukaufen, bevor wir uns an einem See im Nordosten niederlassen. Eine schweißtreibende Radtour über die Dörfer, aber leider ohne Machete, führt uns durch urige Dörfer, aber kein Café weit und breit. Ein Penny rettet uns mit Steckerleis. Viel Zeit verbringen wir im Bărsana-Kloster, das uns mit den vielen, blumengeschmückten Gebäuden im traditionellen Stil, obwohl es erst vor ca. 30 Jahren erbaut wurde, in seinen Bann zieht. Dazu trägt natürlich bei, dass der Gottesdienst per Lautsprecher über das gesamte Gelände übertragen wird.
Danach verlassen wir die Maramureş und gelangen über den mit seinen durch Skilifte und vielen Baustellen verschandelten Prislop-Pass in die Bukowina. Die Landschaft wird nun offener, die Berge hügeliger und neben den traditionellen Holzhäusern finden sich schon sehr viele Betonklötze. Mit dem Rad geht es zu zwei Moldauklöstern: Voroneţ, berühmt wegen seiner blauen Farbe und Humor. Sehr ähnlich wird auf beiden in mehr oder weniger gut erhaltenen Fresken die Schöpfungsgeschichte, das Jüngste Gericht, Kreuzfahrten u. v. m. dargestellt. Nervig sind die lautstarken, spanischen Reisegruppen.
Im Ceahlău-Gebirge machen wir drei Tage „Urlaub“ am Lacul Izvorul. Das Wetter ist super, angenehm warm und es regnet nur bei einer Radtour über eh schon schwieriges Terrain. Die berühmte Bicaz-Schlucht lassen wir links liegen, fahren durch eine brettlebene, karge Landschaft, wo es außer riesigen, bewässerten Getreide- oder Sonnenblumenfeldern nicht zu sehen gibt, an die Donau nach Brăila. Das drohende Unwetter bringt eine besondere Stimmung in die Stadt, aber wir kommen nach einem leckeren Restaurantbesuch trockenen Fußes zum Lkw.
Von hier ist es nicht mehr weit ins Donaudelta. Im letzten befahrbaren Ort Murighiol gibt es für uns einen tollen Platz direkt am See. Das abendliche Froschkonzert ist einmalig! Am nächsten Morgen geht ein bombastisches Gewitter nieder, der Lkw hat arg gewackelt und im Ort ist Stromausfall und es gibt riesige Wasserlachen. Fantastisch ist Fischsuppe mit allem drum und dran in einer Agripensiun.
Bei einer Bootstour im Delta sehen wir Schwäne, Reiher, Kormorane, Albatrosse, Pelikane, Adler, Haubentaucher, Eisvögel, Seeschwalben, Falken und noch mehr. Auch ausgedehnte Seerosenfelder, Schilf ohne Ende,, alte Bäume und Fischerdörfer sind toll anzusehen. Doch leider werde ich seekrank, so dass der Bootsführer mit Zustimmung der beiden anderen Passagiere, die Tour nach zwei Stunden vorzeitig abbricht. Am Abend geht es mir wieder gut und ich kann schon wieder einen Sundowner zu mir nehmen! Es wird zunehmend heißer und wir fahren mit ein paar Stopps an der Küste entlang zur bulgarischen Grenze. Rumänische Badeorte sind gar nichts für uns.
Hiasl ist wieder unterwegs!
Nach einer langen krankheitsbedingten Pause machen wir uns auf den Weg nach Osteuropa. Es macht uns viel Spaß durch Tschechien und die Slowakei zu fahren, durch die wunderschönen Alleen und durch die saftig-grüne Hügellandschaft. Wir übernachten meist in kleineren Städten wie Písek, Telč und Blansko. Von dort erkunden wir die Gegend auf gut ausgeschilderten Radwegen die Umgebung. Blansko ist im Mährischen Karst und es geht die Mocaka-Schlucht mit vielen Höhlen durch einen wilden Naturpark steil mit den Bikes rauf und runter. Die meisten anderen Touristen bevorzugen die Fahrt mit der Seilbahn! In Olomouc laufen wir die Sehenswürdigkeiten wie Uhrturm, Dreifaltigkeitssäule, Altstadt, Burg, Wenzelsdom und den botanischen Garten ab, bevor wir unseren Hochzeitstag bei einem leckeren nepalesischen Restaurant ausklingen lassen. Interessant ist auch die Infrastruktur an einem Badesee bei Hodslavice: eine Holzsäule mit USB-Anschlüssen, Stecker für Kühlboxen, Lademöglichkeiten für E-Bikes und ein offenes WLAN! In Rožnov schauen wir uns das „Walachische Dorf“ in einem Freilichtmuseum an. Die knapp 30 Holzhäuser, meist um die 150 Jahre alt, geben einen guten Einblick über das sehr karge Leben damals. Das erste Highlight in der Slowakei ist dann Čičmany, wo der ganze Ort aus Holzhäusern mit weißen Ornamenten besteht, sehr schön! Bei einer Radtour kommen wir leider an einem schweren Motorradunfall vorbei. Nach Hronsek fahren wir wegen einer Artikularkirche aus Holz. Super ist auch der Stellplatz am Fluss und die einzige, offene Kneipe! Banska Bystrica besticht durch sein italienisches Flair, wobei das tolle Wetter auch nicht ganz unbeteiligt ist. In der Hohen Fatra geht es an großen, modernen Skigebieten vorbei nach Vlkolinec mit seinen vielen, bunten Holzhäusern, aber nur mehr ca. 50 Einwohnern. Lange sitzen wir in einem winzigen Café, genießen die Sonne und dazu Bossa Nova! Schon von weitem sieht man die Zipser Burg, wo wir auch prima auf dem oberen Parkplatz übernachten können. Leider wird gerade renoviert, so dass wir nur einen kleinen Teil besichtigen können, aber alleine schon die Außenanlagen sind beeindruckend. Trebišov ist die letzte Station in der Slowakei. Roma prägen das Stadtbild und der große, schattige Stadtpark. Bei zunehmender Hitze wird sowas immer wichtiger. Viel Nerven kostet uns dann das Buchen der ungarischen Maut. Wir suchen uns die kürzest mögliche Strecke. Aber auch da kosten die 80 km bemautete Straße für uns 21,60€. Nein, Ungarn mag ich nicht. Halsabschneider und immer unfreundlich.
Unser Pössl bekommt eine zweite Chance! Es geht ab in den Norden Deutschlands. Erste Station nach einer Regenfahrt und 7° ist Marienbad in Tschechien. Dort sind die wunderschön restaurierten Prachtbauten aus der Jugendstilepoche toll zum Ansehen, doch uns zieht es zur Kolonade Maxim Gorki, eine riesige, an den Seiten offene Halle mit viel Eisenstreben, kleinen Cafés darin und an einer Längsseite die Wandelhalle mit drei Heilwasserquellen. Es riecht brutal nach Schwefel und da halten wir uns mit dem Probieren dezent zurück. Wir laufen trotz Regen noch durch den hübsch angelegten Kurpark und schauen noch in die Eingangshalle eines vornehmen Hotels. Allerdings ist alles wie aus der Zeit gefallen und nur alte Leute, haha!
In Loket, eine kleine Stadt an einer Flussschleife der Eger gibt’s einen Übernachtungsplatz für uns. Von zwei Aussichtspunkten haben wir einen guten Blick auf das Städtchen mit der Burg, die aber leider eingerüstet ist. Da Goethe hier eine Liebschaft hatte, wird der gute Mann posthum reichlich ausgeschlachtet. Es gibt kaum ein Haus oder einen Platz, wo kein Bild von ihm hängt .Im Burgmuseum, warm und trocken, schauen wir uns sogar eine Porzellanausstellung an, wobei die Porzellanfiguren schon echte Meisterwerke sind. Aber im Regal daheim möchte ich trotzdem keine haben. Nach einem Besuch unserer tschechischen Lieblingstankstelle ONO brausen wir noch schnell, ja, schnell geht mit dem Kleinen auch!, nach Eger. Trotz Abendessen treibt uns der Hunger noch in die Stadt. Was auch gut ist, denn die Altstadt sieht mit der Beleuchtung am Abend toll aus! In einer Kneipe bestellen wir zu Wein und Bier Röstbrote. Kann man essen, muss man aber nicht: es ist altes, geröstetes Brot mit einer Bolognese drauf und mit Käse bestreut.
Begleitet von viel Regen geht es durch das Fichtelgebirge nach Bamberg. Leider verkürzen das Wetter und die vielen Touristen den Besuch in der echt schönen Stadt, aber wir kennen es ja eh schon. Darum bekommt Wolfgang noch ein schnelles Schlenkerla und weiter geht die Fahrt nach Königsberg/Bayern. Allmählich nervt uns der Regen! Von der Burg oben haben wir kaum Aussicht, also laufen wir im Ort über nasses Kopfsteinpflaster vorbei an romantischen Fachwerkhäusern und wie überall vorbei an geschlossenen Läden und Cafés.
Nun fahren wir bei Eisenach den Nationalpark Hainich mit dem etwas sperrigen Namen:“Unesco-Weltkulturerbe Buchenwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“ an. Wanderungen durch die naturbelassenen alten Buchenbestände führen uns zum Craulaer Kreuz, wo wir auf einen auf bayrisch gemachten Kiosk mit Jodelmusik treffen. Nein danke, das brauchen wir nicht. Ausnahmsweise regnet es nicht, aber dafür ist es saukalt und wir freuen uns auf die Heizung des Citroën auf den 100 km bis westlich von Kassel. Dort installieren wir uns auf einen kleinen Wanderparkplatz beim „Urwald Sababurg“. Das gleichnamige Dornröschenschloss hat leider vor vier Tagen die Saison für beendet erklärt und unsere ausgewählte Rundwanderung entpuppt sich ab der Hälfte als einzige Matsche, zudem von Wildscheinen total umgegraben. Ein Mann hinter einem Zaun warnt uns auch vor den wilden Tieren. Na toll, sehr beruhigend. Als wir dann endlich heil beim Auto ankommen, sehen wir selbst aus wie die Sau! Darum steuern wir einen Stellplatz in Hofgeismar – ein ziemlich verschnarchtes Nest – an. Dort gibt’s nämlich Wasser und wir können unsere Wanderschuhe vom Batz befreien. Das Trocknen muss dann während der Fahrt erfolgen, was uns ungeahnte Geruchserlebnisse beschert!
Bevor wir im Münsterland bei unsere Tochter aufschlagen, haken wir noch zwei Punkte auf meiner To-Do-Liste ab: Warburg, die kleinste Hansestadt Deutschlands mit prächtigen Fachwerkhäusern aus dem 16. Jh. und einer malerischen Unterstadt und danach noch die Wewelsburg. Sie ist Deutschlands einzige Dreiecksburg mit einer Jugendherberge in einem Teil und einem wirklich sehenswerten Historischen Museum im anderen Teil.
Nach intensiven eineinhalb Wochen mit unseren Enkeln fahren wir – ich mit einer Riesenerkältung im Gepäck – weiter nach Zwolle in den Niederlanden. Kaum eingeparkt bekommen wir in der Windmühle nebenan eine private Führung von einem Mitglied des Mühlenvereins. Hier wurde früher und auch heute noch Leinsamen gepresst und das so gewonnene Leinöl als Firnis für Holz verkauft. Leider weht kein Wind, aber dadurch bleibt uns auch der Höllenlärm des Hammerwerks erspart! Am Nieuwe-Vecht-Kanal laufen wir in die Innenstadt mit einer sehr belebten Fußgängerzone. Am heutigen Samstag wird eingekauft was das Zeug hält. Auf dem großen Lebensmittelmarkt hüpfen dann Würste, Cookies und Spargel in meine Tasche, bevor wir uns in einer Kneipe noch ein Gläschen Wein und Bier gönnen. Ja, das ist zugegeben nicht ganz billig.
Durch flaches Grünland von vielen Kanälen durchzogen, ab und zu ein hübsches Dorf mit Klinkerhäusern und ansprechender Fensterdekoration, vorbei an etlichen riesigen Gehöften mit Reetdächern fast bis zum Boden, gelangen wir zu dem kleinen Hafenstädtchen Urk auf dem Nordostpolder. Ein Land, das erst vor ca. 80 Jahren trockengelegt wurde, so dass nun ehemalige Inselbewohner zu Festlandbewohnern wurden. Urk liegt an der Ostküste des Ijsselmeers, das der größte künstliche See Niederlandens ist, seit vor ca. 100 Jahren der Abschlussdeich den See zur Nordsee hin abgedichtet hat. Obwohl in Urk fast alles geschlossen ist und es nicht wirklich viel zu sehen gibt, macht es uns Spaß durch die engen Gassen mit den putzigen Häusern zu spazieren. Am Leuchtturm befindet sich die 1a-Lage mit Wahnsinnsblick auf den See. Wir laufen zu einem großen Windpark, die Sonne verzieht sich und auf dem Rückweg haben wir einen strammen Gegenwind. Für meine Erkältung ist das sehr förderlich, für mich leider nicht! Übernachtet haben wir auf einem ehemaligen Bauernhof bei Emmelord (10€ incl. Wasser), aber das ganze Freizeitangebot wie Tischtennis, Badminton etc. konnten wir wegen des Regens nicht nutzen.
In Lemmer haben wir uns dann die drei Supermärkte angeschaut: Jumbo, gutes Sortiment, nicht ganz billig, Aldi grottenschlecht und Lidl wie überall! Zu Fuß geht’s ins „Reichenviertel“, wo jedes Haus einen eigenen Wasserzugang hat. Das ist für uns Bergfuzzis natürlich schon faszinierend! Und das ein oder andere Anwesen würden wir schon nehmen. Doch auch die Stadtmitte hat einiges zu bieten, mit den vielen Grachten, Flachbooten, Zugbrücken, schicken Cafés, netten Boutiquen und wie immer die tollen Häuser. Aber ich muss sagen, dass dann die Städte doch austauschbar sind, denn über Harlingen lässt sich das gleiche sagen.
Heute fahren wir ein Stück über den Abschlussdeich bis Kornwerderzand. Leider ist dichter Nebel, links ist das Ijsselmeer und rechts die Nordsee, aber beide nicht zu sehen. Wir besuchen das Afsluitsdijk Wadden Center, wo wir Interessantes über den Deich, Bau, Erhöhung und Maßnahmen für den Umweltschutz erfahren. Denn durch den Deichbau wurde die Fischmigration unterbrochen, so dass nachträglich Entwässerungssysteme und Schleusen erbaut wurden. Das Museum ist sehr kurzweilig, es gibt viele Videos und toll ist es mit einer VR-Brille mit den Fischen durch die Schleusen zu schwimmen! Weil es heute auch sehr kalt ist, kaufen wir noch leckeren Glühwein für den Abend.
Jetzt ist mal wieder Großstadt angesagt. Es geht nach Groningen, wo wir an einer Gracht einen guten Parkplatz auch für die Nacht finden. Von dort sind wir in wenigen Minuten in der „Binnenstadt“. Allerdings muss man höllisch aufpassen wegen der vielen Radfahrer, die kamikazeartig durch die Straßen fegen. Auf den zwei großen Plätzen: Grote Markt und Vismarkt finden Märkte statt, doch heute leider nicht. Wir laufen kreuz und quer alles ab, vorbei an hohen Backsteinkirchen, alten Handelshäusern mit z. T. noch Kranen im obersten Stock. Es gefällt uns super hier, vor allem als wir in einer Bar noch zwei Plätze in der Sonne für einen Sundowner ergattern. Als die Sonne hinter den Häusern verschwindet, leert sich auch die Kneipe sehr schnell, denn es wird empfindlich kalt.
Wir fahren nun nach Termunten an die Dollartmündung, doch das Besucherzentrum hat schon geschlossen, für die Seehunde sind wir auch zu spät dran und wohl auch für die Vögel. Wir stiefeln ein bisschen am Rand des Wattenmeers rum, aber das spannendste sind zwei Krabben. Na, immerhin regnet es nicht. In Appingedam lassen wir uns am Busbahnhof nieder. In der kleinen Altstadt lauschen wir der Turmuhr, wo alle halbe Stunde eine kleine Melodie ertönt. Und dann gibt es hier noch die „hängenden Küchen“ über einer Gracht, die auch heute noch benutzt werden.
Tschüss Niederlande, wir sind wieder in GoG! (Good old Germany), nämlich in Leer. Vom Stadtbild erkennt man kaum einen Unterschied zu den Niederlanden, außer dass den Deutschen das Händchen bei der Deko fehlt! Die Stadt ist voll mit Leuten, wir lassen uns durchtreiben und hoffen dann am Freizeithafen einen Platz in der Strandbar zu erhaschen. Aber Fehlanzeige, also ohne Getränk noch eine halbe Stunde Sonne auf einer Bank und dann ab zum Auto. Natürlich müssen wir frisch gestärkt am nächsten Morgen noch den9m hohen Plytenberg besteigen! Puh, gerade noch geschafft. Jetzt haben wir hier alles gesehen, so dass wir nach Marienhafe weitergefahren sind, zum einen weil es dort einen kleinen Stellplatz an einem See gibt und zum anderen wegen der ostfriesischen Teestube im Ort. Stellplatz ist da, auch ganz nett und Teestube gibt es auch, aber leider heute geschlossene Gesellschaft. Schade, wir haben uns schon so darauf gefreut. Dann eben nur eine runde um den See. In Norddeich holen wir den Teestubenbesuch nach: teurer Tee mit Sahne und Kluntjes und fetter Sahnetorte! Wir weiten den Spaziergang zum Fähranleger nach Norderney aus. Wie immer Ebbe, zudem Schietwetter, also nur eine kurze runde am Watt entlang. Das alles genügt aber, dass wir patschnass am Auto ankommen. Allmählich kommt wegen des Wetters hier schon etwas Frust auf, aber irgendwann sind wir ja wieder in Bayern...
Wir bleiben an der Küste und gehen vom Museumshafen mit den alten Plätten in Carolinensiel nach Harlesiel. Kein Regen, aber Ebbe und kein Fischbrötchen für Wolfgang. Dafür kaufen wir in einem der vielen Teeläden Tee ein. Da bin ich schon etwas neidisch, denn nicht nur dass es in jedem Ort mindestens einen Teeladen gibt, nein auch mindestens ein Wollgeschäft!
Übernachtet wird dann in Jever beim Sportplatz, wobei uns die Stadt nicht vom Hocker gerissen hat. Das Schloß ist komplett eingerüstet, die Windmühle geschlossen, in der kleinen Fußgängerzone gibt es auch nur den üblichen Kram und das „Jever“ ist sauteuer.
Wäschewaschen ist angesagt und das erledigen wir in einem Waschsalon am Rande von Wilhelmshaven. In einem kleinen Dorf am Jadebusen verbringen wir bei Mistwetter den Rest des Tages mit Stricken und Lesen. Ist ja auch mal schön!
So, am letzten Tag an der Nordsee wollen wir noch mal einen Strandspaziergang machen, zumal heute auch die Sonne scheint! In Otterndorf finden wir auch gleich einen Parkplatz und laufen auf dem Philosophenweg zum Deich. Ab hier hätte man dann Eintritt bezahlen sollen, aber das finden wir schon unverschämt. Bei uns in Bayern darf man ja auch ohne Eintritt auf die Berge gehen! So ist es dann ein schöner Abschluss für uns. Von Wischhafen fahren wir mit der Elbfähre in ca. 20 min. hinüber nach Glückstadt. Die Überfahrt ist eisigkalt, aber die tollen Lichtstimmungen mit einem Fastsonnenuntergang entschädigen dafür. Für die Stadt haben wir allerdings keine Lust mehr und verkriechen uns ins warme Auto.
Schon lange wollen wir ins Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, wo im Juli 2024 die neue Dauerausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ eröffnet wurde. Eine sehr interessante und informative Ausstellung zum Schiffsbau, zu diversen Antrieben, Fischerei, Reedereien. Toll ist auch der Teil über die MOSAIC-Expedition mit dem Forschungseisbrecher Polarstern. Auch Kinder kommen durch kurzweilige Exponate zum Mitmachen nicht zu kurz. In einem Extragebäude bestaunen wir die 1380 gesunkene Bremer Kogge, die man vor etwa 60 Jahren relativ gut erhalten geborgen hat. Nach den vielen Eindrücken sind wir platt und brauchen dringend Koffein! Am Abend marschieren wir noch zur Schleuse am Neuen Hafen, zum Leuchtfeuer am Willy-Brandt-Platz, schauen uns noch diverse historische Schiffe, unter anderem das Deutsche Schul-Schiff, einen Dreimast-Segler, an bevor es dann zum Auto zurückgeht, wo wir als erstes die Heizung anmachen.
In Dorum, ein reines Feriendorf, lassen wir uns mal wieder ordentlich Wind um die Nase wehen, der natürlich für die Kiter toll ist. Und es sind schon ein paar Profis dabei! Am Kutterhafen lassen wir uns noch Matjes- und Krabbenbrötchen schmecken, bevor es nach Cuxhaven geht. Wir laufen raus zur „Alten Liebe“ (= Bollwerk am Hafen) und schnuppern bisschen Seeluft, sehen vorüberziehenden Frachtern zu. Aber bei diesem ekligen, kalten Nieselregen verlieren wir bald die Lust und kehren in einem asiatischen Restaurant ein, in der Hoffnung durch die Schärfe der Gerichte wieder warm zu werden. Hat auch ganz gut geklappt!
Kaum zu glauben, aber heute sind wir doch tatsächlich 100 km über Nebenstraßen durch die Minihügel der Holsteinischen Schweiz bis nach Plön gefahren. Wir gehen zum Prinzenhaus und über den Strandweg vorbei am unspektakulärem Schloss in die Innenstadt. Auch nicht der Burner, aber auf dem Rückweg kehren wir direkt am See noch bei einem süßen Kiosk ein und laufen durch einen bunten Herbstwald zurück zum Parkplatz.
Über Bad Schwartau fahren wir nach Lübeck, wo es einen stadtnahen Parkplatz direkt an der Untertrave für den Pössl gibt. Das berühmte Holstentor ist doch viel größer als erwartet, aber dafür schon mit reichlicher Schieflage. In der Stadt kommen wir wieder an alten, reich verzierten Häusern, mächtigen Lagerhäusern der Hanse und alten Laubengängen vorbei. Die Fussgängerzone ist wie überall, leider auch mit vielen Baustellen. Wir schauen uns das Buddenbrock- und das Günther-Grass-Haus an, bevor wir teils versteckten Gänge, Höfe und Thorwege suchen. Dies sind Überbleibsel aus dem Mittelalter, als Wohnraum knapp wurde und daher Durchgänge in den Häusern zu den Hinterhöfen gemacht wurden. Dort entstanden dann kleine Häuschen und winzige Gärten für die weniger Betuchten. Heute sind es meist schöne, nicht mehr ganz so winzige Häuser in ruhiger Stadtlage oft mit Gemeinschaftsgärten. Nicht alle sind öffentlich zugängig, und auch bei den anderen sollte man sich schon dezent verhalten. Zuletzt gehen wir noch ins Marzipanmuseum von Niederegger und gönnen uns ein kleines Marzipanbrot.
Auf einer Halbinsel in einem See liegt Ratzeburg. Auch hier sind viele Baustellen in den alten Häuserzeilen und in den fertig renovierten sind fast überall Arztpraxen untergebracht. Wir laufen zum Dom mit einem schönen Garten und Kreuzgang und einer schmucklosen evangelischen Kirche.
Wie immer ist es nebelig und feuchtkalt. Irgendwie ist bei uns die Luft raus, das Wetter nervt extrem. Am wohlsten fühlen wir uns gerade beim Autofahren und so geht es gleich noch weiter in die Hansestadt Wismar, wo wir in der Nähe des Campus einen Übernachtungsplatz finden. Und Wismar gefällt uns sehr gut! Breit Straßen mit schön restaurierten Häusern, die so um 1600 erbaut wurden. Viele kleine Läden laden zum stöbern ein. Wismar gehörte ja bis 1903 zu Schweden und ich finde das sieht man. Am Marktplatz befindet sich ein reich verziertes Haus mit vielen Fenstern, der „Alte Schwede“. Am alten Hafen gibt es jede Menge Fischbuden mit Mondpreisen, wo wir uns dann doch zurückhalten. Toll ist die Nicolaikirche, sie wurde im Stil der Backsteingotik errichtet und steilen Pfeiler sind schon sehr beeindruckend. Danach noch kurz zum neuen Hafen, wo wir schnell Fotos vom „Roten Haus“ und dem Wassertor gemacht und dann mal wieder halb erfroren zum Auto geeilt sind.
In Schwerin besichtigen wir das Schloss, in dem auch der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern untergebracht ist. Der Schlosspark mit seinem alten Baumbestand ist schon mal super und auch die Beletage kann man sich, obwohl zu üppig und düster, anschauen. Interessant ist die Sonderausstellung mit Gegenständen und Bildern meist holländischer Maler aus dem 17. Jh. Das Gute war ein Mann, der sich sehr gut auskannte und uns bereitwillig Details zu den Gemälden erläuterte.
Mit einem kurzen Übernachtungsstop in Grabow, ein hübsches Städtchen mit viel Fachwerk und Klinker, aber ohne Schnickschnack, fahren wir nun ca. 200 km durch öde Landschaft und noch ödere Dörfer mit Ostcharakter. Am Abend landen wir dann in Goslar, wo wir zwecks Abendessen gleich noch in die Stadt gehen und noch pünktlich zum „Halali“-Ständchen ankommen. Nach einer kalten Nacht schauen wir uns Goslar noch mal bei Tage an, obwohl wir ja vor fünf Jahren während unserer großen Radreise durch Deutschland schon hier durch kamen. Und es gefällt uns noch genauso gut wie damals.
Zum Abschluss dieser Reise fahren wir nun hinauf in den Harz, nach Torfhaus. Hier in der Höhe verzieht sich nun endlich der Nebel und wir können eine schöne Wanderung übers Moor rund um Torfhaus machen. Erschreckend ist allerdings das Waldsterben, der Borkenkäfer hat brutal gewütet, fast noch schlimmer als bei uns im bayrischen Wald. Am nächsten Tag laufen wir wieder bei bestem Wetter zur Wolfswarte, von wo aus man einen tollen Rundumblick hat!
Kaum sind wir wieder weiter unten hat uns der Nebel wieder. Also langweilig, weil man nichts sieht, durch den Thüringer Wald nach Ilmenau, aber das strahlt auch eine gewisse Trostlosigkeit aus. Da santeln wir lieber im Auto rum. In der Nähe von Bad Staffelstein besuchen wir noch Reisefreunde und dann fahren wir bei leichtem Schneefall nach Hause.
Resümmee: Je kälter und nässer, umso unbequemer ist es in einem Kastenwagen. Man hat einfach zu wenig Platz zum Trocknen, auch zum Rumlümmeln finden wir es nicht sehr bequem und die fehlende Isolierung macht sich leider auch schon bei 10° unangenehm bemerkbar. Da haben wir es in unserem LKW schon viel besser! Aber trotzdem, der Pössl bleibt !
So, jetzt ist es soweit: der Hiasl hat Nachwuchs bekommen! Und zwar einen Citroën Jumper mit klassischem Kastenwagenausbau, sechs Meter lang mit Querbetten – das sind wir so gewöhnt - der Fa. Pössl. Von uns kam noch hinzu: Radträger mit 50 kg Nutzlast, Büttner Solaranlage mit 220 WP und eine LiFePo4 Untersitzbatterie mit 200 Ah. Die Kassettentoilette wurde durch eine Komposttoilette ersetzt und im „Kofferraum“ wurde ein Vollauszug für Euroboxen gebaut.
Unsere Testfahrt beginnen wir in der Heimat bei Schwandorf, wo es eine tolle Seenlandschaft mit gut markierten Radltouren gibt. Weiter geht es an die Altmühl, wo wir am Hafen beim Main-Donau-Kanal ein schönes Plätzchen finden, von wo aus wir das hübsch restaurierte Städtchen Beilngries zu Fuß erkunden, denn zum Radln ist es es heute wirklich zu heiß. In der Pizzeria im Ort können wir gerade noch einen Tisch ergattern. Nicht, dass ich an meinem Geburtstag auch noch kochen muss!
Zwei Grad weniger und schon geht’s mit den Rädern über das Kloster Plankstetten nach Berching mit viel Fachwerk und Altstadtflair. Um ins Tal der Weißen Laber zu gelangen, müssen wir extrem steil mit anschließender, schweißtreibender Schiebeeinheit auf ein Plateau rauf. Puh, da hätten wir uns vielleicht das Höhenprofil doch anschauen sollen! Dafür läuft es dann bis auf die Brennnesselpfade relativ angenehm nach Dietfurt, wo ich mir unbedingt den „Chinesenbrunnen“ ansehen will. Ja, ist halt ein Springbrunnen. An der Altmühl rollen wir zurück zum Pössl.
Der nächste Halt ist das Geotop Glaubenberg am Südende des Nördlinger Ries. Ein Infopfad erklärt die Entstehungsgeschichte des Nördlinger Ries durch einen Meteoriteneinschlag vor knapp 15 Millionen Jahren.
Wir fahren nun an die die Donau, wo wir uns etwas schwer tun einen Platz zu finden ohne Verbotsschilder, aber in Langenau gibt es einen Stellplatz. Nicht schön, aber wir schlafen ja eh nur da. Am nächsten Morgen eiern wir ewig durch Langenau, weil wir echt zu dumm sind - auch die befragten Einwohner – den Anschluss an den Donauradweg zu finden. Aber dann klappt es doch und wir schauen uns zwischen Regenschauern Ulm an, das Münster mit den frechen, geschnitzten Fratzen des Chorgestühls, das Kepplerhaus, den Markt. Aber mit dem Regen macht es nicht so viel Spaß. Gott sei Dank finden wir für den Rückweg einen besseren Weg entlang der Brenzbahn.
Am Abend fahren wir noch nach Ehingen auf den großen Festplatz, denn das Kuschelcamping letzte Nacht hat uns nicht so zugesagt. Die Bierwanderung bei Ehingen mit anschließender Einkehr im Biergarten der Berg-Brauerei ist trotz launenhaftem Wetter ganz nett!
Superschön ist dann die Radtour von unserem nächsten Stopp in Dußlingen nach Tübingen. Die schöne, quirlige Altstadt, die alten Universitätsgebäude, die engen Gassen, die tollen Fachwerkhäuser und auch die vielen kleinen Läden gefallen uns wirklich sehr. Lange unterhalten wir uns mit einer Frau in ihrer Mosaikwerkstatt. Nach Wein und Bier geht es dann wieder über die Neckarbrücke und zurück zum Auto. Bei so einem guten Platz wird auch noch in der andere Richtung am Neckar geradelt. Nach Rottenburg, auch dies eine der „Perlen“ Baden-Württembergs. Arg aufgeräumt und hübsch hergerichtet – so sind halt die Schwaben – aber trotzdem nett anzuschauen. Bei der Rückfahrt machen wir an einem Badesee halt. Leider ist es recht schwierig ins Wasser zu kommen. Rein habe ich es ja noch geschafft, aber beim Aussteigen bin ich ausgerutscht und ziemlich unelegant wieder reingeplumpst. Natürlich mit Zuschauern. Und eine blutende Wunde am Fuß. Gut, dass wir mit dem Rad sind.
Oberndorf am Neckar mit Ober- und Unterstadt mit vielen Baustellen hat uns eher nicht gefallen. Das spannendste ist die Firma Mauser/Rheinmetall, aber mit Waffen sind wir gerade eingedeckt. Das beste ist die Jysk-Filiale, wo wir endlich einen Topper für die harten Foltermatratzen der Fa. Pössl erstehen. Der sollte nun erstmal 48 Stunden ausgebreitet ruhen! Aber das wird sich mit unserem begrenzten Platzangebot nicht ausgehen.
Nun radeln wir nach Rottweil. Wie immer tolle, reich verzierte Häuser. Aber allmählich stumpfen wir da etwas ab. Aber die Sonne scheint und da macht es schon Spaß durch die belebte Marktstraße zu schlendern und die anstrengende Auffahrt zu vergessen. Nach einem Eis dürfen wir dafür die rasante Abfahrt genießen!
Nach einem Besuch eines ehemaligen Arbeitskollegen von Wolfgang spazieren wir zum Zusammenfluss von Brigach und Breg zur Donau. Recht unspektakulär. Auch die gefasste Donauquelle in Villingen-Schwenningen ist nur solala. Das beste ist das Eis in der angrenzenden Eisdiele. Wir schauen, dass wir weiterkommen und zwar zu einem Kneippbecken an einem ehemaligen Römerbad bei Hüfingen. Ja, im Alter geht man zum Kneippen! Aber wir haben interessante Gespräche mit den kneippenden Einheimischen. Am Abend kommen noch Sebastian, Mella und die Zwillinge Emma und Emil vorbei, die aus der Schweiz wieder Richtung Berlin sind. Ohje, der Abend wird lang und die Bier- und Weinvorräte neigen sich dem Ende zu! Nach der Verabschiedung von Kindern und Enkeln radeln wir an der Breg entlang nach Furtwangen. Es ist heiß, der Ort ist wie ausgestorben und gar nicht ansprechend, sodass wir uns nach Cappuccino und Eis gleich wieder auf den langen Rückweg machen. Der Herr, der uns die Tour empfahl, schätzte so gute 40 km, es waren dann doch 64 km. Aber in der ebenfalls empfohlenen Gaststätte in Hüfingen kann man echt lecker Hähnchen essen. Unangenehm fallen uns die zwei Familien neben uns auf mit ihren tätowierten Thor Steiner- und Nazisymbolen.
Der Rheinfall steht schon lange auf unserer Liste. In Neuhausen wird der Pössl auf einer Wiese geparkt und schon geht es mit den Rädern am Rhein entlang – mit vielen Unterbrechungen und noch mehr Menschen wegen eines Volkstriathlons – nach Schaffhausen. Der Rheinfall ist schon beeindruckend zum Ansehen, vor allem die Ausflugsboote in der Gischt! Aber die Menschenmassen und die Hitze lassen uns bald wieder zum Auto zurückkehren. Auf der Suche nach einer Badestelle erfahren wir auf sehr unfreundliche Art, meist von Deutschen, dass hier alles privat sei und wir uns doch davonmachen sollen. Irgendwo sind wir dann doch ins kühle Nass gesprungen und haben uns von den feindseligen Blicken nicht abhalten lassen.
Mit tollen Gesprächen geht ein schöner Nachmittag bei Reisefreunden viel zu schnell vorbei. Ich hoffe, wir treffen die beiden mal wieder, vielleicht auf Kreta?
Immer wieder gerne laufen wir durch Freiburg, das durch die vielen Studenten und der lebendigen Innenstadt mit den Bächle einfach ein tolles Flair verströmt.
Für uns kommt nun ein kurzer Abstecher nach Frankreich. In Neuf-Brisach finden wir nach Einkaufen und Wäschwaschen beim Intermarché einen Platz an der alten Festungsmauer.
Eine längere Radtour entlang des Rhône/Rhin-Kanals und amn Canal du Colmar bringt uns am 15. August nach Colmar. Wegen des Feiertags sind wir natürlich nicht die einzigen, aber Colmar ist trotz des Rummels einfach schön! Wir lassen uns mit den anderen Ausflüglern durch die pittoreske Altstadt treiben, genießen ein Glas kühlen Crémant, bevor es wieder zum Wohnmobil zurückgeht.
Die nächsten Tage verbringen wir auf einen kleinen Campingplatz bei Rhinau. Warum? Unsere Tochter Veronika mit Familie ist auf der Rückreise von Korsika und da bietet sich ein Treffen ja richtig an. Leider ist die Zeit viel zu schnell rum!
Mit ein paar Umwegen fahren wir über die Schwarzwaldhochstraße hinauf nach Kniebis. Von dort führt uns eine kleine Rundwanderung zur Alexanderschanze und dem Zollstockhaus. Das tut gut, mal wieder zu Fuß unterwegs zu sein.
Calw ist unsere nächste Station. Von radeln wir an der Nagold entlang nach Nagold. Eine hübsche Fachwerkstadt mit Wochenmarkt und netten Cafés, wo es natürlich Cappuccino mit leckerem Kuchen gibt! Bei der Rückfahrt am späten Nachmittag müssen wir seit langem mal wieder Jacken anziehen.
In Calw muss ich natürlich noch zum Hermann Hesse Denkmal – es ist sein Geburtsort. Ein paar Schuljahre und auch später noch haben mich seine Bücher begleitet! Und ganz klar, auch hier sind wieder schöne Fachwerkhäuser zu bestaunen, aber auch diverse Bausünden.
Nach einem Abstecher nach Bretten – noch nie davor gehört – wieder mit viel Fachwerk und dem berühmten Melanchthon-Haus (engster Vertrauter Martin Luthers) erreichen wir Schwäbisch Hall, wo wir uns auf der Kocherwiese installieren. Nach einem Stadtbummel und Restaurantbesuch kommen wir auf dem Rückweg durch den Kocherpark und merken, dass heute am Vorabend des Lichterfestes schon die Gastro geöffnet ist. Da können wir einfach nicht vorbeigehen. Kaum sind unsere Gläser leer, hören wir Musik und bleiben dann bei der tollen Liveband „Good News“, bis wir vor Kälte bibbern.
Die Hitze hat uns immer noch fest im Griff und so sind wir haben wir das Radeln am Kocher/Jagst-Radweg nach 25 km beendet. Gott sei Dank ist ein kleiner Selbstbedienungskiosk mit kühlen Getränken hier, bevor es wieder heim geht. Eigentlich möchten wir ja am Auto etwas chillen, aber es kommen schon die ersten Besucher für das Fest heute Abend auf die Kocherwiese, die ja mehr ein Parkplatz ist! Später haben wir noch eine Mordsgaudi, als sich die Leute um die letzten Plätze bemühten. Am ende hat keine Maus mehr auf den Platz gepasst! Das ist uns dann doch zu viel, und so behalten wir den gestrigen Vorabend des Lichterfestes in toller Erinnerung.
Interessant ist noch Groß-Comburg, hoch über Schwäbisch-Hall. Eine Kirchenburg aus dem 10. Jh. mit umlaufendem Wehrgang, Stiftskirche mit diversen Kapellen, Kreuzgang und vielen Türmchen. Sehr schön!
Über Ansbach – das nächste Weinfestfest hat schon auf uns gewartet, man wird hier noch zum Alkoholiker – und der Schwarzachklamm bei Fürth mit toller Wanderung in der Klamm und am Ludwig-Donau-Main-Kanal rollen wir weiter nach Amberg, das uns immer wieder sehr gefällt. Am schönsten finden wir das Vils-Ufer mit der Brillenbrücke. Im Kurpark erfrischen wir uns bei einem Kneippbecken. Ja, in unserem Alter darf man das!
Nach einer heißen, aber landschaftlich tollen Radltour auf dem Vilsradweg und einem Übernachtungsstopp in Vohenstrauß erreichen wir einen Stellplatz an einem Stausee im Süden von Pilsen. Doch das heiß ersehnte Bad muss ausfallen, denn zum einen stinkt der See und zum anderen hat er einen giftig-grünen Belag. Bei 35° verbringen wir den Nachmittag apathisch dösend vor dem Pössl. Immerhin gibt es bei einem Kiosk kaltes Bier und kalten Weißwein.
Mit dem Rad fahren wir nach Pilsen rein. Leider ist die Wegführung schlecht und in der Stadt verlieren wir uns wegen der vielen Baustellen, aber dann treffen wir fast gleichzeitig auf dem großen Marktplatz ein. Gott sei Dank, denn ich habe kein Geld dabei! Wir klettern auf den Kirchturm rauf und sind wieder mal überrascht, wie weit sich Pilsen ausdehnt. Ansonsten schlendern wir ziemlich planlos umher und bleiben lange in einem Park, wo Wasserverdunster für etwas Kühle sorgen. Nach einer Kaffeepause strampeln wir zurück zum Auto und genehmigen uns am Kiosk das gleiche wie gestern.
In Babylon, kurz vor der deutschen Grenze, kommt endlich der Sprung ins kühle Nass mit anschließender Übernachtung in Domažlice, bevor es endgültig die letzten 30 km nach Hause geht.
Wie war es mit dem Kastenwagen? Also er ist kompakter und braucht nur ca. halb so viel Sprit wie der LKW, die Motorisierung ist besser, aber es ist halt auch viel enger, die Isolierung ist schlechter, kein Backofen und der Wendekreis ist grottenschlecht! Aber er bekommt noch eine Chance!
Kurz nach der Grenze zu Bulgarien stellen wir uns bei Krapets etwas erhöht an den Strand. Wir müssen uns mal wieder ein bisschen erholen, gehen schwimmen, spazieren am Strand entlang und fahren mit dem Rad in die nächste Stadt Shabla zum Geldautomaten. Um die Hauptstraße mit den türkischen Lkw-Fahrern zu vermeiden, versuchen wir es über Umwege auf Feldwegen. Aber die sind mehr Feld als Weg, zurück bevorzugen wir dann doch Teer! Auf dem Weg zum nächsten Strand kommen wir durch Kavarna, wo wir uns auf dem Markt mit frischem Obst und Gemüse eindecken. Am Heros-Beach bei Topola finden wir einen kleinen Parkplatz nur wenige Meter runter zum Schwarzen Meer. Das Wasser ist glasklar und hat laut meinem Bratenthermometer 20°, also alles bestens, wenn wir nur einen Sonnenschirm hätten! Aber der Lkw schmeißt ja meist genug Schatten. Die Abende verbringen wir in einer netten Strandbar mit kaltem Weißwein und Bier.
Jetzt geht es weg vom Meer mit einem kurzen Abstecher zum Felsenkloster Aladija, wo man am Parkplatz bestes Wasser bunkern kann, zuerst auf übler Schlaglochstraße, dann auf Autobahn nach Prowadia. Nun führt uns eine sehr steile und enge Schotterstraße hinauf zur Ovech-Festung. Da sind wir natürlich die einzigen! Am frühen Abend steigen wir hinauf und genießen die Aussicht zwischen Steingräbern, Zisternen und alten Karrenspuren.
Unser nächstes Ziel ist das Hochplateau über Shumen, wo das schon von weitem sichtbare „Monument zur Gründung des bulgarischen Staates“ steht. Ein gewaltiger Betonbau mit riesigen, groben Steinfiguren, Köpfen, Pferden, Inschriften und dunkle, große Mosaiken wegen der Christianisierung. Muss man mal gesehen haben. Allerdings ist es so heiß, dass wir nur von einem Schatten in den nächsten flüchten.
An einem See werde ich von einer älteren Dame zum Kirschenpflücken in ihrem Garten eingeladen. Sie spricht ganz gut deutsch, weil sie in der Rente fünf Jahre in Deutschland als Pflegerin gearbeitet hat. Mit zwei großen Schüsseln Kirschen und einem guten Gespräch werde ich herzlich von ihr verabschiedet. In Velika Tarnovo, der alten Hauptstadt, laufen wir durch die Stadt auf der Suche nach Brot, werden aber nicht fündig und kehren stattdessen in einer Bar ein, wo es ein eiskaltes Bier und einen warmen Wein gibt. Tja, das ist heute nichts, aber wir werden später noch mit einer netten Lichtshow an der Festung belohnt!
Durch schöne Berglandschaft fahren wir rauf auf den Shipka-Pass, trinken schnell einen Cappuccino, aber hinauf zum Monument ist es uns zu heiß. Macht nichts, wir waren eh schon mal da. Und der nächste Betonklotz wartet ja schon auf uns. Auf dem Gipfel des Buzludzha steht das Ufo-ähnliche Riesenmonument der Kommunisten. Der Zerfall ist sehr deutlich zu sehen, Zutritt ist verboten, was auch von einem Posten überwacht wird. Am Abend treffen noch zwei Reisepaare ein, Italiener, die aus Indien kommen und Birgit und Max aus Bayern, die im Iran waren. Es wird ein netter Abend! Hier oben ist die Hitze besser verträglich und wir bleiben noch, machen Spaziergänge und lesen. Wir bekommen noch ein spektakuläres Gewitter mit extremem Starkregen und einem heftig schaukelndem Lkw. Ich bin froh, als es vorbei ist!
Über Kazanlak fahren wir durchs Rosental, das uns aber enttäuscht. Denn die wenig verbliebenen Rosenfelder sind schon fast verblüht und der Rest sind wie immer Getreide- oder Sonnenblumenfelder. An einem Fluss, ca, 30 km vor Plovdiv, bleiben wir über Nacht, aber die 30 cm Wasser taugen nicht wirklich zum Abkühlen. Am nächsten Vormittag regnet es, aber dadurch wird es nur schwül. In Plovdiv hat sich in den letzten acht Jahren nicht viel verändert. Es gefällt uns noch genauso gut, die Freßmeile hat sich vergrößert. Aber in der Fußgängerzone gibt es so gut wie keine Leerstände, trotz der Malls außen rum.
Die extreme Hitze macht uns immer mehr zu schaffen, so dass wir kaum was unternehmen. Die Erdpyramiden von Stob nur von unten und zum Rila-Kloster auch mit dem Auto, nicht wie geplant mit dem Rad. Ja, da sind wir nicht allein, aber die Masse verläuft sich und das Kloster ist einfach traumhaft schön. Das WC ist allerdings ein olfaktorisches Erlebnis! Die Mekitsa (Auszogne) mit Zucker und noch heiß gegessen entschädigen dafür. Bis zur rumänischen Grenze suchen wir uns immer Seen zum Übernachten, so können wir uns wenigstens beim Baden abkühlen.
Eine lange heiße Fahrt durch riesige Getreidefelder und den ewig langen Dörfern führt uns nach Craiova, denn wir brauchen unbedingt einen Waschsalon. Schön kühl da drinnen! Den Lkw parken wir dann neben einem Fußballstadion und gehen am Abend noch in die Stadt zum Essen. Für mich gibt es Sarmale (rumänische Krautwickerl) mit saurer Sahne und Kartoffeln. Sehr lecker! Zu einem Absacker noch in eine Kneipe mit Wasserventilatoren! Das ist dann einigermaßen verträglich. Es ist 23:00 und es hat noch immer 30°.
Nördlich von Hunedoara befinden sich die „Giardini di Zoe“, ein parkähnlicher angelegter Garten auf einem kupierten Gelände, der von einem Italiener gebaut wurde und sich so seine italienische Heimat nahebrachte. Statuen, Springbrunnen, mit Buchs gesäumte Pfade, Rosen, viele Sommerblüher, einfach sehr schön! Im kleinen Café gibt es für uns ein kühles Eis.
In Arad kapitulieren wir dann vollends vor der Hitze, flüchten in der wohl schönen Stadt mit ihren Prachtbauten in diverse Cafés, ein Thermometer zeigt 41° an. Erträglich wird es erst am Stadtrand auf einem Klosterparkplatz, nachdem ein Gewitter mit ordentlich Regen niedergeht. Überall ist Stromausfall, nur bei den Hubers nicht!
Bei Borş, nähe der ungarischen Grenze, finden wir noch ein Plätzchen an einem Fluss zum Erholen. Mir hat es die abenteuerliche Hängebrücke angetan, Wolfgang beobachtet die diversen Möglichkeiten der Flussquerung, zu Fuß, Huckepack, mit Pferdekarren.
Nun wieder schnellstmögliche Ungarndurchquerung und wieder in die Slowakei. Diesmal führt uns der Weg durch die niedere Tatra, über kleine Pässe und durch schmucke Dörfer. Doch wir wollen an den Mikulasc-Stausee. Endlich wieder Wasser. Um den radeln wir dann großzügig rum, entdecken noch mal eine Artikularkirche, noch schöner als die in Hronsek und ergattern in einer Marina ein sauteures Steckerleis. Leider habe ich mir beim Baden im See einen spitzen Stein eingetreten. Ich habe ihn zwar rausoperiert, kann aber nicht auftreten. Somit fällt die Stadtbesichtigung von Kromeriŝž aus und wir radeln stattdessen an der Moravia entlang. Bei einem kleinen Kiosk gibt es sehr gute, selbst gemachte Erdbeerlimonade!
Heute haben wir die längste Fahrstrecke dieser Reise: 275 km! Nur ein Stopp zum Baden und dann auf den bekannten Platz in Písek bei den Sportstätten. Von da ist es auch nur ein Katzensprung auf die Halbinsel in der Otava, wo es einen netten Biergarten gibt. Und dann folgt die heißeste Nacht der Reise: Wolfgang verbringt sie auf der Treppe draußen in der Hoffnung auf einen Luftzug. Eigentlich haben wir nur mehr 115 km nach Hause, aber wir machen heute noch die letzte Radtour vorbei an den vielen Seen und durch die hübschen Dörfer, auch der Biergarten muss noch mal besucht werden, bevor wir morgen dann endgültig heimfahren!
Kurzes Fazit: Es hat uns sehr gut gefallen, wir haben viele neue Orte und Sachen entdeckt, aber auch bekanntes. In den besuchten Ländern – bis auf Ungarn – kann man sich sehr gut versorgen, lecker und preiswert Essen gehen und vor allem Trinken. Die Landschaft ist überall toll, klar gibt es Industrien, aber da muss man ja nicht bleiben und das Müllproblem hat man weitgehend im Griff. Freistehen ist gar kein Problem , wir waren nicht einmal auf einem Campingplatz, sog. Stellplätze gibt es eh nicht. Wir können es nur empfehlen!
In Rumänien angekommen entern wir erst mal einen Carrefour um leckere Lebensmittel einzukaufen, bevor wir uns an einem See im Nordosten niederlassen. Eine schweißtreibende Radtour über die Dörfer, aber leider ohne Machete, führt uns durch urige Dörfer, aber kein Café weit und breit. Ein Penny rettet uns mit Steckerleis. Viel Zeit verbringen wir im Bărsana-Kloster, das uns mit den vielen, blumengeschmückten Gebäuden im traditionellen Stil, obwohl es erst vor ca. 30 Jahren erbaut wurde, in seinen Bann zieht. Dazu trägt natürlich bei, dass der Gottesdienst per Lautsprecher über das gesamte Gelände übertragen wird.
Danach verlassen wir die Maramureş und gelangen über den mit seinen durch Skilifte und vielen Baustellen verschandelten Prislop-Pass in die Bukowina. Die Landschaft wird nun offener, die Berge hügeliger und neben den traditionellen Holzhäusern finden sich schon sehr viele Betonklötze. Mit dem Rad geht es zu zwei Moldauklöstern: Voroneţ, berühmt wegen seiner blauen Farbe und Humor. Sehr ähnlich wird auf beiden in mehr oder weniger gut erhaltenen Fresken die Schöpfungsgeschichte, das Jüngste Gericht, Kreuzfahrten u. v. m. dargestellt. Nervig sind die lautstarken, spanischen Reisegruppen.
Im Ceahlău-Gebirge machen wir drei Tage „Urlaub“ am Lacul Izvorul. Das Wetter ist super, angenehm warm und es regnet nur bei einer Radtour über eh schon schwieriges Terrain. Die berühmte Bicaz-Schlucht lassen wir links liegen, fahren durch eine brettlebene, karge Landschaft, wo es außer riesigen, bewässerten Getreide- oder Sonnenblumenfeldern nicht zu sehen gibt, an die Donau nach Brăila. Das drohende Unwetter bringt eine besondere Stimmung in die Stadt, aber wir kommen nach einem leckeren Restaurantbesuch trockenen Fußes zum Lkw.
Von hier ist es nicht mehr weit ins Donaudelta. Im letzten befahrbaren Ort Murighiol gibt es für uns einen tollen Platz direkt am See. Das abendliche Froschkonzert ist einmalig! Am nächsten Morgen geht ein bombastisches Gewitter nieder, der Lkw hat arg gewackelt und im Ort ist Stromausfall und es gibt riesige Wasserlachen. Fantastisch ist Fischsuppe mit allem drum und dran in einer Agripensiun.
Bei einer Bootstour im Delta sehen wir Schwäne, Reiher, Kormorane, Albatrosse, Pelikane, Adler, Haubentaucher, Eisvögel, Seeschwalben, Falken und noch mehr. Auch ausgedehnte Seerosenfelder, Schilf ohne Ende,, alte Bäume und Fischerdörfer sind toll anzusehen. Doch leider werde ich seekrank, so dass der Bootsführer mit Zustimmung der beiden anderen Passagiere, die Tour nach zwei Stunden vorzeitig abbricht. Am Abend geht es mir wieder gut und ich kann schon wieder einen Sundowner zu mir nehmen! Es wird zunehmend heißer und wir fahren mit ein paar Stopps an der Küste entlang zur bulgarischen Grenze. Rumänische Badeorte sind gar nichts für uns.
Hiasl ist wieder unterwegs!
Nach einer langen krankheitsbedingten Pause machen wir uns auf den Weg nach Osteuropa. Es macht uns viel Spaß durch Tschechien und die Slowakei zu fahren, durch die wunderschönen Alleen und durch die saftig-grüne Hügellandschaft. Wir übernachten meist in kleineren Städten wie Písek, Telč und Blansko. Von dort erkunden wir die Gegend auf gut ausgeschilderten Radwegen die Umgebung. Blansko ist im Mährischen Karst und es geht die Mocaka-Schlucht mit vielen Höhlen durch einen wilden Naturpark steil mit den Bikes rauf und runter. Die meisten anderen Touristen bevorzugen die Fahrt mit der Seilbahn! In Olomouc laufen wir die Sehenswürdigkeiten wie Uhrturm, Dreifaltigkeitssäule, Altstadt, Burg, Wenzelsdom und den botanischen Garten ab, bevor wir unseren Hochzeitstag bei einem leckeren nepalesischen Restaurant ausklingen lassen. Interessant ist auch die Infrastruktur an einem Badesee bei Hodslavice: eine Holzsäule mit USB-Anschlüssen, Stecker für Kühlboxen, Lademöglichkeiten für E-Bikes und ein offenes WLAN! In Rožnov schauen wir uns das „Walachische Dorf“ in einem Freilichtmuseum an. Die knapp 30 Holzhäuser, meist um die 150 Jahre alt, geben einen guten Einblick über das sehr karge Leben damals. Das erste Highlight in der Slowakei ist dann Čičmany, wo der ganze Ort aus Holzhäusern mit weißen Ornamenten besteht, sehr schön! Bei einer Radtour kommen wir leider an einem schweren Motorradunfall vorbei. Nach Hronsek fahren wir wegen einer Artikularkirche aus Holz. Super ist auch der Stellplatz am Fluss und die einzige, offene Kneipe! Banska Bystrica besticht durch sein italienisches Flair, wobei das tolle Wetter auch nicht ganz unbeteiligt ist. In der Hohen Fatra geht es an großen, modernen Skigebieten vorbei nach Vlkolinec mit seinen vielen, bunten Holzhäusern, aber nur mehr ca. 50 Einwohnern. Lange sitzen wir in einem winzigen Café, genießen die Sonne und dazu Bossa Nova! Schon von weitem sieht man die Zipser Burg, wo wir auch prima auf dem oberen Parkplatz übernachten können. Leider wird gerade renoviert, so dass wir nur einen kleinen Teil besichtigen können, aber alleine schon die Außenanlagen sind beeindruckend. Trebišov ist die letzte Station in der Slowakei. Roma prägen das Stadtbild und der große, schattige Stadtpark. Bei zunehmender Hitze wird sowas immer wichtiger. Viel Nerven kostet uns dann das Buchen der ungarischen Maut. Wir suchen uns die kürzest mögliche Strecke. Aber auch da kosten die 80 km bemautete Straße für uns 21,60€. Nein, Ungarn mag ich nicht. Halsabschneider und immer unfreundlich.