So, jetzt ist es soweit: der Hiasl hat Nachwuchs bekommen! Und zwar einen Citroën Jumper mit klassischem Kastenwagenausbau, sechs Meter lang mit Querbetten – das sind wir so gewöhnt - der Fa. Pössl. Von uns kam noch hinzu: Radträger mit 50 kg Nutzlast, Büttner Solaranlage mit 220 WP und eine LiFePo4 Untersitzbatterie mit 200 Ah. Die Kassettentoilette wurde durch eine Komposttoilette ersetzt und im „Kofferraum“ wurde ein Vollauszug für Euroboxen gebaut.
Unsere Testfahrt beginnen wir in der Heimat bei Schwandorf, wo es eine tolle Seenlandschaft mit gut markierten Radltouren gibt. Weiter geht es an die Altmühl, wo wir am Hafen beim Main-Donau-Kanal ein schönes Plätzchen finden, von wo aus wir das hübsch restaurierte Städtchen Beilngries zu Fuß erkunden, denn zum Radln ist es es heute wirklich zu heiß. In der Pizzeria im Ort können wir gerade noch einen Tisch ergattern. Nicht, dass ich an meinem Geburtstag auch noch kochen muss!
Zwei Grad weniger und schon geht’s mit den Rädern über das Kloster Plankstetten nach Berching mit viel Fachwerk und Altstadtflair. Um ins Tal der Weißen Laber zu gelangen, müssen wir extrem steil mit anschließender, schweißtreibender Schiebeeinheit auf ein Plateau rauf. Puh, da hätten wir uns vielleicht das Höhenprofil doch anschauen sollen! Dafür läuft es dann bis auf die Brennnesselpfade relativ angenehm nach Dietfurt, wo ich mir unbedingt den „Chinesenbrunnen“ ansehen will. Ja, ist halt ein Springbrunnen. An der Altmühl rollen wir zurück zum Pössl.
Der nächste Halt ist das Geotop Glaubenberg am Südende des Nördlinger Ries. Ein Infopfad erklärt die Entstehungsgeschichte des Nördlinger Ries durch einen Meteoriteneinschlag vor knapp 15 Millionen Jahren.
Wir fahren nun an die die Donau, wo wir uns etwas schwer tun einen Platz zu finden ohne Verbotsschilder, aber in Langenau gibt es einen Stellplatz. Nicht schön, aber wir schlafen ja eh nur da. Am nächsten Morgen eiern wir ewig durch Langenau, weil wir echt zu dumm sind - auch die befragten Einwohner – den Anschluss an den Donauradweg zu finden. Aber dann klappt es doch und wir schauen uns zwischen Regenschauern Ulm an, das Münster mit den frechen, geschnitzten Fratzen des Chorgestühls, das Kepplerhaus, den Markt. Aber mit dem Regen macht es nicht so viel Spaß. Gott sei Dank finden wir für den Rückweg einen besseren Weg entlang der Brenzbahn.
Am Abend fahren wir noch nach Ehingen auf den großen Festplatz, denn das Kuschelcamping letzte Nacht hat uns nicht so zugesagt. Die Bierwanderung bei Ehingen mit anschließender Einkehr im Biergarten der Berg-Brauerei ist trotz launenhaftem Wetter ganz nett!
Superschön ist dann die Radtour von unserem nächsten Stopp in Dußlingen nach Tübingen. Die schöne, quirlige Altstadt, die alten Universitätsgebäude, die engen Gassen, die tollen Fachwerkhäuser und auch die vielen kleinen Läden gefallen uns wirklich sehr. Lange unterhalten wir uns mit einer Frau in ihrer Mosaikwerkstatt. Nach Wein und Bier geht es dann wieder über die Neckarbrücke und zurück zum Auto. Bei so einem guten Platz wird auch noch in der andere Richtung am Neckar geradelt. Nach Rottenburg, auch dies eine der „Perlen“ Baden-Württembergs. Arg aufgeräumt und hübsch hergerichtet – so sind halt die Schwaben – aber trotzdem nett anzuschauen. Bei der Rückfahrt machen wir an einem Badesee halt. Leider ist es recht schwierig ins Wasser zu kommen. Rein habe ich es ja noch geschafft, aber beim Aussteigen bin ich ausgerutscht und ziemlich unelegant wieder reingeplumpst. Natürlich mit Zuschauern. Und eine blutende Wunde am Fuß. Gut, dass wir mit dem Rad sind.
Oberndorf am Neckar mit Ober- und Unterstadt mit vielen Baustellen hat uns eher nicht gefallen. Das spannendste ist die Firma Mauser/Rheinmetall, aber mit Waffen sind wir gerade eingedeckt. Das beste ist die Jysk-Filiale, wo wir endlich einen Topper für die harten Foltermatratzen der Fa. Pössl erstehen. Der sollte nun erstmal 48 Stunden ausgebreitet ruhen! Aber das wird sich mit unserem begrenzten Platzangebot nicht ausgehen.
Nun radeln wir nach Rottweil. Wie immer tolle, reich verzierte Häuser. Aber allmählich stumpfen wir da etwas ab. Aber die Sonne scheint und da macht es schon Spaß durch die belebte Marktstraße zu schlendern und die anstrengende Auffahrt zu vergessen. Nach einem Eis dürfen wir dafür die rasante Abfahrt genießen!
Nach einem Besuch eines ehemaligen Arbeitskollegen von Wolfgang spazieren wir zum Zusammenfluss von Brigach und Breg zur Donau. Recht unspektakulär. Auch die gefasste Donauquelle in Villingen-Schwenningen ist nur solala. Das beste ist das Eis in der angrenzenden Eisdiele. Wir schauen, dass wir weiterkommen und zwar zu einem Kneippbecken an einem ehemaligen Römerbad bei Hüfingen. Ja, im Alter geht man zum Kneippen! Aber wir haben interessante Gespräche mit den kneippenden Einheimischen. Am Abend kommen noch Sebastian, Mella und die Zwillinge Emma und Emil vorbei, die aus der Schweiz wieder Richtung Berlin sind. Ohje, der Abend wird lang und die Bier- und Weinvorräte neigen sich dem Ende zu! Nach der Verabschiedung von Kindern und Enkeln radeln wir an der Breg entlang nach Furtwangen. Es ist heiß, der Ort ist wie ausgestorben und gar nicht ansprechend, sodass wir uns nach Cappuccino und Eis gleich wieder auf den langen Rückweg machen. Der Herr, der uns die Tour empfahl, schätzte so gute 40 km, es waren dann doch 64 km. Aber in der ebenfalls empfohlenen Gaststätte in Hüfingen kann man echt lecker Hähnchen essen. Unangenehm fallen uns die zwei Familien neben uns auf mit ihren tätowierten Thor Steiner- und Nazisymbolen.
Der Rheinfall steht schon lange auf unserer Liste. In Neuhausen wird der Pössl auf einer Wiese geparkt und schon geht es mit den Rädern am Rhein entlang – mit vielen Unterbrechungen und noch mehr Menschen wegen eines Volkstriathlons – nach Schaffhausen. Der Rheinfall ist schon beeindruckend zum Ansehen, vor allem die Ausflugsboote in der Gischt! Aber die Menschenmassen und die Hitze lassen uns bald wieder zum Auto zurückkehren. Auf der Suche nach einer Badestelle erfahren wir auf sehr unfreundliche Art, meist von Deutschen, dass hier alles privat sei und wir uns doch davonmachen sollen. Irgendwo sind wir dann doch ins kühle Nass gesprungen und haben uns von den feindseligen Blicken nicht abhalten lassen.
Mit tollen Gesprächen geht ein schöner Nachmittag bei Reisefreunden viel zu schnell vorbei. Ich hoffe, wir treffen die beiden mal wieder, vielleicht auf Kreta?
Immer wieder gerne laufen wir durch Freiburg, das durch die vielen Studenten und der lebendigen Innenstadt mit den Bächle einfach ein tolles Flair verströmt.
Für uns kommt nun ein kurzer Abstecher nach Frankreich. In Neuf-Brisach finden wir nach Einkaufen und Wäschwaschen beim Intermarché einen Platz an der alten Festungsmauer.
Eine längere Radtour entlang des Rhône/Rhin-Kanals und amn Canal du Colmar bringt uns am 15. August nach Colmar. Wegen des Feiertags sind wir natürlich nicht die einzigen, aber Colmar ist trotz des Rummels einfach schön! Wir lassen uns mit den anderen Ausflüglern durch die pittoreske Altstadt treiben, genießen ein Glas kühlen Crémant, bevor es wieder zum Wohnmobil zurückgeht.
Die nächsten Tage verbringen wir auf einen kleinen Campingplatz bei Rhinau. Warum? Unsere Tochter Veronika mit Familie ist auf der Rückreise von Korsika und da bietet sich ein Treffen ja richtig an. Leider ist die Zeit viel zu schnell rum!
Mit ein paar Umwegen fahren wir über die Schwarzwaldhochstraße hinauf nach Kniebis. Von dort führt uns eine kleine Rundwanderung zur Alexanderschanze und dem Zollstockhaus. Das tut gut, mal wieder zu Fuß unterwegs zu sein.
Calw ist unsere nächste Station. Von radeln wir an der Nagold entlang nach Nagold. Eine hübsche Fachwerkstadt mit Wochenmarkt und netten Cafés, wo es natürlich Cappuccino mit leckerem Kuchen gibt! Bei der Rückfahrt am späten Nachmittag müssen wir seit langem mal wieder Jacken anziehen.
In Calw muss ich natürlich noch zum Hermann Hesse Denkmal – es ist sein Geburtsort. Ein paar Schuljahre und auch später noch haben mich seine Bücher begleitet! Und ganz klar, auch hier sind wieder schöne Fachwerkhäuser zu bestaunen, aber auch diverse Bausünden.
Nach einem Abstecher nach Bretten – noch nie davor gehört – wieder mit viel Fachwerk und dem berühmten Melanchthon-Haus (engster Vertrauter Martin Luthers) erreichen wir Schwäbisch Hall, wo wir uns auf der Kocherwiese installieren. Nach einem Stadtbummel und Restaurantbesuch kommen wir auf dem Rückweg durch den Kocherpark und merken, dass heute am Vorabend des Lichterfestes schon die Gastro geöffnet ist. Da können wir einfach nicht vorbeigehen. Kaum sind unsere Gläser leer, hören wir Musik und bleiben dann bei der tollen Liveband „Good News“, bis wir vor Kälte bibbern.
Die Hitze hat uns immer noch fest im Griff und so sind wir haben wir das Radeln am Kocher/Jagst-Radweg nach 25 km beendet. Gott sei Dank ist ein kleiner Selbstbedienungskiosk mit kühlen Getränken hier, bevor es wieder heim geht. Eigentlich möchten wir ja am Auto etwas chillen, aber es kommen schon die ersten Besucher für das Fest heute Abend auf die Kocherwiese, die ja mehr ein Parkplatz ist! Später haben wir noch eine Mordsgaudi, als sich die Leute um die letzten Plätze bemühten. Am ende hat keine Maus mehr auf den Platz gepasst! Das ist uns dann doch zu viel, und so behalten wir den gestrigen Vorabend des Lichterfestes in toller Erinnerung.
Interessant ist noch Groß-Comburg, hoch über Schwäbisch-Hall. Eine Kirchenburg aus dem 10. Jh. mit umlaufendem Wehrgang, Stiftskirche mit diversen Kapellen, Kreuzgang und vielen Türmchen. Sehr schön!
Über Ansbach – das nächste Weinfestfest hat schon auf uns gewartet, man wird hier noch zum Alkoholiker – und der Schwarzachklamm bei Fürth mit toller Wanderung in der Klamm und am Ludwig-Donau-Main-Kanal rollen wir weiter nach Amberg, das uns immer wieder sehr gefällt. Am schönsten finden wir das Vils-Ufer mit der Brillenbrücke. Im Kurpark erfrischen wir uns bei einem Kneippbecken. Ja, in unserem Alter darf man das!
Nach einer heißen, aber landschaftlich tollen Radltour auf dem Vilsradweg und einem Übernachtungsstopp in Vohenstrauß erreichen wir einen Stellplatz an einem Stausee im Süden von Pilsen. Doch das heiß ersehnte Bad muss ausfallen, denn zum einen stinkt der See und zum anderen hat er einen giftig-grünen Belag. Bei 35° verbringen wir den Nachmittag apathisch dösend vor dem Pössl. Immerhin gibt es bei einem Kiosk kaltes Bier und kalten Weißwein.
Mit dem Rad fahren wir nach Pilsen rein. Leider ist die Wegführung schlecht und in der Stadt verlieren wir uns wegen der vielen Baustellen, aber dann treffen wir fast gleichzeitig auf dem großen Marktplatz ein. Gott sei Dank, denn ich habe kein Geld dabei! Wir klettern auf den Kirchturm rauf und sind wieder mal überrascht, wie weit sich Pilsen ausdehnt. Ansonsten schlendern wir ziemlich planlos umher und bleiben lange in einem Park, wo Wasserverdunster für etwas Kühle sorgen. Nach einer Kaffeepause strampeln wir zurück zum Auto und genehmigen uns am Kiosk das gleiche wie gestern.
In Babylon, kurz vor der deutschen Grenze, kommt endlich der Sprung ins kühle Nass mit anschließender Übernachtung in Domažlice, bevor es endgültig die letzten 30 km nach Hause geht.
Wie war es mit dem Kastenwagen? Also er ist kompakter und braucht nur ca. halb so viel Sprit wie der LKW, die Motorisierung ist besser, aber es ist halt auch viel enger, die Isolierung ist schlechter, kein Backofen und der Wendekreis ist grottenschlecht! Aber er bekommt noch eine Chance!
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