Schottland empfängt uns mit viel Regen und darum starten wir gleich bis zum Loch Lomond durch, wo wir einen hochoffiziellen Parkplatz für Wohnmobile finden. Am nächsten Morgen nutzen wir den weißblauen Himmel aus um uns die Beine zu vertreten, aber für den Rückweg reicht es schon nicht mehr. Irgendwie haben wir gerade etwas genug von dem Wetter hier und es macht sich leider auch eine schlechte Stimmung breit. Schweigend fahren wir durch die schottischen Highlands und wir können im Nebel die tolle Landschaft mit den vielen Seen und Wasserfällen erahnen. Über für uns recht enge Straßen erreichen wir dann erst am Spätnachmittag „die“ schottische Outdoor Stadt Fort William. Nach einem kurzen Abstecher zu Morrisons um die Vorräte aufzufüllen, geht es noch wenige Kilometer über eine Single Track road, aber mit vielen Ausweichen hinüber nach Achintee auf einen recht gut gefüllten Parkplatz. Es ist saukalt und nach dem wir dann endlich einen einigermaßen geraden Platz auf einer Wiese gefunden haben, gibt es erst mal einen heißen Tee.
Ohje, wir mussten schon um 7:00 Uhr aufstehen, denn heute steht eine Bergtour auf dem Programm. Bei trübem Himmel, aber trocken machen wir uns über einen leider gepflasterten Weg hinauf auf einen Sattel, wo recht idyllisch ein kleiner Bergsee liegt. Ab hier hört Gott sei Dank das Pflaster auf, dafür wird es recht geröllig und was auch sonst, zieht sich der Himmel zu. Bald sieht man kaum die Hand vor den Augen noch, zudem legt auch der Wind beträchtlich zu. Die letzten zwanzig Minuten hangeln wir uns von einem Steinmann zum nächsten, bis wir endlich den Gipfel des höchsten Berges vom United Kingdom erreichen, dem Ben Nevis 1344 m hoch! Für die 1330 Höhenmeter haben wir genau drei Stunden gebraucht, ja man geht fast auf Meereshöhe weg! Nach einem Gipfelfoto und heißem Tee steigen wir bald wieder ab, denn es ist mittlerweile saukalt geworden. Mein Rucksack ist fast leer, denn ich habe sämtliche Klamotten einschließlich Daunenjacke an. Der Abstieg zieht sich, vor allem die 700 Höhenmeter Pflasterstufen, grr. Wenigstens wird es unten etwas wärmer, wir können bald eine Schicht nach der anderen loswerden und dann endlich am LKW auch noch im Freien in der Sonne sitzen! Hurra, das ist mal eine Belohnung!
Auf geht es zur Isle of Skye! Doch vorher müssen wir noch Wäsche waschen und dafür steuern wir das Gemeindezentrum von Kyle of Longalsh bei der Skye Bridge an. Doch kaum 20 Kilometer gefahren bemerkt Wolfgang, dass sein Handy nicht mehr da ist. Es muss ihm aus der Hosentasche gefallen sein, als er an einer Bushaltestelle in Fort William auf den anderen Tank umgeschaltet hat. Wir brausen sofort zurück, doch dort ist kein Handy, auch kein kaputtes. Tja, was tun? Wir haben nun auch keine britische SIM-Karte mehr, denn die steckt in seinem Telefon. Also besorgen wir uns eine neue im Ort - natürlich längst nicht zu so guten Konditionen wie die irische. Dann hätte mein Mann auch gerne wieder ein Handy, aber die Auswahl in dem kleinen Städtchen ist a) gering, b) zu teuer und c) schlechte Ausstattung. Wir fahren auf einen Parkplatz unweit der Bushaltestelle und beraten uns, als Wolfgang sich nochmals auf die Suche macht. Nach geraumer Zeit kommt er tatsächlich mit seinem Telefon zurück! Irgendjemand hat es gefunden und bei Costa, einer Kaffeekette, abgegeben, wo es Wolfgang beim Abklappern der umliegenden Geschäfte gefunden hat. So ein Schwein! Auf dem Schreck brauchen wir erst mal noch ein verspätetes Mittagessen, bevor uns nun endgültig und bei mittlerweile leider auch wieder Regen und schlechter Sicht nach Kyle aufmachen. Für’s Waschen sind wir dann zu spät dran und bei Nieselregen mit 14° hat dann auch keiner mehr Lust auf einen Spaziergang.
Die Waschmaschine mit Kartenzahlung ist sehr beliebt, so dass wir erst am Nachmittag losfahren. Boah, es regnet schon wieder! So langsam kotzt es uns ziemlich an. Als wir in Portree ankommen, scheint aber sogar etwas die Sonne. Wir und sehr viele Mietwagentouristen laufen sämtlich Straßen des Hafenstädtchens ab, die Läden und Imbissbuden sind austauschbar, schauen uns am Hafen mit seiner hübschen Häuserzeile um und als wir wirklich alles gesehen haben, verschenken wir auch noch eine Stunde der Parkuhr (weniger als zwei Stunden gibt es nicht) und fahren dann durch bestimmt tolle Landschaft, die wir allerdings wegen dem Nebel und Nieselregen nur erahnen können. Kurz vor der Felsnadel des Old Man of Storr, die gerade noch aus der Suppe herausragt, stellen wir uns auf einen Straßenparkplatz zum Übernachten, wo der LKW dann immer ganz schön wackelt, wenn die Einheimischen volle Kanone vorbeidonnern.
Ein Blick aus dem Fenster genügt und wir wissen, dass wir uns viel Zeit für das Frühstück lassen können! Gegen Mittag fahren wir dann doch die drei Kilometer auf einen Bezahlparkplatz und laufen bei Nebel, Regen und ziemlich heftigem Wind mit vielen Anderen auf breiten Wegen und leider wieder über Pflaster hinauf zum Old Man of Storr. Warum wir das machen, weiß ich auch nicht, denn man konnte ihn mehr erahnen als sehen, die Steine sind sehr glitschig zum runtergehen, es ist saukalt und Spaß macht es schon lange nicht mehr. Doch wir sind ja nicht zum Vergnügen hier. Immerhin haben wir ein paar lichte Momente auf die Inseln im Osten. Ganz nett ist dann der Dudelsackspieler beim nächsten Aussichtspunkt mit Wasserfall. Denn kaum fängt er zu dudeln (oder wie sagt man da?) an, dreht aber auch wirklich jeder der zahlreichen Touristen hier den Kopf und zückt quasi zeitgleich das Handy! Wir natürlich auch. Ich hab ganz gespannt den im Wind kräftig flatternden Kilt beobachtet, denn die Schotten tragen da ja keine Unterwäsche drunter, oder? Das Geheimnis wurde nicht gelüftet! Bevor wir weiterfahren, wärmen wir uns mit heißem Cappuccino im Auto auf und starten dann zur Nordspitze der Insel. Und schon steht auch der nächste eiskalte Abstecher an, das Duntulm Castle, nur ein paar alte Steine, aber Lage, Lage, Lage! Bald darauf können wir uns in den sieben, kleinen reetgedeckten Steinhäusern des Isle of Skye Museums über das harte Leben der Menschen hier im 19./20. Jh. informieren. Kartoffeln, etwas Gerste, vielleicht eine Kuh, Torfabbau und Schafzucht, das war es dann auch schon, hmm. Wir können uns wieder ins windgeschützte Auto setzen und wollen in Uig noch die kleine Brauerei besuchen, doch zehn Meter vor der Eingangstür dreht einer das Schild auf closed! Na, dann müssen sie ihr Bier halt alleine trinken. Nun wird es Zeit für einen heißen Tee und nach ein paar Minuten haben wir einen guten Platz für die Nacht gefunden.
Die Sonne blitzt hinter den Wolken hervor und das wollen wir nutzen, um uns das Dunvegan Castle und den dazugehörigen Garten ansehen. Zum Senior Preis können wir es uns gerade noch leisten! Im 13. Jh. erbaut und eines der letzten Schlösser, das ständig im Besitz eines Clans ist, den MacLeods. Hauptattraktion neben den im bunten Mix eingerichteten Räumen ist die „Fairy Flag“, eine reichlich verschlissene Fahne, die den MacLeods angeblich schon mehrfach im Kampf zum Sieg verholfen hat. Von der Terrasse aus entdecken wir zwei Seehunde, die aber leider sehr schnell abtauchen. Im Schlossgarten gibt es viele Rhododendren, alle schon verblüht, einen Wassergarten, einen Round Garden mit langweiligem Rondell und einen sehr gut gepflegten Gemüsegarten im sog. Walled Garden. Über eine Single Track Road fahren wir weiter zum westlichsten Punkt auf den Parkplatz des Neist Point Lighthouse. Und da falle ich sofort mit Fieber und Gliederschmerzen ins Bett. Und wenn ich nur an Wind, Regen oder Kälte denke, geht es mir sofort noch schlechter.
Nach einer unruhigen Nacht und ein paar Ibuprofen kann ich dann doch über eine steile Treppe hinunter zum Leuchtturm gehen. Gott sei Dank, denn der weiß-gelbe Leuchtturm am Fuße eines steil abfallenden Felses sieht unter dem blauen Himmel einfach klasse aus! Hinauf geht es nicht so schnell wie sonst, aber für mein Alter und Gesundheitszustand noch ganz okay. Auf dem Weiterweg merken wir schon, dass die Touristensaison jetzt voll im Gange ist und die Mietwagenfahrer das Prinzip mit den Ausweichstellen auf einer einspurigen Fahrbahn nicht so wirklich checken. Viele bleiben einfach mitten auf der Straße stehen, wenn sie uns entdecken und hoffen, dass wir uns in Luft auflösen. Wir sind sichtlich genervt als wir bei der Talisker Distillery ankommen. Mir geht es mittlerweile wieder so gut, dass ich zumindest einen kleinen Schluck Whisky versuchen würde. Aber es soll nicht sein! Sie haben schon seit längerem geschlossen und keiner weiß, wann wieder für Touristen geöffnet wird. Auf der Homepage wurde das nicht kommuniziert und wir sind nun noch genervter, grr. Gut, dass wir nicht weit zum nächsten Ziel haben, ein kleiner Parkplatz vor Glenbrittle, wo wir morgen eine Wanderung machen wollen. Wir können sogar noch etwas in der Sonne sitzen, bevor wir wegen aufziehender Mückenschwärme ins Auto flüchten. Was wir allerdings nicht merken, dass uns, also vor allem mich, die Biester schon arg zerstochen haben.
Nach einer weiteren unruhigen Nacht (Mücken und später viel Regen) planen wir um und gehen statt auf einen Berg mit ganz vielen anderen Leuten zu den Fairy Pools, eine größere Anzahl von Gumpen in einer eher öden Moorlandschaft. Noch öder wird es, als mal wieder zu schütten anfängt und zwar waagrecht. Nach fünf Minuten brechen wir ab und kehren um, damit auch die linke Seite nass wird. Bis auf die Unterhose! Allmählich macht das hier alles keinen Spaß mehr. Nach Umziehen machen wir uns wieder Richtung Skye Bridge auf und halten in Sligachan - puh, die Sonne brennt runter - kurz bei einer kleinen Brauerei. Aber für 330ml wollen sie umgerechnet über vier Euro, was Wolfgang gleich mit: die haben wohl den A… offen kommentiert. Nach der Brücke stellt sich die Frage: gleich nach Süden durch bis Frankreich oder wollen wir den Schotten noch eine Chance geben? Wir entschließen uns für letzteres und werden auch bald mit einem tollen Platz hoch über dem Loch Carron belohnt. Am Abend gesellen sich noch die Holländer Bé und Magriet mit ihrem giftgrünen MAN und der LAK-Kabine dazu. Wir sind gleich ein bisschen neidisch auf die beide, da sie schon zweimal in der Mongolei waren. Am Abend haben sich dann wieder viele kontaktfreudige Mücken auf uns gestürzt.
Auch heute alles wie immer: Regen, Wind, ab und zu Sonne, wo wir jeweils für ein paar Minuten voller Hoffnung sind, Berge so um die 700 m hoch und oben kahl, im Tal mäandern Bäche und Flüsse durch die weite Landschaft. Wir statten der Gorge von Measach einen Besuch ab. Über ein paar Aussichtspunkte gelangt man zu einer stählernen Hängebrücke, von wo man gut geschützt in die enge Schlucht schauen kann. Wir freuen uns auch über ein paar Blaubeeren und vor allem, dass es erst wieder zu schütten anfängt, als wir am LKW ankommen. Das nenn ich mal Glück! Im kleinen Hafenort Ullapool, von hier geht eine Fähre zu den äußeren Hebriden, laufen wir einmal rundum und kaufen uns zum Aufwärmen eine „spicy fishsoup“. Ja, danach ist uns wirklich warm! 20 km weiter verlassen wir die North Coast 500 und finden auf einer kleinen Stichstraße einen windigen Übernachtungsplatz, dafür mit Superaussicht.
Am nächsten Parkplatz Knockan Crag mit Toilette, Wasserhahn und Picknickbänken beginnt ein kleiner, geologischer Lehrpfad mit Infopavillon und mehreren Erklärungstafeln zu den Gesteinsarten, Erdgeschichte und Versteinerungen. Sehr interessant. Leider ist das Wasser aus dem Hahn verchlort, was wir allerdings erst später bemerken. Bald erreichen wir den Loch Assynt, wo sich auf einer Landzunge die Ruine des Ardvreck Castle befindet. Damit man ganz nah rankommt, muss man aber durchs Wasser gehen, nicht sehr tief, aber für meine nicht dichten Schuhe leider keine Option. Aber auch aus 15 m Entfernung sehen die Schlossreste ganz nett aus. Weiter geht es bergauf, bergab, an sehr vereinzelten Farmen vorbei und durch Miniorte durch. In einem davon, in Skourie, soll es einen „Spar“ geben, ich brauche noch Mineralwasser wegen dem Chlorgeschmack. Der Laden ist so groß wie unser LKW und das Angebot entsprechend mager und teuer. Eine 1,5 l Flasche für 1,40€! Aber egal, man gönnt sich ja sonst nichts. Dafür finden wir wieder abseits der NC500 direkt an einem Fjordende den nächsten Traumplatz und können nach dem Abendessen, als die Sonne rauskommt, unsere Stühle rausstellen! Aber halt nicht lange, denn die Mücken haben nur auf diesen Augenblick gewartet. Schön langsam kriegen wir so einen richtigen Hals!
Heute wollen wir zu dem schönsten Strand Nordschottlands und da lassen wir uns auch von dem Nieselregen nicht abhalten. Von der Häuseransammlung Bailmore geht es eigentlich recht langweilig auf einer Kiesstraße so an die sieben Kilometer bis zum Dünengürtel. Aber wenn man da drüber ist, dann liegt der lange und breite Sandwood Beach vor einem. Der Regen hat auch noch aufgehört, der Sand ist fast gelb und das Wasser türkis, vereinzelt liegen dunkle Felsen am Strand. Ich muss sagen, das hat sich wirklich rentiert. Wir sitzen lange im Sand und schauen den Wellen zu, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Dazu geht es über einen mehr oder weniger ausgeprägten Küstenpfad, wo wir an einer Felsnadel vorbeikommen. Dort seilen sich gerade zwei Kletterer ab und warten wohl auf ein Boot, das sie abholt. Für uns wird es immer schwieriger den Weg zu finden und irgendwann müssen wir dann weglos durch die sumpfige Moorlandschaft, bis wir endlich wieder auf den Kiesweg treffen. Und Gott sei Dank erst hier fängt es wieder zu regnen an und wir haben noch eine Stunde zum Auto! Am Abend das gleiche Spiel wie gestern: Super Platz, Sonne, Stuhl nach draußen - meiner bleibt drinnen, ich setze mich nur auf die Treppe - Mücken, rein.
Die Landschaft wird immer kahler, als wir über eine Single Track mit viel Gegenverkehr nach Durness an der Nordküste rollen. Im kleinen, aber diesmal sehr gut sortiertem, Spar kaufen wir ein und beim Fischauto auch noch ein paar Fischfilets für das Abendessen. Ein Spaziergang führt uns nach Balnakiel ins Craft Village, wo sich in den Barracken eines ehemaligen Militärgeländes diverse Künstler wie Maler, Töpfer etc. niedergelassen haben. Heute jagt mal wieder ein Highlight das andere, was für ein Stress! Nach einer Kaffeepause fahren wir ein Stück weiter zur Smoo Cave, wo man ohne Führung allerdings nur in die große erste Höhle rein kann. Dann geht es bloß noch mit Boot weiter. Da wir nicht die Höhlenfans sind, laufen wir viel lieber oben am Fjord entlang, wo man fantastische Ausblicke auf die wilde Küste links und rechts hat. Und nördlich von uns gibt es kein Land mehr bis zum Nordpol! Übernachtet wird dann oberhalb des Rispond Beach, der Platz ist zwar nicht sehr eben, aber der Ausblick entschädigt alles. Nach dem Essen spazieren wir noch zum Strand runter, so schön! Es ist gerade Flut und das Wasser kommt ziemlich schnell den Sand hoch und in der Ferne hören wir Donnergrollen. Und da fängt es auch schon zu prasseln an, gut, dass wir nur mehr ein paar Meter zum LKW haben. Der Regen hält die ganze Nacht an. Neben uns haben sich zwei litauische Motorradfahrer mit ihrem Zelt niedergelassen, da möchte ich jetzt nicht tauschen.
Es stellt sich nun die Frage: Should I Stay or Should I go? Und nach dem Abwägen von Für (tolle Landschaft, entspannte Leute, keine Stellplatzprobleme) und Wider (der ewige Regen, starker Wind, hohe Spritkosten durch noch mehr Kilometer, austauschbare Orte) entschließen wir uns Schottland und letztendlich auch England recht zügig den Rücken zu kehren. Bei Hope biegen wir auf eine enge, wenig befahrene Straße nach Süden ab. Als auf einmal die Sonne zwischen den überhängenden Ästen durchblitzt und auch sofort ein Plätzchen für die Fischer am gleichnamigen See auftaucht, sehen wir uns schon beim Mittagessen in der Sonne sitzen. Der Motor ist noch nicht aus, als es so dermaßen zu regnen beginnt, dass wir uns fast schon Sorgen machen hier wieder rauszukommen. Aber unser Hiasl ist ja ein geübter Geländewagen! Zwischen Altnaharra und Bonar Bridge wird gerade ein Windpark mit den dazugehörigen Überlandleitungen errichtet. Wir werden von der Polizei zu gut 15 Minuten Pause an einer größeren Ausweichstelle verdonnert, bis der LKW mit einem Flügel vorbei ist. Wow, das ist wirklich ein langes Teil!
Wir übernachten nun immer auf netten Plätzen im Nirgendwo, schlagen uns mit Mücken rum, umfahren alle größeren Orte. Die Hoffnung in den Highlands nochmal eine Regenpause zu erwischen wird dann auch zunichte gemacht. Mittlerweile geht uns nun alles so richtig auf den Senkel. Nach den Bergen wird jetzt auch noch die Landschaft langweilig. Um die Städte Perth und Edinburgh stehen wir im Stau. Damit wir mal wieder aus dem LKW raus kommen, steuern wir Melrose Abbey an. Die einstige Zisterzienserabtei wurde von den Engländern in diversen Kriegen zerstört, man kann nur mehr die Ruine der Klosterkirche mit ihren schönen Maßwerkfenstern und die detailreichen Steinmetzarbeiten besichtigen. Und in unserem Fall auch nur von außen, da das alte Gemäuer instabil wurde, dafür müssen wir auch nur den halben Preis abdrücken. Auf einem Pass in den Cheviot Hills ist die schottisch-englische Grenze und kurz darauf parken wir in Otterburn für die Nacht ein. Ein Paar aus München steht ebenfalls hier. Sie sind mit einem Ford Kombi unterwegs, worin auch geschlafen wird. Bei einem Bierchen verbringen wir noch einen interessanten Abend mit den Beiden. Natürlich werden Reiseerlebnisse ausgetauscht, aber auch festgestellt, dass wir beide einen Bezug zu Truchtlaching haben, ein kleiner Ort im Chiemgau, wo ich als Kind immer meine Sommerferien verbracht habe.
Heute darf unser Hiasl mal Achterbahn fahren! Eine vermeintlich gerade Landstraße entpuppt sich als Achterbahn d. h. es geht immer wieder steil rauf und dann hui, sehr steil wieder runter und so weiter. Die Leute hinter uns freuen sich ungemein, wenn wir mit 30 km/h den Berg hinaufzockeln und hinab geht es auch nicht wesentlich schneller, denn die englischen Straßen bedürfen mal dringend der Reparatur. Wir sind dann recht froh, als wir bei Darlington endlich auf die M1 South stoßen. Trotz Sonntag ist ziemlicher LKW-Verkehr, aber die überholen uns sowieso alle. Nach 270 km kommen wir auf einen etwas versifften Waldparkplatz etwas genervt an. Genauso geht es am nächsten Tag weiter. Keine Möglichkeit mal zum Biesln auf einen Parkplatz zu fahren, dazu muss man immer vom Highway runter und zig Kreisverkehre später ist man schon bei einer Tankstelle mit Parkplatz gelandet. Dafür ist heute schon nach 200 km Schluss und wir können noch bei ein paar Sonnenstrahlen auf einem Wanderparkplatz bei Saffron Walden ein kühles Bier und Weißwein genießen. Saffron Walden ist eine ansprechende Kleinstadt südlich von Cambridge mit vielen alten Fachwerkhäusern aus dem 16. Jh., einem schönen Stadtplatz, wo heute auch gerade ein Markt stattfindet. Wir kaufen noch frisches Gemüse ein, laufen durch die kleine, aber belebte Fußgängerzone bevor wir uns wieder auf den Weg zurück zum Auto machen. Über die Dartford Crossing, eine kostenpflichtige Brücke über die Themse bei London, rollen wir weiter zu einem kleinen Badeort an der breiten Themsemündung, nach Minster Leas. Gott sei Dank ist der angepeilte Parkplatz voll, denn wir finden ein paar hundert Meter weiter einen super Übernachtungsplatz auf dem Damm!
In Minster gibt es eine Reihe von kleinen, bunten Strandhütten, die wir uns bei einem Spaziergang ansehen und in der anderen Richtung die Kleinstadt Sheerness, die uns aber nicht unbedingt mit ihrem Charme besticht. Für Wolfgang nun zum letzten Mal Fish and Chips für ca. 10 Euro, was zwar immer noch kein Schnäppchen ist, aber immerhin günstiger als die anderen Male. Später können wir noch ein paar Machos beobachten, die ihre Jetskis den Damm runter bis zur Wasserlinie fahren und dann später, also nach hirnlosem Rumgebrause mit Höllenlärm, viele Anläufe brauchen, um mit ihren Pseudogeländewägen die Dinger samt Anhänger wieder hochzufahren. Na, wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß damit!
Unser letzter Inseltag bricht an und Canterbury liegt genau auf unserer Route. Eigentlich ist die Kathedrale unser Ziel, aber die ist uns zu teuer und so laufen wir kreuz und quer durch die mittelalterliche Stadt. Wir hören zahlreichen Straßenmusikanten zu, beobachten geschniegelte Schüler, die heute Abschluss feiern, sind genervt, weil wir aus diesem Grund nirgendwo reindürfen und lassen den Besuch bei Kaffee und Kuchen (ungefähr so groß wie ein Hanuta) ausklingen, bevor wir die letzten 30 km nach Dover fahren, wo mit fast einer Stunde Verspätung die Fähre nach Calais ablegt.
Ein kleines Resumée: England, Wales, Irland, Nordirland und Schottland sind auf jeden Fall eine Reise wert! Wunderschöne Landschaften, malerische Dörfer, tolle, alte Städte und sehr nette Einwohner. Auch unsere Sorgen, dass es in den Supermärkten nichts zu kaufen gibt, weil ja die LKW-Fahrer so knapp sind, haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, das Angebot ist eher größer als in Deutschland und vor allem die Preise lagen bis auf Bier und Wein, teils unter deutschem Niveau. Und jetzt kommt das große Aber: in England haben wir uns mit dem Wohnmobil durch die vielen Verbotsschilder und 2 m-Barrieren nicht willkommen gefühlt, die Hundedichte ist dort für unseren Geschmack auch eindeutig zu hoch, die Eintrittspreise sind abartig teuer und das Wetter war dann ab der Mitte Irlands für uns zu schlecht. Es gab dann keinen einzigen Tag mehr ohne Regen, zwar sah ab und zu die Sonne raus, aber halt zu wenig, starker Wind hat uns fast jede Wanderung vermiest bzw. wir sind dann gar nicht aufgebrochen. Natürlich war uns im Vorfeld klar, dass es kein Italienwetter gibt, aber wir haben wohl laut Aussagen von Einheimischen auch ein schlechtes Jahr erwischt. Denn auch in Schottland liegen im Juni die Temperaturen über den 12-14° wie wir sie hatten. Und deshalb haben wir uns entschlossen, recht zügig die Rückreise anzutreten. Schade! Ach, fast hätte ich noch die zwei bis drei ineinander übergehenden Kreisverkehre vor allem in England vergessen. Stauverursacher Nummer Eins hier.
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RiBa z.Zt. noch in Rumänien� (Dienstag, 12 Juli 2022 21:18)
Hallo ihr von Regen und Wind geprüfte Travellers
Die Begeisterung hält sich schon ein wenig in Grenzen in eurem Bericht☹️ doch die Erinnerung wird bestimmt umso intensiver haften bleiben� Apropos Hundedichte, die ist in Bulgarien/Rumänien auch nicht zu knapp.... Wir wünschen euch eine genussvolle, sonnige Rückreise mit allzeit moderaten Preisen�
Herzliche Grüsse aus Rumänien
Rita & Barni
Uli und Rike, der grüne Bus auf Kreta, Amoudi (Freitag, 15 Juli 2022 15:35)
So schön, Eure Reise zu verfolgen, die vielen tollen, liebevollen Bilder, - Ihr lasst auch nichts aus und habt euch gut vorbereitet! Ein hervorragender Bericht! Großes Lob!! Wir werden euch die Reise wohl nicht nachmachen, - zu kalt und nass, - uns Hochbetagte zieht es im Winter vielleicht noch mal nach Kreta... Liebe Grüße