Albanien 04.09. - 18.09.2021

Heute verabschieden wir uns von Nordmazedonien mit einer Einkaufstour in Ohrid inklusive Tanken und Wasser auffüllen. Da es Samstag ist, sind naturgemäß etwas mehr Autos unterwegs und so fahren wir ab und zu auf der kurvigen und gebirgigen Straße Richtung Albanien rechts ran um die schnelleren PKWs vorbeizulassen. Kurz hinter Sv. Naum stehen wir beim nordmazedonischen Grenzpolizisten, der bei der Ausreise! unsere Impfzertifikate sehen will. Den Albaner kurz darauf interessieren diese nicht die Bohne, sondern Gott sei Dank unser Fahrzeug. Denn so entdecken wir, dass sich die Krallen des Radlträgers losgerüttelt haben und die Räder schon bedenklich nach hinten kippen. Kleine Schraubeinheit und schon geht’s weiter. In Pogradec, der ersten albanischen Stadt, kaufen wir endlich die lange ersehnte SIM-Karte. Leider verkeilen wir uns dann zwischen Fußgängerzone und der Altstadt in den sehr schmalen Gassen und kommen glücklicherweise unversehrt, aber verschwitzt wieder raus. Bald darauf finden wir einen tollen Platz oberhalb eines Stausees, wo wir bei einem Abendspaziergang noch die Bekanntschaft von einem Ehepaar machen, die hier gerade die Ernte von einem Biobrombeerblättertee einfahren. Man sieht von hier deutlich, dass die Bergkette auf nordmazedonischer Seite unter Feuer steht. 

Im nächsten Ort Maliq machen sich alle über uns lustig, weil wir einen Kaffee mit Milch trinken wollen.  Es wird gleich die Tochter als Übersetzerin herbeitelefoniert. Wir erklären, dass wir so was wie Cappuccino wollen und auch gerne warm und bekommen dann so was ähnliches wie Latte macchiato in eiskalt. Egal, hat auch geschmeckt!

 

Heute schauen wir uns Korça an, eine Stadt, wie ich finde, im Aufbruch. Im alten Bazarviertel finden wir noch die Obst- und Gemüsehändler, die Fischläden, Metzgereien, die kleinen Kaffeeröster, die alten Frauen, die eine Pratze Bananen verkaufen, aber auch neue, moderne Bauten und das schick restaurierte Viertel der ehemaligen Karawansereien. Dort reiht sich eine Kneipe an der nächsten, dazwischen sind aber auch noch kleine Handwerksbetriebe, wo in einem winzigen Raum Glocken hergestellt werden oder alte Elektrogeräte oder Räder repariert werden oder auch ein paar Souvenirläden zu finden. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, essen lecker zu Mittag und schauen noch bei der alten Moschee vorbei, die aber leider geschlossen ist. In Voskopojë, ein albanischer Wintersportort westlich von Korça, haben wir dann einen Superplatz auf einem Hügel über dem Ort mit einer tollen Rundumsicht auf die Berge ganz für uns alleine! Als wir nach einer Wanderung durch Voskopojë laufen, glauben wir in einem anderen Land zu sein. Italien oder Spanien vielleicht. Schicke Hotels, schöne Natursteinhäuser, gepflegte Gärten, ein paar Bars und Restaurants, kein Müll und mehrere über den Ort verstreute, alte Kirchen. 

Die Gegend um Korça wird von der Landwirtschaft geprägt. Apfel-, Birn-, Zwetschgen- und Kirschbäume säumen die Straßen, dazwischen werden Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Kürbisse und Melonen gezogen. Doch unser Ziel ist der Stausee von Gjanç, von wo die von Wolfgang favorisierte 4x4-Piste Richtung Süden losgeht. Wir haben dort wieder mal einen gigantischen Übernachtungsplatz gefunden und dazu noch Holz für ein Lagerfeuer, in dem bald schon unser Abendessen im Potje schmurgelt!

Ohje, Wolfgang ist sehr enttäuscht, als sich die ersten Kilometer auf „seiner“ Piste als geteert herausstellen. Doch ab dem kleinen Dorf Lubonjë ändert sich das ruckartig. Hier geht’s gleich mal steil, sehr grobschottrig ein Bachbett rauf. Zudem sind uns die Kiefern mit ihren niedrigen und unflexiblen Ästen arg im Weg, sodass wir öfters zur Säge greifen müssen. Und unsere ist ohne Motor! 4 km später stoßen wir auf eine relativ gute Kiesstraße und wir glauben, dass das so bleibt. Aber weit gefehlt! Der Weg wird zwar etwas breiter, doch dafür ist er stark ausgewaschen, mehr Geröll als Kies und in den sandigen Passagen sind Schlaglöcher riesigen Ausmaßes. Wir kommen gerade mal mit 4-5 km/h weiter. Und natürlich kommt uns dann an einer recht engen Stelle ein alter Mercedes hoch beladen mit Holzkohlesäcken entgegen. Wolfgang fährt den LKW so weit wie es vertretbar ist links ran, aber der Platz rechts reicht für den Laster nicht, denn er würde zu große Schräglage bekommen und der Fahrer, wie auch wir haben Angst, dass er im Falle eines Kippens, uns auch mit in den Abgrund reißen würde. Also machen wir es andersrum: die „Holzkohle“ kommt an den Rand und Wolfgang manövriert unseren Hiasl bergseitig vorbei. Und ja, wir touchieren uns, aber der Schaden ist gering, nur unsere Begrenzungsleuchte ist kaputt und ein Kohlesack wird aufgerissen. Alle atmen erleichtert auf. Wir schaukeln langsam weiter, eine Kehre nach der anderen, den Berg runter bis wir zum Osum kommen, den wir gut furten können, denn die Brücke existiert wohl schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Zum Runterkommen gibt’s jetzt erst mal ein kühles Bier und einen noch kühleren Weißwein, bevor wir ein Lagerfeuer entzünden und dann doch noch einen entspannten Abend haben.

Um 8 Uhr werden wir von einem IFA mit Holzkohleladung geweckt, der am Fluss noch mal sein Kühlwasser aufgefüllt bekommt, bevor er die Rüttelstrecke angeht. Wir starten in die andere Richtung. Über Ogrocke, wo wirklich nur der Hund begraben ist, geht es hinauf auf gut 1400 m durch einen wahren Urwald. Die Piste ist weiterhin grottenschlecht, aber immerhin sehen wir an den Spuren, dass hier auch noch die Kohlelaster unterwegs sind. Doch nach ca. einem Kilometer müssen wir leider rechts nach Frashër abbiegen, wo sich auch keine LKW-Spuren mehr finden. Und bald ist es soweit! Pickel und Schaufel kommen zum Einsatz um die abgebrochene Piste auf unsere Spurweite von 2,20 m zu verbreitern und wenigstens ein bisschen zu nivellieren. Leider ist kurz darauf ein großer Stein im Weg. Der wird vorne und hinten unterfüttert - hoffentlich bekommen wir vom albanischen Staat was für die Straßenbauarbeiten - um darüber hinweg zu kommen. Der Auspuff ist das Problem, aber es geht gerade noch mal gut. Und wir denken, es nun geschafft zu haben. Aber weit gefehlt! Ca. 500 m weiter ist Ende Gelände: es müsste ein baumloser Hang gequert werden, wo die Piste alle paar Meter abgerutscht ist, zudem ist unser Pickelstiel abgebrochen, aber das hätten wir sowieso nicht mehr gewuppt. Zu allem Überfluss fängt es auch noch zu regnen an. Also nichts wie weg hier. Nach 50 m im Rückwärtsgang findet Wolfgang eine kleine Stelle zum Umdrehen und fährt schon mal los - ich darf die 200 Höhenmeter Gott sei Dank laufen, meine Nerven hätten die Schrägfahrten wirklich nicht mehr verkraftet und wartet nach dem Stein auf mich. Am Spätnachmittag kommen wir wieder am Ufer des Osum an. Fazit des Tages: ganze 18 Kilometer!

 

Heute schaukeln wir erstmal über Ogrocke und Qlirim, ein gottverlassenes Dorf, wo tatsächlich noch eine Handvoll alter Leute haust, zurück auf eine geteerte Straße und dann auf die SH75, der wir durch eine tolle Gebirgslandschaft mit viel Auf und Ab und noch mehr Kurven zu dem kleinen Farmcamping Shelegur folgen. Dort gönnen wir uns nach den Strapazen ein köstliches Abendessen und eine ruhige Nacht!

Drei Tage später als geplant kommen wir auf dem Platz vor den warmen Quellen Banjat e Benje an. Leider ist heute Samstag und wir sind natürlich nicht die einzigen hier, so dass wir gerade noch einen freien Platz in den Tümpeln ergattern, zu dem sind sie auch nicht so warm wie erhofft, eher so an die 23 °, aber der Angstschweiß der letzten Tage geht trotzdem weg! Späßchen, wir haben natürlich zwischendrin schon mal geduscht. Am Abend fängt es zu regnen an und wir müssen sehen, dass unser Grillzeug noch fertig wird.

Der bedeckte Himmel und die niedrigeren Temperaturen so ca. 24° laden zu einer ausgiebigen Wanderung ein. Unterwegs haben wir tolle Ausblicke auf die Becken, auf alte osmanische Steinbrücken, laufen durch einen rot gefärbten Wald aus Perückensträuchern bis wir über eine alte Brücke den Lengarica überqueren können. Ab hier geht’s zurück und wir haben unglaubliche Ein- und Ausblicke auf den schmalen und tiefen Canyon, den der Fluss gegraben hat. Einziger Wermutstropfen: wir müssen nun durch dichten, stacheligen Wacholderwald eine Felswand umgehen und verirren uns heillos auf einem Plateau. Der GPS-Empfang ist schlecht und es dauert ewig, bis wir den Weg nach unten finden. So haben wir uns einen Aperitif wirklich verdient!

 

Mit viel Sonne packen wir heute die Strecke bis zur oberen Brücke noch mal mit den Mountainbikes. Für die Leute mit Motor kein Problem, aber mir macht der sehr grobe Schotterbelag doch manchmal ein bisschen zu schaffen, zumal die Steigungen nicht zu verachten sind. Aber wie sagt man in Bayern: A Guade hoits aus!

Wir fahren nun weiter, zum einen weil wir unser Vorratsschrank gähnende Leere anzeigt und zum anderen macht sich hier Partyvolk breit, das in Pulks und riesigen LKWs von einem Festival kommt und hier weiterfeiert. Da gehören wir einfach nicht dazu, wir haben nicht mindestens zwei Hunde, keine Ganzkörpertätowierung und schon gar keine Karabiner in den Ohrläppchen hängen. In der Kleinstadt Permet erledigen wir unsere Einkäufe so gut es geht, trinken einen grässlichen Cappuccino und haben als Entschädigung dafür später tolle Blicke auf die azurblaue Vjosa. Am Nachmittag finden wir kurz vor der Schnellstraße bei Tepelene wieder einen Superplatz für die Nacht. Bei einem Lagerfeuer sitzen wir noch lange draußen, lassen uns die Koteletts schmecken und beobachten die Sterne, einfach toll!

Über eine gut ausgebaute Schnellstraße - mit kurzem Stopp zum Honig und Olivenöl einkaufen - geht’s weiter nach Gjirokastra. Es wird zur Zeit das Abwassersystem erneuert uns so müssen wir relativ weit unten parken und wir bekommen auch gerade noch so einen Parkplatz. Wir laufen durch die schöne Altstadt mit ihren maximal zweistöckigen, weißen Häusern und den braunen Holzarbeiten. Eine Bar oder Restaurant reiht sich an die nächste, dazwischen viele Souvenirläden mit Kelims, wir erstehen auch einen, Kleidung, Töpferwaren und den üblichen Krimskrams. Wahnsinn, wie viel sich seit unserem letzten Besuch vor sechs Jahren hier getan hat. Ich kann mich nur an einen Andenkenladen erinnern und auch die Bardichte war sehr überschaubar. Wegen der Aussicht laufen wir zur Festung hinauf, spazieren dann jedoch weiter immer schön bergauf zum Zekati-Haus, ein sogenanntes Wehrturmhaus, wobei es dem Erbauer vor allem um Zurschaustellung von Reichtum und Macht ging. Uns macht es viel Spaß durch die spärlich eingerichteten Räume zu gehen. Im obersten Stock befindet sich der Festraum mit Wandmalereien, einem mit Fresken verzierten Kamin und die im türkischen Stil geschnitzte Holzdecke. Der Blick von der Veranda über die Stadt ist spektakulär! 

Nach Gjirokastra verabschieden wir uns erstmal von den Bergen und fahren über eine kurvenreiche Straße hinunter nach Syri i Kaltër auch Blue Eye genannt, eine Karstquelle mit intensiven türkisen Stellen. Der Parkplatz ist recht gut besucht, aber im hinteren Teil ist noch ein Plätzchen für unseren Kleinen. Das Fotografieren gestaltet sich schwierig, denn vor den schönsten Motiven gehen die jungen Dämchen gar nicht mehr weg. Ich bin genervt. Dann gehen wir eben erst mal Forellen essen! Alles sehr fein, doch um kurz nach sechs wird abkassiert, die Gläser, Tassen und Kaffeemaschine an der Theke abgedeckt und schwupps sind die Bediensteten weg! Da die Sonne auch hinter den Hügeln verschwindet, macht sich auch das schöne Türkis von dannen. Tja, so geht es, auf einmal ist alles weg.

Nach dem Frühstück versuchen wir es noch einmal, aber heute sind die Reisebusse schon da, vorwiegend Urlauber aus der Ukraine, Rumänien, Kosovo und Mazedonien. Und die drängeln rücksichtslos, bringen ihre Schmerbäuche gar nicht mehr zur Seite, wir ergreifen die Flucht! Eigentlich wollten wir ja nach Saranda rein, ein bisschen am Hafen und auf der Meile rumspazieren. Also drinnen sind wir schon, aber eben verkeilt in engen Straßen, die auch ausnahmslos in zweiter Reihe zugeparkt sind. Und das wird für den Hiasl manchmal ganz schön eng. Wir schauen, dass wir aus diesem Gewirr rauskommen und fahren an der Küste entlang nach Ksamil. Es dauert eine Weile bis wir an den ganzen Bettenburgen vorbei sind. Zwischenzeitlich versucht Wolfgang einem Schotten mit Wohnmobil bei seinem Motorproblem zu helfen. Doch einen Stunde später ist klar, dass er ein Ersatzteil braucht. In Ksamil der nächste Schock: wieder nur Hotels, die vielen kleinen Badebuchten ausnahmslos mit Strandbars und Liegestühlen zugepflastert. Wir finden eine Stelle, wo es nicht so zugeht und parken uns da für die Nacht ein. Es gibt einen schönen Kiesstrand mit sehr klarem Wasser.

Heute gibt es für den Hiasl eine albanische Autowäsche mit rosa Schaum. Das sieht sehr skurril aus! Anschließend noch ein paar Einkäufe erledigen und danach über eine steile Straße hinab zu einem Strand, wo wir noch ein freies Plätzchen finden und mal für zwei Stunden mit lesen und baden so richtig entspannen! Beim Hinauffahren muss allerdings Wolfgang auf‘s Dach klettern - ich hab leider ein Kleidchen an - um das Telefonkabel zu retten, das am Dachfenster eingefädelt hat.

 

Nach einer heißen Nacht, also wegen der Hitze, reihen wir uns in die Kassenschlange an der archäologischen Stätte von Butrint ein. Es wurde in der Antike von den Griechen erbaut, von den Römern übernommen und ging danach noch durch byzantinische, venezianische und osmanische Hände. Und alle haben der Stadt ihren Stempel aufgedrückt. Das Gelände ist weitläufig mit einem verstaubten Charme, und etwas sparsam mit Infotafeln. Im angegliederten Museum werden die gefundenen Statuen und kleinere Fundstücke ausgestellt. Uns gefällt es gut und so sind wir dann doch drei Stunden beschäftigt bis wir den Rest des Tages auf einem Parkplatz etwas oberhalb verbringen. Denn dort ist die Netzabdeckung gut und wir erledigen mit dem restlichen albanischen Datenvolumen noch diverse Arbeiten, wie zum Beispiel das Ausfüllen des griechischen Corona-Einreiseformulars. Denn morgen geht es weiter nach Griechenland!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0