Frankreich 29.08. - 15.09.2020

Jetzt wollen wir endlich mal auf einen großen Markt und das muss in Sarlat la Canéda sein. Am Samstag Vormittag findet in der  Altstadt der große Wochenmarkt statt. Großer Renner ist hier natürlich die foie gras (Stopfleber) von Ente oder Gans. Eine zwiespältige Sache: schmeckt zwar sehr gut, ist aber durch die dreiwöchige, maschinelle Zwangsernährung der Tiere Tierquälerei. In Deutschland verboten, aber in Frankreich gilt es als Teil des kulturellen Erbes und die Tierschützer mussten vor Gericht eine Niederlage einstecken. Wir tätigen ein paar Einkäufe und lassen uns durch die quirligen Gassen treiben, bis uns der Hunger in ein kleines Restaurant treibt, wo wir noch ein Minitischchen bekommen und lassen uns dann ein Scheibchen foie gras, confit de canard mit den leckersten Bratkartoffeln seit langem und Nusskuchen schmecken. So viel Stadt reicht dann aber auch mal und wir fahren noch sagenhafte sieben Kilometer weiter in das kleine Dorf Carsac. Dort gibt es einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz, einen Minisupermarkt und einen Bäcker. Zudem können wir uns am Abend bei einem Spaziergang über die Hügel mit schnuckeligen Weilern noch die Füße vertreten.

Auf einer alten Bahntrasse ist ein Radweg parallel zur Dordogne Richtung Osten nach Cazoulès angelegt worden. Man glaubt es kaum, aber sogar da verfahren wir uns! Erst als ich mir denke, dass ein Zug gar nicht so steil rauf und runter fahren kann, werfen wir mal einen Blick auf die Karte. Okay, wir müssen wieder ein paar Kilometer zurück und zum Regnen fängt es auch noch an. Ist aber nur ein kurzer Schauer und danach klappt alles. Wir hängen noch ein Stück bis Souillac an, wo wir aber außer einer Klosterkirche im byzantinischen Stil nichts besonders ansprechendes finden.

 

Vor vielen Jahren sind wir mit den Kindern mal mit Kanus nach Castelnaud gepaddelt und da wollen wir jetzt noch einmal hin. Aber diesmal mit den Rädern, nicht dass ich wieder seekrank werde. Es ist zwar etwas anstrengender, da ein paar Anstiege kommen, aber es geht schneller und man sieht einfach mehr, da wir ja praktisch jede Ortschaft abreiten. Klar statten wir auch Roque-Gageac einen Besuch ab, trotz der Menschenmasse, aber der kleine Ort mit seinen zwei Häuserzeilen, die direkt an die Felswand hingeklebt scheinen, ist einfach nett. Danach kommt die Bergetappe hinauf zum Château Castelnaud, das wir dann auch gleich noch besichtigen. Wenn man schon mal da ist! Viele Waffen, aber mit anschaulichen Videos dazu, bisschen französische Geschichte und tolle Sicht von oben. Ist klar, denn so war es gut zu verteidigen.

Wir wechseln nun hinauf zur Vézère und finden etwas oberhalb des Flusses bei Sergeac einen Miniparkplatz an einem Wanderweg. Optimal für uns und Lagerfeuer können wir auch machen! Über die Hügel mit Rinder- und Schafweiden wandern wir hinab nach St. Léon de Vézère. Natürlich mal wieder als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet. Es ist aber wirklich schön mit den sehr engen Gassen, kleinen Steinhäusern, die obligatorische Kirche und einigen Kneipen direkt am Fluss. Auf der anderen Flussseite geht es dann zurück nach Sergeac, das genauso schön ist, aber keine Brücke hat, keine Infrastruktur und somit keine Auszeichnung. Dafür ist es ruhig und ohne unnötigen Schnickschnack.

Vor Millionen von Jahren hat die Vézère den porösen Kalkstein ausgehöhlt und zahlreiche Felsüberhänge und Höhlen gebildet. Diese wurden schon von den Neandertalern und den Cro-Magnon-Menschen zum Schutz vor Kälte und Regen genutzt. Berühmt ist Lascaux mit fantastischen Höhlenmalereien. Das Original ist allerdings nicht mehr zu besichtigen. Da wir vor Jahren schon die Nachbildungen angeschaut haben, verzichten wir diesmal auf einen Besuch mit Maske und gehen in Les Eyzies nur ins Infozentrum. Sehr gut sieht man immer die Löcher , wo die Besiedler in der Neuzeit Holzbalken für Dachkonstruktionen in den Fels getrieben haben. Und wir entdecken noch viele Häuschen, die wie eh und je an den Fels gebaut sind. Bei einer Wanderung über die Hochebene mit Superfernblick genießen wir die lichten Laubwälder, durchbrochen von Pferde- und Kuhweiden mit kleinen Bauernhöfen und teils tollen Häusern mit schön angelegten Gärten und blau glitzernden Pools.

Heute ist dann mal Kuschelcamping in Le Bugue angesagt. Aber alles okay, nicht dicht an dicht, schön verstreut auf einem großen Gelände. Bei der Einfahrt ist dann gerade bei einem kleinen Wohnmobil der Kühlschrank abgefackelt, aber der Brand zwar gleich wieder unter Kontrolle, die Leute sind jedoch weggefahren. Der große Markt am Samstag Morgen hat sich aber eher als Flop rausgestellt, dafür führt uns ein Spaziergang durch enge Gassen mit mal nicht nur rausgeputzten Häusern. Also alles mal ohne Rummel. Sehr angenehm.

Wir suchen nun nach einer Bleibe, die auf einer Radltour liegt und werden in Ste. Alvère fündig. Toller Platz beim Fußballplatz, paar Bäume als Schatten, Ver-und Entsorgung, Mülltonnen, sauber und alles umsonst. Auf Park4Night wurde der Platz total verschrien, wahrscheinlich ein Grund, dass wir ihn ganz allein haben. Durch ausgedehnte Walnuss- und Kastanienwälder drehen wir eine gebirgige Radrunde und kommen an der Bastide Vergt vorbei. Bastiden wurden im 12./13. Jh. mit einfachem Grundriss hochgezogen, um die Gegend während der Religionskriege noch schnell zu besiedeln. Den Absacker am Abend im sehr ansprechenden Dorf haben wir uns dann reichlich verdient. Auffallend ist hier die hohe Dichte an belgischen und niederländischen KFZ-Kennzeichen.

 

Unser Wäschesack schreit nach einem Waschsalon. Und den gibt’s in Bergerac, wie auch leckere Lebensmittel und einen kleinen Couchtisch, damit wir für eine Kaffeepause oder ähnliches nicht immer den großen Tisch aufbauen müssen. 

In St. Sauveur, ein kleiner Ort ca. 10 km östlich,  installieren wir uns für drei Tage auf einem Stellplatz. Dort verlegen wir dann auch die Entlüftung unserer TTT (Trockentrenntoilette) nach oben, denn momentan ist diese noch auf „Nasenhöhe“ und leider riecht es nicht immer nur nach Veilchen! Die Gegend erkunden wir wie immer einmal mit dem Rad und einmal zu Fuß. Die Radltour führt uns durch die Weinberge, wo die Leute schon mit der Lese beginnen, an der Dordogne entlang nach Lalinde und dann beginnt der schweißtreibende Teil - wegen der Hitze und der vielen Höhenmeter nach Bergerac und zurück zum Hiasl. Bergerac besitzt eine sehr nette Innenstadt mit einer bunten Mischung an Bars, kleinen Läden, Restaurants und natürlich ein Cyrano de Bergerac-Denkmal! Die Wanderung hinunter nach Mouleydier lässt uns mal wieder von einem Häuschen in Frankreich träumen, genau so einem, wie hier eins nach dem anderen zu sehen ist. Der Ort unten am Fluss hat alles, was man für den Alltag braucht. Kleiner Supermarkt, Bäcker, Metzger, Friseur, Bar, Tankstelle. Während des zweiten Weltkriegs war hier die Résistance stark vertreten, was dazu führte, dass die Nazis im Sommer 1944 den Ort niederbrannten.

Da wir uns gerade an dem Plan mit den Radtouren orientieren, wechseln wir  nach St. Michel de Double. Danke an die Gemeinde für den gepflegten Platz mit kostenloser Ver- und Entsorgung! Aber ansonsten ist es ein richtiges Kaff, obwohl es eine Kirche und eine Schule gibt. An Einwohnern haben wir nur immer die gleiche Frau mit Hund gesehen und sonst niemanden. Es ist heute so grottenheiß, wir hängen nur am Couchtisch vor dem Auto im Schatten rum.

Bevor wir nach St. Aquilin weiterziehen, ist doch noch ein Radrunde zur Isle runter drin. Die Luft ist staubtrocken, wenn wir das Glück haben durch Wälder zu fahren, raschelt es durch das abgeworfene Laub. Wir kommen durch Montpon, eine kleine quirlige Stadt. Jeder will noch schnell vor der Mittagsruhe seine Einkäufe erledigen und wir schauen auch, dass wir weiterkommen, denn nun müssen wir wieder hinauf aufs Plateau und die Sonne gibt schon wieder ihr Bestes! Nach einer Kaffeepause wollen wir doch eine bessere Bleibe finden und fahren noch ein Stückchen weiter.

 

In St. Aquilin finden wir einen tollen Platz gleich neben der Kirche mit schönen, schattenspendenden Bäumen. Es wird an einer Tafel eine Rundwanderung angepriesen, 11,5 km, hört sich gut an. Natürlich verlaufen wir uns. Diese kleinen gelben Striche übersieht man  halt auch oft. Aber über angenehme Waldwege erreichen wir dann doch Ségonzac, schauen uns ein verlassenes Schlösschen aus dem 17. Jh. und eine schöne alte, romanische Kirche an. Tja, was soll ich sagen, der Rückweg verläuft dann wieder ziemlich zäh. Tolle Landschaft, aber viel bergauf und wenig Schatten. Den genießen wir dann am LKW und schauen den Boulespielern zu, die hier im Schatten der Kirche lautstark ihrem Hobby nachgehen.

An der Isle entlang fahren wir nach Bourdeilles, ein smarter Ort mit einer alten Bogenbrücke und einem großen, aber unvollendeten Schloss. Ein paar Kilometer weiter bleiben wir dann auf einem kleinen Parkplatz am Fluss bei Valeuil stehen und warten sehnsüchtig auf den hoffentlich kühlen Abend.

 

Unsere Karte zeigt uns, dass von hier der GR 36 direkt nach Brantôme führt. Das wollen wir doch gleich austesten. Wir folgen immer brav den Markierungen und kommen dann auch mit vielen Umwegen gegen Mittag dort an. Durch seine Lage auf einer Flussschleife der Dronne wird es auch Venedig des Périgord Vert genannt. Beeindruckend ist die mittelalterliche Abtei mit einem schönen Kreuzgang und einer Reihe von Höhlen, wo in einer davon eine Fischzucht angelegt war! Das Städtchen hat uns sehr gut gefallen, nur das Timing ist schlecht, denn um ein Uhr werden die Gehsteige hochgeklappt und so bleibt uns nichts anderes übrig, als hungrig und trotz einem Glas kühlen Rosé auch durstig den langen Rückweg anzutreten. Und da spreche ich von ca. 8 Kilometern.

Der mückenverseuchte Platz hier sagt uns gar nicht zu, aber in St. Front de Rivière gibt’s einen kleinen Stellplatz, wo wir am Abend einen tollen Sternenhimmel anschauen können.

 

Und schon wieder wird hier eine Radtour entlang einer ehemaligen Bahntrassen angepriesen. Da sind ja wohl keine Höhenmeter zu erwarten und somit auch bei Hitze zu fahren. Sehr angenehm, fast immer im Schatten und wir kommen auch noch an St. Jean de Côle vorbei. Wieder mal ein mittelalterliches Dörfchen mit großer Kirche, Schloss, Bogenbrücke und Maskenpflicht in den kleinen Gässchen. Danach geht es noch ein paar Kilometer die Bahntrasse entlang, aber die Straßenstrecke nach Thiviers sparen wir uns und fahren lieber den schattigen Weg zurück, um den Nachmittag mal ganz entspannt mit guter Lektüre und einem kühlen Rosé als Sundowner zu genießen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Hans-peter (Freitag, 23 Oktober 2020 22:07)

    Immer wieder super eure Berichte zu lesen ��