Frankreich 12.08. - 28.08.2020

Über eine kurvenreiche Straße, die immer auf ca. tausend Meter Höhe verläuft, durchqueren wir heute die Monts Dore. Trotz des regnerischen Wetters sind viele Leute unterwegs, aber vor uns ist wie immer alles frei. Wir ergattern sogar noch einen Parkplatz auf einen der wenigen Rastplätze, wo es natürlich immer irgendeine besondere Bergformation zu sehen gibt. Den etwas angestaubten Thermalort Le Mont-Dore durchfahren wir zügig und lassen dann bald die Vulkane hinter uns. Die Dordogne wartet! 

In Bort-les-Orgues stürmen wir erst mal einen Supermarkt und müssen uns nach der Anstrengung in einer Bar mit Pastis und Weißwein belohnen. Wir machen von hier eine Wanderung durch einen fast schon mystischen Wald um von einen der vielen Aussichtspunkte auf das Städtchen, den Fluss und die „Orgeln“ blicken zu können. Dies sind erkaltete Lavaflüsse, die wie Orgelpfeifen aneinandergereiht sind. Es gibt hier auch zwei Klettergebiete, wobei aber das größere momentan gesperrt ist. 

Nach Wandern ist Kanufahren angesagt. Da die Dordogne in ihrem Oberlauf fünfmal aufgestaut ist, kann man auf einigen der riesigen Stauseen zwischen zwei Staumauern rumpaddeln. Hin und zurück ohne lästigen Autotransfer. Hat halt den Nachteil, dass es keine Strömung gibt und man permanent paddeln muss. Wäre auch nicht so schlimm, wenn nicht einer der Kanuten seekrank wird. Tja, ich muss gestehen, dass ich schon vor der Wendestelle schlapp gemacht habe und dann auf dem Rückweg kräftig die Fische gefüttert habe. Wolfgang musste die ganze Arbeit dann alleine erledigen. Ein Ruderboot wäre ihm da auch lieber gewesen! Nach einer Erholungspause sind wir am frühen Abend ganz vorsichtig, wegen der Kurven, über Neuvic zu einem kleinen Fischweiher bei Lamazière-Basse gefahren, wo ich mich dann bei schönen Spaziergängen und vielen frischen Brombeeren wieder richtig erholt habe.

Unsere nächste Station heißt Argentat, ein Ort, wie aus dem Bilderbuch: Brücke über die Dordogne, links und rechts alte, mit Blumen geschmückte Fachwerkhäuser, im Hintergrund Kirchtürme und stattliche Stadthäuser. Wir spazieren auf beiden Flussseiten durch den Ort, entdecken immer wieder interessante Ecken und brauchen dann aber mal eine Erfrischung. Die Preise sind, wie überall in Frankreich gesalzen. Zwei Kugeln Eis, also eher Schussergröße, für vier Euro oder 0,25 l Bier ab drei Euro, Pastis für drei fünfzig. Naja, man gönnt sich ja sonst nichts. Auf einem privaten Stellplatz installieren wir uns für zwei Tage. Der Besitzer ist früher mit einem Toyota in Afrika und im Osten rumgereist und ist ganz begeistert von unserem Auto. Und wieso wir  nicht in der Mongolei oder sonst wo unterwegs sind? Ach ja, da ist doch was mit Corona! 

Den nächsten Vorzeigeort Beaulieu erradeln wir uns. Mittelalterliches Flair, aber Geschäfte oder Gastronomie fast nur in der Neustadt. Bei einem Supermarkt kaufen wir Baguette, leckere Pasteten und Ziegenkäse ein und machen es wie die Franzosen: Picknick an einem der zahlreichen Plätze direkt am Fluss.

 

Mittwochs ist immer Markt in Beaulieu, da wollen wir hin. Es gibt mehrere Obst- und Gemüsestände, Käse, Honig, Wurst und Foie gras Verkauf, alles von den Erzeugern der Gegend, aber leider keinen Schnickschnack. Wir decken uns mit frischem Obst und feinen Würsten ein, bevor wir am Nachmittag den Standort wechseln. 

Ein Miniparkplatz an einem Wanderweg ist das Ziel. Als wir uns um halb vier doch noch entschließen die Tour zu den wieder einmal schönsten Dörfern zu machen, kommt genau in diesem Moment der Bauer mit Traktor und einem Ballen Heu und muss hinter uns auf die Weide. Okay, wir stellen den LKW etwas schräg auf die Böschung, alle sind zufrieden und wir marschieren los. Bald sind wir in Autoire, alles piccobello restauriert, ein paar Souvenirläden und Unmengen von Touristen. Wir pilgern mit der Meute zu einem sehr mickrigen Wasserfall und von dort recht steil, aber dafür fast alleine, die Schlucht hinauf. Dort kommen wir an einer Mohairziegenfarm vorbei, die zwar niedlich anzusehen sind, aber sich recht borstig anfühlen. Ich habe Mohairwolle eigentlich immer mit weich und kuschlig in Verbindung gebracht. Über die Hochebene geht es weiter durch Eichen-, Walnuss- und Kastanienwälder nach Loubressac. Alte Kirche, Schloss, Hotel und eine Bar und jede Menge an tollen Häusern aus Stein oder im mediterranen Stil mit einem großen, schattenspendenden Baum, einem gepflegten Pool und vielen Terrassen machen den Ort aus. Mein Traum! Doch leider geht es für uns nach einem kühlen Weißwein zurück zum Auto. Ohje, da hat sich doch noch ein Wohnmobil hinter uns gezwickt. Damit wir einigermaßen gerade stehen können, müssen wir umdrehen und Wolfgang findet es am einfachsten, wenn er es in der Weide macht. Also Gatter aufzwirbeln, ich muss auf die Kühe und den Stier!!! aufpassen und da passiert es: in der Eile des Gefechts haben wir wieder mal vergessen, dass unsere Leiter draußen ist! Scheibenkleister, diesmal ist ein Stück abgebrochen und die gerade noch gute Stimmung ist im Keller. 

Schon viel Hitze am Vormittag, wir kommen gar nicht aus den Puschen, aber irgendwann ist dann eine Aluleiste an die Leiter hingenietet und wir bewegen uns ein paar Kilometer weiter nach St. Sozy auf einen Picknickplatz. Und das einzige, was wir dann heute noch machen ist unsere Stühle immer wieder in den Schatten des Autos zu stellen! Und natürlich lesen und auf dem Handy rumdaddeln.

 

Wir mögen es ganz gerne, wenn wir die Gegend zu Fuß oder mit dem Rad erkunden können. Und das machen wir von St. Sozy aus über den Klippenweg, der uns zuerst steil hinauf und dann durch dicht bemooste Wälder vorbei an prähistorischen Höhlen führt und am nächsten Tag mit dem Rad durch ganz normale Dörfer entlang der Dordogne bzw. ihren Nebenflüssen bergauf und -ab. Viele Häuser werden wohl nur als Ferienhäuser genutzt, die Fensterläden sind zu und der Garten sieht recht pflegeleicht aus. Auch der obligatorische Gemüsegarten fehlt. Wirklich schade, ich würde fast jedes nehmen!

Nach so viel Natur tun wir uns mal wieder einen richtigen Touristenort an: Rocamadour. Wallfahrtsort und Käsemetropole zugleich! Und Sonntag. Und Festival der Kirchenlieder. Und Maskenpflicht im gesamten Ort. Na, heute passt wieder alles. Wir laufen mit den tausend anderen den Kreuzweg hinunter in die Ortschaft, auf Abstand achtet hier kein Mensch. Bei den Kapellen sind zwar Ein- und Ausgänge streng geregelt, aber das interessiert auch niemanden. Ein Gedränge und Geschiebe ist das hier! Da kommt mir die Fußgängerzone mit den unzähligen Souvenirläden und Restaurants richtig leer vor. Nach einem Imbiss und einmal auf und ab reicht es uns auch schon wieder, obwohl der Ort an sich schon nett ist, und wir keuchen - wegen der Maske - wieder den Berg hinauf. Tja, da sind wir doch gleich früher fertig, als gedacht und können nun noch so richtig Kilometer machen, so um die 70, bis nach Cahors, wo wir uns dann zum ersten Mal auf dieser Reise auf einen nicht so tollen Stellplatz installieren müssen. Dafür gibt’s noch einen tollen Abendspaziergang zur Pont Valentré und einem Absacker in der Altstadt.

Heute ist Hausputz und Wäschewaschen angesagt. Das zweite verbinden wir gleich mit einem Einkauf in einem großen, modernen Leclerc mit quasi Waschsalon im Freien. Sehr praktisch, da hat man vom Auto aus alles im Blick!

Für uns geht es nun am Lot etwas ostwärts und zwar nach Bouziès. Und dazu muss man über eine einspurige Brücke, die mit 2,30 m Fahrbreite angegeben ist. An und für sich kein Problem, denn wir haben eine Spurbreite von 2,20 m. Nur leider haben sich die Franzosen wohl vermessen und es fehlen so sieben bis acht Zentimeter. Wolfgang versucht so gerade wie möglich zu fahren, aber es quietscht schon oft sehr erbärmlich! Umdrehen ist keine Option, denn hinter uns ist eine lange Schlange und die auf der anderen Seite sind auch schon ungehalten, weil wir so lange brauchen. Bei dem Wohnmobil vor uns, sind sogar welche in Gegenrichtung auf die Brücke. Obwohl sie ja wussten, dass es einspurig ist. Wie blöd ist das denn? Die zufällig anwesende Gendarmerie musste eingreifen! Nach so viel Schweiß ist nur noch Baden angesagt.

 

Ganz in der Nähe gibt es das kleine Musée de L’Insolite, das Museum der außergewöhnlichen Sachen. Vor über 30 Jahren hat Bertrand Chenu angefangen aus Schrott und Abfall große und kleine Dinge zu arrangieren. Skurril, verrückt, ungewöhnlich, originell und witzig! Die Titel der Exponate sind meist französische Wortspiele, die oft nicht einfach zu verstehen sind, manche gar nicht, leider. Auf jeden Fall kennt er Karl Valentin und meint, dass es ihm da mit dem Verstehen auch so gegangen ist. Uns hat es sehr gut gefallen und die Räder mussten auch mal wieder bewegt werden.

Von Bouziès kann man am Lot entlang über einen alten Treidelweg nach St. Cirq-Lapopie gehen. Der ganze Ort steht unter Denkmalschutz und dementsprechend geht es auch zu. Schön restaurierte Fachwerkhäuser, Steinhäuser mit Miniterrassen, steile Gassen mit Kopfsteinpflaster, tolle Sicht auf das Lottal, da der Ort wie immer oben auf einem Hügel liegt und Andenkenläden, aber diesmal mit ganz hübschen Dingen. Nur mittags einen Tisch in einem Restaurant zu ergattern ist uns nicht gelungen. Dann müssen wir eben warten, bis wir am LKW sind. 

Nach einer Kaffeepause tuckern wir wieder, diesmal ohne Zwischenfall, über die Brücke, legen noch einen Einkaufs- und Tankstopp in Cahors ein und lassen uns dann ein Stück flussabwärts direkt am Lot in der Nähe von Parnac auf einem kleinen Picknickplatz mit Mülltonnen und Wasserstelle nieder. Das ist ja ein richtiger Luxus hier! Die vielen Schleifen des Lot mit den unzähligen Weinbergen, den „vignoble de Cahors“ , erkunden wir mit dem Rad. Ein Château folgt dem nächsten, die Weinstöcke werden hier an den Seiten und oben stark gestutzt, nur ganz unten hängen dicke Trauben dran, gut geschützt von der Sonne durch die oberen Blätter. Und was wir auch noch nie gesehen haben sind die oben beschnittenen Maisfelder. Gott sei Dank gibt es hier nur wenige, die Landschaft ist vielfältiger als bei uns. Wein, Obstbäume, Walnussbäume, wenig Mais, Viehweiden, wo von den Kälbern bis zum Stier alles draußen ist, und viel Wald, vorwiegend Mischwald, der wie ein gepflegtes Chaos aussieht.

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