Frankreich 31.07. - 11.08.2020

Hurra, nach einer fünfmonatigen Ruhepause bewegt sich unser LKW endlich wieder! 

Am 2. März sind wir aus Italien zurückgekommen und haben uns auf die großen und kleinen Enkel, Kinder, Eltern und Freunde gefreut, darauf schöne Skitouren machen zu können, mal ins Kino gehen u. v. m. Doch da hat uns, wie allen anderen Menschen, Corona dazwischen gefunkt. Zuerst haben wir ja noch wilde Reisepläne für den Frühsommer geschmiedet, dann für den Herbst, bis wir eingesehen haben, dass das heuer nichts mehr wird.

 

Nachdem es dann im Mai zu Lockerungen in Deutschland kam, haben wir kurzerhand unsere Räder mitsamt Campingausrüstung hervorgeholt und sind 2226 km quer durch Deutschland geradelt. Diese fünf Wochen dauernde Reise war eine der besten, die wir je gemacht haben! Trotz des vielen Regens zu Beginn, der oft ordentlichen Anzahl an Höhenmetern, der teilweise vielen Tageskilometer, der manchmal nicht ganz erfolgreichen Suche nach Gaststätten oder Zeltplätzen! Doch eines ist sicher: am Ende jeden Tages waren wir stolz auf das, was wir geschafft haben. Aus eigener Kraft, nicht mit sechs Liter Hubraum unterm Hintern!

Aber unser Hiasl braucht auch mal wieder Bewegung und so sind wir an meinem 60. Geburtstag Richtung Frankreich aufgebrochen. Bei sengender Hitze fahren wir durchs wunderschöne Allgäu, ein paar Kilometer durch Österreich und dann brausen wir auf den guten schweizerischen Autobahnen durch bis Genf. Am Fluss Ain geht es weiter zu einem kleinen Ort mit Supermarkt und Weiher, wo wir uns erst mal installieren und uns fast zwei Tage von der anstrengenden Fahrt erholen. Eine Radltour ist dann aber doch drin. Kurz vor Lyon erhaschen wir auch schon das erste Touristenhighlight: das mittelalterliche Dorf Pérouges. Es wurde so um 1200 n. Chr. von Leinenwebern aus Perugia gegründet und diente mit seinen Steinhäusern und Kopfsteinplastergassen schon öfters für Mantel-und-Degen-Filme als Kulisse. Pandemie und Urlaubszeit bedingt sind viele Läden und Bars geschlossen, aber dank der vielen, nur französischen, Touristen ist trotzdem Leben im Dorf.

 

Ein Stück weiter westlich bleiben wir zwei Tage in der Nähe von Feurs am Ufer der Loire stehen. Leider ist das Wasser nicht sehr einladend, denn nach einer heißen Radtour wäre eine Erfrischung angenehm gewesen. Aber man kann nicht alles haben.

Entlang vieler leider schon verblühter Sonnenblumenfelder, Pferdekoppeln und abgeernteter Getreidefelder fahren wir nach Thiers, der „Messerstadt“. Ist ja klar, dass Wolfgang dort hin muss. In der kleinen Altstadt mit viel Leerstand liegt ein Messerladen neben dem anderen. Sehr schöne Handwerkskunst, doch die hat auch seinen Preis und das ist meinem Mann dann doch zu viel. Da decken wir uns lieber in der Bäckerei mit was Feinem zum Kaffee ein, so hab ich auch was davon! Wenige Kilometer westlich gibt es ein Freizeitzentrum mit einem See und einem Wohnmobilstellplatz, das wir am Spätnachmittag ansteuern. Endlich mal schwimmen! Das Wasser ist herrlich und das genießen wir auch noch den nächsten Tag. Nur Nichtstun, im Schatten liegen und lesen, schwimmen und am Abend einen Spaziergang. Mehr ist bei Temperaturen knapp unter 40° auch nicht drin.

Um der Hitze zu entkommen fahren wir über Clermont-Ferrand, mit Shoppingeinlage in einem klimatisierten Einkaufszentrum, hinauf in die Puys de Dômes, die Vulkanberge der Auvergne. Doch zwei Kilometer vor dem angepeilten Platz hören wir einen lauten Knall und leider scheint er von unserem LKW zu kommen. Wolfgang wirft sich gleich mal in seinen Blaumann und kriecht unters Auto. Kurz darauf ist der Defekt gefunden. Es hat einen Luftdruckschlauch zerrissen! Natürlich an einer Stelle, wo man gar nicht gut hinkommt. Und der Ersatzschlauch ist auch in der hintersten Ecke im LKW. Aber eine knappe Stunde später ist schon alles repariert, eingeräumt und der Mechaniker notdürftig gesäubert. Doch mittlerweile ist es schon vier Uhr, so dass wir die Wanderung auf morgen verschieben. Mit 60 wird man auch immer fauler!

 

Mit tausend Anderen stehen wir nach einem kurzen, aber trotzdem schweißtreibenden Aufstieg auf dem Puy de Dôme, 1469 m. Unterhalb des Gipfels gibt es die Reste eines Merkurtempels aus dem 2. Jh. zu sehen, ganz oben eine riesige Antennenanlage und viele Gleitschirmflieger. Und eine tolle Aussicht auf die vielen Vulkankegel. Leider keine tolle Sicht, denn diese sind bis auf wenige Tage im Jahr im Dunst! Nicht ganz so toll ist, dass wir in nicht allzu großer Entfernung ziemliche schwarze Wolken sehen. Wäre ja auch ein Wunder, wenn bei der Hitze ein Gewitter ausbliebe. Wir wollen nicht auf dem gleichen Weg zurück, sondern steigen nach Norden ab und kaum sind wir bei einer Scharte angelangt, geht es auch schon los. Von jetzt auf sofort fängt es zu schütten an, was das Zeug hält. Wir haben noch ca. fünf Kilometer zum Auto, aber die reichen, dass wir trotz Regenjacke bis auf die Haut nass werden. Naja, so werden die Schuhe innen auch mal wieder sauber!

Heute fahren wir eine kurze Strecke in südlicher Richtung, zum einen weil sich auf dem letzten Platz am Abend immer eine riesige Schar fliegender Ameisen auf unserem Auto breit gemacht haben und zum anderen gibt es hier ohne um zu parken keine anderen Wanderungen. Doch kaum auf einem geschottertem Plätzchen kurz vor dem Col de la Vache angekommen, zieht ein Gewitter auf. Unter der Markise warten wir den Regen ab und starten dann noch zu einer Vulkanrundtour. Puy de Mercœur - dicht bewaldet - , Puy de Lassolas und Puy de la Vache mit tollem Ausblick und steilen Auf- und Abstiegen auf roter Vulkanerde. Das ist schon mal was anderes! Und weil es so schön war, schlafen wir gleich noch mal hier und starten auf den Puy de Vichatel. Von hier sieht man sehr gut zum Puy de Sancy, mit gut 1800 m die höchste Erhebung in Frankreich nördlich der Alpen. Allerdings ist er kein Ziel für uns, denn die Karte zeigt, dass der Berg mit Liften und Seilbahnen zugepflastert ist.

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