Hier um Chiaramonte Gulfi soll ein sehr gutes Olivenöl produziert werden. Bei einem Gang durchs Dorf werden wir aber nicht fündig und fahren mal wieder eine Ölmühle an. Bei der ersten ist alles geschlossen, aber die nächste, es geht durch enge Feldwege einen Hügel hinauf, was mich etwas skeptisch macht, wohnen die Betreiber gleich nebenan. Das sympathische, ältere Ehepaar begrüßt uns gleich und erklärt noch kurz die Verarbeitung - da werden unsere Italienischkenntnisse so richtig auf den Prüfstand gestellt - bevor wir dann 5 Liter feinstes sizilianisches Öl erwerben. Weiter geht es nach Caltagirone. Töpferstadt hört sich gut an. Ich sehe schon so eine schöne Schale vor meinem inneren Auge. Aber daraus wird nichts. Denn viele der kleinen Läden haben geschlossen und bei den geöffneten sehe ich, dass die Sachen so gar nicht meinen Geschmack treffen. Viel zu schnörkelig und zu blumige Muster. Dafür steigen wir die 143 Stufen der riesigen Freitreppe zur Kathedrale hinauf, wo jede einzelne Stufe mit verschiedenen Fliesen belegt ist. Kathedrale zu, Keramikmuseum zu, also bleibt uns nur die Bar, die in der ehemaligen Markthalle untergebracht ist. Für 10 Euro bekommen wir hier Rotwein, einen leckeren Vorspeisenteller, Chips und Nüsschen.
Die Lebensmittel gehen zur Neige und einen Schlauch brauchen wir auch. Das alles lässt sich am Stadtrand von Caltagirone erledigen. In einem kleinen Naturreservat Orientata di Niscemi südlich von hier wollen wir uns heute mit den Schweizern Ursi und Valentin treffen. Wir geben die Koordinaten ins Navi ein, schaut gut aus, sind ja nur knapp 20 Kilometer. Aus der Hauptstraße wird eine Nebenstraße, zuerst noch geteert, dann gekiest. Danach ein Forstweg und zu guter Letzt eine üble Piste. Aber das alles ist ja nicht weiter schlimm. Doch als sich die Piste fast senkrecht nach unten beugt, wir können fast schon den grünen Bus sehen, da hört der Spaß auf und Wolfgang muss ein recht heikles Wendemanöver vollbringen. Okay, dann müssen wir wohl ein bisschen ausholen. Mehr Fuß- als Fahrweg brechen wir teils wie ein Mähdrescher durch die Botanik, fahren durch Privatgrund und zwängen uns am Ende durch engstehende Gewächshäuser hindurch, sehen schon die Autos auf der angestrebten Straße vorbeiziehen. Doch leider sehen wir sie durch ein Gitter: ein Tor mit einem fetten Schloss versperrt uns den Weg nach draußen. So eine Schei…, jetzt müssen wir den ganzen Mist wieder rauffahren. Immerhin brauchen wir keine Angst vor Gegenverkehr zu haben. Eine Stunde später sind wir wieder am ersten Wendeplatz, jetzt nehmen wir aber die Strecke ganz brav und ganz weit außen rum und kurz nach Einbruch der Dunkelheit sind wir dann beim Treffpunkt angelangt. Da sind wir froh, dass das Nudelwasser schon aufgesetzt ist und der Tomatensugo schon gekocht! Dafür belohnen wir uns nun schon wieder mit einem Urlaubstag, den wir mit Ratschen und Nixtun verbringen. Schön war es mit den beiden und ihrem georgischen Findelhund!
Über Niscemi, sehr, sehr eng, und dann auch noch einen Umweg von über 20 km , weil auf der Direktverbindung irgendwann einmal was gebaut wird, geht es über Piazza Armerina wenige Kilometer hinauf zu einer kleinen Kirche mit einem schönen, ebenen Parkplatz. Ein Abendspaziergang führt uns an vereinzelten Häusern vorbei und später auf einen kleinen Hügel mit einem beleuchteten Kreuz. Schon ziemlich kitschig mit dem Sonnenuntergang!
Heute wollen wir in die sizilianische Kreuzworträtselstadt mit vier Buchstaben. Genau, es geht nach Enna! Kurz davor passieren wir den Lago di Pergusa, aber da braucht man nicht mal an einen Stopp zu denken, denn rund um den See wurde eine Autorennstrecke angelegt. Man überlegt, die Rennstrecke zu verlegen; wer’s glaubt! Enna liegt auf einem Felssporn, der ca. 400 m aus der Ebene herausragt und somit auf ca. 1000m Höhe liegt. Unzählige Kurven führen uns hinauf auf einen Parkplatz beim Castello. Von dort führt die „Hauptstraße“ Via Roma an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten hinüber zur Neustadt. Tja, bis auf die Kathedrale ist alles geschlossen, es weht ein eisiger Wind in den engen Gassen, wir haben Hunger und Durst, den wir mit einem leckeren Panino und nicht so leckerem Cappuccino stillen. Es gibt tolle Ausblicke hinüber auf Calascibetta und Ennas Neustadt, aber wir frieren so sehr, dass wir bald die Zelte abbrechen und nur wenige Minuten hinüber zu den Nekropolen von Realmese fahren. Ein wunderbar gepflasterter Parkplatz wird uns zur Übernachtung dienen, aber gut wird es erst, als wir ein paar Steine anschleppen, damit wir so einigermaßen gerade stehen.
Nach dem Frühstück sehen wir uns noch die Nekropole an. Und wie schon in Pantàlica sind hier unzählige Grabkammern in den weichen Fels gehauen worden. Bei Sonne und blauem Himmel fahren wir fröhlich weiter. Aber nicht lange, denn dann ist schon wieder mal die Straße gesperrt. Allmählich haben wir es dicke. Denn diesmal müssen wir alles zurückfahren und dann über die, zumindest kostenlose, Autobahn einen weiten Bogen fahren um in den Parco delle Madonie zu gelangen. Auch dort können wir dann nicht zu dem angedachten Parkplatz gelangen, weil die Straße gesperrt ist, sondern müssen über Petralia Sottana fahren. Ein nettes Städtchen, keine Frage, doch die engen Einbahnstraßen, die auch unser Navi immer total verwirren und uns auch, rauben uns hier den letzten Nerv. Besonders ich will nur noch raus und wir lassen den Parkplatz sausen, schauen, dass wir irgendwie auf die Hauptstraße kommen und stellen uns kurz vor einem kleinen Pass auf einen flachen Platz. Und jetzt erst mal Siesta! Und später noch ein Spaziergang zum Auslüften, bei dem wir mit den Wildschweinen um die Wette laufen. Sie gewinnen! Gott sei Dank!
Uii, heute Nacht war es kalt. Unser Thermometer fängt bei Null Grad immer zu piepsen an, grr, und auf den Wiesen war am Morgen Rauhreif. Heute wagen wir uns noch mal ins Wildschweingehege, aber ich glaube sie schlafen noch, um dann hinunter nach Petralia Sottana zu wandern. Der Weg ist gut markiert, kaum batzig, Sonne pur, alles passt. Die Ortschaft ist erstaunlich sauber, die Häuser sind gepflegt und es duftet überall nach frisch gewaschener Wäsche. Doch nur mit viel Gesuche finden wir ein kleines, offenes Café. Doch der Weg hat sich gelohnt: es gibt hier himmlische Windbeutel mit einer Ricotta-Pistazienfüllung! Gut, dass wir noch 8 km Rückweg vor uns haben zum Kalorienverbrennen!
Nach einer weiteren kalten Nacht fahren wir sage und schreibe 11 km auf ca. 1600m hinauf, wo sich fast neben unserem Parkplatz ein kleines Skigebiet mit drei Liften befindet. Wegen Schneemangel - ja, nicht nur in Bayern, haha - ist natürlich kein Betrieb. Bei unserer Tour auf den zweithöchsten Berg Siziliens, dem Pizzo Carbonara mit 1979m, müssen wir dann aber doch das ein oder andere Mal harte Altschneefelder queren. Vom Gipfel ist eine tolle Sicht: von der Bucht bei Palermo im Westen, bis über die liparischen Inseln mit dem gut erkennbaren Stromboli und im Osten hinüber zum Ätna, der heute eine graue Fahne vor sich her schiebt. Im Süden breiten sich die Berge der Madonie aus. Nach einer langen Gipfelrast geht es wieder hinab zum Hiasl, wo wir zum ersten Mal auf dieser Reise unseren Tisch im Freien aufstellen. Bald kommen auch die Carabinieri vorbei und wollen wissen, ob wir hier free camping machen. Als wir dies bejahen, wünschen sie uns noch einen schönen Tag und ziehen von dannen. So mögen wir es!
Allmählich drängt die Zeit und so rollen wir heute durch die wunderschöne Berglandschaft hinunter nach Cefalù, das nach Taormina zweitgrößte Tourismuszentrum Siziliens. Beim Bahnhof finden wir Gott sei Dank gleich einen Parkplatz und machen uns dann zu Fuß auf den Weg. Die Stadt ist eine Mischung aus rausgeputzter Touristadt und traditionellem Fischerdorf. Kein Müll, Souvenirläden, prächtige Kirchen, frisch getünchte Häuser, viele Bars und Restaurants, aber auch kleine Lebensmittelläden, Bäckereien, Metzgereien usw. für den täglichen Bedarf. Wir laufen drei Stunden - Parkschein! - rauf und runter, hin und her, trinken was, essen leckeres Eis und schauen dem Treiben am Hafen zu. Auf dem Rückweg zum LKW hat der Normannendom geöffnet und beeindruckt uns mit seiner Größe. Zum Schlafen fahren wir noch ein paar Kilometer westlich zu einem Strandparkplatz bei Lascari. Da staunen wir dann doch, dass hier schon drei Wohnmobile stehen. Zur Saison hat man hier wohl nicht so gute Karten.
Ohje, unsere italienische SIM-Karte spinnt. Laut Internet ist der nächste Vodafone- Shop in der knapp 50 Kilometer entfernten Stadt Bagheria. Wir kämpfen uns zu der angegeben Adresse durch, aber da ist nun ein Friseur. Mitten in der Stadt soll es aber noch einen geben. Genau das wollten wir ja vermeiden. Also reihen wir uns in das mittägliche Verkehrschaos ein und fahren nun auch mal so rücksichtslos wie die Einheimischen und parken dann auch gleich im Halteverbot vor dem Handyladen. Nach ein paar Telefonaten des freundlichen Vodafone-Mitarbeiters stellt sich heraus, dass Vodafone bei einer Aufladung von 15€ 2€ quasi als Provision behält und wir somit Minus auf unserem Konto hatten. Ich muss nun bei einem Tabacchi 5€, = Minimum, aufladen, wovon sie mir wieder einen Euro abziehen, damit ich wieder auf die mindestens 15 Euro komme. Welch ein Kuddelmuddel! Total genervt wollen wir nun wieder in die Natur. Doch vorher müssen wir noch an Palermo vorbei. Wir übersehen auf der Schnellstraße die Ausfahrt und schon ist das Chaos mit den mistigen Einbahnstraßen perfekt. Wolfgang regt sich auch wahnsinnig über die rücksichtslosen Überholmanöver der Italiener auf. Entweder fahren sie wie die Gestörten oder sie schleichen dahin, weil wichtige Telefonate erledigt werden müssen. Auch gesperrte Straßen werden nicht vorher angekündigt, nein, erst wenn man unmittelbar vor dem Gesperrtschild steht! Endlich haben wir es geschafft und wir stehen an der Abfahrt zu einem kleinen Feldweg zu den terme segesta. Kaum sind wir reingefahren, kommt uns ein Smart for 4 entgegen und bleibt dann mitten auf dem Weg stehen. Eine etwas korpulente, blondierte Dame steigt aus, Engländerin wie sich herausstellt, und fängt an uns zu beschimpfen. Was wir „fucking Germans with your fucking truck“ hier machen und ihr den Weg versperren? Wir erklären ihr, dass sie nur zwei Meter zurück fahren muss, damit wir um sie rumkurven können. Nein, sie will gleich die Polizei holen. Das passt uns! Wir stellen den Motor ab, machen gleich ein schönes Foto von ihr und bitten um die Polizei. Hinter uns stauen sich schon andere Autos, die hinunter zum Baden wollen. Wenn die nicht wären, würde ich die Tussi verhungern lassen. Aber ein älterer Herr kommt vor und redet mit Engelszungen auf sie ein, bis sie sich unter vielen Angstschreien dazu aufmacht ein Stück zurückzustoßen. Wir und alle anderen glauben, dass sie einfach nicht rückwärtsfahren kann und zudem einen an der Klatsche hat. Dafür nimmt uns dann der ältere Herr unter seine Fittiche und zeigt uns den Weg zum Badebassin und auch zur „Saunagrotte“. In einer kleinen Grotte staut sich dort das Thermalwasser mit ca. 45° und bietet für ungefähr sechs Personen Platz. Doch lange hält man es hier nicht aus, also wieder raus und in dem Fluss abfrischen, danach müssen wir unter einen Wasserfall, dann wieder in die Grotte und dann erst dürfen wir in das mit 38° angenehm temperierte Bassin. Das war jetzt wirklich eine tolle Entschädigung für die vergangenen Strapazen, danke!
Nach einem nochmaligen Badebesuch ist heute mal wieder Kultur angesagt. Denn in Segesta wurde ca. 400 v. Chr. von den Griechen ein Tempel errichtet, aber nie fertiggestellt und etwas später kamen noch ein Amphitheater, Agora und diverse andere Gebäude auf dem nahegelegenen Hügel dazu. Wie stiefeln lange in dem weitläufigen Gelände rum, der Tempel ist fantastisch, wie auch das Theater, von dem man einen weiten Rundumblick hat. Es sind nur wenige Leute da, wir haben quasi alles für uns alleine. Wie mag das wohl in ein paar Monaten aussehen? Durch eine grüne, hügelige Landschaft entlang der strada del vino di Erice DOC, geht es dann vorbei an ärmlichen Gehöften und kleine Weiler. Es erinnert uns sehr an den Mittleren Atlas in Marokko. Erstaunlich, dass es in den wenigen größeren Orten gleich mehrere, moderne Möbelgeschäfte gibt. Dafür halt sonst nix! Wir passieren noch ein paar Marmorsteinbrüche, bevor wir uns auf einem Wanderparkplatz am Rande des Riservato Monte Cofano in Cornino so ziemlich an der nordwestlichsten Ecke Siziliens installieren.
Rund um den Monte Cofano, der wegen Steinschlags gesperrt ist, gibt es einen gut markierten Rundweg um den Berg. Vorbei an unzähligen Zwergpalmen, der einzigen in Europa heimischen Palmenart, alten Verteidigungstürmen und der Grotta Crocefisso, die schon in der Steinzeit bewohnt wurde und immer mit Blick auf das azurblaue Meer erreichen wir eine Scharte und gelangen von dort wieder nach Cornino. Nach einer kurzen Kaffeepause fahren wir noch hinüber nach Castellammare di Golfo. Dort wird es mal wieder sehr eng für uns, eigentlich zu eng, denn der Seitenspiegel eines kleinen Lasters muss dran glauben! Wir palavern mit dem Besitzer, der gleich rauskommt, entschuldigen uns und bieten an für den schon öfters angefahrenen Spiegel aufzukommen. Zuerst schimpft er ein bisschen, aber dann winkt er, dass wir weiter fahren sollen. Auch gut. In erster Reihe am Hafen parken wir dann ein, gehen noch schnell eine „Mafiatorte“ , wie Wolfgang sagt, essen und dann versuchen wir trotz der lauten Musik zu schlafen!
Von den angekündigten 80 Marktständen in Castellammare entdecken wir nur ca. 20 und von denen haben 15 Socken, Unterwäsche oder Schuhe im Angebot! Das hätten wir uns eigentlich sparen können. Zum Trost gibt es aber noch mal leckere Schwertfischsteaks und von einem alten Mann kaufen wir noch Artischocken und Orangen. Unser letztes Ziel auf Sizilien ist das Riserva Naturale Orientata Zingaro, wo wir nur wenige Kilometer nördlich von hier beim Südeingang auf dem Parkplatz schlafen können. Nach einer kalten Nacht, aber dafür mit tollem Sternenhimmel, brechen wir zu einer Tour zum Nordeingang auf. Vorbei an kleinen Buchten mit glasklarem, türkisfarbigem Wasser, liebevoll eingerichteten Museen zu Fischfang, bäuerlichem Leben und Pflanzenwelt, erreichen wir die ca. 20m hohe Grotta d’Uzzo, welche seit etwa 10.000 Jahren bewohnt wurde. Wow, das sieht schon gewaltig aus! Durch blühende Mandelbäume und immer wieder Abstechern in die Buchten geht es wieder zurück zum LKW. Das war jetzt wirklich ein toller, letzter Ausflug für uns.
Wir trödeln etwas rum, bevor wir uns nach Palermo aufmachen. Denn wir haben so gar keine Lust auf die chaotischen Straßenverhältnisse dort. Aber irgendwann ist es soweit und alle Vorurteile bestätigen sich. Eigentlich wollen wir im Hafengelände parken und dann noch zu Fuß rumspazieren. Doch leider dürfen wir erst am Abend rein. Und einen Parkplatz finden wir erst am alten Hafen von Arenella, zu weit für die Innenstadt. Na dann eben nicht. Wir laufen hier noch in dem alten Fischervorort rum, essen noch mal ein feines Eis, bis wir dann endlich um 21 Uhr auf die Fähre auffahren können. In der Bar informieren wir uns im TV über die aktuelle Lage zum Coronavirus und haben schon Angst überall auf dem Festland kontrolliert zu werden. In der Kabine werfe ich mir vorsichtshalber noch fünf Kügelchen Coccolus ein und schlafe dann selig bis um neun Uhr! Kommt nicht oft vor bei mir. Nach einem nicht so spannenden Tag auf See erreichen wir pünktlich um 19:30 Genua. Wir sind müde vom Nichtstun und froh, als wir die 30 km hinauf nach Crocefieschi über eine enge und kurvenreiche Bergstraße hinter uns haben und auf dem Dorfparkplatz ein ruhiges Plätzchen finden.
Obwohl das Wetter nicht ganz so prickelnd ist, starten wir doch zu unserer Lieblingstour zum Monte Croce und Monte Castello. Auf dem steilen Gipfelaufbau hören wir Donner und der Himmel wird schwarz, da schauen wir, dass wir schnell von den Drahtseilen wegkommen. Doch die Wolken verziehen sich und wir kommen trocken zum Auto. Ohje, unsere Wassertanks sind fast leer, also müssen wir heute doch noch ein Stückchen fahren. Durch eine wunderschöne Schlucht mit vielen Kastanienbäumen brausen wir wieder ins Tal, Doch nicht lange, denn am Ortsausgang einer kleinen Stadt zerreißt es uns hinten links den Reifen. So eine Schei…! Kein Standstreifen, Feierabendverkehr und nicht nur rücksichtsvolle Autofahrer. Aber alles geht gut und nach einer guten halben Stunde fahren wir schon wieder und erreichen auch bald den angestrebten Platz mit Brunnen in Vignole Borbera.
Über die Autobahn rollen wir an Mailand vorbei - durchs Coronavirus-Gebiet - zum Comer See, wo wir uns in Cernobbio auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums installieren. Dort holen wir uns zum letzten Mal leckere Dinge zum Essen, bevor wir uns in der etwas angestaubten Kurstadt die Beine vertreten. Es weht ein eisiger Wind, was wir ja gar nicht mehr gewöhnt sind, so dass wir ziemlich bald in einer Bar landen und uns einen Rotwein mit süßen und salzigen Vorspeisen schmecken lassen. Nach einer ruhigen Nacht sind wir heute zu blöde die Autobahnauffahrt Richtung Schweiz zu finden. Genervt fahren wir bis Como zurück, und dort dann auf die AB, denn nur hier ist der Zoll besetzt und den brauchen wir um die Befreiung von der Schwerlastabgabe zu erhalten. (Fahrzeuge >3,5t sind verpflichtet die Schwerlastabgabe zu bezahlen, ausgenommen Oldtimer!) Wir schrauben uns nun schön langsam durch die schönen, aber nur wenig verschneiten Schweizer Berge hinauf zum San Bernardino Tunnel. Das Navi möchte zwar partout, dass wir zum San Bernardino Pass fahren, aber nein, der ist noch gesperrt. Hier oben ist dann doch alles frisch verschneit, einfach toll zum Anschauen: weiße Berge, blauer Himmel, Sonne pur! In der winzigen Ortschaft Sufers schauen wir uns alte Graubündner Bauernhöfe an, bewundern eine kleine Yak-Herde und vertreten uns die Füße auf einem Winterwanderweg. Entlang der tiefeingegrabenen Schlucht, der Viamala, wo auch der gleichnamige Roman von John Knittel angesiedelt ist, geht es nach Thusis, wo wir ganz pragmatisch bei der Raststätte übernachten. Die örtliche Polizei hat auch nichts dagegen und wünscht uns eine gute Nacht!
Je weiter wir nach Norden gelangen, umso bedeckter ist der Himmel. Entgegen aller Befürchtungen gibt es weder an der österreichischen Grenze noch an der deutschen Grenze irgendwelche Kontrollen oder Befragungen wegen des Corona-Virus. Mit dem letzten Tropfen Diesel kommen wir zu einer günstigen Tankstelle in Dornbirn an und füllen die beiden Tanks erst mal randvoll bevor wir durch die nördlichen Ausläufer des Bregenzer Waldes nach Weitnau ins Oberallgäu fahren, wo wir einen schönen Parkplatz abseits des Ortes wissen. Bei einem Spaziergang ins Dorf wäre Wolfgang gerne ins Bräustüble gegangen, doch ausgerechnet heute hat es am Nachmittag geschlossen. Da es uns so gar nicht nach Hause zieht, übernachten wir noch zweimal, bevor wir dann nach 82 Tagen Tuntenhausen erreichen.
Ein kleines Fazit zu dieser Reise: Italien abseits des Mainstreams ist wunderschön, die Jahreszeit war für uns optimal, nur eine Handvoll anderer Touristen, man kann überall stehen bleiben, das Wetter war bis auf wenige Ausnahmen zu Beginn gut, die Einheimischen waren immer sehr freundlich, interessiert und hilfsbereit und die frischen Lebensmittel waren fantastisch! Auf eines können wir aber gut verzichten: auf die italienischen Autofahrer, aber es ist ja alles gut ausgegangen.
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RiBa�� (Dienstag, 17 März 2020 10:33)
Ihr Lieben
Spannende, unterhaltsame Geschichten wo das Schmunzeln erst am Ende wirklich aufhört!
Schön dass ihr ungehindert in der Heimat angekommen seid, was wohl für die ärztlichen Kontrollen nur gut sein kann. Wir weilen indessen weiterhin in Leonidio, wo bis gestern noch kein bekannter bestätigter Fall zu verzeichnen war. Wir hoffen das bleibt auch so, denn die Griechen haben glücklicherweise rasch reagiert. Seit Samstag steht hier das öffentliche Leben still, es herrscht quasi alle Tage Sonntagsstille - auch etwas unheimlich. Im Moment fühlen wir uns hier relativ gut und die Camping-Betreiber bieten den die hier Gestrandeten ihre bestmögliche Unterstützung für ein Wohlfühlgefühl. Tja, erstens kommt es anders und zweitens als geplant - diesmal gilt diese Feststellung sogar rund um unseren Erdball.
Nun wünschen wir euch ein gutes Leben in Tuntenhausen und hoffen irgendwann mal auf ein Wiedersehen!
Bleibt gesund und seid lieb gegrüsst von Griechen� Rita & Barni