Italien 01.01. - 19.01.2020

Nach einem unspektakulären Jahreswechsel beginnen wir das neue Jahr gleich mit einer Wanderung, die auf der Karte mit Nummer versehen ist und auch als markiert angegeben ist. Doch das stellt sich als Trugschluss raus. Wir finden zwar dank des Handys den Weg, doch der wird immer undurchdringlicher - die Machete haben wir im LKW gelassen - und hört dann irgendwann ganz auf. Wir folgen zuerst noch alten Tierspuren. Doch dann geben wir genervt auf und stolpern durch unwegsames Gelände wieder runter in die Ortschaft. Kein Mensch ist zu sehen, die Sonne verirrt sich auch nicht mehr in die engen Gassen und so schauen wir, dass wir zum Hiasl kommen, wo wir gleich mal die Heizung aufdrehen, damit wir wieder warm werden. Immerhin haben wir uns drei Stunden bewegt und das am ersten Januar!

Ohje, der zweite Tag fängt ja schon gut an. Zuerst füllen wir die Wassertanks zu viel auf, so dass es aus dem Überlauf rauskommt und uns den Kofferboden auffüllt und dann vergisst W… bzw. vergessen wir die Leiter reinzuschieben und fahren munter los. Doch nicht weit, denn das metallische Geräusch macht mich doch stutzig und dann bemerkt Wolfgang im Spiegel, dass wir die Leiter so seitlich hinter uns herziehen. Tja, sie ist total verbogen und zum Teil arg abgeschürft, aber sonst ist Gott sei Dank nichts passiert und auf einem Parkplatz kann Wolfgang unter starkem Hammereinsatz alles wieder gerade biegen. Unsere Stimmung steigt nun auch wieder! Wir verlassen nun die Monte del Matese und durchqueren eine sanfte, hügelige Landschaft, wo Olivenbäume und abgeerntete Felder, aber auch sehr viel Müll das Bild bestimmen. Unser Reiseführer schwärmt von Orsara, das wie auf einem Balkon am Subapennino dauna liegt. Nun, die Aussicht hält sich in Grenzen, der Ort ist verschlafen, es ist saukalt und in der einzigen geöffneten Bar gibt es nicht mal einen Wein! Da müssen wir noch wenige Kilometer hinüber nach Troia fahren und installieren uns dort auf einem Stellplatz in Altstadtnähe. Wir treffen ein Schweizer Paar, die seit sieben Jahren in ihrem Wohnmobil leben und davor schon viele Jahre in Schweden und auf dem Peloponnes unter sehr einfachen Bedingungen (ohne Strom, ohne Waser, ohne alles) gewohnt haben. Richtige Aussteiger!

In Troia laufen wir bei Sonnenschein, aber Kälte einmal die Hauptmeile, wo sich auch die ganzen Kirchen befinden - fast alle abgesperrt - rauf und runter. Es gibt sehr viele Schmuckgeschäfte und recht teure Bekleidungsläden und einen ganzen Sack voll Pfadfinder. An einem sonnigen Plätzchen an einer Hauswand treffen sich die ganzen Rentner und wärmen sich auf. Für uns ist da leider kein Platz mehr, und wir sind ja auch gar keine Rentner. Nun wollen wir endlich mal wieder das Meer sehen und peilen einen Parkplatz wenige Kilometer nördlich von Barletta an. Der ist zwar direkt am Strand, aber auch direkt an der Straße und die wird jetzt zumindest noch stark frequentiert. Viele Jogger und Radfahrer kommen vorbei und wir machen auch noch einen flotten Spaziergang an der stark vermüllten Meile entlang. Es gibt zu viel Plastikmüll, kaum Müllverbrennungsanlagen, diese sind nämlich für die italienischen Umweltschützer wegen der Abgase „Teufelswerk“, ein schlecht organisiertes Abfallsystem und viele der Italiener haben einfach kein Umweltbewusstsein: Aufgestellte Container für Flaschen, Plastik etc. sind oft leer, denn es ist ja viel einfacher seinen Dreck neben die Container abzulagern und der Wind hat dann leichtes Spiel. Das kotzt mich an und was nützt es da, dass jede Obsttüte zwei Cent kostet, zu denen man fast überall zwangsverpflichtet wird? Also man bezahlt auch, wenn man das Obst so mitnehmen möchte!

Unsere Hoffnung, dass es an der Küste wärmer ist, weil ja das Meer als Wärmespeicher dient, hat sich leider nicht bestätigt, denn die Nacht war saukalt! Wir kämpfen uns durch dichten Verkehr und chaotisch geparkten Autos durch Barletta durch, wobei wir immer bewundernde Blicke und Daumen hoch ernten! Endlich sind wir in Trani auf einem Parkplatz etwas außerhalb des Zentrums angekommen. Doch wir wollen vor allem zum Hafen. Ich weiß nicht warum, aber eine Hafenatmosphäre zieht mich immer an. Wir laufen durch fein herausgeputzte Altstadtgässchen und bald stehen wir vor den Fischkuttern auf der einen und den Jachten und Seglern auf der anderen Seite. Wir sehen den Fischern beim Netzeflicken zu und kaufen noch frische Gamberetti zum Abendessen, dazu das pane aus Altamura, laut Reiseführer ein berühmtes Brot! Über Mittag bleiben wir ganz in der Nähe in einem Olivenhain stehen, wo es ein Dolmengrab aus 1800 bis 1400 v. Chr. gibt. Okay, wir haben schon größere von diesen Megalithgräbern gesehen, aber noch keines in so einer netten Umgebung. Nach so viel Kultur schon wieder führen wir uns noch eine Shopping-Mall mit über 100 Läden zu Gemüte. Aber das ist uns dann doch zu viel Gewimmel und wir brausen noch bei letztem Tageslicht zum Castel del Monte, wo es einen optimalen und kostenlosen Parkplatz gleich unterhalb der Burg gibt. Nachteil: Er ist sehr uneben und es ist nun total dunkel und wir stehen trotz Keile ganz schön schief.

Nur ein paar Minuten bergauf und schon stehen wir vor dem imposanten achteckigen Castel del Monte, das der Stauferkönig Friedrich II. zu Beginn des 13. Jh bauen ließ. Der Zahl 8 begegnet man immer wieder: achteckig, acht Türme mit acht Seiten, acht Räume in den beiden Etagen. Wir sind recht beeindruckt, obwohl die Bauern der Umgebung das Castel immer wieder als „kostenlosen Baumarkt“ benutzt haben. Gravina ist unsere nächste Station, es soll eine der beeindruckendsten Schluchtenstadt Apuliens sein. Wir finden auch den Zugang, doch leider ist er mit mehreren Gattern zugesperrt. Das haben wir ja noch umgehen können, aber dann ist wirklich Ende Gelände. Sehr schade! Wir laufen noch durch das wie ausgestorbene Städtchen, aber es weht ein eisiger Wind und wir frieren wie die Schneider. Da rettet uns vorerst nur die einzige offene Bar. Von der alten Steinbrücke, die sich über die Schlucht spannt, können wir noch einen Blick auf ein paar Höhlen erhaschen. Doch wir wollen nur mehr ins Auto und Heizung anmachen. In der Nähe von Altamura stellen wir uns dann auf einen Wanderparkplatz im Foresta di Mercandante. Und jetzt Rotwein und Heizung volle Pulle!

Es ist zwar immer noch saukalt, aber wir machen noch einen strammen Spaziergang im Wald in Gesellschaft von vielen Joggern und Mountainbikern. Und dann ist doch noch einmal Meer angesagt und zwar in Polignano a Mare. Der Hiasl wird relativ nahe zur Altstadt abgestellt, auf einem vermeintlich kostenlosen Platz. Eine Schlucht führt uns zu dem kleinen Naturhafen, der noch voll mit Weihnachtsgeblinkere geschmückt ist. Aber das viel Beeindruckendere sind die riesigen Wellen, die das Meer hereindrückt. Die steilen Felsen ringsum verstärken das Getöse und mit dem Wind dazu ist es ein unbeschreiblicher Lärm, aber einfach super! Als es dunkel wird, verziehen wir uns in eine kleine Bar und danach gibt es noch mal Lichterzauber vom Feinsten!

Im Reiseführer wird der kleine Fischerort Savelletri angepriesen und wir fahren auch brav hin. Doch das Dorf ist wie ausgestorben. Das Interessanteste ist, als gerade ein Boot aus dem Hafenbecken herausgehievt wird. Schöner ist da schon der Spaziergang an der Küste entlang, aber auch etwas nervig, da immer noch ein strammer Wind weht und sich die Salzkristalle aus der Luft auf das Fotoobjektiv ablegen. Da wir auch schon wieder einkaufen müssen, fahren wir noch nach Ostuni, die weiße Stadt auf einem Hügel ca. 10 Kilometer von der Küste entfernt. Unser Navi will uns partout immer wieder durch die Altstadt zu einem Supermarkt führen. Zum Glück entdecken wir jedes Mal rechtzeitig die Schilder mit 1,60 m Breite! Nach ein paar gewagten Wendemanövern im Dunkeln sind wir leicht genervt, als wir dann endlich auf dem (engen) Parkplatz stehen. Da müssen wir nach dem Einkauf höllisch aufpassen. Denn der gemeine Italiener zwängt sich sehr gerne links, rechts oder hinten vorbei, wenn Wolfgang aus dem Parkplatz rauszirkelt. Ich lerne neue Schimpfwörter! Dafür stehen wir dann direkt an der Stadtmauer auf einem großen Parkplatz ganz für uns alleine.

In nur wenigen Gehminuten gelangen wir zur Porta Nuova und gehen durch die verwinkelten Gassen an den in vielen Schichten übertünchten Häusern vorbei. Katzen huschen hin und her und fleißige Hausfrauen kehren vor den Türen oder hängen ihre Wäsche von Haus zu Haus auf. Die Türen sind oft mit reich verzierten Portalen geschmückt, wo in der Mitte das Familienwappen angebracht ist. Auf der Piazza della Libertà steht ein hoher Obelisk, auf dem oben der Heilige Oronzo thront. Wer immer das auch war. Vom vielen Auf und Ab brennen uns fast die Sohlen und so fahren wir weiter Richtung Westen. In Locorotondo ängstigen wir dann ein bisschen die Einheimischen, als wir bei der Parkplatzsuche doch zu sehr in Altstadtnähe kommen. Dafür gefällt uns das Städtchen trotz Siesta außerordentlich gut. Kein Müll, schmucke Häuser, Pflanzentröge, kleine Läden. Und zu guter Letzt dann heute noch die „Trulli-Stadt“ Alberobello. Da die hiesigen Felder teils extrem steinig sind - man könnte fast meinen, hier werden Steine angebaut - werden schon seit Jahrhunderten die Steine zu Haufen an den Feldrändern aufgeschlichtet. Irgendwann bekamen sie dann das Zipfelmützendach und noch später wurden sie innen hohl und man benutzte sie als eine Art Geräteschuppen. Mittlerweile sind sie architektonisches Stilmittel! Wir haben wunderschöne, neue Landhäuser gesehen, die nur aus vielen, unterschiedlich hohen Trulli bestanden. Auch in der Stadt gibt es noch ganze Straßenzüge nur aus Trulli. Das wird natürlich touristisch sehr stark vermarktet, aber zu dieser Jahreszeit kann man gut damit leben. Als die Sonne untergeht, wird es zapfig kalt und wir verziehen uns aus dem Hobbitland in ein nahe gelegenes Wäldchen auf einen Wanderparkplatz.

Hurra Sonne pur! Da legen wir doch gleich mal einen Urlaubstag ein und machen einen ausgedehnten Spaziergang durch den Wald und die oft uralten Olivengärten der umliegenden Landsitze. Inklusive ist das Überklettern von vielen Steinmauern! Ein italienisches Paar gibt uns noch den Tipp von einem Ersatzteilhändler in Alberobello und dahin führt uns dann auch gleich noch unser Abendspaziergang. Der Laden mit seinen übervollen Regalen sieht vielversprechend aus. Doch nach geraumer Zeit kommt der Angestellte mit einem „mi dispiace“ zurück. Nein, auch hier gibt es kein Rücklicht für unseren alten LKW.

Die Nacht war sehr kalt, unsere Dachfenster sind vereist. Wenigstens funktioniert die Heizung. Heute wollen wir etwas Strecke machen und fahren dazu mal auf einer - kostenlosen - Schnellstraße. Hier gibt es auch nicht ganz so viele Schlaglöcher wie auf den einfachen Landstraßen und so brausen wir an riesigen Feldern mit ewig langen Steinmauern vorbei nach Matera. Sie wurde wegen der altertümlichen, in die Felsen gegrabenen Wohnhöhlen und Felsenkirchen 1992 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen und war 2019 zusammen mit Plovdiv Kulturhauptstadt Europas. In den 50er Jahren wurden die Bewohner von der Regierung zwangsweise in Wohnblöcke außerhalb umgesiedelt, aber seit einigen Jahren werden nun die alten Sassi-Viertel von Künstlern, Gastronomen, B&B restauriert und wieder mit Leben gefüllt. Es ist einfach toll durch diese steilen, verwinkelten Gassen mit den verschachtelten Häusern zu laufen. Wir sind ganz alleine, können ungestört in Innenhöfe schauen, bestaunen verzwickte Abwasserführungen, Tonfiguren u. v. m. Zwischen den beiden Sassi-Vierteln liegt auf einem Felsspitz eine, leider verschlossenen, Felsenkirche. Dafür mit einem Superblick auf Materas Altstadt. Das südliche Sassi Caveoso wird gerade erst hergerichtet, die Wohnhöhlen stehen so gut wie alle leer. Leider sind auch hier die Felsenkirchen alle zu. Auf der anderen Seite der Schlucht sehen wir hoch oben Autos parken, das scheint wohl ein prima Übernachtungsplatz für uns zu sein. Und wirklich, wir haben von dort einen grandiosen Blick auf die beleuchtete Stadt sogar noch auf ein kleines Feuerwerk. Anscheinend hat noch jemand ein Päckchen von Silvester übrig.

Nach so vielen Städten brauchen wir nun wieder etwas Natur und dazu fahren wir in die lukanischen Dolomiten in der Region Basilikata. Vor kurzem hörten wir darüber einen Podcast an und das hat uns auf die Idee gebracht. Vor allem, wenn wir auch gerade in der Gegend sind. Zuerst bleiben wir zwei Tage in der Nähe von Castelmezzano bei der Fontana Ariosa stehen. Eine Tour führt uns auf den Monte Mauduro entlang von steilen und leider auch sehr sandigen Ziegenpfaden. Ich bin froh, als  wir ohne Ausrutschen wieder am Auto sind. Bei nicht ganz so schönem Wetter wandern wir hinüber nach Castelmezzano. Das Finden des Weges ist auch hier nicht so einfach, denn die Wildschweine haben ganze Arbeit geleistet und fast alles umgegraben. Doch wir erreichen dann doch noch den gepflasterten Touripfad, der hinauf zum Beginn des „Volo dell’Angelo“ führt. Hier kann man über eine lange Seilrutsche mit entsprechender Ausrüstung auf die andere Talseite hinübergleiten. Ich bin schon sehr enttäuscht, dass das jetzt im Winter geschlossen hat. Wir laufen steil hinunter ins Dorf, das wie ein Vogelnest unter den Felsen klebt, kehren in einer Bar ein, bevor wir uns wieder auf den Weg hinüber zum Hiasl machen. Dort plaudern wir in vier Sprachen (italienisch, englisch, deutsch und französisch) mit Rocco, dem Ziegenhirten, über Gott und die Welt. Es war interessant zu hören, dass er sehr viel über die italienische Geschichte wusste, aber auch so modern, dass seine Leitziege einen GPS-Sender umhat und er auf dem Handy immer genau sieht, wo sich die Herde befindet!

Bei bedecktem Wetter zieht es uns nun ganz in den Süden des Nationalparks. Unerwartet stoßen wir wegen eines Tunnelbaus auf eine Straßensperre. Doch ein Bauarbeiter gibt uns nach einem Blick auf unser Auto zu verstehen, dass wir durchfahren sollen. Und so kommen wir unverhofft auf die wohl einzige Offroadstrecke auf dieser Reise! Wir fahren über einen 1240 m hohen Pass mit Schneeresten, durch riesige Eichenwälder, an vielen Stauseen mit niedrigen Wasserständen und ebenso vielen geschlossenen Läden (Siesta) vorbei, bis wir endlich in Latronico auf einem schön gelegenen Wohnmobilstellplatz ankommen. Um 17 Uhr öffnet der kleine Supermarkt im Dorf, den wir bald darauf mit zwei vollen Tüten verlassen und uns in einer der beiden Bars einen feinen Rotwein schmecken lassen. Nach einer kalten Nacht wandern wir bei strahlendem Sonnenschein hinauf zur Sorgente Gavitoni. Die Sonne ist nun wieder weg und auf gut 1500 m wird es gleich kalt, als wir eine Pause in einem riesigen Buchenlaubhaufen machen. Beim Abstieg müssen wir ziemlich aufpassen, denn unter der dicken Laubschicht verbirgt sich blankes Eis. Aber außer, dass wir über versteckte Äste stolpern, passiert nichts! Ab 17 Uhr erwacht Latronico, wie die meisten kleineren Orte in Italien wieder zum Leben. Sämtlich kleine Läden haben geöffnet, die Menschen gehen zum Einkaufen, ratschen auf der Straße, keiner hat es besonders eilig. Wir laufen noch durch stille Gassen hinauf zur Kirche und bewundern wieder einmal, wie passgenau die kleinen Autos geparkt werden. Gerade so, dass noch genau ein Panda o. ä. vorbeifahren kann. Wir drücken uns dann vorsichtshalber immer in Hauseingänge.

Heute Vormittag erledigen wir dringende Hausarbeiten, bevor wir über eine Autobahn! recht zügig wieder nach Osten abschwenken, in Castelvillario unsere Vorräte auffüllen und dann noch über einige Kurven hinauf nach Civita fahren. Das Dorf wurde im 15. Jh. von christlichen Albanern gegründet, die vor muslimischen Eroberern hierher geflohen waren. Es gibt viele zweisprachige Schilder - mir sind noch ein paar Worte Albanisch in Erinnerung - und natürlich gibt es auch eine Büste des albanischen Nationalhelden Skanderbeg. Leider hat das ethnische Museum geschlossen, so dass wir beschließen noch schnell zur Teufelsbrücke zu gehen. Da wussten wir noch nicht, dass diese knapp 300 Höhenmeter weiter unten ist. Es geht brutal steil hinab und wir haben einen tollen Blick in die tiefe Schlucht, aber von der Brücke ist leider nur der obere Teil zu sehen und nicht die ganze, sehr hohe Konstruktion, wie wir es auf einer Tafel gesehen haben. Als wir halb verdurstet wieder im Dorf ankommen, haben wir Mühe eine Bar zu finden, die auch Wein ausschenkt. Aber ist noch mal gut gegangen!

Nicht ganz so erfolgreich ist unsere Wanderung heute zu einer Höhle, denn wir sind trotz GPS nicht in der Lage den richtige oder überhaupt einen Weg zu finden. Wir schinden uns steil durch dornige Macchia an einem Bergrücken hinauf. Als wir endlich einen Karrenweg erreichen, der allerdings viel zu weit südlich ist, lassen wir die Grotte sausen, legen uns ins Gras, genießen die Sonne und beobachten einen Adler, der hoch über uns in der Luft kreist. Zur Belohnung kehren wir am Abend ins Restaurant Agora ein. Doch mit Antipasti, ersten und zweiten Gang (sehr gutes Ziegen-, bzw. Wildschweingericht) übernehmen wir uns doch etwas, so dass wir fast schon zum LKW runterkugeln.

Eigentlich wollen wir heute zu einer Ausgrabungsstätte bei Sibari, doch wir verpassen die Abfahrt von der Schnellstraße und beschließen dann spontan lieber einen Strandspaziergang bei Rossano scalo zu machen. Der Strand ist kiesig und nichts besonderes, aber das Meer ist glasklar und total sauber, nur halt ein bisschen zu kalt! 200 Meter weiter oben am Berg liegt das Städtchen Rossano mit einem großen Parkplatz an der Einfahrt zur Altstadt. Ein junger Italiener braust mit seiner Ape vorbei und schenkt uns frische Mandarinen und preist uns den Sila Nationalpark an. Wir lesen von einer alten byzantinischen Kirche, die wir auch nach etwas suchen und durch, ich sag mal, wenig begangene Gässchen finden. Von den Wandmalereien ist innen leider nur ca. ein Quadratmeter übriggeblieben und auch sonst ist es nicht so spektakulär wie angepriesen. Da sind die Wohnhäuser mit manchmal entsetzlich viel Gerümpel auf den winzigen Balkonen schon viel interessanter! Es ist erst halb fünf und so wirkt die Stadt wie ausgestorben. Wir laufen alle Zickzackwege rauf und runter, hin und her, bis dann um Punkt fünf Uhr wieder alle ausschwärmen. Der Rest an Weihnachtsbeleuchtung geht an, die Schaufenster sind nun hell und alles wirkt auf einmal viel freundlicher, ja richtig sympathisch. Auch die vielen alten Palazzi mit den angeschwärzten Fassaden versprühen nun einen morbiden Charme.

Neben uns parkt ein alter VW-Bus mit einem jungen Schweizer Paar. Wir haben ein tolles Gespräch mit den beiden, in dem sie uns erzählen, dass sie seit eineinhalb Jahren unterwegs sind zuerst in Osteuropa und dann vor allem lange Zeit in Georgien waren. Das steht ja ganz oben auf unserer Liste und sie bestätigen nun wieder, wie schön es dort ist. Wir verabreden uns mit Ursi und Valentin ganz vage auf Sizilien. Mal schauen, ob es klappt. Wir machen uns nun auf in den Sila-Nationalpark. Es geht sehr steil hinauf und schon nach wenigen Kilometern sind wir über 1000 m und haben die Schneegrenze erreicht. Die Straße ist natürlich frei, aber auf den Wiesen und Gipfeln liegt schon einiges. Am Lago di Cecita stellen wir uns auf den schneebedeckten Parkplatz bei einem Besucherzentrum. In dem kleinen Museum schauen wir uns die Ausstellung, leider nur auf italienisch, zur Flora und Fauna im Park an. Soll auch Wölfe hier geben! Wir suchen uns auch schon eine Wanderung für morgen raus, sind aber etwas skeptisch, denn über dem See brauen sich richtig dicke, schwarze Wolken zusammen.

Leider kam in der Nacht statt des angekündigten Schnees nur Regen aus den Wolken, dafür scheint  nun am Morgen wie fast immer die Sonne vom blauen Himmel herunter. Wir brechen zu einer ausgiebigen Schneewanderung auf, diesmal auf vorbildlich markierten Wegen. Schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir nur mehr ca. 150 km bis zur Fähre nach Sizilien haben. Kurz bevor wir wieder am See ankommen, gibt es diverse Stationen zur Tierbeobachtung. Aber nichts für Tierfreunde! Ein einsamer Hirsch ist in einem ca. 2000 qm großen Gehege eingesperrt, gegenüber auf der doppelten Fläche eine kleine Gruppe Hirschkühe mit Jungtieren und ein Stück weiter entdecken wir einen Wolf, der unter dem Schnee nach Nahrung sucht und dann, oh welche Überraschung, ein gefrorenes Stück Fleisch herauszerrt. Die anwesenden Kinder sind begeistert und auch wir haben noch nie einen Wolf aus dieser Nähe gesehen, aber es gibt uns schon zu denken. Auf den Wegen rund um den Parkplatz sind heute, am Sonntag, viele Familien unterwegs um den Schnee anzuschauen. Die Kinder und Jugendlichen machen Schneeballschlachten und rutschen auf Plastikteilen einen Minihügel runter. Interessant sind aber vor allem die Frauen, die sich ganz entgegen sonstiger Gewohnheit in unförmige, einteilige pinke oder türkise Skianzüge Stil 80er-Jahre gekleidet haben. Doch bei uns auf dem eingeschneiten Parkplatz kommen nur wenige vorbei und wir genießen am Nachmittag die tolle Sicht auf den See. Es ist wirklich ein schönes Fleckchen hier!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0