Benelux 09.07. - 17.07.2018

Auf geht’s in unbekannte Gefilde! Einmal waren wir auf einem Citytrip in Amsterdam, aber ansonsten wissen wir nicht viel von Luxemburg, Belgien und Holland. Nach Luxemburg will vor allem ich, weil ich einmal in einem Outdoormagazin gelesen habe, dass man dort so tolle Wanderungen unternehmen kann. Gleich im ersten Ort hinter der Grenze, in Dudelange, finden wir beim Sportplatz einen Übernachtungsplatz und laufen am Nachmittag noch eine kleine Tour durch das Haard, wo bis vor gut fünfzig Jahren im Tagebau Eisenerz abgebaut wurde. Danach wurde die Landschaft sich selbst überlassen und es ist herrlich durch die felsdurchsetzten Laubwälder zu gehen. 

Total überrascht sind wir aber am nächsten Tag, als die Gegend immer „gebirgiger“ wird. Auf Nebenstraßen fahren wir weit um Luxemburg-Stadt herum, mit viel Auf und Ab, Wälder wechseln sich mit saftigen Weiden ab, auf denen sich schwarzgescheckte Kühe sattfressen. Unser Ziel ist Echternach direkt an der deutschen Grenze. Von hier starten wir am nächsten Morgen zur Tour durch die Wolfsschlucht, die ein Teil des Müllerthal-Trails ist, der durch die luxemburgische Schweiz führt. Durch dichte Wälder erreichen wir schon bald die enge Schlucht, in die für das breite Publikum steile Treppen gehauen wurden. Die Felsen sind mit Moos überzogen und weisen interessante Strukturen auf. Ein Steig führt zu einer Aussichtsplattform, doch leider ist es heute bedeckt und recht trüb, so dass es mit der Aussicht nichts wird. Vor ein paar Wochen war hier ein ziemlicher Sturm, der einige Bäume entwurzelt hat, was zu einer Wegsperrung führt. Da sich aber auch die Einheimischen nicht von den Absperrbändern abhalten lassen, spazieren wir einfach weiter. Wir klettern über und um Bäume, balancieren auf schmalen Stämmen über Bäche und erreichen das sogenannte „Amphitheater“, ein ehemaliger Mühlsteinbruch, wodurch diese großen, von Menschenhand geschaffenen Höhlen entstanden sind. Auf der anderen Flussseite geht es durch schöne Buchenwälder zurück nach Echternach. Das Abendessen steht auch schon fest, nachdem wir noch eine Menge Blaubeeren finden: Pfannkuchen! 

Auf unserer letzten Wanderung in Luxemburg begeben wir uns wieder mal auf einen der zahlreichen Jakobswege und laufen durch aufgegebene Weinberge - auf deutscher Seite - an der Sauer entlang und danach über mehrere Hügel wieder zum Auto. Das Städtchen Echternach hat mich nicht sonderlich beeindruckt, obwohl heute Markt ist macht alles einen etwas altbackenen Eindruck. Nach drei Tagen zieht es uns weiter. Über schlechte Straßen, da könnte die EU doch mal ein paar Euro springen lassen, fahren wir durch eine recht gebirgige Landschaft. Eigentlich sieht es aus wie bei uns in den Alpen. Einfach schön! Kurz vor der Grenze machen wir mal wieder unsere Tanks randvoll, denn so günstig werden wir wohl lange nicht mehr tanken können.

Das Landschaftsbild in Belgien ändert sich nicht. Wir sind nun in den Ardennen, es gibt Hinweise zu Loipen und sogar zu einem kleinen Skilift, obwohl wir uns hier nur auf einer Höhe von ca. 300 m bewegen und die Hügel ringsum nicht recht viel höher sind. Die Häuser sind aus dunklem Stein, finde ich zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann gefallen sie mir gut. Vor allem, weil es viele blühende Pflanzen und Sträucher gibt und keine Thujenhecken. Über den alten Kurort Spa,  mit seinen alten Backsteinvillen, fahren wir nach Aywaille. Da es auch in Belgien verboten ist freizustehen, steuern wir wieder einen Stellplatz an. Am Fluss Amblève und weiter an der Ourthe ist ein Radweg ausgeschildert. Durch verträumte Dörfer folgen wir den Flüssen, fahren mal hüben und drüben und kehren nach 25 Kilometer um, denn allmählich wird es ganz schön warm und zudem haben wir Hunger und die Kneipendichte ist hier nicht so hoch, wie wir dachten. In Esneuv werden wir aber fündig und Wolfgang kann zumindest eines der 200 belgischen Biere probieren. Sieht gut aus, schmeckt gut, ist teuer! Als wir wieder beim Hiasl sind, hat neben uns ein neuseeländischer KAT geparkt und stiehlt uns quasi die Show. Sowas ist schon lange nicht mehr vorgekommen! 

Da wir wieder mal etwas Stadtluft schnuppern wollen, machen wir uns auf den Weg nach Liège (Lüttich). Leider finden wir nur für drei Stunden einen Parkplatz. Also auf in die Altstadt, wo wir bei den vielen Patisserien kunstvolle Törtchen bewundern, auch die Metzgereien haben erstaunlich schöne Auslagen, aber alles ist einfach schweineteuer. Doch ansonsten gefällt es uns gut. Wir müssen natürlich auf den Montagne de Bueren rauf, einen Aussichtspunkt, den man über 374 Stufen erreicht. Da es heute ziemlich heiß ist, flimmert die Luft und wir sehen die Berge im Hintergrund nur verschwommen, aber der Blick auf die Stadt ist nicht schlecht. Tja, unsere Parkuhr schreit, also wieder hinab zur Maas, wo wir uns noch ein paar Hausboote anschauen, bevor wir ins Fietsparadijs (Radlparadies) Limburg weiterfahren. In Herk de Stand parken wir dann zwischen zwei belgischen Wohnmobilen ein, wovon die gar nicht begeistert sind und dann auch nicht Muh oder Mäh sagen. Wir vergnügen uns dann ganz alleine auf dem Minigolfplatz, wo Wolfgang trotz Gemeckere wegen der ungepflegten Bahnen natürlich gewinnt. Aber knapp! Als wir zurückkommen sind unsere Nachbarn noch genauso abweisend, obwohl die Belgier gerade eben ihr bestes WM-Ergebnis erzielten. 

Also das mit dem Radlparadies stimmt. Es gibt Radwege en masse, bestens ausgeschildert, breit, die Autofahrer halten an und achten auf die Radfahrer, die Ampeln schalten sofort auf grün. Online kann man sich Touren zusammenstellen, indem man sich von einem Knotenpunkt, da wo sich zwei oder mehrere Radwege kreuzen, hangelt, auch gleich mit Kilometerangaben oder Sehenswürdigkeiten etc. Alles klappt dann auch wunderbar und wir radeln über Dörfer, kleine Städte, an Kanäle und Flüssen entlang, durch Laubwälder und Feldern. Richtig schön. Und dann bekommen wir heute auch noch Besuch von unserem Sohn Sebastian mit Mella und den Zwillingen Emma und Emil, die gerade auf dem Weg in die Normandie sind und sich hier unsere Wege kreuzen. Sie können dann auch fast neben uns parken. Nur als wir einen Grill entfachen, erscheint ein Polizeiwagen. Die Polizisten studieren zuerst sehr genau die Stellplatzregeln - 18 Paragraphen, halt nur auf flämisch. Danach erklären sie uns höflich, aber bestimmt, dass Grillen verboten ist. Wegen Waldbrandgefahr. Okay, verstehen wir natürlich. Auf unsere Frage, woher sie denn wissen, dass wir grillen, kommt die zögerliche Antwort: von der Nachbarschaft. Aha, alles klar. Ab sofort waren uns die Belgier von nebenan noch unsympathischer. Sie hätten uns ja auch darauf hinweisen können. Doch wir lassen uns unsere gute Laune nicht verderben, verfolgen weiterhin bei mäßigem Internet das Endspiel und braten dann unser Grillgut in unserer Außenküche, damit die Nachbarn auch was davon haben!

Leider müssen wir uns schon wieder verabschieden, aber diesmal ja nicht für lange. 

Für uns geht es nach Eindhoven in Holland, wo wir etwas für unsere Tochter besorgen sollen. Ganz toll finden wir hier - gibt es wahrscheinlich in jeder holländischen Stadt - den Fietsenstalling. Fast so groß wie ein U-Bahnhof, wo man sein Fahrrad zentral und bewacht abstellen kann. Mütter können auch kostenlos einen Buggy ausleihen. In Eindhoven wurde ja Philips gegründet und es soll nach wie vor in der Nacht schön beleuchtet sein. Aber leider haben wir nicht so viel Zeit. Südwestlich von Nijmegen finden wir einen schönen Platz an einer breiten Stelle der Maas mit einem kleinen Badestrand, wo wir uns auch gleich den Schweiß runterwaschen. Das Wasser ist fantastisch. An unserem letzten Tag im Ausland schwingen wir uns noch mal auf die Räder und fahren ins 20 Kilometer entfernte Nijmegen. Die Stadt ist gerade im Ausnahmezustand, denn morgen beginnt der jährlich stattfindende Viertagesmarsch. Die Teilnehmer können wählen zwischen 30, 40 oder 50 km täglich und das an vier Tagen hintereinander. Na Mahlzeit und das bei der Hitze! Ich gehe ja gerne, aber das wäre mir zuviel. Aber die Altstadt mit seinen vielen ausgefallenen Läden, Kneipen, Eisdielen usw. hat uns sehr gefallen, obwohl doch schon viele Absperrgitter rumstehen und Tribünen aufgebaut sind. Doch wir müssen zurück, damit wir heute noch von dem Platz wegfahren können, denn morgen geht dort der Marsch vorbei und dann sind die Straßen gesperrt. Unser Navi hat mal wieder einen Überraschung für uns bereit und führt uns auf einem Damm zum nächsten Ziel. Sehr spannend, denn es ist relativ eng hier und außer uns eigentlich nur Radfahrer unterwegs. Puh, wir sind froh, als wir endlich einen Weg runter finden. Dafür müssen wir nun auch noch mit einer Fähre über einen Rheinseitenarm. Aber dann eineinhalb Stunden später haben wir schon unseren letzten Übernachtungsplatz direkt am Rhein erreicht. Ich bin dann doch erstaunt, wie viel Schiffsverkehr hier ist und nehme auch gleich mal Abstand von einem Bad.

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