Muttertagsausflug! Dazu fahren wir in das Tal von Aït Mansour, wo sich in einer engen Schlucht eine malerische Palmenoase befindet. Auf dem Parkplatz lassen wir den Hiasl stehen und holen dafür mal nach langer Zeit wieder die Räder runter. Zuerst müssen wir sie allerdings vom Schmutz befreien. Doch dann kann es auch schon losgehen. An kleinen Ansiedlungen vorbei radeln wir auf der engen Straße am Fluß entlang durch die Oase. Als dann die Palmen enden, geht es hinauf auf einen Minipass, wo man schon die nächste Ortschaft sieht. Und dann wieder runter und so fort. Es ist heiß und die Räder laufen nicht so gut, wegen dem Dreck auf der Kette, in der Schaltung, was den Spaß etwas beeinträchtigt. Also drehen wir um, denn nun müssen wir ja bergauffahren. Hundert Meter vom Auto gibt es ein paar schöne Gumpen, die Dorfjugend hat sich auch gerade verzogen, so dass wir hier noch ein herrliches Bad nehmen können. Danach lenken wir den LKW durch das tiefhängende Blätterdach. Auch hier kann im Reiseführer nachgebessert werden, mit 3,50 m Höhe hat man noch keine Probleme. Wir schwenken dann auf die Piste nach Ukas ein, wohin wir die letzten acht Kilometer einer arg steinigen Piste folgen. Dafür haben wir einen traumhaften Übernachtungsplatz und können bis spät am Abend lange den Sternenhimmel ohne lästiges Streulicht bestaunen.
Heute Morgen machen wir uns zeitig auf die Felsgravuren von Ukas zu entdecken. Obwohl wir schon mal hier waren (2000), erinnern wir uns nicht mehr so richtig. Aber ganz hinten in der Schlucht werden wir fündig und sehen relativ gut erhaltene Abbildungen von Rindern und Antilopen. Die Route nach Icht, eine kleine Palmenoase im Süden, geht nun direkt im (trockenen) Flussbett weiter. Manchmal müssen wir ein bisschen suchen, wenn die Piste plötzlich vor einem Uferabbruch endet. Wegen der großen Kiesel kommen wir nur langsam voran. Aber das macht gar nichts, denn die Berge links und rechts mit den vielfarbigen Bändern und den interessanten Aufwerfungen sind einfach toll zum Anschauen. Bei der Kaffeepause bemerken wir leider, dass die Lüftung unserer Toilette nicht geht und das ist ein No-Go, ein Angriff auf unsere Geruchsorgane. Also statt gemütliche Pause im Schatten, Klo auseinanderbauen, ewige Fehlersuche, bis wir den Übeltäter haben: im Lüfterrad ist ein Minibrösel drin. Wolfgang bläst mit Druckluft durch und siehe da, alles funktioniert wieder reibungslos! Wir sind dann fast enttäuscht, als wir auf die Teerstraße treffen. Dafür erreichen wir bald Icht und fahren schon wieder einen Campingplatz an, denn der hat einen Pool und da freuen wir uns bei 35° so richtig drauf. In dem Fall ist es gut, dass wir mal wieder die einzigen Gäste sind, so gehört uns der Pool ganz alleine.
Heute haben wir nicht so gut geschlafen, denn es kam ein starker Wind auf und ein paar Palmblätter haben ganz grässlich am Auto gekratzt. Auch am Morgen ist der Wind noch genauso heftig, so dass wir kaum unser Hörbuch verstehen, wir kleben mit den Ohren fast am Tablet! Heute sind wir faul, bleiben noch einen Tag hier, schwimmen und machen gegen Abend einen Spaziergang in den etwas verlassen wirkenden Ort. Wir finden dann noch einen kleinen Platz, wo Obst und Gemüse auf Planen am Boden liegt und wir noch was Frisches einkaufen können. Zu Hühnerfleisch nehmen wir heute Abstand, denn die müssten wir erst noch schlachten, rupfen und ausnehmen.
Unser Thermometer zeigt heute nur 20° an, der Himmel ist bedeckt, was ist da los? Ich geh‘ trotzdem noch mal schwimmen, Wolfgang gehört heute eher der Warmduscher-Fraktion an. Wir fahren nun weiter in westlicher Richtung und sehen nach Aït Herbil ein Schild an der Straße, das auf Felsgravuren - mal wieder - hinweist. Es geht ca. einen Kilometerauf einem Feldweg rechts ab, am Parkplatz stehen schon zwei französische Wohnmobile und wir werden auch gleich von einer älteren Dame in Empfang genommen. Was auch ganz gut ist, denn sie erklärt uns, wo wir die Gravuren finden und wir plaudern auch sonst noch ein wenig. Erstaunlich, wie gut mein Französisch geworden ist! Da hat sich die Plackerei beim Abitur doch noch rentiert. Auf dem kleinen Hügelkamm stoßen wir dann auch bald auf die kleinen Kunstwerke, wie immer viel Stiere, Antilopen und wahrscheinlich Tierfallen. Nur der Elefant kommt uns eher neuzeitlich vor. Er erinnert etwas an Benjamin Blümchen. Aber wir sind natürlich keine Experten und sowas wie Hinweistafeln gibt es in Marokko natürlich nicht. Dafür kostet es auch keinen Eintritt. Etwas später kommt in einem kleinen Laden die ganze Familie zusammen um uns zu bedienen. Ein bisschen Französisch, ein Lächeln und schon haben wir alle viel Spaß beim Erwerb von zwei Tüten Milch und ein paar Keksen. Bald darauf erreichen wir Amtoudi. Hoch oben auf einem Felssporn thront die alte Speicherburg Id Aïssa. In gut zwanzig Minuten stehen wir vor dem Eingang. Der erste ist noch offen, doch dann stehen wir vor einer geschlossenen Holztür und das Häuschen des Schlüsselverwalters ist leer. Tja, schade, aber zurück ins Dorf und nach dem Schlüssel fragen und wieder hinauf, das wollen wir auch nicht. So bestaunen wir die gut erhaltene Anlage eben von außen und wandern auf der anderen Seite wieder runter. Durch den Palmenhain hindurch kommen wir am Hiasl an und fahren noch ein Stück weiter in die Schlucht rein, wo wir übernachten.
Der Wind hat sich gelegt, der Himmel ist blau, so packen wir Badezeug in den Rucksack und gehen durch das steinige Flussbett die Schlucht hinauf. Sie wird immer enger, satt blühende Oleandersträuche an jeder Ecke, die steil aufragenden, roten Felsen, Palmen und Arganienbäume machen den allmählich schweißtreibenden Aufstieg zumindest fürs Auge angenehm. Die Spannung steigt, als wir die ersten Gumpen sehen, doch wir wollen noch weiter. Es gibt kleine Wasserfälle, manche können wir nur hören, Frösche quaken und springen schnell ins Wasser, wenn wir uns nähern. Weit oben finden wir das optimale Becken für uns: man kann gut rein- und rausgehen, in etwa brusttief und gut 10 Meter Schwimmlänge. Ach ja und geschätzt 18/19 Grad. Also schön erfrischend! Der Hunger treibt uns dann leider zum LKW und nach einem Snack fahren wir durch Geisterorte, heute ist erster Tag des Ramadans, in die Oase Tighmert. Dort besuchen wir noch das Kasbah Museum. Mit dem Besitzer Habib haben wir eine Mordsgaudi, er bricht alle paar Minuten in laute Jubelrufe aus und umarmt uns dann immer wieder. Dann zeigt er uns ein altes deutsches Gebetbuch, das vor vielen Jahren sein Vater oder auch Großvater von einem deutschen General geschenkt bekommen hat. Und dieser hieß mit Vornamen Wolfgang. Als er uns später nach unseren Namen fragt, flippt er völlig aus, als Wolfgang seinen nennt. Und als wir dann auch noch Jutta Kleinschmidt (Rallye Paris-Dakar) auf dem Foto mit ihm erkennen, ist es ganz aus. Wir bekommen noch Tee, er und Salam müssen noch eine halbe Stunde warten!
Der Himmel ist bedeckt, also fahren wir nach Guelmim zum Marjane-Supermarkt um einen Großeinkauf zu starten. Die gleiche Idee hatten auch Karin und Theo, die auch mit ihrem IVECO in Marokko unterwegs sind. Wir plaudern ein wenig und beschließen dann zusammen zu den heißen Quellen zu fahren. Es wurde ihnen von einem Franzosen in Zagora empfohlen. Dazu fahren wir zuerst nach Abayoun. Doch das ist nicht das, was sie meinten, es muss in der Nähe von Fask sein. Wir geben nun diese Koordinaten ins Tablet ein und biegen in Fask auf die Piste ab. Für die acht Kilometer brauchen wir eine Stunde und stehen dann vor einem gefassten Bohrloch, aus dem heißes Schwefelwasser austritt. Bloß baden kann man darin leider nicht, zum Füße waschen ist es aber okay.
Heute am Samstag ist Kamelmarkt in Guelmim. Doch bis wir die Piste wieder rausgeschaukelt sind und uns in Guelmim ein paar Mal verfahren haben, kommen wir reichlich spät für den Viehmarkt an. Ein bissiges Dromedar versperrt den Eingang, die Leute haben Mordsrespekt vor dem Viech und wir warten auch, bis sie es mit Schlägen natürlich endlich durch das Tor gebracht haben. Drinnen sind noch ein paar Restziegen und ein größere Kamelherde zu besichtigen. Wir plaudern mit einem Mauretanier, der uns sein weißes Dromedar anpreist, aber eins ist Wolfgang zu wenig für mich. Auf dem angrenzenden Gemüsemarkt finden wir wie immer was. Es sieht halt einfach alles so gut aus!
Es fängt nun zu nieseln an und wir wollen in Mesti eine Frauenkooperative besuchen, die Arganienöl herstellt. Als wir dort ankommen fragen wir uns durch, doch leider ist sie wegen Bauarbeiten für zwei Monate geschlossen. Wohin jetzt? Nach Sidi Ifni, dort gibt es auf dem Flugfeld des geplanten oder schon wieder geschlossenen Flughafens viel Platz für unsere zwei Boliden. Am frühen Abend ist dann Remmidemmi in der Stadt. An jeder Ecke ist ein Stand mit Brot, Süssigkeiten, Kuchen, Obstsäfte, gebratenen Fisch u.v.m. Die Leute schleppen tütenweise das Zeug weg um für das Fastenbrechen um 19.24 Uhr gerüstet zu sein. Wir begnügen uns mit Baguette und einem kleinen Fisch, bevor es dann im Auto Coburger Bratwürste mit Kartoffelsalat gibt. Hmm, das ist mal wieder richtig gut.
Keine Wetterbesserung! Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück, bevor wir mal zum moscheeähnlichem Leuchtturm spazieren und einen Zugang zum Strand suchen. Leider ist hier alles sehr vermüllt. Zudem ist auch gerade noch Ebbe, was mit dem ganzen Plastikgerülle nicht zu einer größeren Wanderung einlädt. Somit passiert auch am Nachmittag nicht recht viel. Das Aufregendste ist noch ein alter Mann, der uns ein bisschen auf Spanisch was von den Kasernen erzählt und uns um Zigaretten und Bier anbettelt. Zwei Zigaretten steckt er in die Hosentasche und statt Bier bekommt er einen Becher Cola, den er dann trotz Ramadan ohne Hemmungen gleich leert. Zum Abendessen holen wir uns dann wieder die leckeren, gegrillten Fische wie gestern. Natürlich diesmal eine ordentliche Portion!
Als wir beratschlagen, was wir nun machen sollen, schlägt Karin den plage blanche vor. Ja, unsere Karten zeigen eine gelbe Straße direkt am Meer entlang und das Navi sagt, gute 60 Kilometer bis zum Beginn. Aus einschlägiger Literatur wissen wir aber, dass es sich um eine Piste handelt. Wir tanken nochmals Wasser und Diesel und wir müssen mal wieder den Kraftstofffilter tauschen, weil der Hiasl ziemlich zuckt, wenn auch nur eine Ministeigung kommt. Und das können wir auf dem folgenden Abschnitt absolut nicht gebrauchen. Zuerst sind wir richtig enttäuscht, als wir auf einer guten Teerstraße südwärts brausen. Bei einer Furt über den fast trockenen Fluss Noun, der bei Foum Assaka in den Atlantik mündet, endet der Teer. Wir sehen die Piste, die sich steil den Hang hinaufwindet. Wolfgang und ich fahren voran und werden gleich durch eine sehr sandige, steile und extrem ausgewaschene Kurve überrascht. Doch der LKW tuckert ganz langsam brav hinauf. Als sich das Gelände legt, warten wir auf Karin und Theo. Sie sind zu schnell dran und schaffen die Kurve nicht. Theo bekommt einen Schnellkurs im Geländefahren, und schon sind auch sie oben. Jetzt ist erstmal Kaffeepause angesagt. Danach geht es ein paar hundert Meter gut weiter, bis die nächste Herausforderung kommt. Ich laufe die Strecke ab. Es sieht nicht so gut aus. Sehr schmal und hohe Steine und Kuhlen. Der Hiasl ist wieder der Erste und klar, dass er es packt. Theo ist mit seinem IVECO noch mal 20 cm breiter als wir und Wolfgang weist ihn ein. Aber danach ist erstmal klar, dass wir hier nicht mehr zurückfahren wollen, also gibt es nur mehr vorwärts. (Wir lesen später - wie schlau - im Offroadführer von der Pistenkuh nach, dass dieses Stück für unsere Fahrzeuge mit der höchsten Schwierigkeitsstufe bewertet wird!!!) Wir fahren nun mit vielen Schrägfahrten und kaum schneller als 6-7 km/h bis wir zu einer kleinen Bucht kommen, wo eine kleine Fischerhütte steht und davor die zersägten Wirbel und Rippen eines Wals. Das alles mit dem nebeligen Wetter und der kargen Umgebung erinnert eher an Schottland als an Marokko.
Wir haben noch 14 Kilometer bis zum plage blanche und es sind noch etliche Furten zu queren, wo es immer wieder sehr steil und eng für unsere Fahrzeuge wird. Doch dann taucht er am Horizont auf: lang und alles andere als weiß! Und zur Krönung kommt noch eine arg steile Abfahrt hinunter zum Strand. Die Männer fahren und die Frauen fotografieren. Doch auf den Bildern sieht es nicht so spektakulär aus, wie es war. Gleich darauf installieren wir uns zwischen den Steinen und erkunden die Umgebung. Da bleibt natürlich das Muschelsammeln nicht aus, wobei Wolfgang da gar nicht so begeistert dreinblickt. Leider entdecken wir auch eine Meeresschildkröte, der Panzer ca. 60 cm lang, die eventuell in eine Schiffsschraube gekommen ist und nun tot am Strand liegt. Zwei Fischer tauchen auf und wir kaufen bei ihnen drei prächtige Doraden, sammeln Treibholz und schon liegen sie auf dem Grillgitter. Sehr lecker! Schade, dass das Wetter nicht mitspielt, durch das fehlende Streulicht hätten wir bestimmt einen tollen Sternenhimmel.
Heute ist alles easy, die Piste ist schön weich durch den Sand, einzig die Auffahrt ziert sich wieder etwas, aber das schaffen wir dann auch noch. Wir sehen nun auch wieder vereinzelte Maisfelder, allerdings würden da unsere Bauern nur lachen, so übersichtlich wachsen die Holme hier auf dem sandigen Feld. Mir ist sowieso schleierhaft, wie hier überhaupt was wächst. Endlich wieder Teer! Theo und Karin sind sichtlich erleichtert, dass das Abenteuer Piste zu Ende ist und wir auch, dass unsere Dieselpest Ruhe gegeben hat. Nach einem Einkaufsstopp in Guelmim, da kennen sie uns schon, fahren wir abermals über Sidi Ifni zum Strand von Legzira. Dort soll es zwei Sandbögen geben, die sich über den Strand spannen. Bei ausnahmsweise mal schönem Wetter laufen wir zum ersten Bogen, wirklich beeindruckend, und halten nach dem Anderen Ausschau. Doch den gibt es nicht mehr! Wir sehen nur mehr die Abbruchkante und einen riesigen Steinhaufen davor. Da erinnere ich mich, dass uns der Schweizer vom Krater Lamdouar erzählt hat, dass letztes Jahr einer der Bögen eingestürzt ist! Schade, aber der Spaziergang hat sich trotzdem gelohnt, denn der Strand ist ausnehmend sauber, die kleinen roten Häuschen von Legzira leuchten nun in der untergehenden Sonne. Es erinnert ein bisschen an die Cinque Terre in Ligurien, bis auf die Tatsache, dass die Bars leer sind, tja Ramadan. Etwas weiter nördlich finden wir einen kleinen Strand, wo wir übernachten.
Wow, die Sonne scheint! Nichts wie ab zum Strand. Wolfgang stürzt sich gleich - unfreiwillig - in die Fluten, uns reicht es, wenn das kalte Wasser die Oberschenkel erreicht. Wir tanken noch etwas Sonne, dann machen wir die Autos startklar und wollen weiter nach Mirleft. Doch wir kommen mit unserem Hiasl nicht weit: kaum geht die Auffahrt an, bekommt er keinen Sprit mehr. Also rollen wir ganz langsam rückwärts zum Parkplatz, Wolfgang zieht seinen Blaumann an und baut unsere Reservedieselpumpe ein, obwohl er gestern noch die alte Pumpe gereinigt und geprüft hatte! Und hurra, wir schaffen den Berg und der LKW schnurrt, als ob nie was gewesen wäre. Irgendwie haben wir nun alle vier das Bedürfnis nach etwas Erholung, zudem platzt unser Wäschesack schon aus allen Nähten, so dass wir einen Campingplatz mit Waschmaschine brauchen. In Aglou Plage werden wir fündig und richten uns auf dem riesigen Zeltplatz als einzige Gäste häuslich ein.
Hilfe, ich wache heute auf und mir ist extrem schwindelig - so viel habe ich doch gestern gar nicht getrunken - und wirklich übel! Erst am Nachmittag schaffe ich es etwas Tee zu trinken und trockenes Brot zu essen. Gut, dass Theo etwas zu reparieren hatte, denn ich hätte heute nicht Autofahren können. Am Abend wird es bei mir besser, aber wir ziehen uns heute alle wegen des Windes bald in unsere LKWs zurück.
Schwindel überstanden und wir packen mal wieder zusammen und starten durch nach Agadir, aber nur zum Marjane, denn nur die großen Supermärkte haben während des Ramadans tagsüber geöffnet, um Lebensmittel einzukaufen. Wir lassen Agadir links liegen und fahren nach Aourir, wo es einen schönen Strand gibt. Nun ja, schön ist er schon, sogar der Müll liegt in Tüten gesammelt auf einem Haufen. Aber es ist hier so extrem windig, dass wir nicht aus den LKWs rauskönnen. Nach einem Kaffee beschließen wir, nun doch ins „paradise valley“, einem Aussteigertal der Hippies in den 70er Jahren, zu fahren, das praktischerweise von Aourir abzweigt. Durch ein wirklich tolles Tal mit Palmen, Oleander, kleinen Bars, alle geschlossen, und vielen herrlichen Gumpen geht unsere Reise langsam ins Gebirge hinauf. Doch leider wird gerade die Straße hergerichtet und verbreitert, so dass viele Lastwägen und Bagger unterwegs sind. Und an allen Stellen, wo wir eventuell parken könnten sind Kieshaufen oder Baufahrzeuge geparkt. Wir müssen also immer weiter. Als dann das Tal enger wird und sich die Straße in vielen Kehren bergauf windet, gibt es für uns eigentlich gar keine Möglichkeit zum parken. Zähneknirschend fahren wir weiter. Am Horizont tauchen graue Wolken auf und bis wir uns umsehen stecken wir mal wieder im Nebel fest. So hatten wir uns das Paradies nicht vorgestellt! Erst in Imouzzer können wir auf dem Parkplatz der Wasserfälle für die Nacht stehen bleiben. Es ist kalt und windig und jeder zieht sich für sich in seinen LKW zurück.
Ok, die Sonne ist wieder da und nach dem Frühstück laufen wir ein paar Minuten hinauf zu dem Wasserfall. Dieser ist allerdings recht übersichtlich um diese Jahreszeit: ein kümmerlicher Rest ergießt sich in ein kleines Becken, die vielen blühenden Oleander und die Olivenbäume entschädigen uns jedoch. Wir spazieren noch durch den Olivenhain, aber dann sind wir auch schon durch. Was nun? Auf der OpenStreetMap entdecken wir einen Staussee und über eine enge, aber relativ gute Teerstraße geht es über diverse Pässe und durch wunderschöne Flussoasen in nordöstlicher Richtung zum Stausee Moulay Abdallah. Von unserem ersten Übernachtungsplatz werden wir von freundlichen Soldaten aufgefordert uns doch auf der gegenüberliegenden Seeseite zu installieren, da hier campen verboten sei. Sieben Kilometer später sind wir dort angelangt und finden auch einen einigermaßen ebenen Platz. Und was soll ich sagen: Es weht wie immer ein kräftiger Wind!
Allmählich wird es Zeit mal wieder etwas Stadtluft zu schnuppern und deshalb brausen wir nun schnurstracks nach Essaouira. Am Bab Marrakesch finden wir auf dem dortigen Parkplatz gerade noch zwei Stellplätze für uns, bevor wir in die nahegelegene Medina gehen. Es sind viele Touristen hier und so sind trotz Ramadan zahlreiche Bars und Cafés geöffnet und so können wir uns endlich mal wieder einen frisch gepressten Saft schmecken lassen. Danach lassen wir uns durch die Gassen treiben, Theo testet noch einen Friseur aus - das Ergebnis kann sich sehen lassen - und schon klappen sie auch hier die Gehsteige hoch und wir gehen mit etwas Verlaufen zurück zu den Autos.
Unser erster Gang heute Morgen geht zum Hafen. Die Fischerboote sind alle zurück vom Fang und die Ware angefangen bei Sardinen, über Rochen, Muränen, Doraden, Shrimps bis zu Langusten liegt bereit auf den Verkaufstischen. Begleitet wird das Ganze von einem etwas strengen Geruch aus einer Mischung von Schiffsdiesel, Fischabfällen und Vogelscheisse. Dafür können wir den Fischern beim Netzeflicken zu sehen. In der Medina erledigen wir noch ein paar Einkäufe, wobei ich wunderschöne Teller für den Hiasl entdecke. Allerdings muss dazu unsere Schubladeneinrichtung umgebaut werden, da diese nun viereckig sind und nicht rund wie die alten. Am späten Mittag lassen wir uns Garnelen und Sardinen schmecken und fahren dann weiter nach Moulay Bouzerktoun. Ein Surf-Hotspot, aber wie wir erst dort sehen ein Windsurf-Hotspot, wobei die Betonung auf Wind liegt. Außer uns stehen noch eine Handvoll Wohnmobile rum, die aber gerade verwaist sind, da die Besitzer alle auf ihren Brettern auf dem Wasser sind. Zu unserem Glück finden wir einen verlassenen Schafspferch, durch dessen Öffnung unsere LKWs gerade so reinpassen und wir dadurch zumindest von unten her etwas Windschutz haben und endlich mal wieder draußen sitzen können.
Bei Karin und Theo neigt sich der Urlaub allmählich dem Ende zu und da sie noch zu den Ouzoud-Wasserfällen möchten, machen wir uns nun auf die lange Fahrt nach Osten auf. Zuerst geht es noch an unzähligen Arganienbäumen vorbei, bis diese langsam von Olivenbäumen verdrängt werden und noch später nur mehr endlose Getreidefelder unseren Weg säumen. Für die 200 Kilometer bis nach Ben Guerir sind wir, auf zuerst schlechten Straßen, einen guten halben Tag unterwegs. Hier hat keiner mehr Lust aufs Autofahren und es gibt an unserem letzten gemeinsamen Abend noch einen eiskalten Rotkäppchensekt mit Granatapfelsirup! Oh, das ist mal richtig lecker gewesen.
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Hans-Peter Mönckert (Dienstag, 05 Juni 2018 07:02)
Einfach toll eueren Reisebericht zu lesen.