Portugal/Spanien 11.03. - 23.03.2018

Begleitet von heftigem Wind fahren wir auf die Aussichtsplattform der Christus-Statue hinauf. Leicht im Dunst liegt Lissabon vor uns, begrenzt durch den Tejo und links die Brücke des 25. April und ganz rechts am Horizont können wir noch die Pfeiler der Vasco da Gama Brücke erkennen, mit 17 km Länge die längste Brücke Europas. Weiter geht’s zum Parkplatz am Fähranleger in Seixal, wo wir den LKW für zwei Tage abstellen. Auf den 100 Metern vom Auto zum Terminal regnet es so stark, dass unsere Hosen komplett durchweicht sind. Als wir nach der kurzen Fahrt in Lissabon ankommen, scheint wieder die Sonne. Es ist das reinste Aprilwetter. Wir laufen uns erstmal warm: ins Bairro Alto hinauf, dann wieder steil hinunter. Die Wartezeit bis die Vroni kommt, überbrücken wir bei einem der vielen Kioske. Glücklich vereint, fahren wir mit Uber über die Hügel in unsere Wohnung im Bairro Alto. Den Rest des Tages spazieren wir so halb durchnässt durchs Viertel, gehen gut Fischessen und lehnen dann aber dankend die Haschischangebote ab und fallen danach todmüde ins Bett.

Für heute ist gleichmal Straßenbahnfahren angesagt. Mit der 25 zum Jardim Estrela und dann mit der 28 zurück ins Zentrum. Erstaunlich, wie sich die alten Bahnen den Berg hinauf quälen, um enge Kurven kratzen und bis auf wenige Zentimeter an den parkenden Autos vorbeikommen. Die Fenster sind geöffnet, aber ich trau mich nicht mal den Kopf rauszustecken, vor lauter Angst an einem Lieferwagen oder Verkehrsschild zu kleben. Aufzugfahren steht eigentlich auch auf der Liste, aber die Wahnsinnsschlange vor dem Elevador de Santa Justa schreckt uns ab. Nach einem Mittagssnack laufen wir durch enge Gassen hinauf zum Castelo und weiter ins alte Viertel Alfama. Lauschige Plätze wechseln sich mit urigen Gässchen ab. Winzige Kneipen mit modernen Touristenlokalen. Eine alte Frau verkauft aus dem Wohnzimmer raus den portugiesischen Kirschlikör Ginjinha. Den muss ich mal probieren: nicht so ganz mein Ding, aber auch nicht so schlimm wie Eckes Edelkirsch. Allmählich brennen uns die Füße und wir beschließen mit der Tram zur LX-Factory ans andere Ende zu fahren. Hier wurden in einer alten Textilfabrik hippe Läden und Bars untergebracht. Ich habe es mir größer vorgestellt und nicht so gastronomielastig, ist aber ganz nett. Nach einem Sundowner lassen wir uns von der Tram wieder nach Alfama bringen. Im angestrebten Lokal bekommen wir leider keinen Platz mehr, so dass wir ein paar Meter weiter müssen. Wieder mal Fisch, der super geschmeckt hat, allerdings frieren wir ziemlich, weil alles mehr oder weniger offen ist. Gut, dass auf dem Nachhauseweg auch noch ein Fußmarsch drin ist.

Unsere Rucksäcke sind schnell gepackt, so dass wir auf dem Weg zur Fähre noch in der Markthalle vorbeischauen können. Zurück beim Hiasl - es wurde nicht eingebrochen, wovor ich Angst hatte - verstauen wir unser Zeug und fahren über Setubal Richtung Évora. Kurz davor drehen wir bei Nossa Senhora de Guadeloupe zu den Steinkreisen von Almendres ab. Die letzten paar Kilometer geht´s über eine Holperpiste zum Parkplatz. Die Sonne ist kurz vorm Untergehen und die 95 Menhire mitten in einem Korkeichenwald verbreiten eine mystische Stimmung. Wir sind fast allein und suchen die Felsritzungen, wie auf der Tafel angegeben. Erfolglos! Der Parkplatz ist mittlerweile leer, also der perfekte Schlafplatz für uns.

 

Schlimmes Geräusch heute Morgen: Es schüttet! Wir holpern die Piste wieder zurück und nach längerem Suchen entdecken wir in der Nähe noch einen Menhirtisch, wohl ein Grab. Foto gibt‘s nur aus dem Auto raus. Über aufgeweichte, erdige Straßen fahren wir an Eukalyptusalleen entlang, entdecken im Regenschleier stämmige Rinder, die an Bisons erinnern mit vielen Kälbern. „Ach, sind die süß!“ O-Ton vom Kind, hehe. Bald sind wir in Évora und eilen ganz alleine durch die nassen Straßen zur Knochenkapelle. Klosterbrüder haben hier vor 250 Jahren aus den Gebeinen der Verstorbenen eine Kapelle ausgekleidet. Bisschen gruselig. Im Museum können wir sakrale Kunst bestaunen, nun ja Geschmackssache. Gut gefallen hat mir die Krippenausstellung aus aller Welt, allen voran die japanischen Josef, Maria und Jesus. Der Regen hört einfach nicht auf und so finden wir, dass wir den Tag noch nutzen um nach Mértola zu fahren. Im Auto werden wir wenigstens nicht nass. Fast nicht, denn durch das Kühlergitter wird das Wasser reingepeitscht und durchweicht unentdeckt meinen linken Fuß.

 

Mértola ist ein kleines, aufgeräumtes Städtchen mit Geschäften für das alltägliche Leben, aber mit drei Schuhläden. Schon viel für die 2000 Einwohner. Wir laufen hinauf zur Burg, kommen noch an dem kleinen Museum eines islamischen Hauses aus dem 12. Jahrhundert vorbei und haben vom Turm aus einen weiten Blick über den Ort, auf den recht braunen Fluss und die frisch begrünten Hügel. Hat sich schon rentiert, dass wir hierher gefahren sind. Ich mag so kleine Ortschaften mit den kopfsteingepflasterten Gassen, den Häusern mit ihren vergitterten Fenstern, die roten Dächer, alte Frauen im Morgenmantel beim Ratschen, alte Männer vor ihrem Café in der Bar u.v.m. Doch nun geht es weiter über eine kurvige Bergstraße rauf und runter an die Algarve. Wir kennen uns nicht aus und steuern einfach irgendeinen Strand auf der Karte an. Es ist der Praia de Coelha westlich von Albufeira.  Nicht groß, aber links und rechts von gelben, ausgehöhlten Felsen gesäumt, feiner Sand und sehr ergiebig für Muschelsucher. Vroni und ich können nicht an uns halten, während Wolfgang ein kleines Nickerchen macht. Leider ist der Kühlschrank leer, so dass wir noch was einkaufen müssen. Aber danach gleich zum nächsten Strand mit großem Parkplatz zum Schlafen. Wir sind etwas irritiert von einem kurzen, merkwürdigen Geräusch des Motors, aber Wolfgang sieht auf die Schnelle nichts.

Bei blauem Himmel starten wir zu einer Wanderung an den Klippen entlang, bleiben alle paar Meter für ein Foto stehen, sammeln frischen Thymian, bestaunen wilde Blumen und freuen uns, weil es hier so schön ist. Vroni und ich stecken auch mal unsere Füße ins Wasser, aber mehr würden wir nicht aushalten. Brrr! Einziger Wermutstropfen: ein kurzer, aber heftiger Schauer! Zurück beim LKW gibt es noch Kaffe und dann wollen wir weiterfahren. Doch was ist das? Kein Luftdruck? Unser Bordmechaniker wirft einen Blick auf den Motor und schon erklärt sich das gestrige Geräusch: da hat es uns wohl einen Keilriemen durchgezogen. So ein Mist! Aber wir haben Ersatz dabei. Fahrerhaus kippen, neuen Keilriemen drauf und siehe da, er um ein paar Zentimeter zu groß. Viele Flüche später hat Wolfgang mit Strick und Gaffaband ein Provisorium gebastelt. Ein Portugiese erklärt uns mit Händen und Füßen, wo die nächste Werkstatt ist - 7 km - und dass sie noch 1,5 Stunden auf hat. Mit viel Gequietsche fahren wir also nach Lagoa und bekommen zwei kürzere Keilriemen. Wir fahren so lange, wie das Provisorium hält, wobei wir natürlich die Hoffnung hatten bis Faro, gute 50 Kilometer, zu kommen. Doch nach 10 Kilometern ist Schluss. Die Sonne ist schon fast am Untergehen und es ist nun recht kühl. Aber hilft nix, Vronis Flieger geht morgen früh in Faro! Die Enttäuschung ist groß, diese sind nun zu klein. Mit viel Gewürge bekommt Wolfgang einen drauf und wir schaffen die Strecke bis Faro. So haben wir uns den letzten Abend mit Vroni nicht vorgestellt. Traurig!

 

Um sieben Uhr läutet der Wecker. Wir wollen wenigstens noch in Ruhe frühstücken, bevor wir um halb neun zum Flughafen fahren. Wir machen den Abschied kurz, bevor doch noch die Tränen kommen. Ganz in der Nähe ist ein Autozulieferer, der uns wieder mal zwei Keilriemen und gleich noch einen Außenspiegel verkauft. Es regnet wieder, Stimmung schlecht. Wir haben keine Lust zu fahren und steuern den Stellplatz in Olhão an. Gekiest mit Betonmauer drumherum, dafür Ver- und Entsorgung und warme Dusche und Toiletten für 10 € pro Tag. Am Nachmittag regnet es so heftig, dass es das Wasser manchmal zum Küchenfenster reindrückt. So allmählich kotzt uns das hier in Portugal richtig an. Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen, Schlafen und am Handy rumdaddeln.

 

Wir können es kaum glauben: kein Regengeräusch am Morgen! Wir duschen ausgiebig und bereiten das Frühstück zu, als es an der Türe klopft und die „Platzwartin“ davor steht. Sie spricht nur französisch. Ob wir heute abreisen? Ja, das sagte ich ihr gestern schon. Da meinte sie, dass wir bis um 10 Uhr weg müssen. Es ist viertel vor 10. Können wir nicht eine halbe Stunde länger bleiben? Nein, dann müssen wir nochmals 10 € bezahlen. Blöde Zicke, so schön ist es hier nicht und außerdem hätte sie uns das gestern auch sagen können. In 10 Minuten spülen wir ab, räumen zusammen, entleeren die Toilette und um 9.59 fahren wir zum Tor, bleiben noch eine Minute drin stehen und dann weg.

Frühstück gibt es ein paar Meter weiter und danach haben wir uns einen Waschsalon in Tavira ausgesucht, denn leider ist eine Daunendecke etwas angemodert. Die lange Überwinterung in dem feuchten Klima war doch nicht so optimal für den Hiasl und seinem Inhalt. Nach der Arbeit das Vergnügen. Wir streifen noch durch Tavira mit seiner schönen Bogenbrücke, die mit den alten Handelshäusern am Ufer des Gilão um die Wette leuchtet.

Nach einer kurzen Fahrt sind wir schon in Cacela Velha. Ein kleines Fischerdörfchen mit kleinen, weißen Häusern und den typischen gelben oder blauen Farbstreifen an den Ecken und winzigen Vorgärten. In einer alten Wehranlage ist nun die Polizei untergebracht. Für den Miniort sind erstaunlich viele Touristen da. Durch einen Opuntienhain gelangen wir zum Meer und ich hole mir beim Muschelsuchen leicht nasse Füße. Nun kommt für uns die letzte portugiesische Ortschaft vor der spanischen Grenze. Castro Marim mit dem alten und neuem Castelo und außen um die Stadt rum die Salinen zur Salzgewinnung. Laut unserem Reiseführer soll ja von hier das beste Salz Portugals herkommen, darum kaufen wir auch gleich ein Säckchen mit Flor de Sal. Mit einsetzendem Nieselregen besichtigen wir das alte Castelo, wo einst die Nachfolger der Templer ihren Hauptsitz hatten und das auf einer ursprünglich maurischen Festung gebaut wurde. Im Salzmuseum um die Ecke schauen wir uns Fotografien zum heutigen ländlichen Leben in Portugal an, bevor wir recht schnell zum Auto zurücklaufen um nicht wieder patschnass zu werden. Ein paar Minuten später überqueren wir den Rio Guadiana und rollen nun auf spanischer Seite auf der kostenfreien Autovia bis nach El Rocío, das am Rand des Naturparks Doñana liegt. Ein sehr interessanter Ort, denn es gibt keine geteerten Straßen und diese bestehen nun nach den starken Regenfällen eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung von riesigen, braunen Pfützen. Auf der Suche nach einem Parkplatz sauen wir das Auto ein bisschen ein und finden dann in einem Kiefernwald außerhalb eine schöne Stelle für die Nacht.

 

 

Eigentlich wollen wir ja ein paar Vögel beobachten, aber zuerst geht es noch in die imposante Wallfahrtskirche Ermita de Nuestra Senora del Rocío. Die restlichen Häuser des Ortes gehören fast alle diversen Bruderschaften - mehr als 70 - , die bei wichtigen Prozessionen, wie jetzt dann Ostern, Marienstatuen auf prächtigen Gestellen durch die Straßen tragen.  Für die Vögel haben wir wohl nicht die richtige Zeit erwischt. In Ufernähe sehen wir zwar einige Löffler und Sichler und weiter drin in der Lagune können wir mit dem Fernglas noch eine kleine Flamingokolonie ausmachen, aber das war es dann auch schon. Schade. Da es über den Guadalquivir keine Brücken gibt, müssen wir bis nach Sevilla rauffahren, bevor wir endlich nach Süden abbiegen können. 20 km vor Jerez de la Frontera übernachten wir beim Schwimmbad von El Cuervo de Sevilla.

In Jerez de la Frontera gehen wir zuerst in die Altstadt, widerstehen einer Tour in eine Jerez-Bodega, vor zwölf vertrage ich noch keinen Alkohol und wuseln dort mit vielen Einheimischen und Touristen durch die Gassen. Nach Stärkung in einem Café schauen wir den Alcazar an, der einer der am Besten erhaltensten in Andalusien sein soll. Ist schon immer wieder toll zu sehen, was die Mauren für geschmackvolle Bauten errichtet haben. Viele kleine Innenhöfe drin und einen geometrisch angelegten Garten. Nicht ganz so dazu gepasst haben heute die vielen Schulklassen auf Wandertag, die sich alle nur sehr laut unterhalten können. Für uns geht es weiter nach Cádiz und heute mal nicht während der Siesta, wie vor vier Jahren. Es macht uns viel Spaß durch die engen Straßen zu streifen, in den ein oder anderen Laden zu gehen und kurz vor Sonnenuntergang auf einer Plaza einen Sundowner zu trinken. Später am LKW erleben wir noch eine kleine Überraschung, denn genau neben uns ist das Theater und dort wird von neun bis halb zwölf von so knapp 70 Mann mit Pauken und Trompeten für die Osterprozession geprobt. Zuerst sehr schräg, aber als dann endlich der Dirigent eintrifft, kann man eine gewisse Melodie erkennen!

 

Am Vormittag waren wir noch auf dem Markt um einzukaufen und eine Tüte frisch gebackenen Tintenfisch zu essen und schon fahren wir weiter zum südlichsten Zipfel Spaniens. Doch ganz so schnell geht es leider nicht, denn auf einmal hat der Hiasl einen totalen Leistungseinbruch, natürlich genau auf den paar Kilometern Autobahn, die wir wegen einer Umleitung nehmen müssen. Und da werden vier Kilometer bis zur Ausfahrt ganz schön lang! Irgendwann sind wir endlich rausgehoppelt und siehe da, der Vorfilter ist wieder total zu. Hmm, hat sich die Pest wieder zurückgemeldet oder ist es normaler Dreck im Tank? Der Filter wird freigeblasen und bald sind wir in Tarifa angekommen. Wir bunkern nun für Marokko noch ein paar wichtige Sachen wie Wein und Bier und treffen uns später am Eingang zur Altstadt mit Rita und Barni, die wir vor ziemlich genau einem Jahr in Griechenland kennengelernt haben. Ich freue mich sehr, dass es mit dem Treffen geklappt hat, denn wir haben uns viel zu erzählen. Nach einem feinen Essen in einem Fischlokal verabschieden wir uns von den beiden mit dem Vorsatz uns im nächsten Frühjahr wiederzusehen. Mal schaun!

 

 

Wegen dem Mistwetter in der letzten Zeit, eigentlich seit wir hier sind, sind wir beide arg erkältet, aber Tarifa wollen wir uns wenigstens noch etwas anschauen. Auch hier werden die Häuser und Straßen, wie auch schon in den Orten vorher gefegt, frisch gestrichen und geputzt, damit für die Semana Santa auch ja alles in Ordnung ist. Lange halten wir es aber nicht aus, der Wind ist wieder so eklig, ich will eigentlich nur mehr ins Auto. Wir fahren rüber nach Algeciras, wo man von einem kleinen Pass einen tollen Ausblick auf Gibraltar und die nahe Küste Marokkos hätte. Aber heute ist alles grau und sehr diesig. Bei „Carlos“ kaufen wir für morgen ein Fährticket und verbringen den Nachmittag mit Blogschreiben. Tschüss Europa!

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