Portugal 22.02. - 10.03.2018

Mit ein paar Ersatzteilen im Gepäck verlassen wir das kalte Bayern und starten um 16.40 Uhr von Memmingen aus nach Porto. Nach einem ruhigen, aber kalten Flug - bei Ryanair ist anscheinend nicht mal eine Heizung drin - landen wir nach einem tollen Ausblick von oben auf Porto um 19.10 Uhr pünktlich zum Sonnenuntergang. Mit Metro und Uber-Taxi gelangen wir in annehmbarer Zeit nach Vila Nova de Gaia zum Campingplatz, wo uns unser Hiasl und auch die Angestellten - finalmente! - erwarten. Es ist noch alles an Ort und Stelle und die Batterien voll aufgeladen, super!

Wir wachen auf bei blauem Himmel und Sonnenschein, herrlich nach so viel Grau in der letzten Zeit zu Hause. Nach dem Frühstück machen wir uns über die Reparatur des Wasserhahns her. Und beenden sie auch gleich wieder! Wir haben die falschen Schläuche mitgebracht, grr. Also nur einen Filter getauscht und die Schubladen neu ausgerichtet und schon haben wir den Nachmittag zur freien Verfügung. Wir laufen am Strand entlang bis fast nach Porto und entdecken noch ein Waschhaus, in dem fleißig per Hand gewaschen wird. Die frische Wäsche wird dekorativ gleich daneben an Seilen und Stangen aufgehängt. Bei einem kleinen Lokal stehen die Tische noch so schön in der Sonne und da können wir nicht nein sagen, zu Weißwein und Portwein. Leicht beschwipst machen wir uns auf den Heimweg und beenden den Tag mit Rummy-Spielen. Es geht unentschieden aus!

 

Nach dem Bezahlen für die Standzeit und insgesamt dreimal Übernachten sind wir für 73 Tage 274€ los. Aber ich finde es ganz in Ordnung, der LKW stand sicher und war rund um die Uhr bewacht.

Ein paar Kilometer weiter findet Wolfgang in einer winzigen Eisenwarenhandlung die passenden Wasserschläuche, kurz darauf bekommen wir auch unsere Gasflasche aufgefüllt und der nächste Supermarkt ist auch gleich um die Ecke, wo wir unsere Schubläden und Kästen wieder auffüllen. Wir haben nun keine Lust mehr noch viel zu fahren und steuern deshalb den Parkplatz in Pardilhó an, den wir vom Dezember schon kennen.

 

Auf einer Info-Tafel wird ein Wanderweg angezeigt und da verschieben wir unsere Weiterreise gleich nochmal und laufen so zwei Stunden an den Lagunen rum. Von den angepriesenen Vögeln, wie z. B. Flamingos, sehen wir zwar keine, aber die kleinen Dörfer sind interessant anzuschauen. Prunkvillen neben winzigen z. T. auch schäbigen Behausungen. Viele sind mit Azulejos beklebt, was jetzt nicht so mein Geschmack ist. Beim nachmittäglichen Faulenzen spricht uns ein portugiesisches Paar an, das über 25 Jahre in Deutschland gelebt hat. Alles was Geld und Arbeit betrifft ist in Deutschland besser, doch das Leben an sich gefällt ihnen in Portugal viel mehr! Und mit deutscher Rente kann man es sich auch leisten.

 

Heute stürzen wir uns mal wieder in eine Stadt und zwar geht es nach Aveiro, auch das Venedig Portugals genannt. Aveiro wird von mehreren Kanälen durchzogen, auf denen die Touristen in bunt bemalten, ehemaligen Fischerbooten durch die Stadt geschippert werden. Wir gehen lieber zu Fuß durch kleine Gassen in die Altstadt und kaufen uns in einem Café die hiesige Spezialität Ovos Molos, ein pappsüßes Zeug aus Eigelb und Zucker. In einem Friedhof schauen wir uns die Familiengruften an, wo die Särge zumeist hinter Glastüren über- oder nebeneinander aufgebahrt sind. Auf einem kleinen Platz genießen wir die Sonne auf einer Bank und lauschen dem Fadogesang aus einem nahe gelegenen Musikgeschäft. Doch unsere Parkuhr läuft ab und wir rollen weiter nach Condeixa-a-Velha, südlich von Coimbra. Hier schauen wir uns die Reste und Ausgrabungen einer antiken römischen Stadt an, welche die Römer vor ca. 2000 Jahren auf den Siedlungen von keltischen Ureinwohnern errichteten. Immer wieder faszinierend! Auch die Exponate im angrenzenden Museum wie z. B. Scheren, Schmuck, Gläser, Geschirr u.v.m. sind wirklich super. Und was für uns auch recht gut ist: man darf auf dem Parkplatz übernachten!

Seit gestern Spätnachmittag regnet es, gut, dass wir vorher noch in der Ausgrabung waren. Wir nutzten das schlechte Wetter zum Wäschewaschen beim Intermarché und machen uns anschließend auf den Weg ins Landesinnere. Wieder mal ist alles links und rechts der Straße verbrannt, doch bei vielen Eukalyptusbäumen zeigen sich schon frische Triebe am Stamm. Doch bis diese Wälder wieder sattgrün sind, sind sie bestimmt schon von neuem abgebrannt. In dem winzigen Dorf Dornes am Ufer des zweitgrößten Flusses Zêzere hat uns Wolfgang einen Parkplatz auserkoren. Wunderschön oben auf der Kuppe neben einer Kirche mit nur einem Haken: wir verkeilen uns mal wieder in den engen Gassen. Mit Müh und Not können wir die Karre wenden - Balkon und Vordach bleiben auch an Ort und Stelle - und finden dann an der Landstraße einen ebenen Platz. Dornes ist ein verschlafenes Nest, aber anscheinend ist im Sommer etwas Tourismus mit Boot- und Kanuverleih und vielleicht ist dann auch die ein oder andere Bar geöffnet.  Wir vertreiben uns den verregneten Nachmittag mit Orangenmarmeldekochen. Sehr lecker!

 

Mit Schirmen bewaffnet starten wir zu einer kleinen Wanderung, die aber recht bald von einer arg großen Pfütze beendet wird. Tja, unsere Gummistiefel haben wir halt nicht dabei. Also ab ins Auto und auf nach Tomar. Auf dem Stadtparkplatz finden wir umgeben von vielen Pfützen einen Stellplatz. Doch ein Blick ins Internet zeigt uns, dass das Convento an genau drei Tagen im Jahr zu hat und heute ist einer davon: am 1.1., 1.3. und am ersten Sonntag im Mai. Also wieder runter in die Stadt, aber nun auf den Womo-Stellplatz, der bis vor kurzem der Camping municpal war und nun zwar kein warmes Wasser und keinen Strom bietet, dafür aber auch nichts kostet. Super!

 

So, heute aber ins Kloster. Allerdings schüttet es so, dass wir auf dem kurzen Weg vom Parkplatz bis zum Eingang schon ziemlich nasse Hosen haben, was für so zugige, alte Gemäuer auch nicht das Wahre ist. Wir drücken pro Person 6 Euro ab und dann treten wir ein in die Welt der Tempelritter. Dieser Orden errichtete im 12. Jh. die Burg mit der beeindruckenden Rundkirche, alles reich mit Steinmetzarbeiten verziert und sehr großzügig erbaut. Geld spielte wie immer bei der Kirche keine Rolle. Ganz toll sind die vielen Wasserspeier an den Dächern, die heute besonders hervorstechen. Die Templer hatten hier bis ins 15. Jh. ihren Hauptsitz. Danach wurde drumherum ein Kloster angebaut mit diversen Innenhöfen, Kreuzgängen, Türmen, einem riesigen Refektorium, knapp hundert Klosterzellen - von sehr winzig bis großzügig für den Abt - und der Großküche, die ja nicht nur die Bruderschaft sondern auch die Pilger versorgen musste, mit den gewaltigen Vorratsräumen. Wir können Wandmosaike bestaunen, Kieselmosaike in den Kreuzgängen und unzählige Wandverkleidungen mit Azulejos. Dank der Jahreszeit und auch wegen des Regens zeigt der Ort einen Hauch von Mystik. Ich bin sehr froh, dass wir dafür einen Wartetag in Kauf genommen haben. Nach dem Besuch fahren wir noch ein paar Kilometer weiter nach Fátima, wo wir uns auf einem der zahlreichen Pilgerparkplätze installieren. Wozu brauchen Pilger Parkplätze?

 

An der Wetterfront gibt’s nichts neues, also wieder mit Schirm auf zum Heiligtum. Vor 101 Jahren ist hier drei Hirtenkindern eine strahlende Madonna erschienen und seitdem ist dies hier der wichtigste Pilgerort Portugals. Die katholische Kirche hat diese ominösen Erscheinungen abgesegnet und die drei Kinder wurden später heiliggesprochen. Tja, ich kann so einem Unfug nichts abgewinnen und darum sagt mir auch der ganze Kommerz nicht zu. Denn Fátima besteht gefühlt nur aus Läden, in denen man Madonnenfiguren in allen Größen, Kerzen in allen Längen und Bilder in allen Scheußlichkeiten erwerben kann. Und die Geschäfte gehen nicht schlecht! Es gibt drei Kirchen hier, eine davon fasst 8600 Leute, in einer sind die Gräber der Kinder und die letzte ist die Erscheinungskapelle drin.  Im Freien ist ein ca. 150 m langer Streifen markiert, auf dem die Allerheiligsten auf Knien rumrutschen. Vor den Beichtstühlen in mehreren Sprachen gibt es lange Warteschlangen. Nur gut, dass ich nichts zu beichten habe. In unserem Reiseführer steht, dass sich kaum jemand der Spiritualität dieses Ortes verschließen kann, nun ich gehöre zu den Ausnahmen. In einem buddhistischen Tempel, ja da kann ich verweilen. 

Wir machen wieder einen Katzensprung nach Porto de Mós, ein kleines Städtchen mit einem tollen Stadtpark, wie es sie so oft in Portugal gibt. Dort sind z. B. Spielplatz, Fitnessgeräte, Halfpipe, Beachvolleyballplatz, Piknikplätze, Toiletten und oft auch ein Womo-Stellplatz zu finden. Und hier gibt es auch noch eine schön restaurierte Burg zu besichtigen. Ihre zwei mit grünen Kacheln verzierten Türme schauen genau zu unserem Auto und trotz Schnürlregen machen wir uns auf den Weg hinauf und freuen uns an der ausgefallenen Architektur, wie z. B. der tollen Loggia mit weitem Blick übers Land.

Hurra, unsere Wetterapp sagt eine Regenpause bis 14 Uhr! Wir treiben den Hiasl ein steiles Sträßchen mit tief hängenden Zweigen zu einem Parkplatz hinauf, von wo es einen markierten Wanderweg gibt. Es geht an einem Bergkamm an ein paar alten Windmühlen vorbei hinauf zu diversen Mobilfunkmasten und einem Beobachtungsturm mit Vermessungspunkt auf 605 m Höhe. Hier ist unser Ziel. Wenn es nicht so diesig wäre, hätten wir bestimmt eine tolle Rundumsicht. Es ist halb eins und obwohl ich noch einen Zacken zulege, schaffe ich es nicht trocken zum Auto zu kommen. Die App hat sich um eine Stunde geirrt, grr. Wir sind beide bis auf die Unterhose nass und beschließen nun gleich zum Intermarché (wie immer) zum Waschen und vor allem zum Trocknen von Wolfgangs Daunenjacke zu fahren. Eine gute Stunde später ist alles frisch und trocken und wir können nun weiter nach Nazaré fahren. Ein moderner Küstenort, der vor allem durch seine hohen Wellen weltberühmt wurde. Erst im Januar dieses Jahres hat ein Deutscher einen neuen Rekord aufgestellt: er konnte eine ca. 30 m hohe Welle surfen! Wow, das ist schon eine Nummer. Wir müssen heute mit anderen Dingen kämpfen. Der mittlerweile einsetzende Starkregen hat die Straßen teilweise komplett überflutet und auch Kanaldeckel hochgehoben, sodass Wolfgang extrem aufpassen muss, damit er nicht mit einem Reifen in einem Loch hängen bleibt. Aber alles geht gut und von unserem Parkplatz können wir nun die Pkws beim teilweise sehr mutigen Durchfahren der riesigen Wasserlachen beobachten. Manche bevorzugen es dann doch umzudrehen. Feiglinge!

 

Heute stürzen wir uns ins Strandvergnügen. Bei ausnahmsweise mal blauem Himmel und Sonne laufen wir arg gebeugt, wegen des starken Windes, am fast menschenleeren Strand von Nazaré entlang. Laut tosend krachen die Wellen ans Ufer, zwar keine 30 m hoch, aber teilweise bestimmt an die zehn Meter. Die Luft ist von Aerosolen gesättigt, was die Weitsicht gewaltig einschränkt. Hoch oben auf den unterspülten Klippen sehen wir die Häuser der Oberstadt und ab und an auch den Schrägaufzug, der die beiden Stadtteile verbindet. Der Hunger treibt uns in eines der zahlreichen Fischlokale und wir genießen bald Tintenfisch und Sardinen mit diversen Vorspeisen . Danach sind wir mehr als satt und müssen zur Verdauung noch mal an den Strand, wo wir frisch bestückte Gestelle entdecken, auf denen Sardinen getrocknet werden. Der einsetzende Regen treibt uns leider wieder ins Auto zurück. Es geht weiter zur Muschelbucht von Saõ Martinho - nomen est omen - , wo wir nach einer Stranderkundung eine ruhige Nacht verbringen. Was ich noch erwähnen muss, dass sehr viele Portugiesen mit ihren Autos auf Parkplätze fahren, dort schlafen, auf dem Handy rumtippen, Zeitung lesen und dann wieder wegfahren. Aber ja nicht aussteigen, wer weiß, was da passieren könnte!

Unser nächstes Ziel ist Peniche, eine Halbinsel, auf der sich das nette Städtchen, mit allem was der gemeine Tourist so braucht, befindet. Das wäre eine Altstadt, ein Fort, malerische Küste, Kap mit Leuchtturm, hässliche Plattenbauten für die weniger betuchten, eine Markthalle für frisches Obst und Gemüse und diverse Supermärkte für den Rest. Wir sind zwei Tage geblieben und haben das oben aufgelistete in drei Märschen zu Fuß erkundet. Und schön war’s, trotz ein paar Tröpfchen und Wind vor allem am Cabo Carvoeira!

 

Bücher und Strickzeug warten, also haben wir uns für heute die kleine, lauschige Bucht von Saõ Lourenço ausgesucht. In einer kurzen Regenpause sind wir in dem wie ausgestorbenen Ort rumgestrichen. Fast lauter Ferienwohnungen, nur ein paar Häuser sind wohl ganzjährig bewohnt. Dort rauchen die Kamine oder es hängt ein Neoprenanzug zum Trocknen über dem Zaun.

 

In Ericeira besuchen wir einen alten Freund meines Vaters, der vor acht Jahren mit 75 Jahren nach Portugal auswanderte und mich als kleines Kind immer mit Sanostol versorgte, damit ich gut wachse. Nicht auszudenken, wie klein ich dann jetzt wäre, wenn ich das Zeug nicht bekommen hätte. So wurden es immerhin 1,63 m! Danach wagen wir uns trotz des heftigen Regens und Sturms zum Cabo de Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Leider ist alles in Nebel verhüllt, man kann gerade noch den Leuchtturm und das große Kreuz erkennen und eine Busladung voll Asiaten, aber das ist auch schon alles. Nach ein paar Pflichtfotos geht es im Laufschritt wieder zum LKW zurück, bevor wir völlig aufgeweicht sind. Irgendwie macht das alles mittlerweile gar keinen Spaß mehr. Wir steuern nun einen angeblichen Stellplatz zwischen Sintra und Lissabon an, verfahren uns in den unzähligen Kreisverkehren, denn unser Auto ist schneller als das Navi! Und stehen dann zu guter Letzt auf dem Parkplatz eines Tennisplatzes: Nur für Mitglieder! Okay, also Plan B d. h. der Parkplatz an der Cristo Rei Statue in Almada. Sind ja nur 16 km. 12 davon verbringen wir im Stau auf den Stadtautobahnen, den Rest in den verdammten Kreisverkehren, kapitulieren bei Einbahnstraßen und kommen dann endlich gegen sieben Uhr abends an. Parkplatz ist natürlich zugesperrt, doch am Straßenrand gesellen wir uns zu einem französischen Womo, machen alle Fenster dicht und gönnen uns nun einen Sundowner: Vinho verde bzw. Sagres und dann gute Nacht, denn Jesus wacht über uns.

 

Hurra, strahlend blauer Himmel! Für fünf Euro pro Person kann man mit dem Aufzug gen Himmel fahren, die restlichen 60 Stufen dann per pedes. Von oben haben wir eine fantastische Aussicht über den Tejo auf Lissabon und auf die Brücke des 25. April. Oh, ich freu mich schon auf morgen, wenn unsere Tochter Veronika nach Lissabon kommt und wir ein paar Tage mit ihr verbringen können. Doch nun wollen wir das gute Wetter endlich mal wieder für einen ausgiebigen Strandspaziergang nutzen und fahren deshalb noch etwas weiter südlich nach Fonte da Telha, ein verschlafenes Küstendorf mit ein paar Bars, einer vom Sand zugewehten Straße und ebensolcher Eisenbahnschienen und einem supertollen, langen Sandstrand mit Wellen vom Feinsten. Das mag ich, das laute Tosen und die immer wieder heranrollenden Wellen, keine gleicht der anderen, die aufspritzende Gischt, die Schaumhäufchen am Strand, die Muschelreste, das Strandgut… Nach einem schönen Sonnenuntergang wollen wir gerade das Abendessen zubereiten, als wir von den Bombeiros (Feuerwehr) von einem sehr starkem Sturm heute Nacht gewarnt werden und dass es schon besser sei, wenn wir den Platz in erster Reihe verlassen. Hmm, schade, aber bei angesagten Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h fahren wir doch lieber ein paar Meter von der Küste weg und bleiben nun die Nacht über auf einem höher gelegenen Platz nicht direkt am Atlantik.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Peter Hügel (Dienstag, 13 März 2018 07:44)

    Freue mich für Euch, wünsche eine schöne Zeit und Wolfgang trinke auch ein Glass Wein für mich.