Portugal 02.12. - 14.12.2017

Im Reiseführer haben wir gelesen, dass es in Vila Nova da Foz Cõa prähistorische Felsritzungen im Original zum Ansehen gibt. In gemütlichem Tempo cruisen wir fast ganz alleine über die Weinhügel, kommen durch kleine gepflegte Dörfer, spazieren ein bisschen in einem Eukalyptuswald herum, bis wir dann in Vila Nova da Foz Cõa beim Intermarché noch unsere Vorräte auffüllen. Und dann folgen wir dem Navi. Gut dass wir einen Allrad haben, denn die steile und steinige Piste wäre sonst nicht zu machen. Wahrscheinlich hätte es aber auch eine prima Straße irgendwo anders gegeben. Beim Museum erfahren wir, dass es erst in vier Tagen wieder freie Plätze für die Felsritzungen gibt. Nun, das ist uns zu lange und so begnügen wir uns mit einem Museumsbesuch und schauen uns halt die Replika an. Und ich muss sagen, das reicht uns auch. Auf einem Plateau oberhalb des Museums mit seiner sehr modernen Architektur gibt es einen tollen Stellplatz für uns mit Blick auf die Berge und wir können den fast vollen Mond wunderbar durch unser „Küchenfenster“ anschauen.

Nach einer kalten Nacht geht es für uns nun weg vom Douro, Oiven- und Mandelbäume prägen nun die Landschaft, nur hin und wieder sind alte, gedrungene Weinstöcke zu sehen. Als wir in Castelo Melhor aus dem Auto steigen, ist es immer noch zapfig kalt, aber die Sonne scheint bei einem wolkenlosen Himmel. Je weiter wir uns der Dorfmitte mit der Kirche nähern, umso älter und winziger werden auch die Häuser. Die Straßen sind mit groben Steinen gepflastert, aus den gemauerten Kaminen raucht es raus und auf den Wäscheleinen hängen ein paar Hosen und fadenscheinige Hemden zum Trocknen. Wenn nicht ab und an wo ein Auto rumstehen würde, könnte man meinen es sei das Jahr 1917. Vom Castelo ist bis auf ein paar Grundmauern und dem Eingangsportal nicht mehr viel erhalten, aber die EU hat immerhin über 60.000 Euro für was auch immer zugeschustert.

Auf dem Tablet haben wir den interessanten Grundriss von Almeida, das zu den historischen Dörfern zählt, entdeckt und da wollen wir nun hin, keine fünf Kilometer von der spanischen Grenze entfernt. Bei eisigem Wind laufen wir in die komplett von Festungsmauern umgebende Altstadt hinauf. Der Mauerring ist riesig, darum sind wir froh, dass in den ehemaligen Militärgebäuden nun ein Gemeindezentrum untergebracht ist, wo gerade eine kleine Ausstellung ist und wir uns etwas aufwärmen können. Nebenbei gibt es da leckere Backwaren und Würste zu kaufen! Danach schlendern wir noch in den Gassen umher, begegnen einer Schafherde, bevor wir ganz durchgefroren wieder am Hiasl ankommen.

 

Oh, heute ist es spät geworden, bis wir abreisen. Aber wir hören gerade so ein spannendes Hörbuch zum Frühstück, Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem, dass wir uns einfach nicht aufraffen können. Und außerdem sind wir ja nicht auf der Flucht! Mit ein paar Abstechern links und rechts der Straße ist Sabugal das nächste Ziel. Man ahnt es schon, es gibt mal wieder eine Burg zum Ansehen. Die sind aber hier auch einfach super. Auch hier wieder sehr gut erhalten, kein Eintritt und man darf überall rein und rumklettern. Und von oben, ganz klar, eine tolle Rundumsicht. Im Ort wird gerade der Weihnachtsmarkt aufgebaut mit Bretterbuden und einem Christbaum. Leider werden wir am Wochenende für einen Besuch nicht mehr hier sein, aber das schaffen wir zeitlich einfach nicht. Nach Wasserbunkern fahren wir noch etwas raus zu einem Stausee, wo es wieder mal einen geeigneten Übernachtungsplatz gibt.

Nach einer eiskalten Nacht, am Morgen haben wir -3° draußen und 5° im Auto, und Nebel und Raureif ringsum in der Früh sind es für uns nur wenige Kilometer zum nächsten Highlight. Das Dorf Sortelha liegt inmitten von riesigen Granitbrocken, wovon der ein oder andere schon mal einen in seinem Garten hat. Doch Sortelha ist zudem das am besten erhaltenste historische Dorf mit einer 800 Jahre alten Bausubstanz. Überragt wird es natürlich wieder von einem Bergfried zu dem man über steile Stufen Zutritt hat. In den alten Häuschen rundum sind zwei Bars, eine Info und ein Andenkenladen untergebracht, der Rest wird von den Besitzern nur mehr als Ferienhaus genutzt. Wenn nicht irgendwo eine Motorsäge kreischen würde, könnte man beinahe das Hufgetrappel von den Rittern hören. Alles einfach fantastisch! Es ist früher Nachmittag also haben wir noch Zeit uns auch noch Belmonte anzusehen. Den Portugiesen wohlbekannt, denn hier wurde der Brasilienentdecker Cabral geboren. Wir haben noch nicht mal von Cabral gehört. Neben der Burg und dem dazugehörigen historischem Viertel gibt es hier eine der ältesten kryptojüdischen Gemeinde weltweit. Also konvertierte Juden, die aber im Geheimen weiter dem jüdischen Glauben nachgehen. Heute gibt es noch eine Synagoge und ein jüdisches Museum. Jetzt ist aber mal genug mit den Burgen und wir brausen noch ein Stückchen hinauf in die Serra de Estrela, wo wir oberhalb Covilhã einen Logenplatz für die Nacht finden. Es ist wirklich toll, von oben die hell erleuchtete Stadt zu schauen. Darum kommen auch immer wieder Einheimische rauf, genießen die Aussicht und brausen wieder runter.

 

Durch eine karge Gebirgslandschaft windet sich die Straße hinauf zum höchsten Punkt des portugiesischen Festlandes auf 1993m. Hier in Torre stehen zwei Türme mit imposanten Kugeln die vom Militär und der Polizei genutzt werden. Zudem endet hier ein Sessellift des einzigen Skigebiets Portugals und es gibt auch noch zwei Souvenirläden mit dem üblichen Grusch. Bei strahlender Sonne und nur mäßigem Wind machen wir es uns vor dem Lifthäusl bequem und tanken noch etwas Vitamin D! Wie auch schon auf der Rauffahrt sehen wir nun auch beim Runterfahren viele kleine Eisfälle, z. T. liegen auch ein paar Eiszapfen auf der Straße. Es ist also schon kalt hier, bloß Schnee hat es noch keinen. Auf 1000m Höhe kommen wir zum höchsten Dorf Portugals, das schön am Hang in der Sonne liegt. Was leider nicht schön ist, dass ab hier die Waldbrände im Oktober ganze Arbeit geleistet haben. In den Wäldern ringsum ist das Unterholz völlig verbrannt, die Baumstämme auf den unteren ein zwei Metern verkohlt und das Laub der vielen Eukalyptusbäume hängt noch hellbraun oben an den Spitzen.  So was haben wir noch nie gesehen. Unfassbar. Die Strom- und Telefonkabel liegen auf dem Boden oder hängen knapp über der Erde, weil die Masten entweder komplett fehlen oder unten abgeknickt sind. Die Straßenschilder sind schwarz, die Straßenbegrenzungspfosten verschmurgelt. Und es nimmt gar kein Ende. Egal, wohin wir schauen. Wir fahren nach Barril de Alva, wo es einen idyllischen Platz geben soll. Ja, er liegt sehr schön am Ufer des Alva, umgeben von Hügeln mit Olivenbäumen und Kiefern. Doch auch hier ist halt alles verbrannt. Wolfgang bastelt noch an unserem Wasserhahn rum, denn der lässt kaum mehr Wasser durch. Und er scheint nun wirklich wieder zu funktionieren.

Heute wird ausgeschlafen, bevor wir uns auf den Weg nach Coimbra machen. Dort gibt es am Rio Mondego in Fussnähe zur Altstadt einen Wohnmobilstellplatz. Doch den kennen natürlich auch alle anderen. Dazu kommt noch, dass morgen schon wieder Feiertag ist und dies nützen eben auch viele Spanier und Portugiesen für einen Ausflug. Wir bekommen gerade noch so einen Platz und gehen dann auch gleich über die Fussgängerbrücke in die Stadt. Heute haben ja noch alle Läden offen, so dass auch richtig was los ist. Zuerst laufen wir ins Universitätsviertel hinauf und schauen uns die alte Kathedrale mit dem angrenzenden Kloster an. Dann über die engen Sträßchen kreuz und quer wieder in die Fußgängerzone, bevor wir uns ins das alte Viertel mit den unzähligen Miniläden begeben. Es gibt hier keine große Ketten, sondern einen Laden für Nachtwäsche, einen für Strümpfe, für Abendkleider, für Schuhe, für Messer, Musikinstrumente, Stempel usw. Und überall wird fleißig eingekauft. Schön langsam ist es dunkel geworden und wir haben Durst. Im alten Café Santa Cruz genehmigen wir uns Rotwein mit Natas. Als wir rauskommen, strahlen die Lichterketten  mit den Weihnachtsbäumen um die Wette. Superschön  und ganz ohne Weihnachtsgedudel.

 

Heute gehen wir noch mal hinauf zur Universität und kaufen für das ganze Ensemble Tickets. Als letzte kommen wir noch vor der Mittagspause in die alte Bibliothek rein. Sie wurde vor 300 Jahren gebaut und umfasst z. Z. um die 60.000 Bücher mit ein paar seltenen Bibeln aus dem 15. Jahrhundert. Trotz der vielen Besucher und der wenigen Zeit, die man darin verbringen kann, hat es mich sehr beeindruckt. Die vielen hohen alten z. T. vergoldeten Regale und die riesigen Studiertische. Anschließend überbrückten wir die Pause mit einem Besuch des Science Museums mit Exponaten aus Chemie und Physik und der angegliederten Ausstellung von tausenden ausgestopften Tieren aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien. Darunter auch ein lebensgroßes Walskelett, natürlich nicht ausgestopft! Manche Tiere sehen etwas komisch aus, denn die Leute, die die Holzinnenteile geschnitzt haben, haben halt noch nie einen echten Löwen gesehen. Und aus Übersee sind nur die Häute geliefert worden! Nach dem Museum nun noch die Kapelle und den Rest der alten Universität, übrigens auch eine der ältesten Europas, besichtigt. Aber dann ist für heute genug, in unsere Köpfe geht nichts mehr rein und wir brauchen dringend Café und Natas. Zudem sind wir total durchgefroren, so dass wir beschließen zum Auto zu gehen und mal so richtig einzuheizen.

Welch eine Überraschung heute Morgen! Gleich neben uns stehen Maria und Lutz mit ihrem Wohnmobil. Wir haben die beiden vor gut zwei Wochen in Vila Nova de Gaia kennengelernt und freuen uns nun wieder mit den beiden sympathischen Kaufbeurern ratschen zu können. Dabei haben wir festgestellt, dass wir nur um ein, zwei Tage zeitversetzt fast die gleiche Route gefahren sind. Wir wollen in Kontakt bleiben und hoffentlich sehen wir uns im Frühjahr wieder! Für uns geht es nun wieder an die Küste und wir finden in Praia de Mira einen Platz an der Mole. In dem kleinen Städtchen ist heute das „Festa do Mar“ und es gibt einen Markt mit dem üblichen Kram, aber auch ein paar Essensstände, dazu eine Vorführung mit dem Rettungsboot von den Feuerwehrlern. Und um Mitternacht soll ein Feuerwerk gestartet werden. Doch das ist uns zu spät und vor allem ist es nach Sonnenuntergang einfach immer zapfig kalt und es weht auch ein ungemütlicher Wind.

 

Über eine langweilige Strecke durch endlose Straßendörfer fahren wir bei Regen und Nebel weiter Richtung Norden nach Praia de Barra. Was soll man an einem so scheußlichen Sonntag machen? Richtig, in einen Waschsalon gehen. Dort ist es warm, der Wäscheberg ist danach weg und über das gute WLAN können wir dringende Updates machen. Der einzige Platz für Wohnmobile - und die Portugiesen sind recht streng, was Freistehen anbelangt, ist wieder mal an der Mole. Es regnet nun ordentlich und die Palmblätter stehen waagrecht. Die Wettervorhersage gibt eine Sturmwarnung aus mit Böen von 120 km/h. Das kann ja heiter werden. Wir müssen den LKW noch mal in den Wind drehen, denn die Markise donnert unaufhörlich an die Seitenwand. Wir schaukeln so stark, dass mir beim Lesen schlecht wird. Auch in der Nacht tobt der Orkan weiter, erst gegen Morgen legt sich der Wind etwas, der Regen leider nicht.

 

Als wir wegfahren, sehen wir, dass es heute Nacht zwei Wohnwägen umgeworfen hat. Gott sei Dank nicht den neben uns, aber der stand ja gut in unserem Windschatten. Den 65 m hohen Leuchtturm können wir nur aus dem Auto raus bei geschlossenem Fenster fotografieren. Schade! Da sich gestern unser Wasserhahn nun endgültig verabschiedet hat, müssen wir in einen Baumarkt und finden auch ein fast passendes Modell. Nebenan kaufen wir das letzte Mal beim Pingo Doce ein und tanken auch gleich noch voll. Um der Dieselpest vorzubeugen. Dabei blockieren wir eine Zeitlang die Tankstelle, da wir ja links und rechts einen Tank haben und Wolfgang partout innerhalb der extrem engen Tankstelle die Zapfsäule wechseln will. In Pardilhó hat die Gemeinde wieder einen Platz mit Ver- und Entsorgung hergerichtet. Zuerst stärken wir uns noch mit Cappuccino und Kuchen, bevor wir uns den Wasserhahntausch ranmachen. Nichts passt zu unseren alten Anschlüssen. Wolfgang hat alle möglichen Ideen mit Schlauchstücken, Rohrschellen, Verbindern usw., aber das Mistteil wird einfach nicht dicht. Drei Stunden später, total genervt, wird der Wasserhahn blindgestöpselt, alle Schubladen wieder eingebaut und geputzt. Nun nur mehr kochen, essen und noch einen Portwein als Dessert, damit wir gut schlafen.

 

Durch eine langweilige und eintönige Landschaft mit wenig ansprechenden, langgezogenen Straßendörfern und Kiefernwäldern, in denen wir deutlich die Sturmschäden der vergangenen Tage beobachten können, erreichen wir bald unseren letzten Stellplatz in Furadouro vor unserer Rückreise nach Deutschland. Zum letzten Mal spazieren wir am Nachmittag in dem kleinen Küstenort rum. Es ist nicht viel los, die wenigen geöffneten Lokale animieren uns nicht dort einzukehren. Bei stärker werdendem Wind sehen wir noch einigen Kitesufern zu, die versuchen ihre bunten Schirme so zu steuern, dass sie nicht ins Wasser getrieben werden. Ein schöner Sonnenuntergang hebt unsere etwas traurige Stimmung und ein Glas guter Rotwein tut sein übriges dazu.

 

Die Nähe zu Porto merkt man gleich an der dichteren Besiedlung. Ein Dorf reiht sich an das andere und bevor wir uns versehen, sind wir auch schon wieder in Vila Nova de Gaia am Campingplatz. Hier können wir den LKW sicher und bewacht für unsere Zeit zu Hause abstellen. Kostet zwar knapp vier Euro am Tag, aber dafür müssen wir uns wohl keine Sorgen machen.

 

Unser Plan, den Hiasl wieder unter eine Plane zu betten, ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Es hat heute so geschüttet, dass wir bis auf die Haut nass geworden wären und da haben wir beschlossen, dass es eben ohne gehen muss. Daheim hatten wir ja auch diesen Luxus nicht. Mit Bus und U-Bahnen sind wir am Nachmittag zum Flughafen rausgefahren und dann auch fast pünktlich abgehoben. Um 22.30 Uhr sind wir im verschneiten Memmingen gelandet, wo wir schon freudig erwartet worden sind!

Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir irgendwann im Februar wieder in Memmingen sein und auf das boarding nach Porto warten!

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