Frankreich 18.10 - 25.10.2017

In der Nähe von Vence kann man eine schöne Wanderung über die „Baoux“ machen und deshalb visieren wir einen Parkplatz bei St. Jeannet an. Für 18 to freigegeben, na dann nichts wie rauf. Vorbei an wahnsinnig schönen provenzalischen Villen, aber über eine sehr schmale Straße mit sehr engen Kurven, wo wir sogar mal rückstoßen müssen - und das passiert uns so gut wie nie! - kommen wir endlich zum letzten Abzweig. Aber da steht ein Schild, dass die Straße ab hier wegen Leitungsarbeiten gesperrt ist! Also alles umsonst. Grrr! Wolfgang findet Gott sei Dank eine geeignete Stelle zum Wenden und wir rollen die ganze Gaudi wieder runter. In Tourrettes sur Loup finden wir einen passenden Stellplatz und machen uns gleich noch auf in das mittelalterliche Städtchen. Wir durchstreifen zuerst noch die Gassen mit schicken Lädchen, erfreuen uns am Klavierspiel eines Bewohners, sehen den Boulespielern zu, bevor wir uns dann doch noch in einer Bar einen Weißwein als Aperitif gönnen.

Wir müssen uns dringend mal wieder bewegen und starten dann nach dem Marktbesuch zu einer Runde auf den Puy de Naouri. Zuerst wieder steil hinauf durch das Villenviertel, wo man wirklich vor Neid erblassen könnte! Steinhäuser mit pastellfarbenen Fensterläden oder verputzte Häuser in Pastell mit Türmchen, mit Anbauten, Terrassen, geschmackvolle Gärten, mit Pools usw. Der Pfad danach zieht sich die Hänge hinauf durch Salbei und Thymian, Brombeeren und Ginsterbüsche. Es riecht würzig, der Himmel ist blau. Einfach wunderschön! Leider ziehen am Gipfel Wolken vorüber und wir haben dort keine Sicht bis zum Meer, aber das macht nichts. Nach fünf Stunden kommen wir hungrig und durstig wieder am LKW an.

Über Bar sur Loup gelangen wir in die Gorges de Loup. Die enge Straße windet sich steil durch die Schlucht des Loup hinauf, wo sich ein großartiges Hochtal auftut. Leider sind die Parkplätze recht rar gesät, so dass wir alles nur vom Auto aus sehen können. Gott sei Dank sitzen wir ja recht hoch drin und haben so zumindest etwas Aussicht. Zu Beginn der Reise war ich ja ein bisschen skeptisch im Herbst unterwegs zu sein. Aber jetzt muss ich sagen, was Besseres kann es gar nicht geben. Blauer Himmel, klare Luft und das bunte Farbenspiel der Laubbäume ist so schön, dass wir uns gar nicht sattsehen können. Ab und an kommen wir an kleinen Weilern vorbei. Einer schöner wie der andere. In Greolières spazieren wir durch die Ortschaft. So klein sie auch ist, es gibt mehrere Bars, zwei Restaurants, Bäcker, kleiner Supermarkt und alles offen! Bald erreichen wir einen kleinen Pass auf ca. 1100 m. Spontan holen wir bald danach die Räder runter und strampeln wieder hinauf. Leider haben wir bergauf Gegenwind, was nicht ganz so lustig ist, dafür geht’s dann in die andere Richtung umso flotter. Hauptsache, es macht Spaß! Am Spätnachmittag kommen wir in Castellane an, durchstreifen noch das nette Städtchen, bevor wir es uns dann im Auto gemütlich machen. Denn ich muss schon zugeben, sobald die Sonne untergegangen ist, wird es schon recht frisch.

 

Auf einem Felsen über dem Ort thront eine Wallfahrtskapelle, wo ein steiler Weg hochführt. Von oben haben wir einen fantastischen Blick auf Castellane, die umgebenden Berge und auf den Beginn der Verdonschlucht. Am Nachmittag müssen wir ein ganz klein bisschen am Auto rumschrauben, aber dafür gibt es dann zur Belohnung einen Aperitif in einer Bar. Die Kalorien müssen natürlich wieder runter, so dass wir noch Federballspielen, bis der Wind zu stark wird.

 

Laut Wetterapp soll es heute eigentlich nicht so schön sein, aber davon merken wir nichts. Die Nacht ist zwar kalt gewesen, auch das Laufen am Morgen ist noch arg zapfig, aber die Strecke geht doch ziemlich bergauf, so dass das mit dem Frieren bald nachlässt! Durch eine traumhaft schöne Landschaft geht es nun in die Gorges du Verdon, die mit ihren bis zu 700 m hohen Felswänden die größte Europas ist. Auf dem Navi entdecken wir eine kleine Straße, die zu einem Parkplatz tief unten führt. Hier ist der Startpunkt für eine 6-Stunden-Tour durch die Schlucht. Da braucht man natürlich um zwei Uhr nicht mehr anfangen. Aber wir marschieren wenigstens eine gute halbe Stunde hinein.  Alles super, bis wir zu den Tunnels kommen. Zwei sind wenigstens gerade, so dass man das Ziel immerhin als kleinen Lichtpunkt vor Augen hat. Aber einer, mit ca. 200 Metern auch der längste, hat auch noch zwei Kurven und ist somit stockfinster. Wir haben nur ein Handy dabei und der Akku ist auch nicht mehr voll. Aber alles geht gut! Bei einem beeindruckenden Überhang sehen wir eine spektakuläre Kletterroute. Da braucht man schon viel Gottvertrauen in die einbetonierten Haken. Zurück am LKW schrauben wir uns wieder hinauf auf die Hauptroute und machen bald  erneut Halt am Point sublime, von wo man einen hervorragenden Blick in die Tiefe des Canyons hat. Es ist schon spät und wir müssen weiter. Immer wieder öffnen sich Superblicke auf den Verdon tief unten. Und dann sind wir schon am Stausee Lac St. Croix. Die letzten Kanus und Tretboote trudeln ein und da beschließen wir, morgen früh auch eine Kanutour in den Canyon zu machen. Wir finden dank einer kleinen Offroadeinlage einen tollen Stellplatz am Ufer. Leider kommen Wolken auf und so wird es nichts mit den Orioniden-Sternschnuppen.

Auch mit unserer Bootstour wird es nichts, denn es geht ein starker Wind und da ist der „Canyon closed“. Dafür werden wir durch den kleinen Ort Moustiers St. Marie voll entschädigt. Es ist Sonntag und somit sind viele Ausflügler unterwegs, aber trotzdem gefällt uns das mittelalterliche Dorf rund um seine Kirche ungewöhnlich gut. Berühmt geworden ist es durch seine Fayencen, deren Produktion im 18. und 19. Jahrhundert wegen Billigware aus England eingestellt wurde. Erst in jüngerer Zeit haben sich wieder Fayencekünstler hier angesiedelt und das Handwerk wieder aufleben lassen. So allmählich gelangen wir von der Haute Provence in die Provence, was man schon an den unzähligen Lavendelfeldern sieht. Die Gegend eignet sich hervorragend zum Motorradfahren. Doch bald wäre es für einen von ihnen schlecht ausgegangen. Eine Gruppe von Bikern kommt uns in einer 90°-Kurve entgegen und einer von ihnen wird zu weit in die Kurve hineingetragen, er sieht uns, kommt ins Schleudern und fängt sich knapp vor unserem linken Vorderreifen. Wolfgang hat ihn schon unterm Truck gesehen. Gott sei Dank ist nichts passiert, aber der Schreck sitzt uns noch eine Zeitlang in den Gliedern. In Cerèste übernachten wir. Da es heute extrem windig ist, fällt der Gang durch den verschlafenen Ort ziemlich kurz aus. Dafür ist unser Abendessen umso ausgiebiger: Baguette mit Tapenade, Pastete, Stiersalami, zwei Bleche Pizza, Käse, lecker Rotwein, mmmh!

 

Wäschewaschen ist wieder angesagt. In Apt gibt es einen Waschsalon und nach einer Stunde haben wir für 10,60 € zwei Maschinen gewaschen und getrocknet inkl. Waschmittel. Am Nachmittag wollen wir eigentlich ein bisschen durch die Stadt bummeln, aber das wird nix, denn heute ist Montag und fast alle Läden haben geschlossen, so dass es etwas „doudelt“, wie man in Bayern sagt! Also verschieben wir das auf morgen und fahren noch hinauf nach Buoux, von wo wir morgen eine nette Wanderung machen wollen.

Zuerst geht es hinauf zum Fort de Buoux, eine mittelalterliche Festung aus dem 12. Jahrhundert. Später diente es den protestantischen Waldensern als Zufluchtsort, bevor es dann der Sonnenkönig Ludwig XIV. schleifen ließ. Die Gebäude aus dieser Zeit wie Wohnhäuser, Zisternen, Getreidesilos, Kirche und die Burg sind noch relativ gut erhalten. Von oben können wir den ganzen Luberon übersehen und auch der berühmte Berg der Tour de France, der Mont Ventoux , ist gut auszumachen. Über eine steile Geheimtreppe gelangen wir wieder zum Kassenhäuschen und nach einem Blick aufs Handy entschließen wir uns für eine kleine Rundwanderung. Durch Eichen- und Kastanienwälder müssen wir aber dann doch auf 900m hoch auf den Pelat de Buoux. Ich glaube, das mit dem Stadtbummel wird heute wieder nichts! Beim Abstieg verpassen wir eine Abzweigung und landen direkt vor einem - eingezäunten - Geiernest. Der Vogel ist über uns aber noch mehr erschrocken und segelt hastig davon. Hat aber schon beeindruckend ausgesehen. Mit brennenden Fußsohlen sind wir dann erst am kurz vor dem Dunkelwerden beim Hiasl und deshalb übernachten wir gleich noch mal hier am Ufer des Aiguebrun. Einziger Wermutstropfen: absolut kein Internet und auch kein Telefonempfang.

 

Uiii, es ist schon halb 10, als wir in dem dunklen Tal endlich aufwachen. Jetzt müssen wir uns aber sputen, sonst klappen die in Apt wieder die Gehsteige zu für die Siesta. Trotzdem nehmen wir uns die Zeit durch Saignon zu schlendern. Es ist einfach ein Dorf schöner wie das andere und da können wir halt nicht nein sagen. Wie ein Adlernest klebt es auf einem Felsen. Ein paar alte Männer sitzen auf einer Bank vor ihren Häusern und lesen Zeitung, die Frauen ratschen vor der Bäckerei. Ein bisschen geschäftiger geht es dann in Apt zu. Heute sind fast alle Läden geöffnet und die Leute, Einheimische und auch ein paar Touristen, gehen noch schnell ihren Besorgungen nach, bevor pünktlich um eins die Rollos niedergelassen werden oder zumindest ein Hund in der Tür zur Bewachung abgestellt wird. Für uns ist wie fast immer nur window shopping angesagt. Denn wo sollen wir denn mit den ganzen schönen Dingen hin? Das macht mich schon etwas traurig…

Wenige Kilometer weiter stoppen wir in Roussillon, laut Prospekt eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Berühmt wurde es durch seine Ockersteinbrüche. Heute wird hier nichts mehr abgebaut und es wurde für die Besucher ein Weg angelegt. Wir waren zwar vor vielen Jahren schon mal hier, aber es ist einfach so faszinierend durch diese gelb-, orange-, rot- und braungefärbten Felsen zu gehen, dass wir uns trotz der vielen Leute wieder dazu entschlossen haben. Die Kinder haben einen enormen Spaß dabei, sich mit dem bunten Sand die Gesichter anzuschmieren oder auf dem Hosenboden wo runterzurutschen. Leider hat Wolfgang arg aufgepasst, so dass das mit seiner Kriegsbemalung nichts geworden ist. Wir laufen danach noch ins Dorf rüber, dessen Hausfassaden alle in den unterschiedlichsten Ockertönen strahlen. Dazu noch die Fensterläden in grau, grün oder blau, einfach super! Allmählich werden wir müde und hungrig und fahren noch ein kurzes Stück weiter nach Westen auf einen Parkplatz unterhalb Gordes.

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