Italien 30.09. - 10.10.2017

Wir beladen mal wieder den LKW. Nach Wolfgangs Genesung hatte nämlich auch der Hiasl noch eine OP am offenen Herzen. Zwecks mehr Power hat er eine andere Einspritzpumpe bekommen, was sich aber etwas in die Länge gezogen hat. Aber Ende September hat Chefarzt Wolfgang sein OK für eine längere Ausfahrt gegeben und so sind wir gleich mal nach Grub zum Globetrotter-Treffen von Klaus und Erika Därr bei den Bayern Kamelen gefahren. Der Ort mit dem offenen Kamelstall, in dem auch noch ein orientalisches Zelt und eine mongolische Jurte Platz finden, ist tagsüber immer Treffpunkt der Gäste und abends finden dort Diavorträge und kleine Vorträge statt. Die professionelle Show von Stefan Erdmann macht so richtig Lust auf Island. Wir treffen viele interessante Leute hier, wie z. B. Marina und Georg mit ihrem Rundhauber oder Rolf mit seinem Dodge, und haben viel Spaß mit ihnen. Am Montagabend reisen wir satte fünf km weiter in unsere alte Heimat Oberdarching. Der Plan eine Wanderung zum Münchner Wasserreservoir am Taubenstein zu unternehmen, eine damalige Feierabendrunde mit Kinderwagen oder Kraxe, ist allerdings ins Wasser gefallen. Schade! Also ab nach Puchheim, wo noch eine kleine Familienfeier stattfindet, bevor wir dann am Mittwoch endlich Richtung Süden aufbrechen.

Über eine fast leere Autobahn gelangen wir nach Garmisch, wo wir erstaunt feststellen, dass auf der Zugspitze noch kaum Schnee liegt. Weiter geht es über den Fernpass ins Inntal runter und dann zügig durch den Tunnel bei Landeck hinauf auf den Reschenpass. Dort muss ich bei etwas frischen Temperaturen den alten Kirchturm von Graun fotografieren, der als einziges Gebäude noch aus dem gefluteten See rausragt. Zum Greifen nahe liegen der Ortler und die Königsspitze vor uns. Und mit jedem Kilometer, den wir nun ins Vinschgau runter fahren steigt die Temperaturanzeige auf dem Außenthermometer. Wird ja auch Zeit, gefroren haben wir nun genug. In Marling bei Meran übernachten wir auf dem Bahnhofsparkplatz.

 

 Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein wecken uns am Morgen, also so gegen neun Uhr. Wir wollen heute den südlichen Teil des Marlinger Waalweges gehen. Die Waale, Bewässerungskanäle, wurden im 17. Jahrhundert angelegt und werden bis heute noch benutzt um die Weinberge und Apfelplantagen mit Wasser zu versorgen. Es macht viel Spaß bei dem tollen Wetter an den Waalen inmitten von unzähligen Kastanienbäumen entlang zu gehen. Das Aufsammeln der Maroni ist allerdings unter Strafe verboten. Aber ein paar sind mir wohl ganz von alleine in meinen Rucksack gehüpft. In Lana kehren wir zu Wein und Brotzeit ein, bevor wir wieder zurückkehren. Ein total guter Tag!

 

Unsere Vorräte sind aus und so starten wir über Bozen nach Eppan zum Einkaufen und von dort zu den Montiggler Seen, wo wir einen schönen Parkplatz zum Übernachten wissen. Bei T-Shirt-Wetter umrunden wir noch sämtliche Seen am Nachmittag. Die Schwammerlsuche ist allerdings erfolglos.

Arco ist unser nächstes Ziel. Wir waren früher in allen Pfingstferien mit den Kindern und VW-Bus in Arco zum Mountainbiken, Wandern und Begehen diverser Klettersteige. Zu Beginn vor über 20 Jahren war es eine beschauliche italienische Kleinstadt mit ein paar Bars und Restaurants, kleinen Läden für den täglichen Bedarf und wenigen Outdoorgeschäften. Doch heute reiht sich ein Bergausrüstungsladen an den anderen, dazwischen Eisdielen und Schuhläden, etwas mehr Bars und sonst nichts. In der engen Hauptgasse brausen 70% der hochpreisig gekleideten Biker auf ihren E-Bikes rum, andere präsentieren sich immer noch mit Hüftgurt an der Eisdiele. Wir merken, dass uns diese ewige Poserei gar keinen Spaß macht und kehren bald zum Auto zurück.

 

Leider kommt heute Vormittag das große Grauen für uns, als wir aus nostalgischen Gründen beim Frühstück schnell beschlossen haben, den „Klettersteig“ auf den Colodri zu gehen. Hier gab es früher an wenigen Stellen einen Eisentritt oder ein kurzes Stahlseil, aber heute von unten bis oben seilversichert.  Die ersten 15 Minuten sind wie immer, doch dann sind wir plötzlich von vorne und hinten zwischen großen Gruppen von Klettersteigaspiranten mit unzähligen - zu kleinen - Kindern eingekeilt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich habe sage und schreibe für die knapp 300 Hm 2Std. 50 Minuten gebraucht!!! Für diese Feierabendtour habe ich früher für Auf- und Abstieg höchstens 50 Minuten geopfert. Wir sind uns dann bei einem Glas Rotwein einig: Arco nie wieder! Und auch nie wieder Campione. Das war mal ein netter Surfer- und Kitespot mit vielen Wohnmobilen. Aber heute ist alles zu einer einzigen Baustelle umgemünzt und mitten drin im letzten Dreck ist ein sogenannter Wohnmobilstellplatz für 18 € für nix! Ja geht’s noch? Wolfgang meint, Brücke über den Gardasee und zuschütten! In Toscolano gibt es dann bei einem kleinen Park einen super Nachtplatz für uns.

 

Heute wollen wir mal etwas vorwärts kommen und spendieren dem italienischen Staat ein paar Euros an Mautgebühren. Doch trotz Autobahn schaffen wir es nur bis Alessandria. Doch wir haben Sonnenschein bei angenehmen 24°, die Landschaft ist zwar nicht so spannend - Poebene halt - , dafür sehen wir noch ein paar nicht abgeerntete Reisfelder und unzählige Kreisverkehre, die neue Geißel der Menschheit!

 

Alessandria ist eine typisch italienische Kleinstadt mit unzähligen engen Gassen und einer Fußgängerzone, wo sich allerdings im Gegensatz zu Deutschland nicht nur die gängigen Filialen aneinanderreihen. Nein, es gibt noch viele kleine Läden mit exquisiter Mode, ausgefallenen Schuhen, Haushaltswaren, Büchern etc. Und zwischen drin, schon fast versteckt, finden sich auch viele Kirchen und Paläste aus den vergangenen Jahrhunderten. Die Zitadelle am jenseitigen Tanaroufer hat uns nicht so begeistert, die Gebäude waren geschlossen und das umliegende Gelände hat einen etwas verwahrlosten Eindruck gemacht. Später haben wir uns dann mit unserem Wäschesack zu einem Waschsalon aufgemacht, wo wir neben Wäschewaschen gleich noch das gute WLAN zu allen möglichen Updates genutzt haben.

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