Griechenland 05.04. - 16.04.2017

Wir hängen bei Zampetas noch einen Tag dran: unsere Wäsche ist nicht trocken! Aber so kann Wolfgang noch einen Auslaufhahn in den Duschtank einbauen und dringende Putzarbeiten erledigen wir auch gleich noch. Zudem lernen wir hier Rita und Barni kennen, ein Schweizer Paar, das seit vier Jahren auf Achse ist. Wir erfahren viele interessante Dinge von ihnen und hoffen in unserem weiteren Reiseleben noch mehr so nette Leute zu treffen.

Dann ist es aber genug hier, denn wir müssen dringend zu IKEA - das zweite Mal schon in Griechenland wie der aufmerksame Leser feststellt - ein Satz Bettwäsche muss zu Lumpen verarbeitet werden und es muss Nachschub her. Ist ja nicht weit. Wir werden auch bald fündig, aber dann an der Kasse werden unsere Nerven schon arg strapaziert. Also die Griechen haben wirklich alle Zeit der Welt. Einer kauft nur ca. 25 Aschenbecher, zählt vorsichtshalber noch mal nach, und nein, es fehlen zwei! Also schwupps weg um die fehlenden zu holen! Und alle zahlen mit Karte, auch eine kleine Teekanne oder ein paar Teelichter und das dauert immer eine Ewigkeit. Gut, dass wir quasi in Rente sind und auch viel Zeit mitbringen. Endlich draußen machen wir uns auf den Weg nach Polygyros, ein kleines Städtchen, am Fuß des Holomontasgebirges. Eine hügelige Mittelgebirgslandschaft erwartet uns, was gut ist, denn wir wollen ein bisschen wandern. Wir sind hier auf gut 500 m Höhe und man merkt sofort, wie der Frühling gegenüber dem Flachland hinterherhinkt. In der Stadt gibt es laut Reiseführer noch alte makedonische Lehmhäuser, doch wir finden nur noch Ruinen davon, sonst lauter gesichtslose Neubauten. Zudem ist es arg kalt, so dass wir den Kaffee lieber daheim zu uns nehmen, statt in einer zugigen Bar.

 

10° zeigt das Thermometer heute Morgen und es ist grau in grau. Wir gehen auf den Hügel über der Stadt mit kleiner Kirche und großem Kreuz hinauf, von dem man bei guter Sicht alle drei Finger von Chalkidiki sehen kann. Heute nicht. Ich bedauere schon, keine Handschuhe dabei zu haben! In der Hoffnung noch etwas warm zu werden, machen wir noch die große Runde bevor wir wieder zum Hiasl gehen, aber nix war’s! Warm wird es erst, als wir den Zitronenkuchen in den Ofen schieben und bald darauf genießen.

Ab an die Küste und zwar auf den mittleren Finger, Sithonia. Wir halten nach einem Stellplatz Ausschau, wo wir ein paar Tage bleiben können und werden erst ganz unten, am südlichen Ende des kleinen Naturhafens Porto Koufo, fündig. Eine wahnsinnig schöne Bucht, weißblauer Himmel und Sandstrand, das haben wir gesucht. Ich bin gleich ganz übermütig und läute die Badesaison ein. Es ist aber noch so bestialisch kalt, dass ich nur kurz untertauche und dann bin ich auch schon wieder draußen. Wolfgang will sich natürlich nicht nachsagen lassen ein Weichei zu sein und „springt“ quasi hinterher. Genauso kurz!

Heute machen wir eine kleine Radltour hinüber an die Ostküste nach Kalamitsi. Mit einer angenehmen Steigung geht es über die Berge, vorbei an einer alten Windmühle. Wir werden mit einer herrlichen Sicht auf den Berg Athos für die - naja, nicht so enormen - Mühen belohnt. An den  Tavernen und Bars in Kalamitsi wird noch fleißig gewerkelt für den baldigen Saisonbeginn. Wir bekommen trotzdem was zu trinken, allerdings zu exorbitanten Preisen, die wir aber nicht bezahlen. Wir müssen ja nun wirklich nicht alleine Griechenland sanieren. Das Tolle an Kalamitsi ist die kleine halbmondförmige Bucht mit glasklarem Wasser und einem breiten Sandstrand, wo sich um diese Zeit noch nicht eine Liege an die andere reiht. Einfach traumhaft! Der kräftige Wind ist nicht ganz so toll, aber bei der Auffahrt zum Pass wird uns gleich wieder warm.

 

Weil es gestern so gut lief, starten wir heute mit dem Rad in die andere Richtung. Das ist das Gute hier: man muss nicht lange überlegen wohin, denn es gibt nur zwei Möglichkeiten. Damit es nicht so langweilig wird, nehmen wir die Schotterpiste an der Küste entlang. Es geht immer rauf und runter, wir fahren an traumhaften, einsamen buchten vorbei. Ab und zu passieren wir ein Hotel oder eine kleine Ferienanlage, aber alles ist noch im Winterschlaf. Nur ein kleiner bissiger Hund macht mir Angst, als er laut kläffend und mit weit aufgerissenem Maul auf mich zu rennt. Gut, dass ihn Wolfgang abwehren kann, denn es geht gerade bergauf, so dass ich auch nicht besonders beschleunigen kann. Nach einem steilen Stich hinauf auf die Ringstraße, geht es nun fast nur noch bergab zum LKW. Wegen des starken Windes geht der Tacho allerdings kaum über 45 km/h. Während unserer Siesta stehen auf einmal Rita und Barni vor der Tür. Sie haben uns mit dem Fernglas erspäht und geben uns wertvolle Informationen bezüglich der Türkei. Denn das Thema beschäftigt uns schon ziemlich. In einer Woche ist ja das türkische Referendum bzgl. Erdoĝans Machtbefugnisse und deswegen schieben wir die Einreise nun noch vor uns her, bis wir sehen, wie sich das entwickelt.

In dieser großen Bucht mit relativ flachem Wasser ist die Badetemperatur doch gleich viel angenehmer. Ich kann heute schon zweimal untertauchen, juhu! Und was auch noch besser ist: Es geht endlich so gut wie kein Wind.

Vor den Ostfeiertagen bunkern wir heute noch etwas Lebensmittel und fahren langsam hinüber auf den östlichsten Finger nach Ouranoupoli. Olivenhaine wechseln sich mit frisch ausgetriebenen Walnussbäumen, Eichen und Pappeln ab. Alles ist üppig grün, dazwischen gelbe und rosa Farbtupfer.

 

Das ist das Schöne an dieser Jahreszeit, nichts ist gelb und verdorrt. Der Nachteil: Wir fahren durch viele Geisterdörfer, die Cafés und Tavernen haben noch geschlossen, ebenso die Bäckereien und Supermärkte und die Häuser stehen leer. Sie warten alle auf die kommende Saison. In Ierissos bleiben wir am Hafen stehen. Hier gibt es noch ein paar Werften, die Holzboote herstellen. Vor und in den Hallen sehen wir die unfertigen Gerippe, draußen warten welche auf Ausbesserung. Überall wird gesägt und gehämmert und es riecht nach frischer Farbe. Bald sind wir in Ouranoupoli, der letzte frei zugängliche Ort der Mönchsrepublik Athos. Es kommt gerade eine Fähre mit Pilgern an, wobei es manche recht weltlich zugehen lassen mit der GoPro am Pilgerstab! Wir laufen an diversen Souvenirshops und Gaststätten vorbei zum Turm, in dem ein Museum untergebracht ist. Aber natürlich geschlossen. Allmählich nervt es mich und auch sonst habe ich mir von dem Ort mehr versprochen. Übernachten können wir hier auch nicht also drehen wir wieder um und installieren uns wenige Kilometer weiter in Nea Roda, einem kleinen, unscheinbarem Ort, wo wir aber in einer Taverne sehr leckeren Oktopus bekommen!

Irgendwie ist bei mir mit Griechenland so ein bisschen die Luft raus. Die Landschaft ist nach wie vor schön, aber immer die gleiche. Wir sehen während der Fahrt Supersandstrände, aber das ewige Rumhängen ist nichts für mich. In Olimbiades tanken wir am Hafen Frischwasser, aber ansonsten ist hier nur gähnende Langeweile und so geht es weiter im ewigen Auf und Ab mit unzähligen Kurven bis nach Loutra Eleftherones. Hier war vor, ich weiß nicht wie vielen Jahren, ein Thermalbad. Alle Gebäude stehen noch, aber leer, mit kaputten Scheiben, alte Matratzen und Unrat liegen herum. Die großen, alten Pappeln, die gerade neue Blätter ausgetrieben haben, mildern den hässlichen Anblick und lassen erahnen, wie das Ganze hier mal ausgesehen hat, als es noch in Betrieb war. Wir sehen die alten Badehäuser, ein Restaurant mit tollen blauen Fensterrahmen, alles mit einem morbiden Charme. Es gibt viele kleine Naturbecken mit dem warmen, schwefeligen Wasser, von denen wir uns ein freies aussuchen und so ca. 20 Minuten darin entspannen. Länger soll nicht so gut sein. Der ganze Ort ist, wie auch die Region hier, fest in bulgarischer Hand. 90% der Autos haben bulgarische Kennzeichen und es sind beileibe keine mickrigen Autos.

 

Nach dem Morgenbad fahren wir weiter nach Kavala. Eine große Hafenstadt, das weiße Häusermeer zieht sich wie bei einem Amphitheater die Hänge hinauf. Es ist dann gar nicht so einfach mit unserem großen Auto einen Parkplatz zu finden, zumal heute auch noch Markt ist, der natürlich auf einem der größeren Parkplätze stattfindet. Doch hinten am Hafen werden wir fündig. Praktischerweise ist es gleich unter der Altstadt. Steile Gassen führen zur ehemaligen Moschee hinauf und weiter zur Festung, von der aber nur der Wehrturm, zwei Gebäude und Teile der Mauer erhalten sind. Dafür hat man von hier oben einen Superblick auf die Stadt und auf das alte Aquädukt, das früher Kavala mit Wasser versorgte. Heute ist ja Karsamstag und wir sehen viele Griechen mit Schachteln von Konditoreien rumlaufen mit der Ostertorte oder -kranz. Wir begnügen uns mit einer Schachtel Blätterteiggebäck. An einem Strand außerhalb der Stadt übernachten wir.

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