Heute hat uns nach dem Frühstück der Rappel gepackt und wir haben, auch wegen der funktionierenden Dusche gleich nebenan, unsere Dachfenster und dann auch noch die Dachfläche vom Dreck befreit. Es war zwar ein bisschen mühsam einen Eimer ohne Henkel nach oben zu bugsieren, aber wir haben zumindest optisch den Eindruck, dass es sauberer aussieht. Wir verlassen nun Methana und es geht weiter über enge und kurvige Straßen, mal an der Küste, mal über die Berge. Wir durchfahren kleine Dörfer, zum Teil sind sie arg zerfallen und die Häuser heruntergekommen. Olivenbäume prägen die Landschaft. Doch auch da sehen wir gepflegte und geschnittene Bäume, wie auch zugewachsene und sehr dichte Oliven. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Kanal von Korinth. Das Navi hat uns allerdings zu der östlichsten Brücke geführt und die geht nur für Fahrzeuge bis zu 3 to. Der Kanal sieht hier nur aus wie ein ganz normaler Fluss. Also zurück und zur richtigen Isthmus-Brücke. Hier sind die Wände bis zu 80 m tief und wir sind beeindruckt, wie auch schon vor vielen Jahren. Was mir gar nicht gefällt sind die Klopapierfetzen und die Feuchttücher, die hier an Stelle von Schlössern ans Brückengeländer geknotet wurden. Ich bin auch kein Freund von diesen dämlichen Schlössern, aber Klopapier? Gerade als wir gehen wollen, entdecken wir am Westende ein Schiff, das sich auf die Kanaleinfahrt zubewegt und wir beschließen zu warten. Für die gut 3 km lange Strecke braucht das Schiff leider gut 45 Min., die wir in Sonne bratend verbringen. Dafür lässt der Kapitän das Horn kräftig tuten, als er unter der Brücke durchfährt. Der Name des Schiffes: Kapitan Erdoĝan! Weiter geht es Richtung Athen an der Küste entlang. Uns kommen ein Krankenwagen und eine Feuerwehr entgegen und bald sind wir an der Unfallstelle: ein Kleinlaster ist von der Straße abgekommen und liegt nun im Meer. Bei Kineta finden wir einen Parkplatz neben einer Bar, die aber jetzt noch nicht geöffnet hat, aber ein offenes Wlan hat. Das passt ja um den letzten Blogeintrag hochzuladen.
Wir wollen auf die Insel Euböa und fahren dazu, noch vor Athen, mal wieder über die Berge hinüber nach Chalkis, wo wir über die neue Brücke nach Euböa gelangen. Die Strecke war wunderschön wie immer, aber für Wolfgang ist es doch eine ganz schöne Kurbelei. Eigentlich wollten wir ja heute einen Großeinkauf machen, aber wir haben nicht bedacht, dass heute griechischer Nationalfeiertag ist und die großen Läden alle zu haben. In Nea Artiki parken wir am Hafen und schlendern an der Strandpromenade entlang. Doch die Restaurants sind alle dicht besetzt, kein Tisch ist frei. Beim Vorbeigehen läuft mir das Wasser im Mund zusammen: alle Arten von Fischen auf den Tellern, Garnelen, Tintenfische, Salate, Vorspeisen, kühler Weißwein etc. In der Stadt finden wir einen offenen Metzger, wo wir zwei Hähnchenkeulen kaufen und nebenan noch Gemüse und Brot. Und zudem noch eine kleine Ouzerie, wo wir Bier und Wein mit Meze, kleine griechische Vorspeisen, was es halt gerade so gibt, bestellen. Es ist unglaublich, aber für ein Bier, ein Viertel Wein und zwei Teller Meze bezahlen wir fünf Euro! Wir sind müde von der Fahrerei, laufen noch ein bisschen zwischen aufgestrapsten, älteren Griechinnen mit dickbäuchigen Begleitern am Hafen rum, bevor wir uns in einem Olivenhain für die Nacht niederlassen.
Heute, am Sonntag, teilen wir uns die Strecke nach Limni, an der Ostküste Euböas, mit vielen Motorradfahrern und Ausflüglern. Die Motorräder können uns ja gut überholen und die anderen haben nun auch mal die Gelegenheit sich die herrliche Berglandschaft mit den würzig duftenden Kiefern anzusehen. Und plötzlich erreichen wir einen Fluss, der, ganz ungewöhnlich für Griechenland, auch noch Wasser führt. Auf der Karte ist eine Brücke zu sehen, die zu ein paar kleinen Seen führt. Da wollen wir uns die Beine vertreten. Doch das wird nix! Die Brücke ist eingebrochen und das Wasser zu kalt, zu tief und zu reißend. In Limni, einem kleinen Fischerstädtchen, mit recht engen Gassen und diversen Einbahnstraßen finden wir dann doch noch einen guten Platz direkt am Strand. Ein paar Meter weiter sitzen wir in einem Café bei Vanillepie und Cappuccino und beobachten die Einheimischen beim Flanieren.
Oje, es regnet leicht und ist kalt, so um die 12°. Ich bin nach dem Laufen mehr von oben nass. Als vom Schwitzen. Wir beschließen nach Loutra Edipsus zu fahren und dort die heißen Quellen zu suchen. Doch die sind entweder eingezäunt oder sie gehören zu Hotels, von denen fast alle zu sind, oder die Becken sind nur 20 cm hoch und das Wasser so um die 60° heiß. Auch der ganze Ort ist so richtig trist, so dass wir recht bald zum Hafen fahren und für die nächste Fähre ein Ticket zum Festland kaufen. Leider müssen wir fast zwei Stunden warten. Die Überfahrt dauert ca. 45 Min. und ist Gott sei Dank ohne Geschaukele! Und dann 40 Kilometer später ist es soweit: wir sind endlich bei den lange ersehnten heißen Quellen und zwar in Thermopylen. Für Geschichtsinteressierte: König Leonidas siegt bei der Schlacht an den Thermopylen gegen die Perser vor ca. 2500 Jahren. Wir parken direkt an dem oberen Becken, wo auch schon zwei österreichische Wohnmobile stehen und ziehen uns sofort um. Das Wasser ist schwefelhaltig und dementsprechend stinkt es nach faulen Eiern. Zuerst kostet es etwas Überwindung reinzugehen, denn es ist so an die 46° warm - der Österreicher hat ein Thermometer dabei! Aber wenn man mal drin ist, kann man es ganz gut aushalten. Wegen des Schwefelgehalts soll man sowieso nur so 20 Minuten drinbleiben, weist eine Tafel hin. Die kalte Luft danach tut richtig gut, alles prickelt. Wir wollen gleich hier schlafen, damit wir am nächsten Morgen wieder in die Fluten springen können. Doch mitten in der Nacht kommt ein Auto mit Sirene, die Security-Einheit des nahegelegenen Flüchtlingsheims. Man fordert uns alle auf sofort zu dem unteren Parkplatz zu fahren, denn hier sei wegen der Migranten nicht sicher für uns! So ein Quatsch! Die Unterkunft liegt genau in der Mitte zwischen den beiden Parkplätzen und nur weil die Griechen die Flüchtlinge nicht mögen und sich natürlich auch wichtigmachen wollen, müssen wir jetzt noch umparken. Im Schlafanzug verstauen wir notdürftig das schmutzige Geschirr und fahren die paar hundert Meter weiter. Gute Nacht!
Wie gestern bedeckter Himmel und relativ kalt. Wolfgang nimmt noch kurz ein Bad und dann fahren wir nach Lamia zum Einkaufen. Wir peilen den nächsten Lidl auf der Karte an. Aber welch eine Überraschung, der wird erst in zwei Tagen eröffnet! Da hat sich Lidl ja mächtig ins Zeug gelegt die OSM zu aktualisieren. Aber es gibt ja noch einen, wo wir auf dem Parkplatz mit einem guten Internet gleich noch diverse Bankgeschäfte erledigen. Auf der Rückfahrt finden wir mit etwas Rumfragen einen Eisenhändler, wo wir noch eine Verstrebung für den Laster kaufen. Da hier um halb fünf zum Arbeiten aufgehört wird, hat der Schraubendandler mittlerweile zu. Das verschieben wir also auf morgen. Zurück bei den Quellen machen wir dann die Bekanntschaft mit Sven, einem jungen Studenten aus Darmstadt, der mit seiner Transalp solo unterwegs ist und mit Giannis, ein Grieche mit waschechtem Aschaffenburger Dialekt, der alleine in seinem Wohnmobil rumfährt. Wir freuen uns alle mal andere Reisende zu treffen, grillen zusammen, haben interessante Gespräche und trotzen mit Hilfe Giannis‘ Tsipero den niedrigen Nachttemperaturen.
Wir machen uns mal wieder nach Lamia auf und werden bei einem Minibaumarkt mit sehr kompetenten Mitarbeitern mit allem versorgt, was wir wollen (diverse Schrauben, Muttern, Beilagscheiben, Farbe und Pinsel). Wieder „daheim“, wird die Strebe angepasst und Löcher gebohrt und danach zweimal gestrichen. Zwischendrin ein stinkiges Bad genommen und am Abend hat Giannis für uns alle Spaghetti mit Hackfleischsoße zubereitet, gefolgt von griechischem Kaffee und dann für ihn Tsipero und Sven und ich halten uns aber heute an Rotwein. Wolfgang ist gleich ganz enthaltsam! Wie auch gestern schon ein sehr netter Abend, wenn nur die vielen Moskitos nicht gewesen wären. Wir waren alle total zerstochen, grrr.
Heute ist bei allen Tag des Aufbruchs. Sven will über die Berge rüber an die Westküste, Giannis Richtung Athen und wir weiter nach Norden. ÜberLamia geht es durch fruchtbare Hochebenen, wo die Bauern fleißig am pflügen und säen sind und der Weizen schon 20 cm hoch steht, nach Larissa. Rund um Larissa wird Baumwolle angebaut, doch die Felder sind um die Zeit noch leer. Die Sonne scheint und wir kommen ausnahmsweise mal relativ zügig voran. Der Plan ist durch das Tembital, das recht malerisch sein soll, an die Küste zu fahren. Doch ist es recht tricky nicht auf die neu gebaute Autobahn zu fahren, da die Griechen eine arg verwirrende Beschilderung vorgenommen haben. Man muss nämlich den Autobahnschildern folgen um auf die Landstraße zu kommen, andernfalls wird aus der Straße eine Offroadpiste, die im Nirgendwo endet! Wir beschließen dann spontan über zahlreiche Kehren nach Ambelakia hinaufzufahren, das ein schönes Dorf mit alten Steinhäusern sein soll. Die Mühe hat sich gelohnt. Dort scheint die Zeit still geblieben zu sein: ein paar prächtige steinerne Herrenhäuser mit bemalten Erkern, kleine Dorfhäuser mit vielen Topfpflanzen, gepflasterte Gassen, ein Dorfplatz mit großer Platane, Kinder, die Fangen spielen, alte Frauen, natürlich in Schwarz gekleidet, sitzen auf einer Mauer und ratschen. Nur die Eselskarren wurden gegen Geländewägen von Nissan, Toyota, Mitsubishi etc. eingetauscht. Die Aussicht auf den „Kleinen Olymp“ ist toll und so fahren wir nur noch zwei Kehren zurück, wo es neben ein paar Schafpferchen einen guten Platz zum Schlafen gibt.
Es ist wieder Meer angesagt und als wir durch Platamonas fahren kommen wir direkt an einer Burg vorbei. Das hatten wir schon lange nicht mehr und so spendieren wir einen Euro Eintritt und spazieren ganz alleine durch die Überreste dieser byzantinischen Festung. Die Festung wurde strategisch günstig auf einem Hügel errichtet, von wo wir einen tollen Rundumblick haben. Ein paar Kilometer weiter richten wir uns am Strand von Leptokaria häuslich ein.
Die Sonne scheint und das Meer lockt mit riesigen Wellen - also für das Mittelmeer riesig, so ca. einen Meter hoch - , aber trotz eines ernsthaften Versuchs von mir, schaff ich es nur bis zu den Knien reinzugehen. Ich habe so das Gefühl, dass mir meine Füße abfrieren. So allmählich glaube ich nicht mehr recht daran, dass ich auf dieser Reiseetappe noch im Meer baden werde. Aber ein ausgedehnter Strandspaziergang und ein bisschen in der Sonne liegen ist ja auch ganz schön!
Nachdem wir gestern schon so tolle Ausblicke auf den verschneiten Olymp hatten, fahren wir heute über Litochoro hinauf ins gut 1000 m hoch gelegene Prionia. Hier gibt es nur einen Parkplatz und eine Bar und den Beginn des Wanderweges hinauf zum Olymp. Durch riesige Buchenwälder gehen wir Richtung S. Agapitos-Hütte. Uii, da kommen schon die ersten Schneeflecken! Doch bis ca. 1800 m Höhe ist der Weg eigentlich schneefrei, doch dann beginnt eine geschlossene Schneedecke. Da hätten wir doch besser unsere hohen Bergschuhe anziehen sollen. Da die Hütte eh noch bis Mai geschlossen hat, beende ich die Tour auf ca. 2000 m (Wolfgang hat schon früher aufgegeben) und ca. 15 Minuten vor dem Haus. Die knapp 1000 m Abstieg mit nassen Füßen reichen dann auch, dafür wird man aber auch mit einer super Gebirgslandschaft und wolkenlosem Himmel belohnt! Fast unten in Litochoro schauen wir uns noch das Kloster A. Dionisios an und übernachten dann auch gleich noch hier auf dem Parkplatz.
Leider ist es heute Morgen bedeckt und relativ kalt, aber ich hole trotzdem das Mountainbike runter und fahre zur Stavroshütte hinauf. Außer mir ist keine Menschenseele unterwegs und pünktlich bei der Hütte hüllt kalter Nebel alles ein. Die Straße ist ja gut geteert und so kann ich es richtig laufen lassen, aber trotz Daunenjacke bin ich ziemlich durchgefroren, als ich wieder beim LKW bin. Durch unspektakuläre Landschaft fahren wir mit eingeschalteter Heizung bis Thessaloniki, quälen uns durch chaotischen Verkehr mitten durch die Stadt bis wir ca. 20 km südlich den Camper-Stopp Zampetas erreichen. Hier kann man umsonst stehen, im Shop Campingzubehör kaufen, in der Werkstatt evt. Notwendige Reparaturen durchführen lassen oder wie wir die Gasflasche auffüllen lassen. Und das Beste: Es gibt eine Waschmaschine, die gut wäscht und vor allem auch schleudert!!! Die wird von uns gleich mehrmals angeworfen.
Heute Morgen also zuerst noch Hausarbeit und danach fahren wir mit dem Bus nach Pereia, von wo man mit der Fähre angeblich schneller als mit dem Bus nach Thessaloniki kommt. Doch zuerst steigen wir viel zu früh aus dem Bus und müssen eine halbe Ewigkeit zum Hafen laufen und dann sind da nur zwei mickrige Ruderboote festgemacht. Hmm. Wir fragen nach und man sagt uns, dass diese Fähre erst ab Mai geht. Na, super. Erst mal Cappuccino trinken, dann wieder eine Bushaltestelle suchen und auf den Bus warten. Dieser fährt nur bis IKEA, die Haltestelle heißt wirklich so, aber wir finden dort sofort einen ins Zentrum und gehen auch davon aus, dass der gekaufte Fahrschein noch gültig ist. Natürlich sind zwei Kontrolleure im Bus. Und irgendwas passt ihm an unseren Tickets nicht, Wolfgang will nachlösen, aber dann winkt er doch ab. Vielleicht zu viel Arbeit, aber egal, für uns gut! In der City laufen wir leider etwas planlos - im wahrsten Sinne des Wortes - umher, finden aber doch den Triumphbogen, die Rotonda, den weißen Turm, die Markthalle, die A. Sophia und viele Einkaufsstraßen mit bekannten Marken , aber auch nette kleine Läden. Wir lassen uns treiben und beenden den Besuch in einem Restaurant an der langen Uferpromenade mit einem Abendessen, bevor wir uns auf die fast einstündige Heimreise mit den Bussen machen.
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