Rumänien 30.9. - 4.10.2016

Bei blauem Himmel fahren wir durch Mischwälder die Hochstraße in die Fagarascher Berge hinauf. Die Steigung dürfte bei 10% liegen und Wolfgang hat durch die vielen Kehren ganz schön zu kurbeln. Am Parkplatz der Seilbahn hinauf zum Balea-See machen wir Halt und wandern zum Balea-Wasserfall rauf. Der Weg ist steiler als gedacht und so kommen wir trotz der herbstlichen Temperaturen ins Schwitzen. Der Wasserfall selbst – naja, aber es war gut zum Beinevertreten. Danach geht es weiter hinauf, die Berge werden schroffer, das enge Tal öffnet sich und auf ca. 2000 m sind wir schon am Balea-See angekommen. Allerdings ist uns die vierfache Parkplatzgebühr zu viel und wir fahren durch den Tunnel auf die Südseite des Passes und finden auch gleich einen Platz. Zu Fuß wieder zurück zum See und bei Sonnenschein, aber eisigem Wind hinauf zum Gipfel des Vânâtoarea mit 2507 m. Bis auf eine ausgesetzte Kletterstelle ist der Weg zwar steil, aber einfach. Von oben haben wir einen herrlichen Blick auf das Bergpanorama. Hinab geht es über einen See und einem extrem steilen Pfad, der uns fast direkt zum LKW bringt. Dort gibt es einen wohlverdienten Feierabend-Cider!

Bei leicht bedecktem Himmel laufen wir mal wieder durch den Tunnel – immerhin mehr als einem Kilometer -  und machen uns dann auf den langen Weg über diverse Scharten und der Laitel-Spitze und ein paar mit Seilen gesicherten Stellen zum Negoiu 2537 m. Es ist heute Samstag und da die Rumänen seit ein paar Jahren auch die Berge entdeckt haben, sind wir nicht alleine. So kommt es zu etwas Wartezeit bei den schwierigeren Stellen. Zurück geht es wieder zum Câlţuni-See und von dort über einen anderen Weg direkt zum Tunnelausgang. Da wussten wir nur noch nicht, dass nun noch mehrere Anstiege kommen! Nach neun Stunden und fast 1600 Hm mit nur einer Stunde Pause sind wir dann endlich reichlich fertig am Auto. Noch schnell eine Lauchquiche gemacht, duschen und ins Bett.

Meine Zehen haben heute keine Lust auf Bergsteigen und so fahren wir ein Stück den Pass runter, bis wir einen schönen Stellplatz auf einer Wiese an einem Bach finden. Mit dem eisigen Bachwasser wasche ich erst mal ein paar Pullover und danach muss ich zur Erholung gemütlich in der Sonne lesen. Irgendwann wird es langweilig und wir holen die Räder runter und fahren noch mal hinauf zum Pass. Da muss man ein bisschen aufpassen, denn die meisten Rumänen sind recht rüpelhafte Autofahrer und nehmen auf Radfahrer keine Rücksicht. Doch wir überleben es. Am Abend gesellt sich noch ein junges, deutsches Paar zu uns, das für ein Jahr mit dem Wohnmobil durch Europa reist. Wir verbringen einen interessanten Abend mit Steffi und Declan. Ich finde es toll, was sich die beiden trauen - Job und alles aufgeben- und hoffe sie vielleicht ins Griechenland wieder zu sehen.

Leider regnet es heute Morgen, da wird aus der geplanten Wanderung nichts und wir fahren die Transfâgârâşan weiter Richtung Süden. Sie ist weiterhin sehr kehrenreich. Wir kommen an einen riesigen Stausee mit vielen Armen, die alle ausgefahren werden. Durch die Berge ringsum erinnert die Szenerie  an norwegische Fjorde. Bei einer Bauruine halten wir an um Fotos zu machen. Doch plötzlich geht eine Alarmanlage mit schrillem Geheul los! Wir schütteln nur die Köpfe, denn hier ist wirklich nichts zu holen, alles versifft und runtergekommen. Die Staumauer ist beeindruckend. Es geht schon sehr weit in die Tiefe auf der Ablassseite. Ein paar Kilometer weiter ist eine Burgruine, die im 15. Jh. von Vlad Tepeş, Graf Dracula, erweitert wurde. Der Weg hinauf ist hart verdient: 1460 Treppenstufen führen rauf zur Burg! Wir stiefeln durch die verbliebenen Gemäuer und genießen die Aussicht auf die herbstlichen Hügel ringsum. Kurze Zeit später finden wir zwischen abgeernteten Feldern ein Platz zum Schlafen.

Endlich haben wir wieder Internet, doch leider sagt uns die Wetter-App, dass nun in den Bergen das Wetter schlecht wird und die Temperaturen auf unter 10° fallen. So beschließen wir, leider, Rumänien zu verlassen und morgen nach Bulgarien zu fahren.

Es hat uns hier sehr gut gefallen, wir fühlten uns immer sicher, wir wurden nie abgezockt und die Leute waren alle sehr freundlich zu uns. Wir waren erstaunt zu sehen wie wenig Maschinen in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Kartoffeln werden mit der Hand geklaubt, der Mais per Hand geschnitten und gebündelt, mit Pferden wird geeggt und gepflügt. Jeder hält sein Grundstück so sauber wie es geht, es wird gekehrt, Unkraut gezupft, gestrichen und gebaut. Die Menschen gehen zu Fuß durchs Dorf und haben so auch die Gelegenheit zum Ratschen. Bei uns fährt man mit dem SUV zum Bäcker und zurück.

In einem Supermarkt geben wir unsere letzten Lei aus und fahren dann auf der Autobahn um Bukarest herum. In einem Flusstal ist dann eine ideale Übernachtungsstelle.

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Kommentare: 1
  • #1

    Uwe Jähne (Dienstag, 11 Oktober 2016 19:54)

    Hallo liebe (Aus-) Wanderer, wir verfolgen gespannt Eure neuen Reisebeschreibungen und werden zugegeben immer neidischer. Bei uns ist Alltag und graues Novemberwetter. Auf den (starken) Bildern von Rumänien ist es ja richtig sonnig und auch der Hiasl macht sich richtig gut. Dina meinte, ich solle auch schon mal nach einem geeigneten Mobil Ausschau halten! Laut Eurer Reiseroute seid Ihr ja schon am historischen Shipka-Pass und sicher auch bald in Griechenland. Lasst Ihr das Rila-Gebirge und den obligatorischen Mussala aus? Wir wünschen Euch weiterhin eine tolle Reise und immer eine handbreit Luft unter den Achsen und Diesel im Tank! Bis bald mal wieder, Dina und Uwe.