Rumänien 24.9. - 29.9.2016

Die Nacht war ziemlich kalt und wir müssen in der Früh einheizen, aber zumindest regnet es nicht. Wir wollen etwas vorankommen und nehmen deshalb die bessere Straße, obwohl sie ein Stück länger ist. In einer kleinen Stadt sehen wir, dass heute Markt ist. Den möchten wir uns ansehen. Der ganze Ort ist auf den Beinen und wir sind voller Erwartung auf die tollen Sachen, die es da zum Kaufen gibt. Bei den ersten beiden Ständen kann man alles Mögliche für Pferde wie Zaumzeug, Gurte oder Geschirr aus Leder kaufen. Schön zum anschauen, aber nix für uns. Aber dann kommt die große Enttäuschung, denn außer Billigklamotten aus Kunststoff und eben solchen Schuhen, gibt es nichts. Kein Obst, kein Gemüse, keine Haushaltswaren. Schade. Da sind wir doch gleich durch. Wir kommen nun aus den Bergen raus. Die Dörfer ändern sich insofern, dass die Häuser nun nicht mehr aus Holz, sondern aus Stein gebaut sind, aber immer noch hier ein Türmchen, dort einen Erker oder eine Gaube haben. Auch sind es nach wie vor Straßendörfer, mit schmalem, aber langem Grundstück. Vermehrt sieht man jetzt winzige Dreitseithöfe: ein Haus zum Wohnen, einen angrenzenden Stall und als dritte Seite ein Lagerhaus für Heu oder oft auch Gerümpel. Das ist der Vorteil, wenn man mit einem LKW unterwegs ist: man sitzt recht hoch und sieht viel mehr! Kurz vor Cluj (Klausenburg) ist dann ein optimaler Platz für uns: oben auf einem Hügel mit der Möglichkeit zum Spazierengehen.

Heute schauen wir uns Klausenburg an, die einstige Hauptstadt der K. u. K. –Monarchie, was auch deutlich am Stadtbild zu erkennen ist. Am heutigen Sonntag ist in jeder Kirche, die wir anschauen wollen eine Taufe, egal ob katholisch oder orthodox. Da möchten wir nicht stören und begnügen uns mit den Fassaden, die auch schön zum Anschauen sind. Als die Wolken dunkelgrau werden, suchen wir das Ethnografische Museum auf. Dort können wir z. B. Bärenfallen, Dudelsäcke, Alphörner, alte Trachten, Töpferwaren, Haushaltsgegenstände, landwirtschaftliche Geräte u. v. m. anschauen. Es sind viele gut erhaltene Exponate ohne viel Schnickschnack ausgestellt. Danach spazieren wir durch die Altstadt und auf den ehemaligen Festungshügel hinauf, bevor wir uns von Cluj wieder verabschieden und Richtung Turda fahren, wo wir wieder ein schönes Fleckchen zum Übernachten finden. Ab und zu kommt ein Schafhirte oder ein Pferdefuhrwerk vorbei, aber die Leute grüßen nur freundlich und lassen uns unsere Ruhe.

Die Salzmine von Turda winkt. Nach ein paar Kilometern sind wir schon da. Und hier bekommt es Wolfgang nun endlich schriftlich: Die Dame an der Kasse schaut ihn an und meint, dass er schon Rentner ist und somit in den Genuss eines verminderten Eintrittspreises kommt! Ich hätte mich kugeln können vor Lachen. In der Mine kann man diverse Stollen besichtigen. Über unzählige steile Stufen steigen wir zur mittleren Ebene hinab und staunen: es gibt ein Riesenrad, Tischtennisplätze, Minigolf, Bowlingbahn etc. An den Wänden sieht man die schöne Maserung des Salzes. Ein Salzsee bildet die unterste Ebene. Es gibt darin sogar eine Insel aus Salz und man kann mit Ruderbooten rumpaddeln. Wir brauchen fast zwei Stunden um alle Gänge und Stollen zu erkunden. Es hat uns sehr gut gefallen!

 

Und weil jetzt so schönes Wetter ist, beschließen wir noch nach Cheile Turzii zu fahren, ein Canyon hier in der Nähe, wo man eine kleine Wanderung machen kann. Vom Parkplatz führt ein markierter Weg wunderschön entlang des Flusses über wacklige Hängebrücken und teils rutschige mit Ketten gesicherte Pfade durch die Schlucht, wo man zu einer Wiese kommt. In der Schlucht entdecken wir viele abgesicherte Kletterrouten im oberen Schwierigkeitsbereich! Bei OSMAnd haben wir gesehen, dass man ab der Wiese auch über einen anderen Weg zurück zum Auto kommt. Dieser führt allerdings zuerst sehr steil gut 300 Hm hinauf, was mit meinen Turnschuhen nicht so prickelnd ist. Von hier oben haben wir eine herrliche Sicht auf die weite Ebene rund um Turda. Weniger toll ist nach der Querung am Kamm der ebenso steile Abstieg! Aber alles in allem hat es sich gelohnt.

Die vorherige Nacht in Transilvanien neben einem Friedhof haben wir unbeschadet überstanden!

Wir fahren nach Alba Iulia mit seiner sternförmigen Festung mitten in der Stadt. Innerhalb der 12 km langen Mauern sind neben der orthodoxen Kathedrale und dem Katholischen Dom noch diverse Museen, Obelisken und Reiterdenkmäler zu besichtigen. Um 12 Uhr findet immer noch eine Wachablösung statt. Das ganze Areal wurde für viel Geld aufwendig restauriert, vielleicht um von den sozialistischen Bauten rundherum abzulenken.

 

Im Reiseführer haben wir noch von einer alten Ruinenstadt der Daker gelesen. Sarmizegetusa Regia liegt südwestlich von Alba Iulia in den Bergen auf knapp 1200 m. Von der Festung sind nur mehr Reste der Mauern erhalten, aber vom heiligen Bereich sieht man noch die Grundrisse von mehreren Tempeln, einen Altar und Entwässerungsrinnen. Alles liegt recht versteckt hoch oben in einem Wald. Das herbstliche Wetter passt gut zu der etwas unheimlichen Stimmung. Eigentlich wollten wir hier oben schlafen, aber der Parkplatz eignet sich gar nicht und so fahren wir wieder ein Stück runter und finden direkt am Fluss eine Wiese mit einer Feuerstelle für Wolfgang und auch zum Grillen.

Heute steht eine Kirchenburg auf dem Programm. Und dazu haben wir uns eine kleinere ausgesucht, zum einen weil sie direkt auf dem Weg liegt und zum anderen weil sie ein Kleinod sein soll! Und heute fahren wir zum ersten Mal auf einer rumänischen Autobahn. Ist auch mal recht angenehm und wir haben ja auch für die Straßenbenutzung genug bezahlt. In dem kleinen Ort Calnic ist dann das Objekt unserer Begierde, nur leider ist es verschlossen und in dem Verwaltergebäude macht niemand auf. Hmm, ärgerlich. Doch dann entdecken wir einen kleinen Zettel mit einer Telefonnummer, rufen da an und nach 15 min. kommt die „Custoda“ und sperrt für uns auf, macht alle Lichter an und legt in der Basilika Vivaldis Vier Jahreszeiten in den CD-Spieler ein. Im sehr gut erhaltenen Wohnturm sind Gebrauchsgegenstände ausgestellt und vom Speicherturm hat man eine schöne Aussicht auf den Ort. Die Kirche ist klein, kann aber mit ein paar alten Ikonen auf Holz aufwarten. Die Musik, die Rosenstöcke ringsum und überhaupt der ganze Ort ist sehr idyllisch. Wir sind froh, dass wir hergefahren sind.

Aber nun ist Kommerz angesagt. Im Navi ist die „Shopping City Sibiu“ eingegeben, denn ich habe zu wenig warme Sachen dabei! Man kann hier locker zwei Stunden verbringen und dann doch nur eine Jacke und Socken kaufen.

 

Zum Stellplatzsuchen sind wir heute zu faul und so steuern wir den 12 km südlich gelegenen Campingplatz Ananas an. Schöner Platz, ordentliche Sanitäranlagen mit ausreichend Wasserdruck und ein interessanter deutscher Besitzer, der schon vor 50 Jahren auf dem Hippietrail unterwegs war. 

In Sibiu (Hermannstadt) finden wir gleich neben dem Markt Cibin einen Parkplatz. Auf den Markt gehen macht hier sehr viel Spaß, denn das Angebot an frischem Obst und Gemüse ist überwältigend. So viel Auswahl, alles ansprechend präsentiert, man kann von überall probieren, die Preise sind fair. Wir decken uns für die nächsten Tage mit Tomaten, Paprika, Weißkraut, Zwetschgen und Lauch ein. Beim Metzger gibt es dann noch Huhn und Lammsteaks. Das touristische Zentrum verteilt sich auf drei Plätze in der Altstadt mit Kirchen, Museen und dem Rathaus. Wir bummeln lange durch die Gassen, schauen in Hinterhöfe, genießen die Sonne und bestaunen die alten Häuser, vor allem die noch nicht restaurierten. Am Nachmittag beschließen wir den schönen Tag mit Kuttelsuppe (Wolfgang) und Krautwickerl mit Polenta. Sehr, sehr lecker! Dazu gibt es noch Ursus Cooler, eine Art Radler, das schmeckt auch dem Nichtbiertrinker. Übernachtet wird an einem Fluss kurz bevor die Transfâgârâşan beginnt, die Hochstraße, die Siebenbürgen mit der Walachei verbindet.


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