Rumänien 19.9. - 23.9.2016

Nach der Megafahrt gestern – 175 km, aber 10 Std unterwegs – darf Wolfgang heute ausschlafen. Und auf guten rumänischen Straßen sind wir durch lichte Mischwälder und, wen wundert’s, durch ewiglange Straßendörfer nach Sighetu Marmatiei gefahren. In Sapanta haben wir den „fröhlichen Friedhof“ besucht. Fröhlich, weil statt Grabsteinen jedes Grab ein leuchtend blaues Holzkreuz hat mit einem bunten, geschnitzten Bild des Toten und in Versform eine Anekdote aus dessen Leben darunter steht. Wir waren nicht die einzigen Besucher, so viele Leute sieht man sonst nur zu Allerheiligen auf einem Friedhof. In Sighetu  stellen wir uns auf das Areal des Freilichtmuseums, wo man lt. Reiseführer auch übernachten kann. Leider weiß die Dame an der Kasse nichts dazu. Sie sagt posible und meint vielleicht. Wir meinen möglich!

Endlich können wir mal mit den Rädern zum Einkaufen fahren. Das wichtigste: eine rumänische Sim-Karte, nach so vielen Tagen Internetabstinenz. Rund um den Freiheitsplatz ist ein Laden neben dem anderen und wir finden auch ein modernes Café, die Coffee Factory. Der Cappuccino schmeckt sehr gut und sie haben auch noch wifi, das wir gleich mal ausgiebig nutzen. Am nahegelegenen Markt kaufen wir noch frisches Gemüse und Zwetschgen für einen Datschi.

 

Am Nachmittag brechen wir trotz grauem Himmel noch zu einer Radltour in die umliegenden Dörfer auf, in denen es noch einige alte Holzkirchen gibt. Mit viel Suchen finden wir zwei, die jedoch beide abgeschlossen sind und weit und breit niemand aufzutun ist, der sie uns öffnen könnte. Schade! Auf dem Navi entdecken wir eine Route durch die Berge, die uns kürzer erscheint als der Hinweg, was auf Grund des schwärzer werdenden Himmels gut wäre. Wolfgang nimmt eine steile Abkürzung und ich fahre außen rum und schon ist es soweit: wir haben uns verloren. Ich komme an kleinen Gehöften vorbei mit vielen Hunden, an einem liegt vor dem Zaun das Gekröse von einem frisch geschlachteten Schwein oder Ziege. Ich bleibe des Öfteren stehen um nach Wolfgang Ausschau zu halten, doch als es so richtig zu schütten anfängt, schaue ich, dass ich endlich zum LKW komme. Dort kommen wir dann beide völlig durchnässt gleichzeitig an! Zuerst sind wir beide etwas stinkig aufeinander, als dann aber der leckere Duft von frisch gebackenen Zwetschgendatschi durchs Auto zieht, ist die schlechte Stimmung gleich wieder vorbei!

Dauerregen! Wir haben keine Lust aufs Freilichtmuseum und fahren Richtung Vatra Dornei. Die Strecke führt über den Prislop-Pass, der wegen der schlechten Straßenverhältnisse etwas verschrien ist. Aber nach der Ukraine kann uns das nicht abhalten. In Borşa kaufen wir ein und fahren ein Stück rauf um dann zu Fuß zu einem Kloster zu wandern. Durch ursprüngliche Dörfer geht es an einem Fluss hinauf zu dem idyllisch gelegenen Nonnenkloster. Die Lage ist fantastisch: im Rücken ein Gebirgszug und nach vorne geöffnet auf das Tal von Borşa. Die Nonnen betreiben eine kleine Fischzucht und wirken mit ihren Handys und den modernen Autos recht weltlich. Die Gebirgslandschaft hier in der Maramureş gefällt uns außerordentlich gut! Wir können uns gar nicht satt sehen an den fast bis oben bewaldeten Bergen mit den eingesprenkelten Höfen und den unzähligen Heuschobern. Weiter den Pass hinauf finden wir in einer Kurve auf ca. 1200 m Höhe einen schönen Übernachtungsplatz. Zu unserem Schreck entdecken wir, dass sich von dem Gepäckträger diverse Schrauben durch das Gerüttel gelockert haben und er schon bedenklich zu wackeln angefangen hat.

Nach dem Frühstück bei ca. 4° Außentemperatur erreichen wir bald die Passhöhe von 1416 m. Oben befindet sich wieder ein Kloster, diesmal von Mönchen betrieben. Auch ist es relativ neu, wie man an den kahlen Betonwänden innen sieht. Doch auch hier ist die Lage wieder einmalig und lädt zur Kontemplation ein. Wir wandern ein bisschen einen Pfad am Kamm entlang und genießen endlich ein paar Sonnenstrahlen und die Natur. Zurück am Parkplatz ist eben ein Bus mit Italienern angekommen und das interessanteste Objekt von denen ist unser Hiasl! Sowieso ist er in den letzten Wochen das am meisten fotografierte Auto in Osteuropa. Wir beschließen nach Vatra Dornei auf den dortigen Campingplatz zu fahren. Dort angekommen, müssen wir leider feststellen, dass der wohl schon seit längerem zu hat! Hmm, was jetzt. Zuerst mal einkaufen und dann weiter zum nächsten Platz nach Fundu Moldovei, wir müssen nämlich dringend waschen. In dem kleinen Ort wird von einem holländischen Ehepaar seit acht Jahren ein sehr gepflegter Zeltplatz www.vuurplats.eu betrieben. Leider regnet es in Strömen und so verziehen wir uns in den Hiasl und vertreiben uns mit „Alf“ den Abend.

Am Vormittag sind Arbeiten am LKW, wie SOG-Anlage reparieren und Vernietung am Aufbau erneuern und natürlich Wäschewaschen angesagt. Doch kaum hängt die Wäsche an der Leine und wir bereit sind zu einem Spaziergang, fängt es natürlich wieder zu regnen an. Grrr. Eine halbe Stunde halten wir durch und gehen durch den Ort , bewundern alte Holzhäuser und überqueren fragwürdige Brücken. Beim Auto angekommen ist es sehr kalt, wir heizen ein und trocknen nun in mehreren Etappen die Wäsche in unserem „Hamam“!

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von den sympathischen Zeltplatzbetreibern. Es hat uns sehr gut bei ihnen gefallen und wir können den CP nur wärmstens empfehlen! Wir wollen nun eines der berühmten Klöster der Moldova besichtigen, das Mănăstirea Moldoviţa. Mit seinen gut erhaltenen Innen- und Außenfresken zählt die Klosterkirche zu einem UNESCO-Weltkulturerbe. An der Außenwand ist die Belagerung Konstantinopels festgehalten und im Inneren sind u. a. eindrucksvolle Märtyrerszenen zu bewundern. Die Kirche ist klein – für deutsche Verhältnisse – aber wunderschön mit ihren strahlenden Malereien.

Ein paar Kilometer weiter gibt es ein kleines Museum mit etwas anderen Malereien. Und zwar werden hier von einer rumänischen Künstlerin bemalte Eier ausgestellt. Zuerst dachten wir, wieso sollen wir in ein Eiermuseum gehen. Aber auf dem Zeltplatz ist uns das empfohlen worden. Und es hat sich rentiert. Wir sehen hunderte von Eiern (Hühner-, Wachtel-, Gänse- oder auch Straußeneier) in verschiedenen Techniken bemalt, wie z. B. Batik.

 

Am Wetter hat sich leider nichts geändert, es ist sehr kalt und es regnet meistens. Doch wenn ab und zu die Sonne rauskommt und die Hügel bescheint, dann sehen wir, wie toll es hier ist. So eine schöne Landschaft haben wir in Rumänien nicht erwartet! Doch wir müssen weiter und fahren nun auf den Tihuţa-Pass Richtung Bistriţa. Auf der Passhöhe ist ein Restaurant, wo wir uns eine „kleine“ Transilvanien-Platte genehmigen und ein paar Kilometer weiter dann übernachten.


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