Heute haben wir dem Hiasl eine "Lavash" für 7 Euro gegönnt und wir bekommen von dem Vulkaniseur nebenan bestätigt, dass MAN und Mercedes sehr gut sind und natürlich auch IVECO! Alter Charmeur! Von Peshkopi fahren wir nun nach Mazedonien an den Ohridsee. Dies ist nun innerhalb von 14 Tagen unser achtes Land. Wir fahren weiter am Drin entlang und entdecken auch wieder an dessen Ufer ein schönes Plätzchen zum Schwimmen, Angeln und Relaxen. Weniger schön ist die Entdeckung, die wir gleich darauf an unserem LKW machen: die vordere Kofferaufhängung war auf beiden Seiten gebrochen und zwei Schrauben zur Stabilisierung fehlen auch. Unsere Stimmung ist erstmal am Boden! Zur Abkühlung geht es erst mal ins herrlich kühle Wasser und danach versuchen wir noch mal unser Glück mit der Angel. Aber das ist uns heute nicht hold. Gott sei Dank fangen die albanischen Angler auch nichts.
Werkstattsuche ist angesagt. Wir werden nach Struga zum Autoservice Salko geschickt, der auch Zeit und Lust hat. Nach einer Stunde ist alles geschweißt und die Schrauben ersetzt. Und das alles für 10 Euro, was uns noch ein ordentliches Trinkgeld wert ist.
Jetzt wollen wir endlich mal ein bisschen Urlaub machen und richten uns dazu etwas südlich von Struga auf dem Camping Rino ein. Das Wasser des Sees ist sauber und angenehm kühl, da macht uns das Schwimmen so richtig Spaß.
Am Nachmittag erkunden wir mit den Rädern Struga. Ein schöner mazedonischer Badeort mit vielen Bars und noch mehr jungen Leuten. Man merkt den Unterschied zu Albanien deutlich. Das Angebot ist größer, moderner und vielfältiger, aber eben auch die Preise.
Heute morgen ist allgemeine Aufbruchstimmung auf dem Campingplatz - gestern Abend ist noch eine Geländewagenfraktion aus Norddeutschland angekommen - und auch wir starten rüber nach Ohrid. In der Altstadt ist es schon sehr touristisch: ein Andenkenladen reiht sich an den anderen, auch die Bar- und Restaurantdichte ist ziemlich hoch. Sehr gut gefällt uns der Bazar, der sich in einen Obst- und Gemüsemarkt und einem Markt für Haushaltswaren aufteilt. Die Waren sind frisch und sehr günstig. So gute Zwetschgen habe ich schon lange nicht mehr gegessen!
Auf dem Weg zur Festung besichtigen wir eine orthodoxe Kirche, die dem heiligen Kliment geweiht ist. Die etwas düstere Atmosphäre gefällt mir, doch ich bin froh, dass wir nicht dem orthodoxen Glauben angehören und sämtliche Ikonen abbusseln müssen.
Von der Festung hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und den See. Dieser ist ja nach dem Baikalsee der zweitälteste der Welt. Da heute Kirchentag ist, besuchen wir anschließend noch eine aus dem 13. Jahrhundert, die gerade restauriert wird. Die Frau von der Kasse erklärt mir die Geschichte und die Fresken. Die Kirche ist der heiligen Jungfrau gewidmet und somit etwas Marienlastig.
Zu guter Letzt fahren wir weiter nach Sveti Naum am Südufer des Sees, wo wir nochmals ein altes Kloster anschauen und zur Quelle des schwarzen Drins wandern. Sieht aus wie ein Taufbecken. Für unseren Geschmack sind zu viele Leute hier und so kaufen wir noch ein paar Gläser Honig und schon sind wir wieder in Albanien. Wir fahren die neu gebaute Straße am Westufer des Ohridsees entlang. Wegen des sehr hohen Bordsteins kommen wir nicht runter und landen deshalb auf dem kleinen Camping Rei, der zwar nur einfache Sanitäranlagen hat, aber dafür ein gutes Wlan und einen sehr netten Angestellten. Auch den Koch muss ich noch erwähnen, der uns die berühmten Ohridforellen sehr lecker zubereitet.
Es gefällt uns gut hier und so machen wir uns zu einer Miniradtour nach Lin auf, laut Reiseführer das schönste Dorf Albaniens. Langgezogen schmiegt es sich an eine Bucht mit einem Hügel im Rücken, auf dem früher eine christliche Kirche stand. Die alten, einstöckigen Steinhäuser sind gut gepflegt. Überall hängen jetzt im Herbst Paprika und Kräuter an Fäden aufgereiht zum Trocknen aus. Wir lassen uns von einem jungen Mädchen für ein paar Lek den Weg zur Ausgrabungsstätte mit den alten Mosaiken zeigen. Von den 220 m², die hier noch vollständig erhalten sein sollen, ist nur ein Quadratmeter zu besichtigen, der Rest ist zum Schutz von Sand bedeckt .
Nach dem heftigen Gewitter letzte Nacht ist heute morgen noch alles nass und grau in grau. Wolfgang repariert bei einem österreichischen WoMo noch den Radkasten, dann geht es für uns über den Thana-Pass rüber nach Librazhd. Der Pass ist wie eine Wetterscheide: auf der anderen Seite scheint wieder die Sonne! Auf dem weiteren Weg nach Elbasan passieren wir kleine Städte und Dörfer, die alle gleich aussehen, recht ärmlich, kleine Läden für den täglichen Bedarf, ein paar Bars und vor allem Fastfood-Restaurants. Die Menschen versuchen das beste aus ihrer Situation zu machen. In den Gärten wird viel Obst und Gemüse angebaut, oft werden auch Hühner, ein, zwei Schweine oder Schafe gehalten. Ab und zu sehen wir auch eine Kuh, die fast immer von einer Person an einem Strick "spazierengeführt" wird. Die jungen Frauen tragen westlich angehauchte Kleidung, ich vermute aus China oder aus unseren Altkleidercontainern. Die älteren Frauen dagegen haben schwarze Röcke und weiße Blusen an, dazu ein weißes Kopftuch und die Männer einen Anzug, der schon bessere Zeiten gesehen hat.
In Elbasan brauchen wir dringend einen Kaffee, den wir in der Kneipenmeile auch bekommen. Diese ist von Plattenbauten gesäumt, die nun aber bunt angestrichen und mit vielen Blumentöpfen dekoriert worden sind, so dass das Ganze irgendwie Charme hat. Wir spazieren durch die Altstadt, die von engen, kopfsteingepflasterten Gassen durchzogen ist, von denen es durch riesige Tore zu den Häusern geht.
Auf der Straße Richtung Kucova hat es uns dann erwischt. Sie wird gerade hergerichtet und befindet sich in katastrophalem Zustand. Zudem reiht sich ein Dorf ans andere und wir kommen einfach nicht voran. Als wir an einer Bar Halt machen um was Kaltes zu trinken, bemerken wir, dass der Schließzylinder zu unserer "Kellertüre" durch das Gerüttel gebrochen ist und wir nun nicht mehr zusperren können! Wolfgang zieht die Türe notdürftig mit Gurten zu.
Rund um Kucova wurde bis vor kurzem mit Uraltmethoden Erdöl gewonnen. Alle paar hundert Meter steht ein versiffter Bohrturm mit Schaufelrad rum, teilweise auch in den Gärten. Über der Stadt liegt noch ein Öldunst, die Reste der Ölraffinerien stehen noch verrostet rum, also zumindest das, was die oberen nicht illegal ins Ausland vertickt haben. Hier hält uns nichts und wir finden nach Kucova einen etwas schlammigen Platz an einem Fluss. Dort besuchen uns zwei Jungen, die mit ihrem Gaul Kies holen. Leider ist die Verständigung schwierig, aber ein bisschen Fußball geht immer!
Kommentar schreiben