Albanien 14.9. - 16.9.2015

Fünf Kilometer noch und dann beginnt die berühmte Piste entlang des schwarzen Drins. Wir sind gespannt! Zuerst führt sie uns mit vielen Kehren hinunter ins Drintal, wo wir bald auf die erste Brücke treffen. Ziemlich klapprig, mit vielen Löchern zwischen den z. T. fehlenden Holzbohlen. Aber aus einschlägigen Foren wissen wir ja, dass sie uns aushält.

Wo immer wir an Häusern oder kleinen Siedlungen vorbeifahren, winken uns die Kinder ganz aufgeregt zu. Es geht wieder bergauf, als uns ein Bauer deutlich zu verstehen gibt, dass wir weiter vorne mit diesem Auto nicht durchkommen. Da wir aber vor uns recht frische Reifenspuren von einem "Dickschiff" sehen, nehmen wir es nicht so ernst und fahren munter weiter. Als wir nach ein paar hundert Metern die prophezeite Engstelle sehen, haben wir erstmal geschluckt. Die Piste war hier exakt so breit wie unsere Spur (2,20 m). Schon mal gut, dass unser Koffer auch nicht breiter ist. Links senkrechte Felswand, rechts senkrechter Abgrund und an der engsten Stelle ist die Piste auf einen Meter weggespült. Irgendjemand hat dort eine Betonbohle reingelegt. Hält sie? Ich habe Wolfgang zentimeterweise und mit viel Gottvertrauen eingewiesen. Als dann endlich der rechte Vorderreifen drüber ist und gleich darauf auch der Hinterreifen, hole ich erstmal wieder Luft. "Dank" der Neigung nach rechts geht es auch ohne Schrammen am Wohnaufbau ab. Zum Adrenalinabbau machen wir bald darauf eine kleine Wanderung!

Zur Belohnung finden wir später einen tollen Platz direkt am Drin. Wolfgang packt zum ersten Mal (in seinem Leben!) seine Angel aus. Ich mache vorsichtshalber schon mal einen Pizzateig. Weise Entscheidung! Dafür kommt auf die Pizza Thunfisch. Wir bekommen noch Besuch von Ardit und seiner kleinen Schwester. Sie bringen uns eine Riesentüte mit Tomaten und Paprika vorbei. Wir freuen uns sehr und sie sich über die Kekse.

Später gesellt sich noch ein Paar aus Bad Kissingen mit Toyota und Dachzelt zu uns. Aber sie sind von der Drintour so fertig, dass sie uns erst am nächsten Morgen von ihrem Plan erzählen können, Albanien nach HOBO-Führer zu durchqueren. Hmm, ob das was wird? Wenn sie gestern schon in den Kehren rangieren mussten, also wir auf jeden Fall nicht.

Heute hat sich unsere Schießluke bezahlt gemacht. Sie eignet sich prima um tiefhängende Stromleitungen anzuheben.

Wir sind nun in Peshkopi angekommen, eine quirlige Kleinstadt, die uns sehr gut gefällt. In den kleinen Läden im Zentrum gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten und durch die Universität auch eine rege Kneipenszene. Espresso und Cappuccino schmecken fast so gut wie in Italien.

Wir wollen auf den höchsten Berg Albaniens und fahren dazu von Peshkopi aus Richtung Norden. Leider sind wir eine Piste zu früh abgebogen. Sie ist sehr schmal und mit vielen tiefhängenden Ästen. Es ist ein einziges Gekratze und tut weh! Bei einem kleinen Hof ist die Straße zu Ende und wir müssen alles zurück. Wir finden den richtigen Abzweig nach Radomire, wo wir am Beginn des Korabi-Weges bei einem Guesthouse stehen bleiben können.

Interessant ist das Haus gegenüber, das kräftig beheizt wird. Es ist eine Käserei. Wir bekommen eine kleine Führung vom Käser, der immer nur drei Monate im Jahr hier oben ist, bevor er wieder nach Tirana geht. Er schenkt uns einen großen brocken Schafskäse. Natürlich alles bio, wie er uns versichert.

Nach einer unruhigen Nacht am Bach klingelt um 6 Uhr der Wecker. Eine Stunde später starten wir bei kalten Temperaturen und einem eisigen Wind. Der Weg ist gut markiert, wir kommen an etlichen Almen vorbei, wo wir einmal von einem Hirtenhund aggressiv angegangen werden. Nach ein paar Metern wissen wir auch warum, als drei kleine Welpen auf uns zu torkeln! Die sind aber auch süß.

Die Gebirgslandschaft ist großartig. Blauer Himmel und endlich taucht die Sonne alles in ein warmes Licht. Später verlieren wir die Markierung und steigen über eine steile Flanke zu einem Sattel südlich des Gipfels. Von hier erreichen wir in wenigen Minuten den höchsten Punkt Albaniens: den Korab mit 2764 m. Nach dem 3,5-stündigen Aufstieg mit 1500 Höhenmetern gibt es die verdiente Gipfelrast. Der Abstieg ist nicht so schön. Es ist nun sehr heiß und ich laufe mir Blasen. Zum Ausgleich gibt es ein kühles Bier und Lemon Soda im Guesthouse. Wir bunkern noch frisches Gebirgswasser und bleiben dann bald direkt an der wenig befahrenen Straße in einer Kurve stehen. Natürlich kommt bald die Dorfjugend angelaufen. Aber heute sind wir einfach zu müde für einen Ratsch und sie verziehen sich bald wieder.

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