Albanien 9.09. - 13.09.2015

24,- Euro bezahlt für zwei Nächte mit gepflegten Sanitäranlagen und gutem WLAN, da kann man nicht meckern.

Über eine nigelnagelneue, KfW-finanzierte Teerstraße, teilweise sogar mit Gehsteigen, fahren wir nach Tamare. Wir sehen keine fünf Autos auf der Strecke, was nicht nur am aufziehenden Nebel liegt. Aber wir sehen wieviel Unsinn man mit den Geldern der EU und KfW anstellen kann. Wäre das nicht sinnvoller in einer zweiten Müllverbrennungsanlage in Albanien angelegt gewesen? Über eine sehr gute Piste geht es weiter ins Vermoshtal. Allerdings haben wir uns mehr davon versprochen. Der Vermosh führt kein Wasser und auch sonst sieht alles recht trist aus. Vielleicht liegt es auch am Wetter, das sich zunehmend verschlechtert. Am Aufbruch, wie er im Reise-Know-How-Führer beschrieben wird, sind wir wohl vorbei gefahren.

Wir haben gerade ein kleines Lagerfeuer entfacht, als wir von einem jungen Mädchen mit ihrem Bruder Besuch bekommen. Sie laden uns ein bei ihnen im Haus zu schlafen, da es im Auto doch sicher zu kalt sei. Wir lehnen dankend ab und unterhalten uns mit ihnen über die Schule - im Sommer kein Problem, aber bei einem Meter Schnee im Winter finden sie die 3 km schon beschwerlich - , was sie später werden wollen - Ärztin - und wie immer, die alles entscheidende Frage: Gefällt uns Albanien? Aber sicher! Die Kinder freuen sich, gehen nach Hause und kehren bald darauf mit ihrer Mutter zurück. Diese versucht nochmal eindringlich uns zum Übernachten bei ihnen zu überreden, aber wir können sie davon überzeugen, dass wir es im LKW warm haben und auch der Regen uns nichts anhaben kann. Nach einer herzlichen Verabschiedung lässt sie aber doch vorsichtshalber von den Kindern noch Feuerholz vorbeibringen! Das gibt es doch in Deutschland nicht, oder?

Nach dem Dauerregen in der Nacht beschließen wir nach Tamare zurückzufahren, bevor es eventuell die Piste aufweicht. In Lepushe ist gerade ein Schwein geschlachtet worden und die Männer winken uns herbei. Es ist eine extrem fettige Angelegenheit und deshalb nicht so ganz mein Ding, aber die Leute freuen sich und im Nu ist alles verkauft.

Wolfgang hat nun noch die Aufgabe bei strömendem Regen den soeben geplatzten Luftschlauch vom Fahrersitz zu reparieren. Seine Begeisterung hält sich arg in Grenzen.

Als wir weiter unten wieder Netz haben, sehen wir, dass für die nächsten Tage das Wetter in den Bergen schlecht bleibt. Also lassen wir die Berge sausen und fahren nach Velipoje, südlich von Shkodra, ans Meer. Dort finden wir an einem langen Sandstrand ein nicht ganz so vermülltes Plätzchen und lassen uns am Abend die Forellen vom Vermoshtal schmecken. In der Nacht haben dann sogar die Mücken noch was davon!

Nach einem richtigen "Urlaubstag" mit Ausschlafen, Schwimmen, Braten am Strand (Wolfgang) und Absacker in einer Bar machen wir uns am nächsten Tag wieder auf die Piste.

Über die Schnellstraße nach Lezhe und ab hier auf der Kosovo-Autobahn nach Reps. Dort ist der Ausgangspunkt für eine Offroadtour von Wikiloc. 42 km und moderate Schwierigkeit trauen wir uns zu. Wir passieren aufgelassene Kupferminen und Gefangenenlager der Kommunisten. Dort sind tausende Leute durch Folter oder unmenschliche Arbeitsbedingungen zu Tode gekommen. Die Landschaft ist grandios: Berge, kleine Höfe in den Tälern mit Maisfeldern, noch alles grün, die Sonnenblumen gelb. Auf 1200 m richten wir uns für die Nacht ein. Wir machen noch eine kleine Bewegungstour auf den nächsten Hügel und genießen die letzten Sonnenstrahlen, als wir plötzlich zwei Motorräder auf der Straße entdecken. Wir laufen sofort hinunter, aber wir hätten uns nicht so beeilen müssen, denn es kommen noch ca. 50 weitere! Lauter voll eingesaute Geländemaschinen. Die Fahrer schauen kurz auf, winken uns zu und weg sind sie. Nur die letzten beiden - zwei Österreicher - erzählen uns, dass das hier eine Rallye ist, die in sechs Tagen durch ganz Albanien geht. Nur sie fahren ohne Zeitwertung und können auch mal stehenbleiben.

Auch heute ist die Piste gut bis kurz vor der Abzweigung nach Kimez. Wir treffen hier zwei Türken, die jedes Jahr extra hierherfahren um Honig zu kaufen! Wir graben uns nun weiter durch die vom Regen aufgeweichte Piste. Unser nächstes Ziel sind die thermal springs. Doch aus dem erhofften Bad wird leider nichts: a) ist das Wasser saukalt, b) kommt es aus einer alten Kupfermine und c) sind die Steine ringsum von einer ungesunden roten Farbe. Jetzt freuen wir uns auf Teer. Doch diese 65 km nach Kukus ziehen sich. Die ewigen Kurven bergauf und bergab müssen wir an einer Fischzucht unterbrechen um ein spätes Mittagessen (gegrillte Forellen) zu genießen.

Kukes hat den Charme einer Sowjet-Kleinstadt und so erledigen wir nur schnell unsere Einkäufe und finden bald einen Hügel über dem Flughafen zum Übernachten.

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